Keiner sinkt tiefer vom Boden aus als Dege und die Brüder.
Mit "Terror 22" setzte der Rapper mit der ungewöhnlichen Maskierung bereits im März dieses Jahres ein größeres Ausrufezeichen. Degenhardt nutzte damals zum ersten Mal die gängigen Vertriebswege, statt – wie früher – seine Musik über kostenfreie Kanäle oder durch Tauschhandel unters Volk zu bringen. Mit der EP "Krahter" führt er nun diesen Weg fort. Allerdings nicht allein, sondern gemeinsam mit den Kamikazes, die man aus dem Umfeld von Prezident kennt.
"Krahter" klingt homogen und bietet genau das, was man von einem Release der drei Rapper erwartet. So erzeugt die musikalische Untermalung eine düstere, bedrohliche und zum Teil bedeutungsschwangere Stimmung, vor allem durch dreckige Samples oder lange Outros. Passend dazu liefern die Künstler in ihren Texten fantasievolle und abstrakte Bilder, die stark an einen Traum erinnern. Allerdings weiß man nicht genau, ob es sich dabei auch um einen Nachtmahr handeln könnte. Zugegebenermaßen ist diese recht experimentelle Form von Rapmusik nicht jedermanns Sache. Denn durch diese traumähnlichen Gebilde wirkt "Krahter" recht unecht – doch gerade das macht das Ganze so interessant. Degenhardt und die Kamikazes legen nämlich dem Hörer auch ihre komplette Gedankenwelt offen, sodass dieses Werk paradoxerweise wiederum extrem authentisch wirkt. Des Weiteren präsentieren sich die Rapper in ihrer typischen Art und Weise wortgewandt. Assoziationen und Referenzen werden so geschickt verpackt, dass man genau hinhören muss, um sie zu verstehen.
Es wird vermutlich nicht jeder auf diese düstere und melancholische Art von Rap stehen, wie sie die drei Rapper auf den neun Songs präsentieren. Aber "Krahter" bietet auch fernab davon eine gute Möglichkeit, um mal wieder einen Blick über den Tellerrand zu werfen.
(Benjamin Borowitza)
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