Der Tod - Umgang & Erfahrungen

Habt ihr schonmal dem Tod eines Menschen beigewohnt?


  • Umfrageteilnehmer
    36
Bei mir sind sowohl Opa, Oma, mein Vater und meine geliebte Hündin verstorben. Unmittelbar dabei war ich aber nur bei Letzterer (sie hatte einen geplatzten Tumor und wäre sonst laut Tierarzt auf jeden Fall in der gleichen Nacht eledig gestorben, deshalb haben wir sie erlöst)

Jetzt wo du es sagst: ich hab jedes Tier, welches meinen Lebensweg gekreuzt hat in der gleichen Ecke meines Hirns im Mausoleum abgespeichert wie die Menschen, von denen ich mich verabschieden musste. Ich mach da irgendwie gar keinen Unterschied.
 
Ich erzähle auch mal meine Erfahrungen mit dem Thema hier. Ich hole hier ein wenig aus und erzähle auch meinen Background. Ich bin als kleines Kind mit meinen Eltern und meiner Schwester nach Deutschland geflohen, für eine kurze Zeit haben wir in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt, anschließend in einer Einzimmerwohnung mit Gemeinschaftsbad im Treppenhaus. Meine Eltern haben auch schnell einen Job gefunden, sich dann selbstständig gemacht und nach wenigen Jahren konnten wir sehr gut leben und haben ein Haus gebaut und regelmäßig Urlaub. Ich hatte schon als Kind eigentlich permanent Angst, dass meinen Eltern etwas passiert. So kam es auch, dass ich der einzige in der Familie war, der religiös wurde, habe jeden Abend gebetet, dass ihnen nichts passiert und sie gesund bleiben. Sonst nichts.

Ich hatte zwar immer eine sehr enge Beziehung zu meinen Eltern aber ich war als Kind ziemlich schwierig, immer Ärger in der Schule gemacht, mich permanent geschlagen und irgendwie immer Asifreunde angezogen. Lag wahrscheinlich daran, dass ich sehr hyperaktiv war und teilweise in 5 Sportvereinen gleichzeitig. Habe dann angefangen zu kiffen und zu ticken und war mehrmals kurz davor von der Schule zu fliegen. Es hätte auch nicht viel gefehlt und ich hätte mein Abi nicht gepackt. Auf jeden Fall habe ich als Jugendlicher meinen Eltern das Leben sehr schwer gemacht. Irgendwanna habe ich mich dann gefangen und studiert und habe mich da auch ziemlich reingehängt. Nach dem Studium habe ich dann promoviert. Der einzige Grund dafür war, dass ich meine Eltern zeigen wollte, dass aus mir doch noch etwas geworden ist und wieder gut machen wollte, was ich ihnen für Kummer bereitet habe. Ich glaube ich habe wirklich jeden Tag mit meiner Mutter telefoniert und meine Eltern so oft es ging besucht, ich hatte wirklich ein unfassbar gutes Verhältnis zu ihnen.

Kurz nach der Verteidigung der Doktorarbeit, ich wollte eigetlich mit meiner Freundin in Urlaub fliegen und hatte mit meiner Mutter schon nen Ring für den Antrag ausgewählt, den ich meiner Freundin dort machen wollte, habe ich dann erfahren, dass meine Mutter Krebs im Endstadium hat, der schon die gesamte Leber metastasiert hatte. War ein Zufallsbefund. Habe es am Telefon erfahren, bin dann in den Wald gelaufen und hab mich dort auf den Boden gelegt und einfach nur geschrien. Dann hab ich angefangen zu recherchieren, was für Möglichleiten es gibt und schnell fest gestellt, dass es keine gibt und sie in wenigen Monaten sterben wird ohne Behandlung und die Chemo ihr vielleicht ein weiteres halbes Jahr schenkt nur. Ich war aber wie besessen und habe wirklich alle Studien, vorläufige Ergebnisse zu clinical trials und case studies zu der Krankheit gelesen. Wirklcih tausende Studien. Dachte das ist meine Chance meiner Mutter etwas zurückzugeben, nach all den Sorgen, die ich ihr gemacht habe Hab dann irgendwann eine kleine Studie aus Norwegen gefunden, in der 21 Patienten eine Lebertransplanatation erhalten haben und nach 5 Jahren immerhin noch 60% von Ihnen am Leben und sogar rezidivfrei waren. Habe mich dann mit Transplantationsrecht auseinander gesetzt und schnell festgestellt, dass das nicht möglich ist bei Sekundärtumoren, die die Leber metastasiert haben. Gibt zu wenig Organspenden in Deutschland und die verfügbaren postmortalen Spenderlebern werden für Krankheiten verwendet mit besserer Heilungschance. Allerdings wäre es technisch möglich, eine Lebendleberspende zu transplantieren. Das heißt von meiner Leber beispielsweise ein Stück zu entnehmen und meiner Mutter zu transplantieren. Die Leber wäscht sehr schnell wieder nach, sowohl ich als auch meine Mutter hätten dann eine vollwertige Leber und das Operationsrisiko ist sehr gering. Habe dann zu den Top-Chirurgen Kontakt aufgenommen und diese Option besprochen. Da war die Meinung, das sie es machen würden aber gesetzlich nicht dürfen. Es gibt nämlich im Transplantationsgesetzt das sogenannte Subsidiaritätsprinzip. Das heißt, eine Lebendlebertransplanation darf nur für die Indikationen vorgenommen werden, für die auch eine postmortale Lebertransplanation vorgenommen werden darf. Und hier sind ja, wie bereits erwähnt, Sekundärtumore in der Leber ausgeschlossen. Das fand ich komplett schwachsinnig. Habe dann viel Zeit in Jurabibliotheken verbracht und Kontakt zu den renommiertesten Professoren im Transplantationsrecht aufgenommen und mit Ihnen die Situation diskutiert. Ich war zu dem Zeitpunkt bereits selbst Professor und wurde ernst genommen. Habe dann sehr viele Infos gesammelt und Kontakt zur Ethikkomission der Bundesärtztekammer aufgenommen und konnte sie überzeugen, dass eine Lebendlebertransplantation hier Sinn macht und ein Verbot gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit verstößt und die Transplantation die einzige Heilungschance ist. Die Bundesärztekammer hat dem dann tatsächlich zugestimmt. Die Transplantation wurde vorbereitet und das war so ein großes Ding, das erstmalig zu machen, dass es live in die größten chirurgischen Kliniken in den USA übertragen werden solle. Während der Transplantation wurde aber festgestellt, dass auch die Lymphknoten schon metastasiert sind und eine Transplantation dann keine Erfolgschancen mehr hat. Die Transplantation wurde abgebrochen und kurze Zeit später starb meine Mutter viel zu früh mit Mitte 50. Auch wenns mir nichts bringt, weiß ich aber dass das dieses Lebendlebertransplanationsverfahren seit dem bei hunderten Sekundleberkrebspatienten durchgeführt wurde und diesen das Leben gerettet hat. Der Text den @noface gepostet hat, mit der Reisenwelle, tifft es echt sehr gut. Konnte lange an nichts denken und musste permanent anfangen zu weinen, egal wo ich war, im supermarkt an der kasse oder wo auch immer. Leider hat mein Vater das ganze noch schlechter verkraftet und sich am zweiten Todestag meiner Mutter versucht das Leben zu nehmen. Er wurde aber noch lebend gefunden und war dann mehrere Wochen im Koma auf der Intensivstation. Ich war dann jeden Tag da und habe ihm vorgelesen, Musik vorgespielt und erzählt, was so auf der Welt los ist. Die ersten Corona Meldungen kamen da gerade. Es hieß eigentlich, dass er bleibende Hirnschäden haben wird aber nach etwas mehr als einem Monat wachte er auf und wurde sofort in eine psychatrische Klinik gebracht. Da hab ich ihn dann schnell rausholen können und zu Hause gepflegt. Jetzt ist er zum Glück wieder wohl auf aber hat immer noch seine Phasen. Ich wurde in der zwischenzeit Vater und mein Vater hat auf jeden Fall viel Spaß mit dem Kleinen, ich weiß aber nicht wie es wirklich in ihm aussieht, wenn ich ihn nicht gerade besuche. So viel zu meinen Erfahrungen, waren auf jeden Fall heftige Jahre seit 2016.
 
Unglaubliche Story. Bin echt baff, wenn ich je einen Sohn gewollt hätte, dann einen wie dich. Egal was du in deiner Jugend getrieben hättest. Dein Vater is bestimmt unendlich stolz auf dich, auch wenn sein Gemüt es unmöglich macht es dir zu zeigen, weil es ja immer wieder daran erinnert und die Wunde aufreisst.
 
Werde nie vergessen, als meine Pflegetante verstorben ist und der Mann einer ihrer Töchter, von dem ich’s nicht erwartet hätte, total verheult bei der Beerdigung vor mir stand und meinte: „Je älter man wird, desto näher schlägt der Blitz ein.”
 
Heute ist wieder ein sehr wellenreicher Tag. Alles Gute, Mama. :(

Ob das jemals besser wird, wenns um die Mutti geht? Ich weiss es nicht, aber ich hang in there und hoffe ich kann hier irgendwann posten, daß es besser geworden ist.
 
Heute ist wieder ein sehr wellenreicher Tag. Alles Gute, Mama. :(

Ob das jemals besser wird, wenns um die Mutti geht? Ich weiss es nicht, aber ich hang in there und hoffe ich kann hier irgendwann posten, daß es besser geworden ist.
Fühle dich. Heute sinds genau 7 Monate seit mein Vater gestorben ist und besser geworden ist nichts.
 
Und dann geht's schneller als erwartet. Gestern ins Krankenhaus, heute Morgen ist meine Großmutter verstorben. Ich hab' keinen Plan, wie das jetzt weiter geht. Ich war noch nie auf einer Beerdigung von Familienmitgliedern. Ich hab' keinen Schimmer, was ich gerade fühlen soll. Sie war alt, schwach und dement. Realistisch betrachtet ist's eher eine Erlösung, das weiß man auch im Kreise der Familie. Trotzdem komisch.
 
Und dann geht's schneller als erwartet. Gestern ins Krankenhaus, heute Morgen ist meine Großmutter verstorben. Ich hab' keinen Plan, wie das jetzt weiter geht. Ich war noch nie auf einer Beerdigung von Familienmitgliedern. Ich hab' keinen Schimmer, was ich gerade fühlen soll. Sie war alt, schwach und dement. Realistisch betrachtet ist's eher eine Erlösung, das weiß man auch im Kreise der Familie. Trotzdem komisch.

Mein Beileid.
Ich muss sagen dass mir insgesamt der nordamerikanische/britische Brauch da teilweise sehr zusagt (auch wenn da natürlich oft auch bisschen viel Pathos bei ist) dass man bei Beerdigungen versucht, das Leben der Person zu zelebrieren und sich schöne Stories über die Person erzählt. Bei deutschen Beerdigungen hab ich oft das Gefühl gehabt die Trauer überwiegt so extrem dass die Leute gar nicht reden wollen.

Aber im Endeffekt gibt es halt kein Rezept für Trauer und man fährt am Besten wenn man es so macht wie man sich selbst am wohlsten fühlt. Und manchmal reicht es ja auch wenn man einfach Leuten Support anbietet, zB wenn man sieht dass sie krasser darunter leiden als man selbst oder sowas.

Packt ihr !
 
Das Thema ging mir jahrelang komplett am Allerwertesten vorbei. Aber seitdem ich Nachwuchs habe bin ich total hypochondrisch unterwegs und klapper jeden Facharzt ab den es gibt zwecks Vorsorge. Krasse Scheisse. So Nachrichten von mitt 30ern die versterben reißen mich seitdem auch sehr viel mehr mit
 
848ED037-E7AB-48DD-A97B-0DB7EBAD7EDF.jpegBin die Tage über den Carlsen Verlag auf diese Graphic Novel gestossen, in der eine Kinderbuch-Zeichnerin den Tod ihres Sohnes (hatte Leukämie, starb aber aufgrund eines medizinischen Fehlers, weil Ärzte eine Bauchspeicheldrüsenentzündung übersahen, sie bekam wohl sogar Schmerzensgeld von der Versicherung, ein Strafverfahren wurde aber eingestellt).

Der Zeichenstil hat mich direkt angesprochen aber ich finde auch den Umgang mit der Thematik gut gewählt, ist wie so vieles in diesen Themenbereich aber sicher Geschmackssache. Runterziehen tut es einen schon.

Aber wer sich dafür interessiert sollte mal reinschauen, bei Jeff Bezos gibt es auch Blick ins Buch.
 
Habe keine Angst davor tot zu sein. Habe nur Angst vor einem grauenvollen Sterbeprozess
 
Der Vater meines besten Freundes ist am Montag gestorben. Der hatte die letzten Jahre mehrere Schlaganfälle und war ein kompletter Pflegefall. Und ich bin mir recht sicher, dass das einer dieser Tode ist, die weh tun, wie der Tod eines geliebten Menschen eben weh tut, aber wo man auch in nicht allzu ferner Zukunft darauf zurückschaut und sagt, dass es für alle Beteiligten eine Erlösung war.

Aber nichts desto trotz ist nun das Sterben in unseren Freundeskreis gekommen. Klar, alle haben schon Menschen verloren. Aber aus unserem "Inner Circle" ist er nun der erste, der ein Elternteil verloren hat. Natürlich musste es irgendwann passieren, aber halt irgendwann in einer abstrakten Zukunft. Aber nun ist die konkrete Möglichkeit da. Es werden schwierige Tage für uns.
 
Ich tu mich echt schwer mit diesem Gedanken. Es lässt alles so bedeutungslos erscheinen.
Es gibt auf dem Kanal von Kurzgesagt, die sonst eigentlich (leicht verständliche, daher der Name) Videos zu irgendwelchen wissenschaftlichen Themen machen, ein Video namens "Optimistischer Nihilismus" (wie es in dem Video heißt: "einen unwissenschaftlichen, subjektiven Standpunkt"). Ich finde die dort gezogene Schlußfolgerung zeigt einen möglichen Umgang damit auf:

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Werde nie vergessen, als meine Pflegetante verstorben ist und der Mann einer ihrer Töchter, von dem ich’s nicht erwartet hätte, total verheult bei der Beerdigung vor mir stand und meinte: „Je älter man wird, desto näher schlägt der Blitz ein.”

Heute früh von der Nachtschicht heimgekommen und lese die Nachricht meines Cousins auf FB, „ade André…“ Dachte mir, wenn ich nicht nachfrage ist es ein anderer André und der Kelch geht an uns vorüber.

Gerade vorhin hat das Telefon geklingelt. Scheinbar schafft es eine Generation unserer Fam nicht weiter als 60…

R.I.P. André, jetzt hat der Blitz dich erwischt und dabei hätte ich bei dir Riesen von Mann sogar geglaubt, dass nichtmal der reichen würde.
 
Mein Opa väterlicherseits ist schon 2016 im Alter von 74 gestorben, er hatte überhaupt keinen schönen Tod und kam wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus, hatte aber auch andere Wehwehchen. Sein Zustand verschlechterte sich dann zusehends, was aber auch daran lag, dass er den Pflegern gegenüber sehr schroff war und vieles nicht mit sich machen lassen wollte, was ihm geholfen hätte. Er ist dann langsam auf der Intensivstation von uns gegangen. In Erinnerung geblieben ist mir, dass er, als er auf Intensiv musste zu meinem Vater gesagt hat: "Muss ich jetzt schon verrecken?" Zum Glück konnte ich ihn kurz vor seinem Tod nochmal auf der Intensivstation sehen und mich mit ihm unterhalten. Er war geistig da, aber der Körper wollte einfach nicht mehr, wobei man sagen muss, dass mein Opa auch einen ungesunden Lebensstil gepflegt hatte mit vielen Zigaretten und Bier, wobei er den Zigaretten ein paar Jahre zuvor abgeschworen hatte, da ihm Ärzte sagten, dass er bald tot ist, wenn er weiter raucht. Ihn da auf Intensiv mit so einer Beatmungsmaske in dem Zustand zu sehen, die ihn an seinen Bartstoppeln gekratzt hat und die er sich am liebsten runtergerissen hätte, war echt nicht so toll. Als ich dort raus bin, war mir irgendwie klar, dass es wohl das letzte Mal war, dass ich ihn sehe. Saß danach auch erstmal 10 Minuten still im Auto und musste das Treffen sacken lassen.

Meine Oma väterlicherseits ist völlig überraschend dieses Jahr im März kurz vor ihrem 75. Geburtstag gestorben. Sie war vorher ca. 30 Jahre nicht beim Arzt, weil sie meinte sie hat nichts. Ab und zu hatte sie sich bei meinem Vater aber wohl über Schmerzen im Brustbereich beschwert. Sie war aber sehr eigen und hat sich nichts sagen lassen und wollte partout keinen Arzt o.ä. aufsuchen. Ich war zu dem Zeitpunkt mit Freunden in einer Kneipe, als mein Bruder mir spätabends schrieb, dass ich ihn mal dringend anrufen soll. Die KriPo stand bei meinen Eltern gegen 23:30 Uhr vor der Tür und hat denen ein Foto von einer Leiche gezeigt. Meine Oma wurde tot auf der Straße gefunden, hatte keine Papiere dabei und nur einen Haustürschlüssel. Ein Nachbar hat sie dann identifiziert. Nach etwas Recherche fanden wir heraus, dass jemand aus dem Fenster gesehen hatte, wie meine Oma bei Ihrem allabendlichen Spaziergang um den Block auf dem Bürgersteig plötzlich umgekippt und mit dem Gesicht unkontrolliert auf die Bordsteinkante geknallt ist. Jede Hilfe kam zu spät, es war wohl ein plötzlicher Herztod. Wir dachten eigentlich, dass meine Oma noch mindestens 10 Jahre hat, da sie geistig noch total fit war und ein sehr bescheidenes und genügsames Leben geführt hat, mit dem sie aber total glücklich war. Mein Vater ist dann zu ihrer Wohnung gefahren und sie hatte die Wohnung verlassen, als wenn sie wie immer gleich zurückkommen wollte. In der Küche brannte noch Licht und sie hatte sich alles fürs Abendbrot rausgelegt. Der Todesumstand und die Tatsache, dass ich mich nicht von ihr verabschieden konnte, haben mich doch sehr mitgenommen. Im Endeffekt denke ich aber, dass ihr schneller Tod vielleicht besser war, als wie ihr Mann elendig langsam dahin zu sterben...

Heute Nacht hat es dann meinen Opa mütterlicherseits erwischt. Er ist vor 2 Wochen 85 geworden, war aber seit 12 Wochen im Altenheim, da er seit ca. 6-7 Jahren mit fortschreitender Demenz zu kämpfen hatte. Meine Mutter und Oma haben sich um ihn gekümmert, meine Oma war aber irgendwann am Ende ihrer Kräfte mit der Pflege. Da meine Oma für ihre 82 Jahre noch sehr fit ist und letztens aber eine Vorstufe eines Schlaganfalls hatte, hatte meine Mutter sich zusammen mit meiner Oma entschieden, Ihn in ein Altenheim zu geben, damit meine Oma entlastet wird. Meine Oma ist dann erstmal in eine Kur gefahren, was sie richtig glücklich gemacht hat. Die beiden waren früher mehrmals im Jahr im Urlaub, bis mein Opa wegen der Demenz nicht mehr konnte. Er hat uns zwar erkannt und mit uns gesprochen, man konnte aber keine normalen sinnvollen Gespräche mehr mit ihm führen. Da sein Zustand im Altenheim sich leider sehr schnell sehr verschlechtert hat, da es dort natürlich keine 1:1 Betreuung gibt, war er schon fürs Hospiz eingeschrieben, wenn es sich weiter verschlechtern sollte. Vor 3 Wochen habe ich ihn nochmal besucht, zum Glück war er an dem Tag auch wach und für seine Verhältnisse gut drauf. Er hat mich auch erkannt. Dass ich ihn nochmal sehen konnte, macht das ganze für mich erträglicher. Meine Oma und Mutter haben dann entschieden, dass seine Medikamente langsam runtergefahren werden sollen, damit er friedlich einschläft. Heute Nacht wurde er dann erlöst. Ein Leben in dem man nur noch schläft, die Decke anschaut und gefüttert wird, ist auch nicht das, was mein Opa sich vorgestellt hat. Er war Bergmann und konnte 30 Jahre seine Rente genießen und hatte ein erfülltes Leben.
 
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Ist jetzt einige Monate her, aber ich war im Winter auf der Beerdigung eines langjährigen Arbeitskollegen in Hannover. Cay war der Hammer. Fachlich absolute Kanone, der Mann konnte alles schrauben, was gedruckt hat. Wollte auch nie den easy stuff, sondern immer die schweren Fälle zum Knobeln, an denen sich schon andere die Zähne ausgebissen hatten. Wir hatten uns angewöhnt täglich unsere 10 min Dampfgeplauder und kalten Witze auf seiner Heimfahrt zu reissen. Bin auch schon bei ihm in Hannover mitgefahren, um zu sehen, was für einen Quatsch ich in der Planung verzapfe, wir hatten viele Feiern zusammen und irgendwie bestand ein starkes Band zwischen uns, trotz der Tatsache, daß er im Aussendienst im anderen Bundesland unterwegs war.

Seine Schwester kontaktierte uns und meinte seit ca. 20 jahren ist der Kontakt mit ihm abgebrochen und ob wir fotos etc. haben. Wir dachten an eine zerrüttete Familie und sind um ihm die Ehre zu erweisen zu dritt hin (ich wäre sowieso hin, mich hat die nachricht richtig hart getroffen, musste direkt nach hause an dem tag). Beerdigung war in einem Ruheforst mitten im Wald unter einem Baum. Wir kommen da hin und dort steht seine Schwester, 2 Jahre älter. Kein Pfarrer zugegen, erzählt sie uns eine herzzerreissende Geschichte über sein Leben und warum kein Kontakt bestand. Sagen wir mal so: die lustigsten Menschen sind wirklich oft die traurigsten. :(

R.I.P. Cay denk oft an dich, vor allem auf arbeit.
 
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