Gold in meinem Herz, Carbon im Gesicht.
Bald Platin an der Wand – ich sag' bloß, wie es ist.
Das Schaffen von Mauli, ehemals Dirty Maulwurf, schreckte mich bisher meist ab. Der Musik aus dem Kosmos der Maskenrapper und VBT-Teilnehmer bin ich schon seit Längerem überdrüssig, klang doch mit der Zeit alles relativ gleichförmig und unspannend. Was Mauli jedoch mit seinem neuen Album "Spielverderber" abgeliefert hat, bewegt mich dazu, meine – zugegeben etwas oberflächliche – Meinung zu revidieren. Die Platte hat ihren Reiz weit entfernt von in 16er gepressten Battlerap- und Punchlines.
Die Lust am Battlen hat Mauli allerdings trotz allem nicht verloren, denn er lebt diese in zahleichen Sticheleien und Disses gegen diverse Rapkollegen aus. Besonders eRRdeKa und Timeless scheinen es ihm hierbei angetan zu haben. Aber beispielsweise auch Prinz Pi und Olson bleiben nicht vom "Spielverderber" verschont. Wirken die frechen Seitenhiebe bei den ersten Hördurchgängen noch gewitzt, verlieren sie schon nach kurzer Zeit ihren Effekt und damit den Unterhaltungsfaktor. So bleiben sie nur noch als hohle Phrasen bestehen, die Maulis persönliches Meinungsbild über deutschen Rap repräsentieren. Jedoch ist es nicht der textliche Überbau, in dem die Qualitäten von "Spielverderber" liegen. Tatsächlich beschränkt sich die lyrische Bandbreite von Mauli auf die kritische Betrachtung der Szene und das Herausstellen der eigenen Überlegenheit: "Ich bin mit meinen Jungs, mit meinen Jungs. Und wir ficken deine Jungs, aber das ist auch keine Kunst" ("Meine Jungs"). Doch wie diese eindimensionalen Themen vorgetragen und musikalisch untermalt werden, ist ein wahrer Genuss. Morten liefert auf "Meine Jungs" nicht nur einen großartigen Featurepart, sondern versieht "Spielverderber" als Produzent mit einem einzigartigen Beatgerüst. Der moderne Sound reicht hierbei von stylishen Trap-Anleihen bis hin zu abgespaceten Sample-Spielereien – frei nach dem Motto: "Meine Samples werden nicht geklärt. Meine Samples werden verzerrt" ("Iaam"). Die Instrumentals sind in ihrer Machart komplex und detailverliebt, lassen aber trotzdem viel Raum für die oftmals effektbeladene Stimme Maulis, was den Songs eine extrem dichte Atmosphäre verleiht. Vor allem in den Refrains entfesselt das seine komplette Wirkung. Durch eingängige Strukturen in Reimen und Melodie schafft der Berliner hier ästhetisch abgerundete Hooks, die ewig als Ohrwurm verharren. Selbstironisch bringt der Rapper diese Quintessenz der Platte selbst auf den Punkt: "Auf Parts hab' ich keine Lust, aber dafür hab' ich geile Hooks" ("MAULI pt.2").
Am Ende stellt man sich die Frage, wem die Ehre für das gelungene Projekt gebühren soll: Mauli für seine ignorant-griffige Art, Texte zu schreiben und lässig vorzutragen, oder Morten für die hochgradig stimmungsvollen Produktionen. Wahrscheinlich ist es die Mischung aus beidem, die aus "Spielverderber" eine so unterhaltsame Platte macht. Wer über inhaltliche Schlichtheit hinwegsehen kann und auf der Suche nach neuartigen Herangehensweisen an Rap ist, liegt mit "Spielverderber" genau richtig. Mauli liefert stylishen Rap über Rap mit einem spitzbübischen Grinsen, was in Verbindung mit den atmosphärischen Beats ein eigenständiges und in Deutschland einzigartiges Klangbild bietet.
(Florian Peking)
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