Ich habe das Buch kürzlich gelesen und es hat mir außerordentlich gut gefallen, mit Ausnahme des letzten Abschnitts (Jetztzeit) in dem fast alle Interviewten nur noch Schwachsinn geredet haben - wofür die Autoren aber ja nichts können.
Ich hätte mir nur gewünscht, dass in einer Einleitung o.ä. etwas auf das Konzept von Oral History an sich eingegangen worden wäre und auch die damit verbundenen Tücken. Denn natürlich ist das eine Geschichte des Deutschraps die aus Sicht von ~2018 erzählt ist - nicht aus der Zeit die sie behandelt. Auch ein Verweis darauf, dass alle Aussagen/Wahrnehmungen der Beteiligten über eine Zeit natürlich zwangsweise auch von späteren Ereignissen geprägt sind, hätte man anbringen können. Vielen Lesern wird das klar sein, ist jetzt auch nicht die höchste Wissenschaft, aber die potentielle Käuferschicht bei einem Buch über Deutschrap ist sicher größer. Das Buch funktioniert natürlich auch so, vielleicht bin ich da auch durch die kürzliche intensivere Beschäftigung mit Oral History "im echten Leben" jetzt auch zu kritisch.
Im Ganzen ist das dennoch ein wunderbarer Fundus, der auch zu weiteren Arbeiten (oder Forschungen, wenn es wissenschaftlichen Anspruch haben soll) führen kann... Hier würde mich aber in eigener Sache interessieren, ohne dass das jetzt akut wäre und es vielleicht auch nie wird, ob die Interviews voll transkribiert (vor allem auch mit den Fragen der Interviewer) vorliegen? Auch die unveröffentlichten Teile. Denn das wäre ja schon fast der Bestand für ein kleines HipHop-Archiv! Und ob es, falls man denn jemals (wissenschaftliche) Arbeiten in dem Bereich anstreben würde, möglich wäre sie zu nutzen? Aber wie ich den letzten Beiträgen entnehme, wird da ja wohl auch noch was kommen - das freut mich schonmal.
Das sich manche wie Torch, Bushido und Fler nicht zur Mitarbeit bereit erklärt haben, ist schade. Zumal sich gerade die letzten beiden ja auch schon für viel Müll hergegeben haben.
Das hört sich jetzt vielleicht kritischer an, als ich es meine. Das Buch hat mir sehr viel Freude bereitet und ich halte es für sehr gut und es wird bestimmt noch das ein oder andere Mal verschenkt werden. Auch kann ich zumindest erahnen was für eine riesige Arbeit das war, also falls du das liest: Respekt an dich Jan Wehn und natürlich auch Davide Bortot.