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Kritik

Johnny Rakete – Macht's gut und danke für den Fisch

"Ich glaub', ich soll­te aufhör'n, aber heu­te nich'. Erst mal dar­um küm­mern, woher ich den nächs­ten Beu­tel krieg'." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu John­ny Rake­tes aktu­el­lem Release "Macht's gut und dan­ke für den Fisch" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich glaub', ich soll­te aufhör'n, aber heu­te nich'.
Erst mal dar­um küm­mern, woher ich den nächs­ten Beu­tel krieg'.

Nach den bei­den Vor­gän­gern "Per Anhal­ter durch die Gala­xis" und "Das Leben das Uni­ver­sum und der gan­ze Rest" ver­öf­fent­licht John­ny Rake­te nun mit "Macht's gut und dan­ke für den Fisch" den drit­ten Teil sei­ner von Dou­glas Adams inspi­rier­ten EP-​Reihe. Doch wo führt ihn sein zur Hot­box umfunk­tio­nier­tes Raum­schiff die­ses Mal hin?

Auch wenn man sich nicht mit Science-​Fiction-​Literatur beschäf­tigt, bie­tet John­nys Musik durch­aus Iden­ti­fi­ka­ti­ons­po­ten­zi­al für die Gene­ra­ti­on Y. Denn der Für­ther bestrei­tet einen Groß­teil sei­nes All­tags bekifft. Im Gegen­satz zu vie­len sei­ner Kol­le­gen artet dies bei ihm jedoch nie in stump­fe Glo­ri­fi­zie­rung aus. Er ist sich durch­aus dar­über bewusst, dass er sei­ne Zeit weit­aus pro­duk­ti­ver nut­zen könn­te – und äußert dies auch in sei­ner Musik. Auf "Lich­ter aus" the­ma­ti­siert er bei­spiels­wei­se die gesell­schaft­li­che sowie eige­ne Abstump­fung in Bezug auf den sich ver­schlech­tern­den Zustand unse­rer Welt. Ihm ist klar, dass er Teil des Pro­blems ist und es kei­ne ein­fa­chen Lösun­gen gibt. Den­noch zieht er es offen­bar vor, sich wie auf "Bis hier hin" nost­al­gi­schen Kind­heits­er­in­ne­run­gen hin­zu­ge­ben oder eben den begrün­de­ten Pes­si­mis­mus im THC-​Rausch zu ver­ges­sen. Das kann man durch­aus kri­ti­sie­ren, die musi­ka­li­sche Her­an­ge­hens­wei­se des Man­nes mit dem Jesus-​Look ist jedoch eine sehr sym­pa­thi­sche und nach­voll­zieh­ba­re. Sein ent­spann­ter Flow und das Bewusst­sein für die Pro­ble­me unse­rer Zeit machen die EP zu einem ange­neh­men Hör­erleb­nis. Auch die Beats von Haw­kO­ne, die zu einem Groß­teil die­sel­ben Samples wie der Mobb Deep-​Klassiker "The Infa­mous" auf­wei­sen, wis­sen zu über­zeu­gen. Mobb Deep scheint für John­ny ohne­hin eine gro­ße Bezugs­quel­le zu sein. Neben den Beats gibt es auch Vocal­cuts, text­li­che Erwäh­nun­gen und ein an das besag­te Album ange­lehn­tes Cover.

Bei "Macht's gut und dan­ke für den Fisch" bekommt man das, was man von John­ny Rake­te erwar­tet: Kif­fer­rap mit Köpf­chen auf Boom bap-​Beats. Über­ra­schun­gen hebt er sich ver­mut­lich für ein mög­li­ches Album auf. Bis dahin kann man mit der EP wun­der­bar sei­ne Pro­ble­me ver­ges­sen – oder sich dar­an erin­nern lassen.

(Stef­fen Bauer)