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Kritik

Grasime & Nino el Dino – P L A T Z

"Nino lacht – ich gucke ernst. Was du da machst, ist ein Scherz. " – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Gra­si­mes & Nino el Dinos aktu­el­lem Release "P L A T Z" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Nino lacht – ich gucke ernst.
Was du da machst, ist ein Scherz.

 

Wenn ein Hund Platz macht, liegt das meis­tens dar­an, dass er dazu auf­ge­for­dert wur­de, was von einer gewis­sen Dres­sur und Zäh­mung des Tiers durch sei­nen Besit­zer zeugt. Wenn die bei­den (Noch-)Underdogs Gra­si­me und Nino el Dino "P L A T Z" machen, han­delt es sich um das genaue Gegen­teil: Nie­mand sagt ihnen, was sie zu tun haben. Die bei­den wir­ken weder dres­siert noch zahm und einen Besit­zer gibt es erst recht nicht. Die zwei Mit­glie­der der Welt­un­ter­gäng sind Hun­de, die sowohl bel­len als auch beißen.

Die­se Frei­heit lässt sich ganz ein­fach erklä­ren: Hin­ter dem Duo steckt kein Erfolgs­ge­dan­ke. Kein "Wir wol­len die­se Sze­ne ver­än­dern". Gra­si­me und Nino el Dino sind HipHop- und Rap-​Fans, die ein­fach Bock haben, ihrer Lie­be zur Musik auch aktiv Aus­druck zu ver­lei­hen. Die old­schoo­li­gen, Sample-​schwangeren Boom bap-​Beats von Nino, die mit pas­sen­den Cuts und Flows von Gra­si­me ergänzt wer­den, erin­nern an Duos wie Retro­gott & Hulk Hodn oder Luk&Fil, blei­ben aber den­noch etwas Eige­nes. Der Gedan­ke eines Abklatschs kann bei so viel Lie­be zum Detail ein­fach nicht auf­kom­men, beweist Nino doch mit jedem wei­te­ren Instru­men­tal, dass er genau weiß, wie vie­le Samples und wel­che Sor­te von Drums dem Beat am bes­ten ste­hen. Gleich­zei­tig prä­sen­tiert Gra­si­me sich mit bis­si­gen Stro­phen, die so cle­ver wie krea­tiv sind. "Was ich anfas­se, wird nicht zu Gold, son­dern zu Musik", stellt der Rap­per auf "Ein Scherz" direkt neben: "Was du anfasst, muss ich waschen, bevor ich es anfas­se". Damit macht er sei­ne gene­rel­le Hal­tung gegen­über dem Groß­teil der Sze­ne klar. Denn die meis­ten "Rap­per sind wie Was­ser – eigent­lich ist genug für alle da, aber lei­der ist das meis­te unge­nieß­bar" (Durst). Für die­ses Duo ist jedoch immer noch ein wenig "P L A T Z" im Glas.

Gan­ze 21 Anspiel­sta­tio­nen sor­gen dafür, dass die­ses Album selbst nach dem fünf­zigs­ten Durch­lauf noch immer nicht lang­wei­lig wird und beweist, dass, wenn die bei­den Acts ihre Musik von der Lei­ne las­sen, ein gro­ßer Teil der Sze­ne brav Männ­chen zu machen hat.

(Dani­el Fersch)