Denn sie sehen diesen kranken Jungen nur träumend umherlaufen.
Ich will den Teufel ins Meer tauchen …
Vier Jahre sind eine lange Zeit. In dieser Dauer kann ein Kind zur Welt kommen, laufen und sprechen lernen. Für ein Rapalbum hingegen sind vier Jahre ein überdurchschnittlicher Entwicklungszeitraum. Deutschrap hat Hochkonjunktur – das heißt für die meisten Rapper: produktiv sein und raushauen. Nicht so für Montez. Es war eine schwere Geburt, die der Bielefelder mit "Für immer und eh weg" durchmachte. In der Zeit seit seinem Debütalbum "Karneval" hatte er immer wieder mit Schreibblockaden und Selbstzweifeln zu kämpfen. Schließlich stellte der Rapper sein Werk aber fertig und konnte es über Vegas neues Label "Über die Grenze" veröffentlichen.
Entsprechend der eigenen inneren Konflikte, die Montez während der Produktionsphase beschäftigten, fällt seine aktuelle Platte sehr persönlich aus. Neben der generell nachdenklich-melancholischen Ausrichtung der Texte folgt auch die instrumentale Untermalung von "Für immer und eh weg" einem durchgängigen Muster. Das Produzententeam SVPA x NOVA hat die Platte mit einem äußerst melodischen Beatgerüst versehen. Hierbei bedienen sie sich vor allem verschiedenster Gitarrenklänge. Das dabei entstandene Klangbild ist stimmungsvoll, düster und fast schon epochal. Allerdings schafft es Montez nicht wirklich, der ausschweifenden Soundkulisse gerecht zu werden. Seine ruhige, tiefe Stimmlage wirkt meist recht monoton und lässt Variation und Emotionalität vermissen, was angesichts der intimen Lyrics eigentlich nötig wäre. So geht der Rapper oftmals in den Beats unter und bricht auch flowlich nur selten aus seinem Muster heraus. Auf "Urlaub bei dir" schlägt er dafür einen anderen Weg ein und singt fast den kompletten Track. Das sorgt für Abwechslung, jedoch kommt bei Montez' Art zu texten selten eine besonders dichte Stimmung auf. Blumige Umschreibungen wie "Ich kann manchmal deine Stimme im Wind hören. Ich würde ihr folgen – egal, wo sie mich auch hinführt", bleiben nicht die Ausnahme und finden sich auch auf dem Rest des Albums zuhauf. Durch diese vagen, offenen Formulierungen wirken viele von Montez' Texten nur auf den ersten Blick bedeutungsvoll. Zwar erzählt der Rapper packende Geschichten und von Schicksalsschlägen aus seiner Vergangenheit, dennoch wird die emotionale Atmosphäre viel zu oft durch vermeintlich vielsagende Wortspielereien wieder aufgebrochen.
"Für immer und eh weg" ist ein Album, für das man in der richtigen Stimmung sein muss. Nur so kann man sich in den melancholischen Sound fallen lassen. Dann nämlich, wenn man das skeptische Gehirn, das jede einzelne Worthülse hinterfragen will, ausschaltet. Wenn sich so die unbändige Melodie eines Instrumentals wie bei "Karussel" perfekt an die pathosgetränkte Ohrwurm-Hook von Montez anschmiegt, dann hat das Album durchaus seine Momente.
(Florian Peking)
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