Real Geizt erschuf sich selbst als sich selbst schaffendes Schöpferselbst.
Das Jahr 2000. Taktloss veröffentlicht "BRP 4Life". Auf dem Track "Ich bin nicht weniger als du dir wünschst zu sein" spricht Takti dabei unter anderem über sein Alter Ego Real Geizt. Demnach ist Real Geizt unnahbar, reist durch die Zeit, hat nie Hunger und bringt zu Ostern 2017 sein zweites Soloalbum heraus. Und das hat er dann auch wirklich. "Wie prophezeit".
Das Jahr 2017. Genauer: Ostern 2017. Während der Rest der deutschen Rapszene Schokohasen sucht, schwebt Real Geizt aus einem Wurmloch hervor, welches er nach eigenen Angaben als Autobahn benutzt, und beschenkt uns mit einem neuen Werk. Disharmonische Soundteppiche aus schummrigen Samples und dumpfen Bässen treffen auf schrillen Singsang und ungewöhnliche bis fehlende Flows. Und dabei entsteht etwas absolut Einzigartiges. Hier liegen Wahnsinn und Genie nicht mehr nur nah beieinander, Real Geizt ist beides in Personalunion. Auf Albumlänge spricht er nur in der dritten Person über sich und sein Dasein zwischen den Zeiten und Dimensionen. Dass dies in erster Linie recht kryptisch anmutet, liegt in der Natur der Sache. Schließlich kommuniziert Real Geizt über "Spiegelechos" mit uns, während er sich wie eine "Stehende Welle" durch den "Tunnel am Ende des Lichts" bewegt und in "die Schwärze des Lochs" eintaucht. Unterstützt wird er dabei von Gemälda, Splidttercrist, der Torso, der Tiegel und Marsimoto, die sich allesamt eines ganz ähnlichen Stils bedienen und gemeinsam mit Real Geizt so ein kompaktes Ganzes schaffen.
Was bei all der hohen Kunst jedoch angemerkt werden muss: "Wie prophezeit" entspricht sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Wo die Meinungen zu Taktloss selbst schon vom "absoluten Genie" bis zum "totalen Spinner" reichen, findet Real Geizt wohl nur noch bei den hartgesottenen Fans Gefallen. Die dürfen sich allerdings auch schon mal auf das einzige Real Geizt-Konzert des Planeten freuen, welches auf "Wie prophezeit" für den 20. Februar 2020 angekündigt wird. Und inzwischen wissen wir ja, dass er zu seinem Wort steht.
(Daniel Fersch)