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Kritik

M.A.M – Alchemist

"Ich spü­re, was nicht echt ist. Denn man grü­belt oder rech­net nicht – man fühlt es, oder lässt es." – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zu M.A.Ms ak­tu­el­lem Release "Alche­mist" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Ich spü­re, was nicht echt ist.
Denn man grü­belt oder rech­net nicht – man fühlt es, oder lässt es.

Aus dem Nichts etwas Wert­vol­les schaf­fen, wert­lo­ses Geröll zu teu­rem Gold ver­wan­deln. Das war der Wunsch­traum der Alche­mis­ten. Moham­med Ali Malik ver­folgt mit sei­ner "Alchemist"-EP ein ähn­li­ches Ziel. Doch sind sei­ne Roh­stof­fe nicht uned­le Metal­le, son­dern sei­ne eige­nen Raps und Beats. Mit die­sen ver­sucht er, unter sorg­fäl­ti­gem Fein­schliff ein stim­mi­ges Ergeb­nis zu erzie­len. Gelingt ihm die Syn­the­se – oder ist Maliks EP bes­ten­falls goldig?

M.A.Ms Her­an­ge­hens­wei­se an Rap ist eine ande­re als bei vie­len sei­ner Genre-​Kollegen. Einen Turn-​Up-​Soundtrack für die nächs­te Par­ty fin­det man auf der "Alchemist"-EP eben­so­we­nig wie bein­har­te Stra­ßen­ro­man­tik. Statt­des­sen wohnt dem Werk eine bei­na­he boden­stän­di­ge Ernst­haf­tig­keit inne. Moham­med Ali Malik ver­steht sein Hand­werk und hält sich nicht lan­ge mit Gim­micks auf. In jedem der fünf Tracks ver­mit­telt der Rap­per eine Mes­sa­ge, die er rap­t­ech­nisch ein­drucks­voll unter­mau­ert. Stets onpoint und mit reich­lich Varia­ti­on geflowt, ver­mag er die Beats struk­tu­rell für sich zu nut­zen. Ledig­lich den abge­hack­ten Flow an Wort- und Zei­len­en­de stra­pa­ziert der Musi­ker etwas über, wodurch die­ses eigent­lich abwechs­lungs­rei­che Stil­mit­tel zum vor­her­seh­ba­ren Moment wird. Auch gesang­lich ist M.A.M durch­aus ver­siert, wie er auf "FWNN (Frei Wie Noch Nie)" beweist. Trotz sei­nes "erwach­se­nen" Ansat­zes ist Maliks Musik nicht gänz­lich frei von Kli­schees. Tracks wie "Treu" oder auch "FWNN (Frei Wie Noch Nie)" las­sen schon am Titel erah­nen, was sie behan­deln, und schaf­fen es inhalt­lich kaum, mehr zu die­ser Vor­ah­nung hin­zu­zu­fü­gen. So wirkt M.A.Ms Musik an eini­gen Stel­len etwas zu glatt und ober­fläch­lich. Ein gro­ßes Poten­zi­al lässt sie den­noch erken­nen. Tracks wie "Heart­break Hotel" bren­nen sich dank eigen­wil­li­ger The­men­be­hand­lung und abwechs­lungs­rei­cher Song­struk­tur nach­hal­tig ins Gedächtnis.

Abge­run­det durch exzel­len­te Pro­duk­tio­nen, die der Musi­ker unter dem Pseud­onym 812 selbst kre­ierte, klingt die kur­ze EP nach einem in sich schlüs­si­gen Gesamt­pro­jekt. Der Prot­ago­nist hat einen eige­nen Stil gefun­den, der sich in einem run­den Paket aus Rap­t­ech­nik und Beats äußert. Nur text­lich fehlt an man­chen Stel­len noch die Prä­gnanz und eige­ne Hand­schrift, die ihn vor dem Pathos bewah­ren. Trotz­dem zeigt Moham­med Ali Malik mit sei­ner EP, dass er ein mehr als viel­ver­spre­chen­der New­co­mer ist. Sein "Alche­mist" ist viel­leicht kein pures Gold, ein ver­hei­ßungs­vol­les Klein­od hat er damit aber auf jeden Fall geschaffen.

(Flo­ri­an Peking)