Manche Menschen meinen, sie müssten sich so viel merken …
Dann wüssten sie auch Bescheid.
"Absturztaktik" lautet das Ergebnis, wenn sich der Kasseler Tim Taylor und der Hamburger DJ Fine eine Flasche Wodka schnappen und während des Konsums derselben zusammen Musik machen. Davor hat Tim bereits seit Anfang dieses Jahrtausends mehrere Alben veröffentlicht, oft mit einem Hörspiel-ähnlichen Konzept und etwas Tiefgang. Letzterer wurde allerdings bei der Arbeit mit dem DJ der Häng Man Gang ein Stück weit runtergefahren; ein durchgehendes Konzept ist aber auch dieses Mal nicht von der Hand zu weisen.
So spoilert der Protagonist quasi schon im Intro die komplette Platte: "Und das nur, weil wir beiden bald diese scheiß Erde von all ihrer Dummheit und Wackness befreien werden". Denn genau das passiert auf diesem Album – der MC lässt sich aus über wacke Rapper, zeigt, was er als Representer so drauf hat und haut lyrisch ordentlich auf die Kacke. Trotz allem kommt auch Kritik an gewissen gesellschaftlichen Zuständen nicht zu kurz. "Vergessen" zum Beispiel überzeugt mit dem Gedankengang, man müsse auch mal das Schlechte der Welt hinter sich lassen und sich selbst eine Freude machen. Und wenn Tim nicht gerade lebensfroh und voller Elan seine Texte über die Beats grölt, bekommt man die Skits der beiden Interpreten zu hören. Diese begleiten den Hörer durch das komplette Album wie eine Story. Vom Plan der Weltverbesserung über die Entdeckung eines Wodkas "mit einem Tropfen echten Wolfschweiss" (Tim Taylor auf "Wolfschweiss Skit") bis hin zum Absturz ist man quasi immer im Alltag der beiden Interpreten dabei. Eine Art Hörspiel eben. Allerdings können die insgesamt sieben Skits bei dauerhaftem Rotieren der Platte den Genuss der Musik dann doch etwas stören: Irgendwann kennt man die Gespräche nunmal auswendig. Immerhin bleiben neben den Skits noch zehn Tracks und ein Interlude, alles musikalisch abwechslungsreich gestaltet von DJ Fine und mit lyrisch starker Unterstützung aus seinem Bekanntenkreis. Denn die dudes und Knick Knack machen sich ebenso gut wie Tim auf den souligen, teils noch nach knarzendem Vinyl klingenden Sample-Beats.
Ja, Tim Taylor und DJ Fine sind wohl nach wie vor eher ein Geheimtipp der Szene, weil sie ihr ganz eigenes Ding durchziehen. Doch ihre "Absturztaktik" ist voll aufgegangen: Eine Flasche Wolfschweiss-Wodka, die ein oder andere Folge "Shameless" für das richtige Feeling und so manche Cuts auf der Platte – und fertig ist ein Stück schwarzes Vinyl, gefüllt mit Spaß an der Musik. Fehlt nur noch ein Musikvideo, in dem die beiden nach getaner Arbeit zurück in den "Sunryse" reiten.
(Lukas Päckert)