"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." – und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal, ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album –, mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Würde mich ein Kumpel fragen, was ich ihm in Sachen Untergrund empfehlen kann, würde ich Schaufel und Spaten nehmen und ihm eines der "Unterm Untergrund"-Releases aus meiner Plattenkiste ausgraben. Wie der Zufall so will, muss ich zumindest zeitlich nicht so tief graben, denn dieses Jahr kam mit "Tu es kund Unrumpf Mundbumszunft bumst um sich herum bis sich der Untergrund gesund schrumpft" Teil "3 7/8" ihrer "Unterm Untergrund"-Reihe heraus. Nach dem vorangegangenen Beat-Release gibt es dieses Mal wieder zehn Tracks von Bjorn Eric Schaufel und Jay Spaten auf allerfeinsten Instrumentals von Zweitgenanntem.
Es ist relativ egal, welchen der bisher sechs erschienenen Langspieler der beiden man sich zu Gemüte führt – sie sind für mich einfach der Inbegriff von Freshness und Untergrund. Die beiden Magdeburger bekommen viel weniger Aufmerksamkeit als sie verdient haben, stechen sie doch enorm heraus durch ihre ganz eigene Betonung beim Rappen und durch Beats, bei denen man stellenweise noch das Knarzen von Schallplatten hören kann. Denn Jay Spaten packt wieder jazzige Samples aus, die sonst keiner findet. Selbst das Instrumental von "Venus" weiß zu überzeugen, obwohl die darin vorkommenden Flöten-Töne für mich eher weniger auf HipHop-Beats gehören. Doch als wäre Jays Talent als Producer nicht genug, bekommt man von ihm und Bjorn Eric auch noch starke Lines zu hören, die einfach hängen bleiben. "Was wird, wissen nur die Verben – Futur I" (B. E. Schaufel auf "Dandy") ist zum Beispiel eine so simple Line und doch fasziniert mich der Gedankengang dahinter, zumal ich das auch noch nie in irgendeiner Form gehört habe.
Und wenn du nach diesen Argumenten noch was gegen die SuS Gang hast, dann dauert es nicht lang und du "kriegst ihn hinten rum trocken rein wie beim Bordeaux“ (B. E. Schaufel auf "Venus"). Also hol dir diese Platte lieber jetzt als später und tu es kund, Unrumpf: SuS Gang steht für Freshness im Untergrund!
(Lukas Päckert)
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