Und schon wieder ist es perfekt – der Beat, die Stimme, der Text.
Endlich kommt was Neues aus der Hitschmiede des Raps …
Was man auch immer von ihm halten mag, mit "Pave Low" hat sich Dame ein kleines YouTube-Denkmal gesetzt. 22 Millionen Menschen haben sich bis heute die musikalische Symbiose aus "Somewhere over the rainbow" und "Call of Duty: Modern Warfare 3" angesehen. Doch 2015 ist Schluss mit dem Gamer-Rap – "Lebendig begraben", das fünfte Album des Österreichers, kommt nämlich ohne Videospiel-Anleihen aus.
Ich bin dennoch überrascht, als der Rapper, der seiner Deluxe-Box ein Bäumchen zum Selbstpflanzen beilegte, mit zwei Battle-Representern anfängt. Von diesem Moment an wächst meine Verwirrung schneller als sein beigelegtes Topf-Pflänzchen: Dem Österreicher scheint der Versuch etwas misslungen zu sein, ein zusammenhängendes Album anstelle eines Mixtapes zu veröffentlichen. Was Dame hier zusammenwürfelt, folgt nämlich schlichtweg keinem roten Faden. Auch textlich ist es, trotz überraschend hoher technischer Versiertheit, schon sehr zweifelhaft, wenn der Hobby-Gärtner in seinem "Gemüsebeet" herumwerkelt: "Und ja, ich lieb' Mozzarella – kommt er bei mir auf den Teller, liegen auf den Tomaten stets frische Basilikumblätter. [ … ] Bereite mich vor, denn nächstes Jahr will ich zur Kürbis-WM!" – klingt leider doch mehr nach Kochbuch als anständig ausgefeilten Lyrics. Aber zurück zur Musik. Zum Glück ist Dame ein Meister der Überleitungen und rappt nur einige Tracks nach dem kulinarischen Ausflug in den heimischen Garten über seine eigene Beerdigung. Und das sogar recht eindrucksvoll. Das Bild, wie er "lebendig begraben" seiner eigenen Beisetzung zusieht und merkt, dass sich seine Verwandten nicht so wirklich für ihn interessieren wollen, zeichnet sich ähnlich dunkel und stimmig wie "Paradise". Dieser Song wartet mit eingesungener Hook und düsteren Visionen auf und wirkt dank der rauen, markanten Stimme des Österreichers hitverdächtig. Alles klingt ein wenig nach der melancholischen Ader eines Chakuzas und es kommt fast so etwas wie Stimmung auf – bis Öko-Dame wieder seine Botschaft über die Weltherrschaft der Konzerne herumposaunen will. Das wirkt vor allen Dingen musikalisch alles so unabgestimmt, dass es bei einer Länge von 17 Tracks nicht funktionieren kann.
Die Platte endet damit, dass er auf der letzten Anspielstation resümiert, was in der vergangenen Stunde alles so gesagt wurde … Damit ich seine Kochrezepte und seine "Tagträume" über eine Welt ohne Kapitalismus auch ja nicht vergesse. Für das nächste Mal würde ich mir ein wenig mehr Stimmung, passende Beatpicks und ein bisschen weniger Gartenpflege wünschen. Aber bis dahin viel Erfolg bei der Kürbis-WM.
(Sven Aumiller)
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