die berüchtigte "assi-gegend" schlechthin is trier-west. ich fahre da eig. nur manchmal durch, aber war erst vor n paar wochen mal wieder für ein paar stunden da. wenn man nur ein wenig die augen aufmacht, fallen einem so viele kleinigkeiten auf, die aber in einer kausalen kette umso verheerendere folgen haben.
allein wie der stadtteil von den räumlichen bedingungen her in den wohngegenden gestaltet is, is ne absolute katastrophe, die soziale integration einfach nur sabotiert. sauviele wohnhäuser waren mal kasernengebäude (grenzstadt halt, dieses phänomen gibts in der ganzen stadt, aber dort is es am extremsten), die total heruntergekommen aussehen und wo manche bestimmt immer noch diese alten toiletten im flur haben, die man sich gemeinschaftlich mit allen bewohnern teilt. viele familien in einem großen haus mit für familien ungeeigneten räumen und sanitäranlagen. da fällt dir doch das dach auf den kopf, wenn du so eingeengt und mit wenig privatsphäre lebst.
Den Zweiten Weltkrieg hat Trier-West/Pallien ohne gravierende Zerstörungen überstanden. In den folgenden Jahrzehnten ist in Trier-West/Pallien, im Gegensatz zu vielen anderen Trierer Stadtteilen, keine nennenswerte städtebauliche Neuentwicklung zu verzeichnen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass für städtebauliche Großprojekte, wie beispielsweise die Errichtung von zeitgenössischen Großwohnsiedlungen, keine freien Flächen mehr verfügbar waren. So konnte sich eine Entwicklung lediglich im Bestand vollziehen.
aus wikipedia
aber draußen isses auch nich besser.
überall enge straßen mit lauter schlaglöchern, kaum parkplätze und garagen. dadurch parken alle, die ein auto besitzen, auf der straße. somit nicht genug platz für busse und selbst wenn da niemand parken würde, wäre es trotzdem zu eng für den bus, um die ecken zu fahren. bushaltestellen findest du somit fast nur an den paar hauptstraßen, zu denen man je nach dem ein gutes stück durch die verwinkelten straßen laufen muss.
die innenstadt is von der luftlinie her nich allzu weit entfernt (trier hat knapp 100.000 einwohner), aber liegt auf der anderen seite der mosel, die nur 3 brücken hat. ne fahrt muss ganz schön lange dauern für leute, die auf öffentliche verkehrsmittel angewiesen sind und das sind vor allem junge leute. die folge is, dass man entweder zuhause bleibt, wo es eh scheiße is, oder man hängt den ganzen in der stadt rum, damit es sich lohnt. o gebannter kennt das bestimmt auch, wenn die gegen um den hbf von fr bis so abend zur partymeile für jugendliche wird, die mit billig wodka ausm kaufland vorglühen, weil der sogar bis 22 uhr auf hat.
aber auch für arbeitnehmer kann es durchaus ne tortur sein, diese fahrt zweimal täglich auf sich zu nehmen, selbst wenn sie n auto haben. denn ein großer teil von den leuten, die in luxemburg arbeiten und in trier wohnen, fahren morgens und nach feierabend ebenfalls teilweise durch trier west, um über eine der eben erwähnten 3 brücken auf die ostseite der stadt zu kommen, wo die mehrheit der einwohner auch lebt. die folge sind regelmäßige und ätzende staus.
trier is sowieso im verhältnis zu ihrer kleinen größe die beschissenste stadt, die ich in sachen straßennetz und ampelsystem kenne. nich mal nachts gibts grüne wellen und du musst alle paar meter in der innenstadt anhalten. dann noch die 4-spurige hauptstraße östlich der mosel, die einmal von norden nach süden durch die ganze (keine übertreibung, sondern fakt) stadt geht und die paar extra-spuren vor den kreuzungen zum abbiegen aber so kurz sind, dass sich alles schnell auf die linke fahrspur staut und plötzlich hast du voll die blechlawine. das problem betrifft aber auch nich nur die leute aus west, sondern eig. alle.
es gibt in trier west auch den einen oder anderen spiel- & bolzplatz, aber trotz gutem wetter habe ich an dem tag da niemanden gesehen. wundert mich auch nich. oft sind die plätze total verdreckt, zudem auch äußerst karg eingerichtet. manche auch von blicken weitgehend abgeschirmt durch hohe hecken und mauern. ich würde meine kinder da auch nich so gerne ständig unbeobachtet spielen lassen.
und das sind jetz nur sachen, die mit der infrastruktur und stadtbau zu tun haben. von dingen wie armut, drogenmissbrauch oder bildungsdefiziten (es gibt btw nur zwei schulen in west, je eine grund & real -> gymnasien nur im ostteil) brauch ich gar nich erst anfangen. dass die integration der dortigen bewohner unter keinem guten stern steht, wenn die räumlichen verhältnisse schon so am arsch sind, is kein wunder.
zudem es ja ein stigma is, aus west zu kommen. die vorfahren vieler bewohner dort waren, soweit ich weiß, franzosen, die von beruf schrotthändler (also ungebildete leute) und so was waren, und sich dort im laufe des 20. jahrhunderts niedergelassen haben. dank der deutsch-frz. konflikte früher kann man sich ja denken, was die bewohner der stadt von diesen leuten hielten. is wirklich bis heute so, dass man im dortigen milieu unter sich bleibt, es gibt kaum tiefen kontakt oder austausch mit anderen stadtteilen.
noch zwei weitere beispiele, wo ich vor jahren jeweils einmal war und teilweise noch schlimmere wohnhäuser gesehen habe, die absolut unzumutbar und ne schande für ein so wohlhabendes land sind:
es gibt die sogenannte riverissiedlung, erbaut in den 60ern und ursprünglich dafür gedacht, dort bewohner aus west anzusiedeln, damit es zur durchmischung von milieus zwecks integrativer funktion kommt. das projekt is krachend gescheitert. diese siedlung is tief in der umgebung eines gewerbegebietes versteckt. jemand, der dort nix verloren hat, verirrt sich da unter keinen umständen hin.
in der ecke haben sich nach 45 sintis angesiedelt, die nach trier zurückkehrten, als sie aus den kzs freikamen. manche von deren nachfahren leben heute noch dort und weigern sich auch, von der stadt umgesiedelt zu werden. somit stand das projekt schon unter keinen guten vorzeichen.
jedenfalls stehen dort auch lauter alte gebäude rum, teilweise schon baufällig und leerstehend mit eingeschmissenen fenstern etc. jahrelang hieß es, die sollen abgerissen werden, weil sich eine renovierung nich lohne. auch die letzten bewohner (nachfahren besagter sintis) sollten in neubauten umgesiedelt werden, alle anderen waren schon weggezogen, weil der abriss zu dem zeitpunkt noch nich abgesagt war.
die stadt hat die umsiedlung am ende mit den sintis nie gemacht, weil die nämlich dabei hätten getrennt und in unterschiedliche stadtteile gebracht werden sollen, womit die aus gründen ihrer familienkultur nich einverstanden waren. manche wohnen auch in wohnwägen auf der straße, weil die paar "bewohnbaren" gebäude nich für alle ausreichen.
also fragte sich, ob die stadt renovieren sollte. dies wollte sie die letzten jahre jedoch nich, weil die umgebung dort wie gesagt gewerbegebietliche strukturen hat und um diese zu erhalten bzw. ausweiten zu können, darf es dort nich zu viele wohngebiete geben. eine renovierung hätte dafür gesorgt, dass die jetzigen bewohner noch lange bleiben und vllt. sogar neue hinzukommen. es schien für mich lange zeit so, als würde die stadt die leute da rausekeln wollen, indem sie sie ihrem schicksal überlässt und die gebäude weiter verkommen lässt. die bewohner blieben jedoch bis heute hart. nun wurde vor kurzem wieder der abriss beschlossen und die stadt will mit den sintis erörtern, wohin die ziehen sollen, aber es wird bestimmt wieder scheitern.
dann gibts noch den südblick im stadtteil feyen, ebenfalls ein gescheitertes umsiedlungsprojekt mit ehemaligen west-bewohnern aus dem letzten jahrhundert:
der südblick besteht aus 2-3 straßen und die ecke is auch so was wie ne sackgasse am rand des stadtteils. jedoch nich so gut versteckt wie die sinti-siedlung. in den straßen direkt um die ecke hast du schöne und normale häuser von bügerlichen familien. ich konnte damals meinen augen nich trauen, als ich das sah. das war ein unterschied wie tag und nacht. n bisschen so wie wenn in brasilien zwischen der favela und villenviertel nur ein hoher zaun liegt.
regelmäßig gibts beschwerden wegen lärm, müll, drohungen und gewaltausbrüchen auf der straße. ich denke, das bild spricht von allen am besten für sich. wer da wohnt, hat es nich gut. die stadt tut auch hier nix.
und solche beispiele von der entstehung sozialer brennpunkte findest du im ganzen land, von hochhaussiedlungen in den großstädten bis zu vom rest der welt abgeschnittenen ossi-käffern voller neonazis. wir brauchen wirklich nich noch mehr davon.