Ich will mit keinem Tweef.
Nein, ich hab' euch alle lieb.
Für manch oldschooligen HipHop-Head ist Juicy Gay wohl ein absoluter Albtraum. Als eine Galionsfigur des Turn-Ups kreiert er ständig neue Meme-reife Phrasen und packt diese auch umgehend in cloudig-trappige, schrille Tracks. Trotz Ohrwürmern mit "Was ist das für 1 life?"-Semantik und Inhalten voller Selbstironie und charmanter Ignoranz kann man ihm die Liebe zum HipHop dennoch nicht absprechen. Denn eigentlich will Juicy weder die Szene umkrempeln, noch Streit anzetteln. Er fragt einfach nur ganz höflich: "Hallo, wie gehts?"
Die Abkürzung des Albumtitels "HWG" steht aber nur teils für besagte Frage. Wenn Laune und Sound es diktieren, wird daraus nämlich schnell mal ein "Heute wird gefickt". Denn während Juicy melancholisch gesteht: "Ich komm' auf die Party und bin traurig ohne Grund", und dabei dem Frank White früherer Tage zuzwinkert, trägt er zeitgleich "zwei Uhren", die "Skibrille über der echten Brille" und raucht "20 Kilo Haze". Der Rapper fühlt sich eben in jedem Szenario wohl, dass ihm die Beats von AsadJohn ermöglichen. Neben gewohnt ironischen Inhalten zeigt sich Juicy Gay aber auch von einer ernsten und gefühlvollen Seite. Und das wirkt nie unpassend. Vermutlich können nur sehr wenige Rapper im selben Track vom "Almans abziehen" reden, in dem sie auch feststellen, "süß wie eine Maus" zu sein – doch ihm nimmt man beides gerne ab. Allerspätestens "Subway" macht ihn dann aber unantastbar, denn wer aus einer Sandwich-Bestellung nicht nur einen Track, sondern auch einen genialen Ohrwurm machen kann, der ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Noch haben also selbst die engstirnigsten Oldschooler die Chance, sich auf den Sound von Juicy Gay einzulassen und sein "Hallo, wie gehts?" mit einem Lächeln und einem freundlichen Händedruck zu beantworten. Ansonsten zieht er wohl recht bald an ihnen vorbei – Richtung Karriere, die ihm hoffentlich noch bevorsteht. Gönnen würde man es ihm.
(Daniel Fersch)