IMDb Top 250

Wie geht's weiter?

  • Ein strengeres Regelwerk muss her, das soll ja nicht zur Filmdiskussion 2.0 verkommen.

    Stimmen: 11 42,3%
  • Solange es um IMDb Top 250 Filme geht, darf geschossen werden. Entspannt euch.

    Stimmen: 15 57,7%

  • Umfrageteilnehmer
    26
  • Umfrage geschlossen .
Was hast du gegen den Film? Das doch n Classic
das kann ich hier gerne auflösen. der absolute lieblingsfilm von "keine liebe" ist "100 dinge", seitdem er den film kennt schaut er ihn bis zu 3x täglich und empfindet auch digitalen besitz als ballast


zumindest war das sein argument warum er kein muesli nft wolle :(
 
s-l500.jpg


Thread - Inhaltsverzeichnis

Platz 018/250

Einer flog über das Kuckucksnest (OT One flew over the Cuckoo's Nest) (1975)

Heute wie immer ein großer Klassiker, dieses Mal orchestriert von Milos Forman. Einer flog über das Kuckucksnest (was ein sperriger Titel) aus dem Jahr 1975. Von den Kritikern geliebt, konnte er bei entsprechender Oscarverleihung mit dem Gewinn der „Big Five“ glänzen. Die fünf wichtigsten Oscar mit bester Film, Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin sowie Drehbuch und Regie.

Die Story ist schnell erzählt, Randle Patrick McMurphy wird in eine (meine ich) nicht näher bezeichnete Psychiatrie eingewiesen. Dies geschieht allerdings auf Bewährung. Der Verdacht steht im Raum, er täusche seine Erkrankung nur vor. Kaum einen Fuß in die Anstalt gesetzt, fängt er an, den Laden kräftig auf links zu drehen. Ich muss es leider direkt sagen, mir taugt der Film nicht. Klar, handwerklich gibt es nichts zu meckern. Die Kamera ist stabil, fängt die Szenerie mit schönen Fahrten und Schwenks immer gut ein. Hauptdarsteller, auch super, eigentlich, der ganze Cast wäre da nicht.. Die absolut belastende Darstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Völlig klischeehaft gezeichnete, liebenswerte Witzfiguren, das muss man so sagen. Und im starken Kontrast dazu das Einrichtungspersonal, welches komplett diabolisch gezeichnet wird. Sadistische Schwestern und "Pfleger" / "Wärter", es gibt hier nur schwarz und weiß. Wirft auch ein absolut beschissenes Licht auf solche Einrichtungen, die mit Sicherheit in aller Regel einen guten Job machen. Kann die Darstellung beider Seiten kaum ertragen. Dazu finde ich vieles im Film absolut nicht nachvollziehbar. Vor allem die Beziehung von McMurphy und dem Chief glaub ich nicht. Der Typ gaukelt allen seit Ewigkeiten vor der dumme Stumme zu sein. Aber weil er von McMurphy beim Basketball mit einbezogen wird und dieser halt kein Arschloch ist die meiste Zeit, denkt er direkt best Friend. Fühl ich nicht. Und was war das am Ende? Weil McMurphy da ein bisschen Welle macht, bekommt er direkt ne Lobotomie verpasst, wird also zum Zombie gemacht, also quasi umgebracht? Geht's noch ein wenig übertriebener vielleicht? Mag sein, dass das hier eine Parabel gegen das Establishment sein soll, aber zu welchem Preis?

Ich gestehe dem Film gutes Schauspiel und handwerklich gute Arbeit zu. Der Rest nervt mich. 06/10
 
Zuletzt bearbeitet:
Fand den sehr gut. Solche Einrichtungen waren früher deutlich härter und rauer als heutzutage. Bisschen zu schwarz / weiß ist nicht verkehrt, aber die Schwester eine der hassenswertesten Figuren der Filmgeschichte und das ist auch was Wert.
Die leicht kitschigen Elemente haben mich auch gekriegt.
 
Habe den Film gesehen und das Buch gelesen, kann mich aber kaum an etwas erinnern. Ist Jahre her, war aber wohl wenig eindrucksvoll.
 
Hab den Film in den frühen 2000ern das erste Mal gesehen, Open Air Kino im Innenhof einer Burg. Super Location, auch passender Film. Damals hat er mich schon ein wenig beeindruckt, weil das Ende einen ja nicht völlig kalt lässt, aber eigentlich kann ich mit dem Film auch nicht so viel anfangen.
Das letzte Mal habe ich ihn jetzt über die Feiertage im Fernsehen gesehen und gerätselt, warum er so hoch im Kurs ist. Ich hatte aber auch immer Probleme, Jack Nicholson als ernsthaften Schauspieler zu sehen. Interessanter finde ich da den restlichen Cast, auch den jungen DeVito und Christopher Lloyd mal zu sehen.

Trivia, die mir immer im Kopf geblieben ist:
The book's author and story creator Ken Kesey was so bitter about the way the filmmakers were "butchering" everything about both his plot and characters that he vowed never to watch the completed film. During production, the author requested the major role of Randle Patrick McMurphy to go to Gene Hackman in which Kesey's casting choice was denied as Jack Nicholson won the part instead, also because of the fact that the film wasn't canonically shown from Chief Bromden's narrative and perspective with McMurphy taking the revisioned position as the non-narrative antihero protagonist in which Kesey protested against, this lead the author into suing the production wanting 5% of the film's gross profits and $800,000 in damages, he eventually settled on a financial agreement. Years later, he told another story of his experience by reclining on his bed while flipping through channels on his television until he settled onto a late-night movie that looked sort of interesting, only to realize after a few minutes that it was this exact same unwanted adaptation that he swore off a long time ago, which he reacts by immediately changing channels.
 
s-l500.jpg


Thread - Inhaltsverzeichnis

Platz 018/250

Einer flog über das Kuckucksnest (OT One flew over the Cuckoo's Nest) (1975)

Heute wie immer ein großer Klassiker, dieses Mal orchestriert von Milos Forman. Einer flog über das Kuckucksnest (was ein sperriger Titel) aus dem Jahr 1975. Von den Kritikern geliebt, konnte er bei entsprechender Oscarverleihung mit dem Gewinn der „Big Five“ glänzen. Die fünf wichtigsten Oscar mit bester Film, Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin sowie Drehbuch und Regie.

Die Story ist schnell erzählt, Randle Patrick McMurphy wird in eine (meine ich) nicht näher bezeichnete Psychiatrie eingewiesen. Dies geschieht allerdings auf Bewährung. Der Verdacht steht im Raum, er täusche seine Erkrankung nur vor. Kaum einen Fuß in die Anstalt gesetzt, fängt er an, den Laden kräftig auf links zu drehen. Ich muss es leider direkt sagen, mir taugt der Film nicht. Klar, handwerklich gibt es nichts zu meckern. Die Kamera ist stabil, fängt die Szenerie mit schönen Fahrten und Schwenks immer gut ein. Hauptdarsteller, auch super, eigentlich, der ganze Cast wäre da nicht.. Die absolut belastende Darstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Völlig klischeehaft gezeichnete, liebenswerte Witzfiguren, das muss man so sagen. Und im starken Kontrast dazu das Einrichtungspersonal, welches komplett diabolisch gezeichnet wird. Sadistische Schwestern und "Pfleger" / "Wärter", es gibt hier nur schwarz und weiß. Wirft auch ein absolut beschissenes Licht auf solche Einrichtungen, die mit Sicherheit in aller Regel einen guten Job machen. Kann die Darstellung beider Seiten kaum ertragen. Dazu finde ich vieles im Film absolut nicht nachvollziehbar. Vor allem die Beziehung von McMurphy und dem Chief glaub ich nicht. Der Typ gaukelt allen seit Ewigkeiten vor der dumme Stumme zu sein. Aber weil er von McMurphy beim Basketball mit einbezogen wird und dieser halt kein Arschloch ist die meiste Zeit, denkt er direkt best Friend. Fühl ich nicht. Und was war das am Ende? Weil McMurphy da ein bisschen Welle macht, bekommt er direkt ne Lobotomie verpasst, wird also zum Zombie gemacht, also quasi umgebracht? Geht's noch ein wenig übertriebener vielleicht? Mag sein, dass das hier eine Parabel gegen das Establishment sein soll, aber zu welchem Preis?

Ich gestehe dem Film gutes Schauspiel und handwerklich gute Arbeit zu. Der Rest nervt mich. 06/10
Okay, hier gehen gerade gerade zwei Arme hoch und dazu gibt es ein "Moment mal!". Ich hole mal aus... :emoji_sweat_smile:

Bei dem Film spielt der historische Kontext schon eine sehr große Rolle. Die Akzeptanz von psychischen Erkrankungen und ein "normaler Umgang" damit ist heute vergleichsweise hoch, aber keineswegs flächendeckend. Zeig sich am besten in bestimmten Schranken (Versicherbarkeit, Beamtenstatus etc. etc.), die sich bei bestimmten offiziellen Diagnosen ergeben. Aber genauso in der Bevölkerung, die z.B. Depressionen auch teilweise nicht versteht. Und vor 25 Jahren sah das noch ganz anders aus. Das Fachgebiet wiederum muss auch für sich erstmal wachsen. Da haben gesellschaftliche Normen/ Werte/ etc. auch viel mit reingespielt, in den 70ern wurde z.B. Homosexualität offiziell als psychische Krankheit eingeführt. Und Oben drauf kommt die allgemeine Wahrnehmung von psychisch kranken Menschen, die auch vor allzu langer Zeit noch sehr klischeebehaftet und stigmatisiert war (z.B. Akzeptanz von Depression heute und vor 25 Jahren). Verschiedene fragwürdige Methoden sind auch nicht so lange vom Tisch. Die angesprochenen Lobotomien gab es noch bis in die 90er hinein. Zwar nicht in unfassbar großen Mengen, aber im Hinblick auf Härtegrad des Eingriffs sowie die geringe Wirksamkeit dennoch grundsätzlich viel zu lange.

Das große Problem von psychologischen Behandlungen ist die extreme Komplexität der Situation. Auf der einen Seite hat man Menschen mit (starken) psychischen Erkrankungen, die sich bis zu einem gewissen Grad selbst verloren haben, irgendwie wieder zu sich finden müssen und derweil im Zweifelfall ziemlich dumme Dinge machen müssen. Auf der anderen Seite behandelndes Personal, welche Leute dabei unterstützen müssen. Einerseits bedürfnisgerecht und Auffassungsgabe/ Aufmerksamkeit/ Emotionen/ etc. im Blick behalten. Andererseits muss man bestimmte Dinge aber auch durchsetzen, so das z.B. ein Trainer beim Sport macht, um gewisse Rahmenbedingungen zu etablieren und dafür zu sorgen, dass Leute nicht komplett in kontraproduktives Verhalten abdriften. Das Chaos muss irgendwie beherrscht werden. Das ist ein einziger Eiertanz ("Guten Tag, diese Situation ist alles andere als normal, bitte normalisieren, aber feinfühlig."), bei dem schnell was schief gehen. Dann verpasst man es sich und es wird doof für alle. Im Zweifelsfall entstehen unangenehme Konflikte und ggf. verhärten sich die Fronten auch längerfristig.

So, genug Einleitung:
Mit Blick auf das Erscheinungsjahr habe ich bei "Kuckucksnest" das schlimmste erwartet, aber war dann doch überrascht, denn die Darstellungen waren okay. Klar, Patienten waren tendenziell schrullige Persona, aber keineswegs die dämonisierten Irren, die anlasslos zu Gewalt neigen. Manches ist auch nicht so absurd, wenn die Rolle von Medikamenten im Hintergrund behält. Komplett draußen war da niemand. Blöd gesagt sind da nicht à la Asterix 10 Leute mit komischen Hüten rumgelaufen und haben wirr (Tier)Geräusche gemacht oder ähnliches. Wenn man bedankt, dass der Film kein reines Drama sein will, sondern "luftig & witzig" in Richtung Dramedy geht und überspitzt, dann ist das vollkommen im Rahmen. Gerade für die 70er-Jahre.

Die Grundkonstellation fand ich im Hinblick auf den eingangs erwähnten Eiertanz durchaus interessant. Eine recht homogene Patientengruppe wird aufgebrochen und es gibt nun einen "freien Radikalen". Das bringt zwangsläufig Reibungen ins Spiel. Chaotische Situation, schwierig zu handhaben und ggf. klammert man sich aus Überforderung heraus an eine bestimmte Linie.

Demokratie ist cool, aber kann auch doof enden, wenn man sich z.B. als einziger krass für Sport im TV interessiert, aber das ansonsten niemanden juckt und damit keine Mehrheit gegen die bestehende Regelung ist. Die starke Durchsetzung von Regularien (Wahlverfahren etc.) fühlt sich dann ggf. scheiße an, aber ist nicht zwangsläufig unfair. Die Arschloch-Karte ist da auch gar nicht so eindeutig verteilt. McMurphy sagt ja selbst ganz klar, dass die anderen nichts mitbekommen und drängt sie zu einem bestimmten Abstimmverhalten.

Persönlich fand ich vor allem den Zigaretten-Konflikt spannend. McMurphy zockt die anderen Patienten ab und die lassen sich auch abzocken. Klar, es steht jedem frei keinen Wert auf eigenes Eigentum (somit auch Ziggis) zu legen, aber sind die Leute dafür mündig/ klar/ fit genug? Schwierig. Kann man direkt eingreifen, wenn die sich abzocken lassen? Nicht wirklich. Man kann nur indirekt was machen (Zigaretten rationieren, Spiel verbieten etc.). Wenn man das nicht konsequent. An der Stelle hat der Film aus meiner Sicht geglänzt.

Insgesamt hat mich der Film aber nicht abgeholt. Die "lustig fluffigen" Momente waren mir teils etwas zu drüber und gerade der Bootsausflug kam für mich persönlich zu früh und zu groß. Das hat mich vor allem gestört, weil der Film es nicht schafft den Alltag in der Anstalt zu skizziren. Und damit auch zwischenmenschliche Dynamiken, die sich über die Zeit hinweg entwickeln und durch viele kleine Situationen gespeist werden.

So richtig gefangen hat sich McMurphy auch nicht angefühlt, da er z.B. auch recht unkompliziert seine Party stemmen konnte. Das wäre mir wahrscheinlich aber egal gewesen, wenn andere Dinge besser gewesen wären. Und die Bromance mit dem Chief fand ich für sich genommen auch okay. Wenn man ehrlich ist, dann braucht es manchmal auch nicht so viel, damit eine zwischenmenschliche Bindung entsteht.


Ach, habe den Film bisher noch nie und somit letzte Woche zum ersten Mal gesehen. Schlecht fand ich ihn nicht, aber mir hat eben auch viel gefehlt.
 
Zurück
Oben Unten