Hin zur Sonne (2008)
Was um „Die Welt Hört Mich“ herum in Caspers musikalischer Karriere passiert, ist gar nicht so leicht in die korrekte zeitliche Abfolge zu bringen. 2005 ist er Sänger der Metalcore-Band „A Fear Called Treason“, auf deren (leider nicht auftreibbarer) Demo er zu hören ist. 2006 erscheint eine EP, allerdings mit einem deutlich veränderten Line-Up, auch ohne Casper. Im April 2006 erscheinen dann sowohl die Feuer über Deutschland DVD als auch „Die Welt Hört Mich“. Im Jahr 2006 ist er ebenfalls als Sänger der Melodic-Hardcore Band „Not Now Not Ever“ unterwegs, die nicht nur ganz ordentlich klingt, sondern auch mit Szene-Größen wie Have Heart, Hoods oder No Turning Back auftritt. Hier existiert eine EP von 2007 (findet man auch auf Spotify), laut Homepage steigt Casper aber bereits im Februar des selben Jahres aus der Band aus, um sich auf seine Rapkarriere zu konzentrieren. Ebenfalls in 2007 erscheint das Exclusive Mixtape und „Hin zur Sonne“ wird angekündigt, das dann 2008 erscheint. Nach „Die Welt Hört Mich“ ist definitiv ein kleiner Hype da, und
die Streets können die limitierte MZEE-Edition mit XL-Shirt kaum erwarten. Schreibt gerne in die Kommis, wenn ihr wissen wollt, was ich mit dem Shirt gemacht habe.
Wer genau für welchen Beat verantwortlich ist, lässt sich leider nicht so einfach herausfinden. Die CD ist noch bei meinen Eltern im Keller, aber laut
@westdeutschland stehen die Producer auch nicht einzeln im Booklet. Als
Executive-Producer wird der doch recht bekannte Shuko geführt, laut einem MZEE-Interview sind außerdem Gambit Entertainment (kennt man vom Exclusive Mixtape), Emonex (frühes Vega-Umfeld), Firebyrdz (hatte Beats auf Sentinos Way 2 brrrätttt), Riff (?) und Cyrus (?) beteiligt.
Auch ohne die genaue Zusammensetzung zu kennen, kann man aber sagen, dass der Sound wie aus einem Guss wirkt und dennoch abwechslungsreich bleibt. 70s Soul wird genauso gesamplet wie Iron Maiden, es finden sich außerdem die unvermeidlichen Pianoloop-Beats und verzerrte Synthies. Die Ausreißer nach unten sind sehr selten, insgesamt kann man sich das auch heute noch gut anhören.
Das Album beginnt mit dem Titeltrack, einer der stärksten in Caspers Karriere wie ich finde. Auch die anderen „Slice of Life“ – Tracks („Hundeleben“, „Verdammt nah dran“ -
Nun ist Fila der Shit!) sind absolute Highlights seiner Diskographie. „Deine Jugend“ oder auch „Unzerbrechlich“ sind inhaltlich vielleicht ähnlich, aber sonst allenfalls ein lauer Aufguss der stärkeren Tracks und textlich deutlich weniger konkret.
Wie schon auf „Die Welt Hört Mich“ gibt es hier auch einige Battle- / Representer-Songs, „Die Welt steht still“ wirkt mit Zeilen wie
„Hand an meim Cock / fahr nur im Hummer zum Club“ in der ersten Albumhälfte ein wenig deplatziert, ebenso wie „Straße 2“ mit Kollegah (allerdings wegen dem schlechtesten Beat der Pladde). Die „Komm ma ran“-Kopie „Stampf ihn ein“ ist dagegen eine willkommene Abwechslung. Die braucht es im hinteren Drittel des Albums auch dringend, denn in der Mitte hängt "Hin zur Sonne" etwas durch: „Casper! Bumaye“ ist eindeutig nur für Live-Auftritte konzipiert, „Der letzte Tanz“ mit dem Vater von Oskar und „Bis das Licht erlischt“ sind völlig belanglos, „In deinen Armen“ mit Amaris der indiskutable Tiefpunkt.
Die letzten beiden Tracks können aber noch einmal zu einem stärkeren Gesamteindruck beitragen: In „Kein Held“ reflektiert Casper seinen bisherigen Werdegang und sein Standing in der Szene. Etwas anderes macht er zwar auch auf „Lerne laufen“ (ist zwar formell „nur“ ein Bonustrack, aber da er afaik auf jeder Version des Albums zu hören ist, zähle ich ihn mal mit) nicht, schafft es das Ganze aber noch einmal anders zu verpacken und hat mit Vega und Tua zwei Gäste dabei, die in ihren Strophen jeweils einen etwas anderen Ansatz wählen und so wirklich einen Mehrwert schaffen.
Insgesamt ist „Hin Zur Sonne“ schwierig zu bewerten, da sich hier Karriere-Highlights finden, das Album aber am Stück eigentlich kaum hörbar ist – es ist zwischendurch einfach zu langweilig. Da die guten Songs aber wirklich sehr gut sind machen wir mal
3.5/5
Chronik II (2009)
Obwohl „Hin zur Sonne“ nicht chartet, ist der Hype um Casper größer als vor dem Release, der große Durchbruch liegt in der Luft. Der Vertrag bei Selfmade Records wirkt da konsequent, das Label kann mit Favorite und Kollegah Erfolge in der aktuell kommerziell weitestgehend bedeutungslosen deutschen Rapszene vorweisen und bringt sogar einen Shiml in die Charts.
Auf dem Labelsampler tritt Casper auf insgesamt 6 Tracks in Erscheinung, der bekannteste davon mit Sicherheit das sehr erfolgreiche „Mittelfinger hoch“. Auch „Rock’n’Roll“ mit Marteria, „2x mehr wie du“ mit Favorite und „Dampfwalze“ mit allen anderen SR-Signings (alle Songs übrigens produziert von Tikay One, der später auch bei XOXO mitwirkt) gehen nach vorne und Casper wirkt hungrig wie auf „Die Welt Hört Mich“, sehr gut. „Elefant“ ist eine eher halbgare Abrechnung mit den
Hatern und die in „Vatertag“ erzählte Story aus der Sicht eines vergewaltigten Mädchens funktioniert nicht so wirklich. Dennoch kann man sehr gespannt auf das sicher in 3-6 Monaten folgende Casper-Album sein, oder? ;-[
keine Wertung