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Kritik

Credibil – Molokopf

Und 'Der bes­te Tag mei­nes Lebens' war der bes­te Tag mei­nes Lebens.

Cre­di­bil gehört zu die­ser neu­en Gene­ra­ti­on deut­scher Rap­per, die nicht, wie vor eini­gen Jah­ren noch, ledig­lich mit Rap­mu­sik aus Ame­ri­ka auf­ge­wach­sen sind. Nein, Cre­di­bil ist ein Kind des Deutschraps. Sei­ne Hel­den hei­ßen Savas und Azad, nicht Jay-​Z und Nas. Da war es fast schon nahe­lie­gend, dass sein Debüt-​Mixtape Hom­mage durch und durch war. Zum einen war es ein Ver­nei­gen vor den eige­nen Hel­den, zum ande­ren aber bezog er damit Stel­lung zu sei­ner musi­ka­li­schen Her­kunft. Ein wich­ti­ges State­ment in einer Sze­ne, in der die Prot­ago­nis­ten im Nor­mal­fall vor­ge­ben, mit Deutschrap wenig bis gar nichts am Hut zu haben. Nun, voll­ends in der Sze­ne ange­kom­men, war­tet Deutschrap gespannt auf das ers­te gro­ße Album des Frank­fur­ters. Als klei­nen Appe­tit­hap­pen vor­ab ver­öf­fent­lich­te er nun die "Molokopf"-EP.

Dass der Rap­per sei­ne Haus­auf­ga­ben gemacht hat, kann man wohl nicht bestrei­ten – denn wie kaum ein Zwei­ter schafft es Cre­di­bil, den zeit­ge­nös­si­schen Sound zu adap­tie­ren und ihm mit einer klei­nen Por­ti­on Frank­fur­ter Pathos sei­nen per­sön­li­chen Stem­pel auf­zu­drü­cken. Auch tech­nisch braucht er sich vor kaum jeman­dem zu ver­ste­cken. Spie­lend leicht passt er sei­ne Flows an die Beat­wech­sel an und kann so auf nahe­zu jedem Track mit neu­en Pat­tern und Rhyth­men begeis­tern. Der Nach­teil die­ser Fokus­sie­rung ist, ähn­lich wie bei sei­nem gro­ßen Vor­bild Kool Savas, dass der lyri­sche Aspekt in den Hin­ter­grund gerät. Nicht sel­ten hat man das Gefühl, dass die Wort­wahl durch Rei­me und Flow­va­ria­tio­nen bestimmt wird, nicht aber durch einen inhalt­li­chen Anspruch. Konn­te er auf sei­nem "Demo­tape" noch in die Fuß­stap­fen sei­ner Ido­le tre­ten, was ihm sowohl musi­ka­lisch als auch kon­zep­tio­nell einen sta­bi­li­sie­ren­den Rah­men ver­schaff­te, muss er auf "Molo­kopf" den Hörer mit sei­nen ganz eige­nen Visio­nen über­zeu­gen. Dafür feh­len dem Bocken­hei­mer jedoch die zün­den­den Ideen, denn bei all der tech­ni­schen Raf­fi­nes­se und dem opu­len­ten Klang­bild ver­rennt sich Cre­di­bil oft in einer Phra­sen­haf­tig­keit und ver­passt so die Mög­lich­keit, beim Hörer etwas auszulösen.

Fazit: Das Poten­zi­al ist zwei­fels­oh­ne vor­han­den, wie man auf den acht EP-​Tracks ein­mal mehr hören kann. Doch mit "Molo­kopf" ist der Fun­ke bei mir (noch) nicht übergesprungen.

(Chris­ti­an Weins)

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