Der 17 Jahre alte Franzose Nahel M. war am Montag um 7.45 Uhr am Steuer eines in Polen zugelassenen Mercedes AMG „mit überhöhter Geschwindigkeit“ auf einer Busspur durch den Pariser Vorort gerast. So beschrieb der zuständige Staatsanwalt Pascal Prache am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Nanterre den Tathergang. Die zwei Polizisten der Motorradstreife hätten ein erstes Mal versucht, den Wagen anzuhalten und ihn mit Licht- und Hupzeichen gewarnt. „Der Wagen hat durchgestartet und eine rote Ampel überfahren“, sagte der Staatsanwalt. Die Motorradstreife nahm daraufhin die Verfolgung auf. Der Staatsanwalt schilderte die ersten Ergebnisse der Auswertung der städtischen Videoüberwachung. Es habe Lebensgefahr für einen Fußgänger und einen Radfahrer bestanden.
Verfolgungsjagd mit tödlichem Ende
Die Verfolgungsjagd nahm erst ein Ende, als der Wagen kurz nach 8.10 Uhr in einem Stau zum Stehen kam. Die beiden Streifenpolizisten hätten den gelben Sportwagen umstellt. Einer der drei Insassen ergriff die Flucht, nach ihm wird immer noch gefahndet. Als Nahel M. den Motor wieder startete, schoss einer der beiden Polizisten auf ihn. Der Siebzehnjährige sei durch eine einzige Kugel, die seinen linken Arm und anschließend den Brustkorb traf, getötet worden, sagte der Staatsanwalt. Die Polizisten hätten Erste Hilfe geleistet, doch beim Eintreffen des Rettungswagens war Nahel M. schon tot.
Die Aussagen der Polizisten deckten sich mit den Schilderungen des zweiten, minderjährigen Insassen, der wieder auf freiem Fuß ist. Der Staatsanwalt hat ein Strafverfahren wegen vorsätzlicher Tötung gegen den 38 Jahre alten Polizisten eröffnet, der von seiner Schusswaffe Gebrauch machte. „Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Bedingungen für einen Gebrauch der Schusswaffe nicht erfüllt waren“, sagte Prache. Der Polizist, der für seinen Einsatz während der Gelbwesten-Proteste ausgezeichnet worden war und früher als Soldat in Afghanistan gedient hatte, wurde in Untersuchungshaft genommen.