Du kannst nur dafür sterben, man, wenn du dafür gebor'n bist.
Immer der gleiche Kurs – Orbit.
Das Ziel: "Vom Bordstein zum Mond". Der Plan? "Immer der gleiche Kurs – Orbit" (Koolhy auf "Orbit"). Das Vorhaben, welches sich Koolhy und End damit gesetzt haben, könnte wahrlich ein leichteres sein. Doch wie sagt man so schön? Wenn man den Mond verfehlt, dann landet man immerhin noch in den Sternen. Also: "Mal sehen, ob er noch passt, dieser alte Astronautenhelm" (End auf "Vom Bordstein zum Mond") – denn dann kann es auch schon losgehen.
Reisen bringen seit jeher Leute näher zusammen. Und "Orbit" ist eine dieser Reisen, nach denen man den Eindruck hat, jemanden wirklich zu kennen. Koolhy und End sprechen offenherzig von sich, ihren Ansichten und Gedankengängen und bringen dabei dem Hörer ihren Blick auf die Welt näher. Obwohl meist mit sehr großen und fast schon pathetischen Worten gespielt wird, hat man nach 14 Songs tatsächlich das Gefühl, die beiden Ruhrpotter kennengelernt zu haben. Oftmals wirken einzelne Lieder und Passagen fast schon wie eine Form von Vergangenheitsbewältigung oder Therapie ("Der gleiche Traum"). Und das sind die starken Momente des Albums. Die Momente, in denen man den beiden jedes Wort abnimmt und an denen der sonst allgegenwärtige Pathos und Interpretationsspielraum Platz macht für echtes Gefühl. Doch leider ist "Orbit" eine Art von Drahtseilakt. Können die Worte durch echte Emotionen plötzlich nicht mehr ganz so stark überzeugen, driften Passagen in Phrasendrescherei ab. Schade eigentlich, denn dass sowohl die Interpreten als auch die Featuregäste es besser können, wird auf der Platte oft genug unter Beweis gestellt. Speziell Tatwaffe, der "Der gleiche Traum" zu einem Highlight des Albums macht, ist besonders hervorzuheben.
"Orbit" ist definitiv ein Werk, für dessen Genuss man in der richtigen Gemütslage sein muss. Es ist kein Sommeralbum – aber das wollte es wohl auch niemals sein. Gerade in der dunkleren Jahreszeit wirken die großen Worte und gemalten Bilder schlichtweg intensiver und echter. Aber auch im restlichen Jahr findet sich mit "Orbit" ein grundsolides Album, gespickt mit einer Handvoll eingängiger Ohrwürmer ("Huckleberry Finn"), die den Wiedererkennungswert deutlich steigern.
(Lukas Maier)
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