Ich mach Rap wieder hart, bleib du weiter Untergrund.
Deutscher Rap will Ghetto werden, doch die Nutte weiß nicht, wie.
216 Tage. Das sind circa sieben Monate. Sieben Monate, die zwischen "Keiner kommt klar mit mir" und "Weil die Straße nicht vergisst" liegen. In einem deutschlandweit einzigartigen Release-Zyklus bekommen Fans von Fler seit 2011 zwei Tapes pro Jahr präsentiert. Pardon, ich meine natürlich nicht Fler selbst, schließlich kramte der deutsche Bad Boy 2015 ja sein Alter Ego Frank White wieder aus. Der kehrt mit ganz neuen Problemen aus der Pause zurück, ist aber immer noch so aggressiv wie früher.
Nicht nur, dass über die Jahre hinweg sein alter Kumpel Sonny von seinen Alben verschwand, nein: In Deutschland sind einfach zu viele "Luftpumpen" unterwegs. Silla, Animus, Farid Bang, deine Frau – alles "Luftpumpen", "schon von klein auf" . Nur einer macht "Rap wieder hart": Flizzy höchstpersönlich. Das macht er eigentlich sogar ziemlich unterhaltsam: Die Verbindung aus dem alten CCN-Feeling und dem ein oder anderen Trap-Ausflug gelingt solide. Auch von der musikalischen Untermalung her ist das so hart und schnörkellos, wie ein Streetrap-Album sein sollte. Das größte Problem liegt woanders. Wenn die Straße wirklich nicht vergisst, sollte sie doch verdammt viele interessante Stories zu erzählen haben. Stattdessen aber kaut Fler einfach die Rap-Standardware durch, ohne irgendwann mal aus seinem eigenen Film auszubrechen. Wenn man das dann auch noch so uninteressant durchspielt wie auf "Ich häng auf den Straßen" – hier wird der Titel des Tracks jede zweite Zeile wiederholt –, grenzt das einfach an akute Ideenlosigkeit. Ähnlich ideenlos wie zu behaupten, Shindy sei auf dem Album gefeaturt, obwohl man nur einen uralten Track des egj-Signings samplet, vermutlich des Promo-Gags wegen.
Authentizität ist sowieso ein Problem. Warum soll ich jemandem wirklich abkaufen, dass er "aus dem Wagen zielt" ("Intro/Ich mach Realtalk"), wenn ich an den Menschenverstand eines 33-jährigen, erwachsenen Mannes glaube? An dieser Frage scheiden sich nicht nur die Geister, sondern vielleicht auch viele Hörer von "Weil die Straße nicht vergisst": Wer es glaubt, bekommt ein grundsolides Straßenrap-Album präsentiert. Wer das nicht tut, verpasst aber auch nicht sonderlich viel auf dem zwölften Soloalbum von Fler aka Frank White.
(Sven Aumiller)
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