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Hört, hört!

Februar 2015: Credibil und Kontra K

Was Ihr Euch in Sachen Deutschrap in die­sem Monat unbe­dingt ange­hört haben müsst? In unse­rer Rubrik "Hört, hört" stel­len wir die bei­den für uns rele­van­tes­ten Releases aus zwei Wel­ten, Unter­grund und Main­stream, vor. Die­ses Mal: Cre­di­bil und Kon­tra K.

"Okay – was habe ich ver­passt?" Eine Fra­ge, der wohl jeder von uns schon ein­mal begeg­net ist. Egal, ob man sie selbst gestellt hat oder mit ihr kon­fron­tiert wur­de. Manch­mal kommt ein­fach der Zeit­punkt, an dem man sich vor allem eines wünscht: "Bringt mich doch mal auf den neu­es­ten Stand!" Doch wie ant­wor­tet man dar­auf? Was hält man für beson­ders erwäh­nens­wert? Es ist schwer, eine kur­ze, aber voll­stän­di­ge Ant­wort dar­auf zu fin­den. Wie misst man über­haupt Rele­vanz? An media­lem Hype? Am Über­ra­schungs­fak­tor? Oder doch an dem musi­ka­li­schen Anspruch? In "Hört, hört!" geht es um das alles, redu­ziert auf zwei Ver­öf­fent­li­chun­gen. Ein Release, das vor allem im Unter­grund auf Zuspruch gesto­ßen ist, und eines, das in der brei­ten Öffent­lich­keit wahr­ge­nom­men wur­de. Zwei Wer­ke, die wir nicht unbe­dingt gut fin­den müs­sen, aber eine gewis­se Rele­vanz oder eine Bedeu­tung jeg­li­cher Art für die hie­si­ge Rap­land­schaft besit­zen. Zwei Wer­ke, die am Ende des Monats vor allem eines aus­sa­gen: "Hört, hört! Genau das habt ihr verpasst!"

 

Credibil Cover

Cre­di­bil – Molokopf

"Deutschraps Zukunft". Zwei Wor­te, die vor über zwei Jah­ren das Leben Cre­di­bils ver­än­dern soll­ten. Zwei Wor­te, die ihn das ers­te Mal wirk­lich auf die Bild­flä­che der Rap­land­schaft hol­ten. Denn die­se zwei Wor­te – die­ser Rit­ter­schlag – soll­ten von nie­mand Gerin­ge­rem als dem "King of Rap" Kool Savas per­sön­lich stam­men. Doch was pas­sier­te seitdem?

Ehr­lich gesagt: genug. Der Frank­fur­ter konn­te sei­ne ers­ten grö­ße­ren Auf­trit­te, sowohl auf Kon­zer­ten als auch auf Fes­ti­vals, als Support- und Main-​Act ver­bu­chen. Es gab eine ste­tig anstei­gen­de und durch­weg posi­ti­ve Reso­nanz auf sein "Deut­sches Demo­tape". Und auch Kon­tak­te zu Grö­ßen der Sze­ne, die den MC aus Frankfurt-​Bockenheim seit jeher inspi­rier­ten, wur­den geschaf­fen. All die­se Schrit­te führ­ten unwei­ger­lich zu neu­em Out­put – einem Ape­ri­tif für ein in der Zukunft lie­gen­des Debüt­al­bum. Ein Ape­ri­tif namens "Molo­kopf". Hier­bei trifft Ästh­ethik auf raue Melan­cho­lie und eine Sicht­wei­se, die ger­ne über den Tel­ler­rand hin­aus­geht. Unter­legt mit einer mit­rei­ßen­den Instru­men­tie­rung und prä­sen­tiert in teils wahn­wit­zi­gen Flow-​Pattern, die ein durch­wegs run­des Gesamt­werk schaffen.

Ob sich die­se EP und der dar­ge­bo­te­ne Wer­de­gang nun inso­fern abhe­ben, als dass Cre­di­bil als "Deutschraps Zukunft" titu­liert wer­den kann, sei noch dahin­ge­stellt. Aber viel­leicht stellt das "noch" auch die größ­te Fra­ge dar. Die Zeit wird zei­gen, wie der jun­ge Bocken­hei­mer sein Talent nut­zen wird. Aktu­ell ist er auf dem bes­ten Weg zum mehr als ver­dien­ten Erfolg.

(Lukas Mai­er)

 

Kontra K Cover

Kon­tra K – Aus dem Schat­ten ins Licht

Kon­tra K ist wohl das aktu­ells­te Bei­spiel dafür, dass Ziel­stre­big­keit und Durch­set­zungs­ver­mö­gen irgend­wann immer auf die son­ni­ge Sei­te des Lebens füh­ren. Der Ber­li­ner, des­sen aktu­el­le Aus­kopp­lun­gen bei bis zu drei Mil­lio­nen Klicks ste­hen, genießt nicht nur einen Hype, der ihm schon seit Jah­ren zusteht. Auch musi­ka­lisch wirkt der Künst­ler ange­kom­men wie nie. Sei­ne ganz eige­ne Spar­te hat er nach anfäng­li­chen Aus­flü­gen in Rich­tung Gangs­ter­rap sowie Expe­ri­men­ten im Dubstep-​Bereich gefun­den. Nach eige­ner Aus­sa­ge ver­sucht er, "den Hörer auf den Sport­film zu brin­gen" – und das macht er so erfolg­reich wie kein ande­rer im noch jun­gen Jahr. Die Ener­gie, den Enthu­si­as­mus und die Moti­va­ti­on von Kon­tra K ver­steht man aus­schließ­lich im rich­ti­gen Gemüts­zu­stand kom­plett. Und den erlangt man nun ein­mal im Box­ring, auf der Han­tel­bank oder in den pas­sen­den Lauf­schu­hen auf der Aschebahn.

"Erst im Grenz­be­reich lernt man sich ken­nen" ("Kampf­geist 2") ist dabei eine zunächst ein­fa­che Phra­se, die vom Rap­per auch nur ganz bei­läu­fig erwähnt wird. Den­noch ist sie lyrisch eine der Per­len auf "Aus dem Schat­ten ins Licht". So kurz und prä­gnant auf das Mini­mum her­un­ter­ge­bro­chen, fasst sie den­noch ein gan­zes Album, ja, bei­na­he einen gan­zen Life­style zusam­men. Nicht nur den des Kon­tra K, son­dern den eines jeden Sportsüchtigen.

Daher wur­de auch genau die­se Line aus­er­ko­ren, um unse­re Kri­tik zum vier­ten Solo­al­bum Kon­tra Ks zu eröff­nen. Dar­in wird erläu­tert, war­um "Aus dem Schat­ten ins Licht" zwar genau­so funk­tio­niert, wie es soll­te, aber (noch) nicht zu mehr taugt. Den­noch kann man sagen, dass mit die­ser Plat­te einer der ver­hei­ßungs­volls­ten Rap­per der nächs­ten Jah­re end­lich ange­kom­men scheint.

(Sven Aum­il­ler)