Ein Huhn heute wird humaner getötet als früher. Nur ist die Zahl der toten Hühner höher.
Der Tod mag humaner sein - alles andere was davor passiert nicht.
Gerade letztens im Spiegel nen sehr interessanten Artikel gelesen, der zu denken gegeben hat: Darin ging es um den sehr gegensätzlichen Umgang des Menschen mit den Tieren. Wurde anhand von Beispielen wie Massentierhaltung und Hundeyoga (Also ein Yogakurs bei dem meist Frauchen ihren Hund mitnimmt, und das Tier auch zentrale Rollen einnimmt) verdeutlicht.
Um die Verbindung zu deinem Beitrag herzustellen: Hühner in Europa werden, wie hier im Thread auch schon korrekterweise erwähnt, turbo-gemästet. D.h. das Hungergefühl wird ausgelöscht, und die Viecher wachsen so schnell, dass sie sich nur unter sehr großen Schmerzen zum Futtertrog zerren können (Die Knochen können nicht so schnell wachsen wie das Fleisch). Damit diese Schmerzen erträglicher werden, stehen die weiblichen Küken von Tag 1 an unter ständiger Medikation. Des weiteren wurde von einer Befreiungsaktion von Tierschützern berichtet; die befreiten Hühner waren so überzüchtet, dass sie unter natürlichen Voraussetzungen einfach krepiert sind. Ausserdem ist die Brust dieser Tiere so groß, dass ein natürlicher Fortpflanzungsakt nicht mehr stattfinden kann.
Ahja, und warum nur weibliche Hühner? Weil männliche im Sekundentakt am Fließband aussortiert werden, und dann - fast selbstredend - lebendig in den Fleischwolf kommen. Vom Spiegel wurde da auch kritisiert, dass das dabei entstandene Fleisch nicht zu Tiernahrung weiterverarbeitet wird, sondern einfach direkt auf die Müllhalde kommt. Was nebenbei nichtmal legal ist.
Ein sehr prägender Satz hab ich auch aus dem Artikel mitgenommen: Die gesamte Produktion ist ein großer Wirtschaftsfaktor, und alles dreht sich um den Preis.
Der ist aber nicht günstig, er wird nur von anderen bezahlt. Konkret sind das natürlich in erster Linie die Tiere. In zweiter Linie die Umwelt, weil die Herstellung für Hightec-Dünger, Nahrungsaufzuchtsmittel usw. alles andere als Umweltfreundlich hergestellt wird.
Kommen wir zum Conclusio: Ich esse gerne Fleisch. Aber es kann nicht sein, dass ich damit preislich belangt werde, wenn ich mich gegen dieses Fleisch und für Bio-Fleisch entscheide. Ich werde dafür bestraft, dass ich eine offensichtlich richtige Entscheidung treffe? Find ich nicht korrekt! Entgegenwirken müssten da höhere Subventionen für Biobauern, und striktere Auflagen für Massentierhalter. Natürlich wird sich daran so schnell nichts ändern, weil dieses große Bewusstsein erst ensteht, bzw. der Menge das auch egal ist solange der Preis stimmt.
Deswegen muss Aufklärungsarbeit geleistet werden. Für mich als Raucher ist es nicht ganz ersichtlich, warum auf den Zigarettenpackungen groß steht "Rauchen kann tödlich sein", wo das doch jedem Kleinkind bewusst ist, während auf den Fleischverpackungen das - offensichtlich vorhandene - Leid der Tiere in keinem Wort erwähnt wird. Dann hat man nämlich nicht mehr die Ausrede unwissend zu sein, sondern ist ganz offiziell ein Arschloch wenn man sich für das Billigfleisch entscheidet. Denn so wie es ist jetzt ist, ist man einfach "der Dumme" wenn man sich für Biofleisch entscheidet. Ich kann da der Masse absolut nicht böse sein, wenn sie Schnitzel für 4.99 das Kilo holt. Man müsste ihr aber böse sein, wenn es die genauso günstige Alternative gibt; denn dann gebe es ja keinen Grund mehr sich für dieses Fleisch zu entscheiden. "Doch ich nehm das Massentierhaltungsfleisch, garantiert nich bio, ich will dass mein Hünchen gelitten hat
" sagt ja keiner
Für mich als Konsument ist ausserdem nicht ersichtlich, ob das Fleisch jetzt beim Metzger, nur weil es Teurer ist, auch aus einer artgerechten Tierhaltung kommt. Natürlich könnte ich da mit großem Vertrauen einfach blind kaufen; aber das wäre auch n Stück weit naiv so. Auch da sehe ich Verbesserungsbedarf was die Transparenz anbelangt.
Der nächste Schritt wäre also zu fragen: Okay, wir haben dieses Bedürfnis nach artgerechter Haltung, was können wir tun? Falls das Parlament jemals einen dieser zwei Vorschlägen nachkommen wird (Biofleisch subventionieren, Hinweis auf Tierquälerei bei Massentierhaltungsfleisch anbringen), was ich stark bezweifle, was wäre der Weg bis dahin? Der Trottel sein und teures Fleisch kaufen, und auf die Tierfreundlichkeit des Metzgers zu vertrauen? Ist das unsere einzige Option?