Wir ham die Kids im Internet geprägt.
Doch das Album kommt fünf Jahre zu spät.
Dass ein guter Wein reifen muss, wird oft und gerne als Analogie für besonders langwierige Projekte verwendet. Und wie sich der Rebensaft zu einem edleren Tropfen entwickelt, kann auch Musik, an der lange genug gefeilt wurde, besonders hohe Kunst werden. Vielleicht also auch ein Grund, "Bang Shui" anzuhören. Schließlich wurde das Album bereits letztes Jahr angekündigt und dann um mehrere Monate verschoben. Ein ausgedehnter Reifeprozess also. Doch sind die Fans von 4Tune und dem Asiaten überhaupt schon alt genug, um Wein trinken zu dürfen?
Zum Großteil wahrscheinlich nicht – und genau darin liegt das Problem. Zwar ist es nicht verwerflich, junge Fans zu haben und ebendiesen Musik nach ihrem Geschmack zu liefern. Ein hochwertiges Stück Kunst darf man dann allerdings nicht erwarten. Der Asiate und 4Tune haben ihr Können schon zuvor bewiesen und rappen auch auf "Bang Shui" routiniert auf sehr energetischen Beats, bieten aber auch nicht viel mehr. Neben Disses gegen Trapmusik, einige YouTuber und schlechtere Rapper setzt man hauptsächlich auf den Humor der Zielgruppe. So wird der eigene Sohn mit Drogen vollgepumpt, gemeinsam mit GReeeN ein Bordell besucht und ein minderjähriges Groupie verführt – Letzteres natürlich nur, weil man als Rapper schließlich alles sagen dürfe. Obligatorische "Yüah"s und selbstironische Asiatenwitze bilden den ausgelutschten roten Faden des ansonsten recht hektischen Albums, auf dem sich die Protagonisten recht wohl zu fühlen scheinen. Dafür wirken Featuregäste wie Blut&Kasse, Blokkmonsta und Rako aber eher fehl am Platz – wie ein trockener Alkoholiker auf einer Weinverkostung.
Gut vorstellbar, dass die junge, erwartungslose Zielgruppe von 4Tune und dem Asiaten durchaus Gefallen an "Bang Shui" findet. Die lange Wartezeit ist mit dem, was die beiden letztlich abliefern, aber nicht wirklich legitimiert. Wenn die Zutaten nicht gut sind oder die Zubereitung mangelhaft verläuft, kann Wein letztlich noch so lange reifen, am Ende wird immer Essig dabei rauskommen.
(Daniel Fersch)