Die Instrumente sind gestimmt, die Stimme Instrument.
Und wir verbinden uns, denn Schwingungen sind immanent.
Schon 2015 befand die Rapperin Yasmo, ihre Musik sei "eigentlich kein HipHop". Was sie – ebenfalls zusammen mit der Klangkantine – damit wohl meinte, war, dass sie nicht in die leider allzu oft vertretenen Klischees der Szene passe. Denn wer bereits Liveauftritte mit Nazar zu verbuchen hat und nebenbei noch Mitbegründerin regelmäßiger Freestyle Sessions in Wien ist, darf sich schon ein wenig HipHop im Blut attestieren lassen. Und für ihr neues Album dürfte das Gleiche gelten.
Das schlicht mit "Yasmo & die Klangkantine" betitelte Werk bestätigt: Die Rapperin betreibt ihre Kunst weit über den Horizont engstirniger HipHop-Dickköpfe hinaus. Die Symbiose aus jazzigen Big Band-Sounds und sprechlastigem Flow ist dabei alles andere als sperrig und wirkt angenehm eingängig. Eine Ähnlichkeit zu Fiva – insbesondere in Kombination mit der JRBB – scheint allein schon aufgrund der Konstellation gegeben. Und dennoch ist hier eine ganz eigene Note vorhanden. Yasmo und die Klangkantine halten ihr Soundbild kompakter, jedoch in keiner Weise schlichter. Inhaltlich wie klanglich wird nämlich trotzdem auf Vielfalt gesetzt. Ob Yasmo in die Ferne schweifen möchte oder den ganzen Tag zu Hause bleibt, von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert oder für Gleichberechtigung einsteht: Die Klangkantine weiß sie stets passend zu begleiten. Der Flow mag ab und an etwas zu sehr nach Poetry Slam anmuten. Doch gerade dann, wenn es etwa darum geht, sich auf Tracks wie "Zwei" gegen Rassismus auszusprechen, steht die Aussage ohnehin im Vordergrund und das Endergebnis bleibt rund.
Yasmo hat also vollkommen recht, wenn sie sagt, sie und die Klangkantine seien "eigentlich kein HipHop". Denn das neue Album der Gruppe ist doch viel mehr als das: eine Kombination aus klassischen Instrumenten und modernen Sounds sowie deutschem Rap mit einer Prise Poetry Slam. All das, versetzt mit einem Hauch Wiener Schmäh, ergibt schlicht und einfach ein Gesamtpaket großartiger Musik.
(Daniel Fersch)