True to the bones – seit den Kinderschuhen.
Es gibt sie zum Glück noch: Leute, für die Rap mehr als eine potenzielle Einnahmequelle ist. Für die HipHop aus mehr als Albumboxen und Beef besteht. Die die Kultur leben und verkörpern. Manchen dieser Heads reicht es, die Szene zu verfolgen und die Musik "nur" zu hören. Andere wollen aktiv partizipieren und greifen wie der Bochumer Meller selbst zum Mic. Doch ergibt sich aus der tiefen Liebe zu HipHop auch automatisch gute Musik?
Außer Frage steht: Meller ist eng mit der Kultur verwurzelt. Was er auf dem von AUX99 produzierten Album "Zeig dein Gesicht" erzählt, wirkt authentisch und glaubhaft. Aufgewachsen mit "Beatstreetz & Wildstylez" sprühte er schon in jungen Jahren nach dem Beispiel seiner Vorbilder. Sein "Bericht aus Bochum" kommt zwar nicht ganz ohne Straßenrap-Klischees aus, umgeht dabei aber überzogen harte Gangster-Geschichten. Er spielt mit der "Krieg in meinem Kopf"-Attitüde und erzählt auf einem bretterharten Beat vom Wahnsinn, den er beim Rappen entfacht. Andererseits bleibt er aber in einem realistischen Rahmen und ist auf ruhigeren Sounds auch gerne mal mit den Freunden "smooth am Strugglen". Obwohl man ihm seine Inhalte stets abkauft: Ganz ohne Phrasen kommt Meller leider nicht aus. Zudem scheint er nicht unbedingt der talentierteste Rapper zu sein. Die eine oder andere Zeile klingt etwas ausgelutscht, auch flowtechnisch hapert es hier und da mal. Das können selbst namhafte Featuregäste wie Lakmann letztlich nicht ausgleichen. Dank der Authentizität des Gesamtwerks lässt sich dies aber irgendwie verschmerzen. Manchmal geht es im HipHop eben um mehr als um die perfekte Technik und den ausgewogensten Sound.
Kein Zweifel, "Zeig dein Gesicht" ist kein Meilenstein und Meller auch sicher nicht der Künstler, der HipHop umkrempeln wird. Genauso wenig Zweifel bestehen aber daran, dass der Bochumer dennoch ein fester Bestandteil der Szene ist und bodenständige Leute wie er diese Kultur in ihren Grundfesten am Leben erhalten.
(Daniel Fersch)