Ich kenne alle Schmerzen, die man haben kann, und steh' noch hier.
Guck, wer zurück ist …
Manch einer scheint im Leben das große, manch anderer ein hartes Los gezogen zu haben – Punch Arogunz sieht sich Tag für Tag mit einem "Schmerzlos" konfrontiert. Und auch wenn der Titel seines neuen Albums vermutlich etwas anders gemeint ist, passt das Bild allemal. Schließlich verarbeitet der Rapper auf seinem nunmehr vierten Langspieler eine Fibromyalgie-Diagnose und seinen Kampf zurück ins Leben.
Es ist also alles andere als verwunderlich, dass düstere, harte Beats die Atmosphäre von "Schmerzlos" vorgeben – ebenso wenig wie der grundlegend wütende, ehrliche Sound des Protagonisten selbst. Ob er den Weg hin zur Feststellung seiner Krankheit, die damit verbundene Tilidinsucht oder das Distanzieren von ehemaligen Wegbegleitern thematisiert: Punch nimmt kein Blatt vor den Mund. Und genau diese durchgängige Ehrlichkeit – sowohl sich selbst als auch dem Hörer gegenüber – macht die große Stärke der Platte aus. Während reine Image- und Representertitel sowie die meisten Feature-Beiträge eher schwach ausfallen, sind die Alleingänge des Rappers durchweg gelungen. Dabei sind es noch nicht einmal die technisch ausgefeilten Parts, die mit schnellen Flowpatterns zu glänzen wissen, sondern in erster Linie die Geschichten – seine Geschichten –, die hier überzeugen. Denn auch wenn nicht jeder Song die Eingängigkeit und Qualität bietet, die damit beabsichtigt war, so gelingt es dem Künstler zumindest, seine Lebensgeschichte so plastisch zu vermitteln, dass man sie, wenn auch ohne die Schmerzen, nachempfinden kann.
Auf seinem vierten, extrem energetischen Album liefert Punch Arogunz neben technischen Höchstleistungen vor allem einen erschreckenden – und dadurch durchaus beeindruckenden – Einblick in seine vergangenen Jahre. So wünscht man ihm, ganz unabhängig davon, ob man seine Musik mag oder nicht, doch auf jeden Fall, irgendwann wieder möglichst "schmerzlos" zu sein.
(Daniel Fersch)