Der Tod - Umgang & Erfahrungen

Habt ihr schonmal dem Tod eines Menschen beigewohnt?


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MrAeko

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Liebe Mzee.com/forum Community,

in diesen Tagen, in denen uns der gewaltsame Tod oder der Tod durch Krankheit vieler Menschen wahrscheinlich so präsent ist wie seit vielen Jahren nicht mehr, wird man natürlich auch an seine eigene Vergänglichkeit erinnert. Aber auch die eigenen Eltern oder Großeltern kommen langsam in die Alterskohorten in denen der Tod nicht mehr so weit weg scheint.

Da das Durchschnittsalter hier im Forum stramm auf die 40 zugehen dürfte und viele hier auch bereits Kinder, Eigentumshäuser etc. haben habt ihr euch bestimmt schonmal mit der Frage des Sterbens beschäftigt oder traurigerweise schon dem Tod eines euch nahestehenden Menschen beigewohnt.

Hier also der Thread, in dem dies diskutiert werden kann, wenn Bedarf besteht.

  • Wie geht ihr mit dem Thema Tod persönlich um?
  • Habt ihr schon Menschen in ihren letzten Momenten begleitet?
  • Wie seid ihr mit der Erfahrung umgegangen bzw. habt sie verarbeitet?
  • Habt ihr schon 1 Testament geschrieben, Erfahrungen mit Behörden bei Erbfällen, Erbengemeinschaft etc.?


In Anbetracht der Schwere und eventuellen emotionalen Komponente dieser Thematik würde ich bitten den Tonfall entsprechend respektvoll zu halten.
 
Seit jeher ein Thema, mit dem ich schwer umgehen kann. Hab auch bis jetzt noch Angst vorm Sterben...

Kaum Familie gehabt und das bißchen, das mir doch geblieben ist, war schon sehr alt und ist mittlerweile vestorben. Bei mir sind in den letzten 10 Jahren so ziemlich alle alten wichtigen Persönlichkeiten in meinem Leben gegangen. Meine leibliche Mom, meine Pflegemutti, deren Mann, Opa, etc.

Letztes Jahr November mein Katerchen horrormäßig in meinen Armen verstorben, es war die Hölle und jeder der mich kennt, weiß was ich für einen Katzenhau habe. Kurz darauf meine Mutter, es war so grauenhaft, ich bin nicht mehr aus dem Loch gekommen. Ich schreibe das hier nur um diesen Text zu teilen. Ich hab mich daran festgehalten, wie an einem Rettungsring...


“Alright, here goes. I’m old. What that means is that I’ve survived (so far) and a lot of people I’ve known and loved did not. I’ve lost friends, best friends, acquaintances, co-workers, grandparents, mom, relatives, teachers, mentors, students, neighbors, and a host of other folks. I have no children, and I can’t imagine the pain it must be to lose a child. But here’s my two cents.

I wish I could say you get used to people dying. I never did. I don’t want to. It tears a hole through me whenever somebody I love dies, no matter the circumstances. But I don’t want it to “not matter”. I don’t want it to be something that just passes.

My scars are a testament to the love and the relationship that I had for and with that person. And if the scar is deep, so was the love. So be it. Scars are a testament to life. Scars are a testament that I can love deeply and live deeply and be cut, or even gouged, and that I can heal and continue to live and continue to love. And the scar tissue is stronger than the original flesh ever was. Scars are a testament to life. Scars are only ugly to people who can’t see.

As for grief, you’ll find it comes in waves. When the ship is first wrecked, you’re drowning, with wreckage all around you. Everything floating around you reminds you of the beauty and the magnificence of the ship that was, and is no more. And all you can do is float. You find some piece of the wreckage and you hang on for a while. Maybe it’s some physical thing. Maybe it’s a happy memory or a photograph. Maybe it’s a person who is also floating. For a while, all you can do is float. Stay alive.

In the beginning, the waves are 100 feet tall and crash over you without mercy. They come 10 seconds apart and don’t even give you time to catch your breath. All you can do is hang on and float. After a while, maybe weeks, maybe months, you’ll find the waves are still 100 feet tall, but they come further apart. When they come, they still crash all over you and wipe you out. But in between, you can breathe, you can function. You never know what’s going to trigger the grief. It might be a song, a picture, a street intersection, the smell of a cup of coffee. It can be just about anything…and the wave comes crashing. But in between waves, there is life.

Somewhere down the line, and it’s different for everybody, you find that the waves are only 80 feet tall. Or 50 feet tall. And while they still come, they come further apart. You can see them coming. An anniversary, a birthday, or Christmas, or landing at O’Hare. You can see it coming, for the most part, and prepare yourself. And when it washes over you, you know that somehow you will, again, come out the other side. Soaking wet, sputtering, still hanging on to some tiny piece of the wreckage, but you’ll come out. Take it from an old guy. The waves never stop coming, and somehow you don’t really want them to. But you learn that you’ll survive them. And other waves will come. And you’ll survive them too. If you’re lucky, you’ll have lots of scars from lots of loves. And lots of shipwrecks.”


Der Text macht seit langem die runde im internet und ich bin mir sicher, er hat schon leben von verzweifelten hinterbliebenen gerettet. Vor vier Monaten hat mir der Verfasser des posts sogar persönlich geantwortet, als ich jemandem online unterstützen wollte, der jemanden verloren hat.


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Ihr habt keine ahnung wieviel mir sein text wirklich bedeutet, aber mit ihm zu schreiben, war als hätte ich mein idol getroffen...
 
Ich pack das in einen Spoiler weil ich nicht Leute unnötig triggern will, Achtung, es folgen Beschreibungen über Todeserfahrungen

Bei meiner ersten Begegnung mit dem Tod war ich 10, meinen Opa hatte es nach einem Tag, an dem wir noch zusammen mit Oma im Auto rumgefahren waren und Leute besucht hatten, wo es ihm aber schon am Morgen nicht so gut ging, er aber nicht zum Arzt wollte, einfach umgehauen. Hinterwandinfarkt. Er brach schlagartig zusammen, wie von einem Schuss getroffen, just in dem Moment als seine Kinder ihn überzeugt hatten, dass man jetzt ins Krankenhaus fahre. Er war gerade aufgestanden und wollte zur Tür raus. Es brach absolutes Chaos aus, mein Onkel hat sofort Wiederbelebung gestartet, der Hund meines Opas war verzweifelt und wollte sehen was los ist, hat rumgeschnüffelt und war aufgeregt, wurde dann vom Onkel weggeboxt weil er ihn bei der Beatmung bzw. der Herzmassage gestört hat. Ich habe selbstverständlich rumgeschrien (wie alle eigentlich) und wurde dann alleine in ein Nebenzimmer gebracht damit ich nicht noch mehr mitkriege.

Danach war ich jedenfalls 2 Wochen nicht in der Schule und konnte mich auch über nix mehr freuen. Ich glaube es wäre wichtig gewesen, dass da eine psychologische Betreuung stattgefunden hätte, ich war ja noch ein Kind und kam überhaupt nicht klar, aber es waren die 90s und alle waren ohnehin überfordert.

Später dann noch 2 Mal dabei gewesen, beide Male schon zu nem Zeitpunkt dazu gekommen als schon der Morphium-Apparat angeschlossen war. Ich weiß nicht genau wie die Teile funktionieren, aber irgendwie erklären die einem im KH die Funktionalität und lassen einen damit alleine, beim 2. Mal hat einer der Anwesenden aus der Familie dann ständig mehr Morphium verabreicht (also eigentlich geht das automatisch nach nem Intervall, glaube ich, aber anscheinend auch manuell). Ich hatte irgendwann den Eindruck das ist schon fast wie Sterbehilfe oder "Einschläfern", was ja aber eigentlich in Deutschland nicht erlaubt ist, daher denke ich es gibt da ein Limit in der Dosis oder sowas.

Ist natürlich eine ganz andere Situation gewesen als beim ersten Mal, weil es da quasi absehbar war und nicht plötzlich passiert ist. Aber ich würde sagen was das angeht gibt es wirklich 2 Gruppen, die, die es erlebt haben und welche die es nicht haben. Und ich wünsche es wirklich keinem. Wenn es Leute sind die einem nah stehen ist es natürlich auch nochmal ne Stufe krasser, aber einfach ist es wirklich nie. Ich glaube es ist immer unschön wenn man sowas mit ansieht, und ich habe auch übers Internet ne Menge Leute sterben sehen, teilweise auch auf grausamste Art und Weise, aber nix, wirklich nix, kommt an das dran was passiert wenn man selbst im Raum ist. Deswegen glaube ich auch dass niemand diese Erfahrung tatsächlich verstehen kann, der sie nicht selbst erlebt hat.

Es ist wirklich eine unglaublich bedrückende Stimmung im Raum wenn man reinkommt. Ich erinnere mich gut daran dass ich absolut schockiert war, wie steif und kalt die Hände bereits waren obwohl die Personen nominell noch lebten. Durchs Morphium waren sie dann auch immer schon nicht mehr ansprechbar und in einer anderen Sphäre, das heißt man wusste auch nicht ob bzw. was sie noch mitkriegen, es gab keine Reaktionen mehr, aber das Herz schlug noch. Die Blässe bzw. der fahle, aschene Hautton, die blauen Lippen, die kalten Hände, das leiser werdende Atmen sind Sachen die ich nie vergessen werde. Und dann, wenn der Tod eintritt, die letzten Atemzüge, bei denen die Abstände dazwischen immer länger wurden. Mehrmals dachte ich, es ist für die Person "geschafft", denn es entsteht oft der Eindruck, als würden sie bis zuletzt kämpfen, um diese letzten Atemzüge ringen. Dann ist es eine Weile still und dann kommt doch nochmal eine Atmung und man sitzt da und kann nichts machen. Und dann, wenn es wirklich vorbei ist, kommen auf einmal so Blubberblasen aus dem Mund, die letzten Luft & Flüssigkeitsansammlungen aus dem Körper, sagte man mir. Die Atmosphäre im Raum wenn die Person tot ist und man da alleine sitzt ist wirklich gespenstisch. Die Kraft, um dann aufzustehen und zu gehen, muss man dann erst mal sammeln.

2 Katzen habe ich auch begleitet, eine davon auch spontan mit Nierenversagen inkl. Entleerung der Harnröhre und langsamem Tod, die andere war blind geworden und konnte irgendwann nicht mehr sitzen, musste eingeschläfert werden. Beide waren 19 bzw. 20 Jahre alt und hatten ein gutes Leben. Bei der dritten war ich am Ende nicht dabei, sie starb in Abwesenheit beim Tierarzt.


Es ist schon auch wie bei noface beschrieben, die Erinnerungen daran kommen in Wellen. Aber bei mir oft nicht erwartbar, sondern völlig zufällig, beim Geschirrspülen, Autofahren, Putzen oder sonstwas. Es gibt da aus meiner Sicht keinen klaren Trigger und manchmal habe ich mir schon gedacht dass sich so vielleicht Leute mit PTSD fühlen, auch wenns bei mir sicherlich nicht ganz so schlimm ist. Nimmt einen aber schon mit wenn das kommt und kann einem den Tag versauen.

Früher, in den wilden 20ern, war mir der Tod relativ egal. Ich hatte das Gefühl ich kannte ihn sowieso schon von den erlebten Vorfällen und hatte gefühlt auch nix zu verlieren. Man macht ja ohnehin ne Menge Scheiß wenn man jung und leichtsinnig ist, aber ich habe es auch oft auf die Spitze getrieben und hatte wirklich keine Angst davor, was mir passieren könnte. Das sagt man natürlich immer nur so lange, bis es einen wirklich trifft. Deswegen ist für mich Seen A Man Die von Scarface auch wirklich der Song, mit dem ich viel anfangen kann, weil er dieses "holding on" so bildlich beschreibt. Und dafür muss man nicht mal bei Bewusstsein sein.

Mittlerweile seh ich das Ganze ein bisschen anders, man hat mehr zu verlieren bzw. will auch noch was erreichen im Leben, aber ich glaube auch dass man, wenn man "normal" im KH stirbt, wirklich ganz gut aufgehoben ist. Ein gewaltsamer Tod oder auch durch verbluten (hier auch miterlebt wie jemand nah dran war, sodass ich schon direkt an die tatsächlichen Tode erinnert wurde und das nicht gut weggesteckt habe in dem Moment) ist glaube ich nochmal was anderes.


Thema Patientenverfügung: Ein Kumpel hatte seinen Traumjob als Ingenieur bei nem Autobauer eingetütet, war verheiratet und auf bestem Wege in sein Traumleben. Eines Tages auf dem Heimweg mit dem Fahrrad von einem LKW-Fahrer beim Rechtsabbiegen übersehen worden und umgefahren. Hirnblutungen, monatelanges Koma, Teile vom Schädel entfernt. Man dachte er schafft es nicht, aber er ist zurückgekommen, allerdings ist er nicht mehr wie früher. Seine Erinnerungen sind zum Teil weg, das meiste was er weiß sind Sachen aus der Schulzeit und bisschen noch aus dem Studium, er kann wieder reden und schreiben aber man merkt einfach wie er eingeschränkt ist und eher auf dem Niveau eines Kindes. Er kann mit Gehhilfe auch wieder laufen, aber es ist im Grunde nix wie es Mal war, Teile des Körpers sind mit Spastiken gelähmt/verhärtet. Hab mich oft gefragt ob ich das wollen würde, denn er ist höchstens ein Schatten seiner selbst, seine Familie muss ihn lebenslang pflegen, seine Frau konnte es irgendwann nicht mehr und es gab Konflikte mit seiner Familie, die in Scheidung mündeten. Das Drama konnte er natürlich gar nicht mehr so richtig begreifen bzw. wurde von den eigenen Eltern gegen die Frau aufgehetzt.

Von daher würde ich jedem raten, sich über solche Fälle Gedanken zu machen damit man, wenn es soweit kommt, basierend auf den eigenen Bedingungen geht oder bleibt.


Und zum Thema Beerdigung: ich hab früher immer zu Kumpels gesagt dass auf meiner Beerdigung Highway to the Danger Zone laufen soll, weil das immer der Song war, mit dem man mich selbst im krassesten Rausch oder Schlaf nochmal auf die Beine geholt hat. Also wenn der Song läuft und ich nicht wie Cam'ron im Curtis Video aus dem Sarg springe dann kann man wirklich den Deckel drauf machen. Andererseits finde ichs irgendwie befremdlich das zu machen wenn da Leute sind die tatsächlich um einen trauern, so rückblickend. Bin zwiegespalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich pack das in einen Spoiler weil ich nicht Leute unnötig triggern will
gute idee.

mein schwiegervater, ein absolut großartiger mensch, ist vorletzten mittwoch verstorben. einfach so, aus dem nichts.

es war am späten nachmittag, meine frau war unterwegs und ich noch im büro. meine schwiegermutter hat keinen von uns auf dem handy erreicht, nachdem sie in panik den notruf abgesetzt hatte. bei uns zu hause ist dann unsere tochter (14) ans telefon gegangen, hat geistesgegenwärtig unserem sohn (9) irgendwas auf netflix vorgesetzt und ist losgerannt. nach telefonischer anleitung der rettungsstelle haben meine schwiegermutter und meine tochter den eigenen mann und opa vom sofa gehoben und bis zum eintreffen der des notarzt-teams wiederbelebt.

als ich kam, waren bereits maschinen angeschlossen, das ganz wohnzimmer lag voller schachteln, decken, gurte, leeren adrenalinspritzen und zig anderen dingen.

morgen findet die beerdigung statt.

das alles fühlte sich am anfang (und teilweise noch heute) völlig "unwirklich" an, weil er am abend zuvor noch bei uns war. er wollte unsere baustelle begutachten, hatte ein paar tipps wegen der elektrik und wir haben ein bier zusammen getrunken. und dann, von einem tag auf den anderen, telefoniert man mit der kripo (musste lernen, dass die übergabe an die polizei ein standardmäßiger vorgang ist, sofern im protokoll "todesursache ungeklärt" steht), sucht eine grabstelle auf dem friedhof und versendet e-mails mit einem geeigneten portraitfoto an ein bestattungsunernehmen. gestern abend haben wir 4 lieder für die beerdigung ausgesucht, zusammen mit schwiegermom - das war hart. wirklich. wahnsinnig. hart.

ich kann gar nicht abschätzen, was das alles mit meiner tochter macht oder gemacht hat. wir reden natürlich darüber, sie hat überragend reagiert und in diesen ganz bestimmt endlosen minuten alles gegeben, was sie hatte. der gedanke daran macht mich zu gleichen teilen stolz und völlig fertig. ich hätte sie so gern vor diesem erlebnis geschützt, kann es aber nicht ändern. es ist einfach so unendlich traurig / beschissen / fucked up - sucht euch was aus.

man schreibt hier und da schnell mal "r.i.p." und sonstwas in irgendwelche kommentarfelder, an dieser stelle lass' ich auch mal ein persönliches da: gute reise mein lieber :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Da kleine Familie, hat's mich in der Vergangenheit zum Glück nicht oft getroffen. Mein mir sehr nahestehender Onkel (hatte keine Opas, er war der Mann der Schwester meiner Oma - daher für mich gefühlter Opa) allerdings ist vor 6 Jahren gestorben. Ich erinner mich, grad neu in der Firma (andere Abteilung als heute natürlich), Samstag, absolut nichts zu tun, mit zwei Kollegen, der eine davon Supervisor. Ich war grad mal zwei Wochen oder so dabei, aber schon gemerkt: größter Dummschwätzer und Nichtskönner (hat wie auch rauskam seinen CV einfach erlogen - das einzige, was man ihm an sich zu Gute halten muss: hat alle mit Bitcoins vollgelabert, als er noch bei 3-4k stand; hab's natürlich ignoriert, wegen der anderen Eindrücke von ihm und verbinde es noch heute mit ihm. Er ist dann zwei Jahre später in Frührente gegangen, weil er all in war. Deswegen auch vllt ne leichte Bitcoinallergie entwickelt, ABER MAN WEIß ES NICHT.)

Aber zurück zum Thema: auf jeden Fall nichts los, ich halbwegs locker nach der Einarbeitung, nicht mehr so angespannt, alles positiv und dann ruft mich meine Mutter an und teilt mir das mit. Versuch, cool zu bleiben, keine Schwäche zeigen, bin ja neu und kenn die anderen ja auch nicht, wieso mit sowas belasten blabla wie ich halt bin. Auf jeden Fall war's sehr ruhig dann und die anderen fragten, ob alles ok sei. Ich erzähle das, der Supervisor sagt 'oh das tut mir leid' oder sowas und der andere sagt irgendwas von wegen, ach nur dein Onkel, geht ja noch ne. Ok. Ja.

Auf jeden Fall hatten wir den Tag über nahezu nichts zu tun und begreife bis heute noch nicht, warum diese Hundesohn mir nicht gesagt hat, dass ich doch bitte gehen soll. Klar, ich hätte's requesten können, aber stand halt ebenso unter Schock - das ist doch das erste, was jemand tun sollte, der klar denkt, selbst wenn alles brennt. Nee, ich saß da noch volle sechs Stunden und der Suporvisor fragt ne Stunde zuvor, ob's ok sei, wenn er schon fährt, weil Samstag ist. Also evtl was geplant gehabt und vllt wirklich nur deswegen mir nicht das Nachhausegehen nahegelegt, fällt mir grad (wieder) ein.

Nun ja. Nichts vergleichbar mit euch und euren Stories, aber mal so ein Schwank aus meinem Leben.

Hierzu fällt mir auch immer wieder die österr. Arbeitnehmerverordnung zu Sonderurlaub ein, find das so absurd. Stellt euch mal vor, eure Frau stirbt und ihr werdet möglicherweise nach drei Tagen darum gebeten, ins Büro zu kommen:

1. Verehelichung bis zu 3 Arbeitstagen
2. Tod des Ehegatten/der Ehegattin bis zu 3 Arbeitstagen
3. Geburt eines Kindes bis zu 3 Arbeitstagen
4. Verehelichung von Geschwistern oder eigenen Kindern, silberne Hochzeit des/der Bediensteten, silberne oder goldene Hochzeit der Eltern, 1 Arbeitstag
5. Tod von Eltern (leiblichen oder Stiefeltern), Kindern (auch Stief-, Wahl- und Pflegekindern), Geschwistern, Schwiegereltern und Großeltern bis zu 2 Arbeitstagen
6. Tod von anderen Familienangehörigen, soweit sie im gemeinsamen Haushalt lebten, bis zu 2 Arbeitstagen
7. Wohnungswechsel innerhalb des Dienst- (Wohn)ortes 1 Arbeitstag
8. Übersiedlung mit Familie anlässlich der Versetzung in einen anderen Dienstort bzw. in einen anderen Wohnort bis zu 3 Arbeitstagen.
 
Oh das Thema geistert bei mit schon seid ein paar jahren regelmässig im Kopf rum.
Es gibt nur eine Person in meiner Familie zu der ich Kontakt habe und diese Person ist meine Oma.
sie ist 83 Jahre alt und hat 2 Kinder quasi alleine großgezogen,
hat den Krebs überlebt, hat irgendwann Diabetis bekommen kam aber damit klar soweit.

Sie war oft der Fels in der Brandung wenn ich zuhause unerwünscht war, was quasi ein Dauerzustand war.:(
Sie war die Person die mir ein """"normales"""" Leben trotz PTBS und andere unschönen Beilagen ermöglicht hat,
während sich sonst Freunde und Familie verzogen haben.:(

Meine Oma war letzten Sommer wegen akuter Herzprobleme im Krankenhaus, das hat mir wirkliche große Angst gemacht,
zum Glück gehts ihr wieder recht gut.

Das gute ist meine Oma und ich reden recht offen über solche Themen, das macht es etwas leichter damit um zu gehen.
 
Oh das Thema geistert bei mit schon seid ein paar jahren regelmässig im Kopf rum.
Es gibt nur eine Person in meiner Familie zu der ich Kontakt habe und diese Person ist meine Oma.
sie ist 83 Jahre alt und hat 2 Kinder quasi alleine großgezogen,
hat den Krebs überlebt, hat irgendwann Diabetis bekommen kam aber damit klar soweit.

Sie war oft der Fels in der Brandung wenn ich zuhause unerwünscht war, was quasi ein Dauerzustand war.:(
Sie war die Person die mir ein """"normales"""" Leben trotz PTBS und andere unschönen Beilagen ermöglicht hat,
während sich sonst Freunde und Familie verzogen haben.:(

Meine Oma war letzten Sommer wegen akuter Herzprobleme im Krankenhaus, das hat mir wirkliche große Angst gemacht,
zum Glück gehts ihr wieder recht gut.

Das gute ist meine Oma und ich reden recht offen über solche Themen, das macht es etwas leichter damit um zu gehen.

Diese Frauen sind das Licht der Welt.
 
der junge von dem ich berichtet hatte ist gestern leider dann doch im krankenhaus verstorben.
harter tobak sowas mit ansehen zu müssen sag ich euch, wird nicht leicht die bilder zu vergessen
der arme ist ungebremst mit dem fahrrad auf eine landstraße gefahren und wurde frontal von 1 auto erwischt, ich bin auf der gegenspur gefahren und hab den aufprall aus nächster nähe gesehen, im außenspiegel hab ich den armen dann noch durch die luft fliegen gesehen.
das wird mich wohl noch 1 weilchen begleiten

ich versuche mich irgendwie abzulenken aber kaum komm ich zur ruhe, muss ich wieder daran denken.
 
guter thread

@DaSam8 du bist ein guter und vergiss nie, hinter unseren avataren sind auch echte menschen und wir mögen dich alle, viel liebe <3

@Trumper rip :(
 
Guter Thread.
Für mich in zweierlei Hinsicht relevant.
Zum Einen, weil ich 2010 dem Tod ganz knapp von der Schippe gesprungen bin. Verkehrsunfall, Lkw-Fahrer mit Sekundenschlaf, 195 Km/h und ca. 12 Schutzengel haben mich davor bewahrt mit 30 Jahren nicht mehr unter den Lebenden zu verweilen. Ich sag' euch: Die paar Stunden, die ich alleine in der Notaufnahme lag, haben mein Leben nachhaltig geprägt. Was einem dort bzgl. Leben und Tod durch den Kopf geht, ist unangenehm und intensiv. War zumindest bei mir so.
Und zum Anderen ist meine 90jährige Großmutter schon mehrfach mit Wasser in der Lunge in die Notaufnahme und auf die Intensivstation gekommen. Meine Familie ist klein, an den Tod meiner Großeltern väterlicherseits erinnere ich mich nicht, weil zu jung. Dementsprechend wär' sie der erste Mensch in meiner Familie, dessen Tod ich wirklich miterleben würde. Davor hab' ich ein bisschen Angst, weil ich einfach nicht weiß, wie ich reagiere. Wie verhält man sich dem Großvater und Mutter/Onkel gegenüber, wenn's soweit ist? Ich bin eher rational unterwegs, nicht so emotional, was auch mit den Erfahrungen aus dem Unfall zusammenhängt. Seit einigen Monaten beschäftigt mich das Thema jedenfalls sehr.
 

@BluntGuerilla

Wie ätzend, mein aufrichtiges Beileid!


Bei mir sind sowohl Opa, Oma, mein Vater und meine geliebte Hündin verstorben. Unmittelbar dabei war ich aber nur bei Letzterer (sie hatte einen geplatzten Tumor und wäre sonst laut Tierarzt auf jeden Fall in der gleichen Nacht eledig gestorben, deshalb haben wir sie erlöst). Bei meinem Opa und meinem Vater war ich wenige Stunden vor dem Tod und bei meiner Oma wenige Tage. Es war aber bei den ersten beiden 100% und bei ihr ziemlich sicher, daß es ein Abschied sein würde. Von den 3 war auch nur meine Oma noch tatsächlich ansprechbar, mein Opa war völlig durch den Wind und mein Vater lag war komplett weg.

Beim Tod eines Menschen war ich leider allerdings andererweitig dabei als ich erfolglos einem Mann geholfen habe. Habe mich danach auch sehr über mich selbst geärgert und mir ein bißchen Vorwürfe gemacht, weil ich anfänglich zu zaghaft gewesen bin. Positiv daran war aber, daß ich ca. 3 Jahre später in einer Bahnhaltestelle nochmal in eine ähnliche Situation gekommen bin und als Einziger der Anwesenden (die als ich dort ankam bereits den Notruf verständigt hatten aber sonst etwas überfordert um den Mann standen) sehr kurzentschlossen Erste Hilfe geleistet habe (und auch absolut aufgrund des Gedanken, daß mir diese Zaghaftigkeit, im Zweifel auf Kosten eines Menschenlebens, kein zweites Mal passiert).

Also so wie in einem schlechten Film, daß der auf einmal keinen fühlbaren Puls mehr hatte (oder ich den aufgrund einer Aufregung nicht mehr gespürt habe, keine Ahnung. aber auf jeden Fall war er nicht mehr ansprechbar) und ich eine Herzdruckmassage gemacht habe (während ich irgendwelche Durchhalteparolen so sinngemäß a la "Komm schon, du stirbst hier nicht auf einem scheiß Bahnsteig!") gerufen habe, die der Dude garantiert nicht gehört hat und die vermutlich mehr für mich selbst gewesen sind), bis die Sanis da waren, die ihn mit irgendwelchen Spritzen und Gedöns noch vor Ort "zurückgeholt" haben. Danach hat mir einer der Securitymitarbeiter (die auch sofort einen tollen Job gemacht haben, das Geschehen abzuschirmen usw.) auf die Schulter geklopft und mich ausgiebig gelobt, wie schnell ich geschaltet hätte usw. Und ganz ehrlich, ich glaube ich bin selten in meinem Leben so stolz auf mich selbst gewesen wie auf der anschließenden Rückfahrt nach Hause.
 
Guter Thread.
Für mich in zweierlei Hinsicht relevant.
Zum Einen, weil ich 2010 dem Tod ganz knapp von der Schippe gesprungen bin. Verkehrsunfall, Lkw-Fahrer mit Sekundenschlaf, 195 Km/h und ca. 12 Schutzengel haben mich davor bewahrt mit 30 Jahren nicht mehr unter den Lebenden zu verweilen. Ich sag' euch: Die paar Stunden, die ich alleine in der Notaufnahme lag, haben mein Leben nachhaltig geprägt. Was einem dort bzgl. Leben und Tod durch den Kopf geht, ist unangenehm und intensiv. War zumindest bei mir so.
Und zum Anderen ist meine 90jährige Großmutter schon mehrfach mit Wasser in der Lunge in die Notaufnahme und auf die Intensivstation gekommen. Meine Familie ist klein, an den Tod meiner Großeltern väterlicherseits erinnere ich mich nicht, weil zu jung. Dementsprechend wär' sie der erste Mensch in meiner Familie, dessen Tod ich wirklich miterleben würde. Davor hab' ich ein bisschen Angst, weil ich einfach nicht weiß, wie ich reagiere. Wie verhält man sich dem Großvater und Mutter/Onkel gegenüber, wenn's soweit ist? Ich bin eher rational unterwegs, nicht so emotional, was auch mit den Erfahrungen aus dem Unfall zusammenhängt. Seit einigen Monaten beschäftigt mich das Thema jedenfalls sehr.

Ja wenn mir sowas passiert wäre hätte ich vielleicht auch ne anderen persönlichen Umgang mit Corona, shit. Gut dass du rauskamst.

Zur Oma: es ist wie gesagt nicht einfach. Ich persönlich habe immer versucht einfach da zu sein, d.h Hände halten, Kopf streicheln, leise reden. Es kommt auf die Situation an und womit du dich selbst wohl fühlst. Ich würde sagen mach nix was sich für dich total falsch anfühlt. Aber wenn du den Drang hast was zu tun, auch wenn es deinem eigentlichen Wesen widerstrebt, mach’s. Ist eine unvergleichliche Situation, da gibts kein richtig oder falsch. Bzw das existiert dann vielleicht im Nachhinein in deinem Kopf.

Ich hab mich bei einem der Tode total lange fertig gemacht bzw tu es heute manchmal noch weil die letzte Konversation mit der Person so was richtiges belangloses war. Irgendwas erzählt was ich noch machen werde, ciao, wir sehen uns morgen. Und das waren einfach unsere letzten Worte. Am nächsten Tag der Anruf, es geht zu Ende. Angekommen und wie gesagt da schon nicht mehr ansprechbar. Es ist absurd, man kann das ja nicht vorhersehen und man will vielleicht auch nicht bei jeder Verabschiedung eine gefühlte Hollywood Szene nachspielen. Aber deshalb ist es wichtig dass man tut was einem richtig vorkommt und dann auch versucht es als solches zu akzeptieren. Doof kann sein wenn du zB als rationaler Typ den Drang empfindest Emotionen zu zeigen oder zu umarmen oder sonstwas aber es dann nicht über dich bringst. Das kann einen dann ärgern im Nachhinein.

Aber wie gesagt, es gibt keinen Musterweg und ich denke die Leute die man begleitet kennen und verstehen einen auch. Bzw das sage ich mir weil es hilft damit umzugehen.

Es gab auch Situationen in denen man nicht alleine war im Raum und noch andere dabei waren, da wechselt man sich dann auch mal ab, kann rausgehen usw. Und da kam’s auch mal vor dass man irgendwie mal nen Witz oder dummen Spruch macht, so a la „Person würde jetzt sagen stellt euch nicht so an“ oder „weißt du noch als…“
Das kann auch helfen. Und wenn die Person noch ansprechbar ist dann ist es sowieso ganz anders, das kenne ich selbst auch nicht. Da würde ich es ganz drauf ankommen lassen was sie will und einfach da sein, zuhören, was auch immer gegeben ist.
Aber wie gesagt, das merkt man im Moment am besten selber, das kann keiner Final oder richtig beantworten.

Das Wichtigste für mich war am Ende immer dass ich die Person nicht alleine gelassen habe.

Wobei es auf Palliativstationen im Krankenhaus wohl üblich ist, dass sich jemand vom Personal zu den Menschen setzt wenn die Familie oder Bekannte nicht da sind. Vorausgesetzt die Personallage lässt dies zu (war unter Corona wohl nicht immer der Fall). Die sitzen bei den Leuten, gehen dann aber raus wenn jemand kommt der wirklich zu der Person gehört. War bei mir 2 mal so.
 
Ich habe zum Glück nie beim Sterben eines Menschen dabei sein müssen, allerdings den Tod dreier enger Verwandter miterlebt.
Der erste war mein Opa väterlicherseits. Dieser starb, als ich etwa zehn Jahre alt war. Er war zu dem Zeitpunkt schon einige Jahre in einem sehr schlechten körperlichen und vor allem geistigen Zustand und lebte etwa zwei Jahre in einem Altenheim. In dieser Zeit besuchte ich ihn mit meinen Eltern mehrmals im Monat und er erkannte mich zu dem Zeitpunkt jedes Mal aufs Neue nicht, was ich in dem Alter leider nicht so wirklich verstehen konnte, da mir Dinge wie Demenz noch nicht so richtig geläufig waren. Aufgrund einer gewissen räumlichen Distanz, meines geringen Alters und der sehr großen Familie väterlicherseits hatte ich auch in den Jahren, in denen er noch einigermaßen fit war (was so bis zu meiner Einschulung war) nie einen so engen Draht mit ihm und sah ihn nicht so häufig. Aus diesem Grund hat mich sein Tod auch nicht so aus der Bahn geworfen (er war auch immerhin schon knapp 87), dennoch war es ein sehr komisches Gefühl, als mich meine Mutter nach der Schule darüber informierte und mir erzählte, dass mein Vater nun noch einmal zu ihm gefahren ist, um sich von ihm zu verabschieden, da mir so etwas völlig neu war und ich vor allem Mitleid mit meinem Vater empfand, der ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte.

Als ich etwa 15 war, starb meine Uroma (Mutter des Opas mütterlicherseits) mit Ende 80. Mit ihr hatte ich ein engeres Verhältnis als Kind, was auch daran lag, dass sie auf demselben Grundstück wie ich wohnte und sie häufig sah, wenn auch mein älterer Bruder noch einmal ein deutlich engeres Verhältnis zu ihr hatte. Auch bei ihr war es allerdings so, dass sie in ihren letzten Jahren geistig sehr stark abbaute und zuletzt pflegebedürftig war, sodass sich wie bei meinem Opa ihr Tod über längere Zeit abzeichnete. Das war dann der Grund, weswegen ich auch bei ihrem Tod zwar betrübt war, aber nicht in ein Loch gefallen bin und ihn gut verkraften konnte, außerdem hatte ich bei ihr das Gefühl, dass sie ein langes und recht zufriedenes Leben hatte, was das ganze finde ich leichter macht.

Letztes Jahr starb schließlich meine Oma väterlicherseits im stolzen Alter von 99 Jahren. Ihr Tod ging meiner ganzen Familie inkl. mir nahe. Sie war ein sehr beeindruckender Mensch und bis etwa ein Jahr vor ihrem Tod geistig topfit und intelligent, strickte für die gesamte Familie Unmengen an Socken, schaute Fußball und kannte sämtliche Bayern- und Nationalspieler, interessierte sich für Politik, löste Kreuzworträtsel, schrieb Tagebuch, las, reiste sogar noch unter großen Anstrengungen stets zu den Geburtstagsfesten ihrer riesigen Familie usw. und man konnte sich mit ihr sehr gut unterhalten. Aus diesen Gründen und weil ich sie eben nicht nur als Kind, sondern auch als Erwachsener wahrgenommen habe, war ihr Tod dann für mich und meine Familie eine ziemlich traurige Angelegenheit. Allerdings war es so, dass ihr Tod natürlich auch nicht unerwartet kam und sie in ihrem letzten Lebensjahr stark abbaute. Das in Verbindung mit ihrem langem, erfüllten Leben und insbesondere ihrem schönen Lebensabend (nach dem Tod meines Opas blühte sie sozusagen noch einmal auf) hat uns ihren Tod gut verkraften lassen. Sie wollte zuletzt schließlich selbst nicht mehr und sah den Tod als Erlösung an und war zudem ein hoch religiöser Mensch. Ich bin zwar selbst keiner, aber ich fand es irgendwie erleichternd zu wissen, dass sie so denkt und eine solche Beziehung zum Tod hat. Aus diesem Grund hatten wie in den Tagen nach ihrem Tod alle eine betrübte Stimmung, allerdings teilten wir auch schöne Erinnerungen an sie und sind nicht in große Trauer ausgebrochen.

Nun habe ich noch meine beiden Großeltern mütterlicherseits. Beide sind eigentlich noch relativ jung (78 und 79) haben leider aber bereits ab Anfang 70 beinahe parallel rapide abgebaut und nun sehr starke Demenz, sodass mein Opa nun im Altenheim lebt (vegetiert wäre wohl das passendere Wort) und meine Oma zuhause unter größten Anstrengungen von meiner Mutter gepflegt wird. Beide sind in einem fürchterlichen Zustand und es tut meiner Familie und mir fast schon weh, sie in diesem Zustand zu sehen. Ich finde es sehr traurig, dass meine andere Oma bis Ende 90 fit war, während meine anderen Großeltern schon 25 Jahre vorher nur noch ein Schatten ihrer selbst waren. Mittlerweile bin ich an dem Punkt, dass ich einen Tod eher als Erlösung ansehen würde, sowohl für meine Mutter, welche sich fast schon kaputt macht mit dieser Situation, als auch für meine Großeltern selbst.

Alle bisherigen Todesfälle, und auch die künftigen meiner beiden anderen Großeltern haben sich also über einen sehr langen Zeitraum angekündigt und in allen Fällen hatten diese am Ende eine sehr schlechte Gesundheit und waren kaum noch fähig, ihre Umwelt wahrzunehmen. Ich denke, dass dies ein Punkt ist, der es Angehörigen deutlich leichter macht, mit dieser Situation umzugehen, wenn auch die letzten Lebensjahre dann sehr leidgeprägt sein können. Ein plötzlicher Todesfall einen nahen Angehörigen ohne Vorankündigung ist denke ich noch etwas ganz anderes und schrecklicheres. Mein Bruder war vor zwei Jahren für einen halben Tag in den Bergen verschollen und wurde per Helikopter gesucht, da habe ich und meine Familie ein Gefühl für so etwas bekommen und das waren qualvolle Stunden. Auch, wie Aeko schon sagte, ist wohl das direkte Miterleben des Sterbens ebenfalls ein einschneidendes Erlebnis, was ich mir ohne es erlebt zu haben gar nicht vorstellen kann und mich glücklich schätzen kann, nie in einer solchen Situation gewesen zu sein.
 
Das war übrigens meine Oma, die ich oben erwähnt habe :)
Hab gerade mit meiner Oma (Jahrgang 1921) telefoniert. Die nervt die aktuelle Lage richtig, da sie normalerweise ständig von ihrer riesigen Verwandtschaft besucht wird und essen geht. Sie hat gesagt: "Der Krieg war ja nix gscheits, aber des Corona is ja gar nix." :D
 
Ich habe beruflich jeden Monat mit Körperspendern/Specimen zu tun und damit irgendwie natürlich auch mit dem Tod. Das ist aber etwas was mir überhaupt nichts ausmacht, ich hab auch keinen Ekel vor einzelne Körperteilen, zuzuschauen bei Practicals am Spender oder mal eine Kiste mit Köpfen durch die Gegend tragen. Das sind einfach nur leblose Hüllen und zu 99% in einem Alter gewesen wo ich mir denke die hatten ein langes Leben.

Ich dachte ehrlich ich wäre da relativ abgehärtet was Tote angeht, bis ich das Pech hatte zuzuschauen wie ein junger Mann vor einen Zug gefallen ist. Hab den damals mit einem anderen Passanten aus dem Gleisbett gezogen und der ist direkt vor uns gestorben. Das hat mich lange abartig heftig beschäftigt.

Jahre später hab ich meinen besten Freund beim Sterben begleitet, aber das war eine ganz andere Erfahrung, auch weil er mir super nahe war. Der war sich seiner Situation aber so bewusst, so das Leben wertschätzend und bis zum Ende so gefestigt in der Situation dass sich das am Ende irgendwie okay angefühlt hat. Blöd zu erklären.

Kleiner Edit: war dann trotzdem hart mich vor einem Jahr mit seinem Sohn - der jetzt auch schon 13 Jahre alt ist - über ihn und wie er war zu unterhalten. Da hab ich geheult wie ein Schlosshund auf dem Heimweg.

Ich hoffe ehrlich dass mir meine Kinder, Frau, Familie und Freunde alle lange erhalten bleiben.
 
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Guter Thread. Hab hier auch eine lange Geschichte zu erzählen, aber bin nicht sicher ob mir das nicht doch alle zu privat ist...
 
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