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Kritik

Abroo – Königreich der Angst

"Scheiß auf Strom­spa­ren, wir haben im Dunk­len Angst. Licht­ge­stal­ten vor dem Unter­gang." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Abroos aktu­el­lem Release "König­reich der Angst" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Scheiß auf Strom­spa­ren, wir haben im Dunk­len Angst.
Licht­ge­stal­ten vor dem Untergang.

Nichts ist so all­ge­gen­wär­tig wie Angst. Vom plötz­li­chen Jumps­ca­re, der den Zuschau­er eines Films erschreckt, bis zu Urängs­ten, die tief in jedem ver­wur­zelt sind: Es gibt nichts, das den Men­schen schon so lan­ge und in so vie­len For­men ver­folgt. Kann uns ein Album, wel­ches sich genau dar­um dreht, über­haupt noch etwas Neu­es erzäh­len? Beson­ders, wenn die­ses Album schon seit meh­re­ren Jah­ren in der Mache ist? Kann Abroo uns noch Orte in sei­nem "König­reich der Angst" zei­gen, die uns unbe­kannt sind?

Das Rap-​Urgestein eröff­net eine Welt, gepflas­tert mit viel­schich­ti­gem, sam­ple­las­ti­gen Boom bap und star­kem Oldschool-​Sound, der sich aber auch heut­zu­ta­ge pro­blem­los bewei­sen kann. Abroo – tech­nisch stär­ker denn je – prä­sen­tiert 20 Jah­re Erfah­rung par excel­lence. Die Behand­lung von Ver­sa­gens­ängs­ten ("Zeit wird knapp") oder der Befürch­tung, betro­gen zu wer­den ("Kon­trol­le ist bes­ser"), zeigt nicht nur die brei­te Span­ne des The­men­felds an sich, son­dern auch, auf wie vie­le Arten der Rap­per davon zu berich­ten weiß. Den­noch wirkt man­cher Pfad in die­sem "König­reich der Angst" etwas aus­ge­tre­ten. "Ster­ne und Streifen"s Amerika-​Kritik erzählt nichts wirk­lich Neu­es und auch die Aus­ein­an­der­set­zung mit Deutsch­land scheint leicht ver­al­tet. So zeich­nen bei­spiels­wei­se "Die fabel­haf­te Welt der Anoma­lie" oder "Klub der toten Voy­eu­re" das Bild eines sen­sa­ti­ons­gei­len, ober­fläch­li­chen Lands, statt Gewalt und Het­ze "besorg­ter Bür­ger" zu the­ma­ti­sie­ren, die heu­te das wirk­li­che Pro­blem sind. Dar­aus ergibt sich ein sound­tech­nisch gelun­ge­nes Album, wel­ches vor zwei bis drei Jah­ren auch inhalt­lich den Zeit­geist exakt getrof­fen hät­te, 2016 jedoch lei­der bereits etwas Rost ange­setzt hat.

Dass das Gesamt­werk den­noch mehr als hörens­wert ist, ver­dankt es vor allem dem über­zeu­gend auf­ge­bau­ten roten Faden und Abroos Fähig­keit, mit weni­gen Wor­ten groß­ar­ti­ge Bil­der zu schaf­fen. Der Makel leicht feh­len­der Aktua­li­tät wird spä­tes­tens mit dem nächs­ten Antihelden-​Album aus­ge­gli­chen und die­ses ist schon für Ende 2016 ange­kün­digt. Fans müs­sen also nicht noch mal meh­re­re Jah­re auf Abroo war­ten, kei­ne Angst.

(Dani­el Fersch)

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