Damals war'n es Fantasien, mit Mucke ein paar Scheine machen.
Jahrelang vor Amcas fliehen, jetzt pumpt man mich im Streifenwagen.
Vor wenigen Jahren noch ein absoluter Geheimtipp, ist Gzuz im Jahr 2018 einer der bekanntesten und erfolgreichsten Rapper des Landes. Darum ist es auch kein Wunder, dass er mittlerweile auf der aus Marihuana-Rauch bestehenden "Wolke 7" schwebt.
Möchte man vielen Straßenrappern ihr konstruiert wirkendes Image vom harten Banger einfach nicht abnehmen, so zweifelt bei Gzuz gefühlt niemand an dessen Authentizität. Auch das neue Album wird daran nichts ändern. Jede einzelne Zeile darauf ist so dermaßen inbrünstig und aggressiv gerappt, dass man sich beim Hören in eine Welt aus schmutzigem Beton und dunklen Straßenecken hineingezogen fühlt, in der nur die Stärksten überleben. Die Instrumentierung des Albums besteht dabei aus einer zeitgemäßen Mischung aus klassischem 187-Bombast und brachialem Trap, auf der das Strassenbande-Mitglied sein unanzweifelbares Talent am Mikrofon Track um Track unter Beweis stellt. Inhaltlich wird einem hier allerdings kaum Neues präsentiert. Zudem sollte man vieles von dem, was der Hamburger rappt, kritisch hinterfragen – wie zum Beispiel folgende Zeile, die sich auf "Träume" wiederfindet: "Man sagt, ich bin frauenverachtend. Aber Frauen sind Schlampen." Obwohl die meisten nur ungern Streit mit dem Hünen anfangen würden, sollte man auch Gzuz in Zeiten wie diesen solch unverhohlenen Sexismus nicht durchgehen lassen. Während er seinen Lifestyle zwischen schnellem Sex, Drogen und Gewalt auf einem Großteil des Albums völlig offenherzig glorifiziert, zeigt er sich auf "Neuer Tag neues Drama" jedoch ungewohnt reflektiert und selbstkritisch. Hier bekommt man einen beeindruckenden Einblick in die innere Zerrissenheit, die ein Leben am permanenten Limit mit sich bringt.
Eines ist gewiss: So schnell wird Gzuz seine "Wolke 7" nicht mehr verlassen. Dafür ist dieses Album, wie die meisten anderen Releases aus den Reihen der Strassenbande, schlichtweg viel zu unterhaltsam und qualitativ hochwertig – auch wenn die Inhalte des Rappers teilweise nur mit Vorsicht zu genießen sind.
(Steffen Bauer)