Weird, was ist gestern bloß passiert?
Hört man sich durch aktuell angesagte Rap-Releases in Deutschland, stößt man häufiger auf bereits gehörte Themen – das Leben auf der Straße, Partys oder übermäßiger Weed-Konsum beispielsweise. Die Jungs der 12 Drunkies haben da allerdings ein ganz anderes Lieblingsthema gefunden: Alkohol. Denn auf seinem vor fünf Jahren erschienenen Debüt "Tape #1" widmete sich ein Mitglied der Crew, Dennis Real, erstmals intensiv diesem Thema. Und führt dies auch auf seinem neuen Album "Datteln mit Speck" konsequent weiter.
Als scheinbar einziger MC unter den Beat-affinen Drunkies versteht Dennis sein Handwerk wie kein anderer. So lässt sich bereits in der Album-Tracklist eine Art roter Faden erkennen. Der Hörer bekommt erst einen kleinen "Aperitif", bevor es dann direkt mit dem harten Stoff losgeht. Dennis Real erzählt von seinen Alkoholiker-Eskalationen mit "Escorial", aber ebenso vom Morgen danach, wenn er gegen Paranoia und Amnesie zu kämpfen hat. Doch egal, worum es geht: Der "Alkoholiker for Life" weiß jederzeit, wie er es in Worte zu fassen hat. Wenn der Berliner dann den wacken MCs zeigt, wer das Sagen hat, merkt man ihm allerdings doch ein wenig den Rest-Alkohol an – aber zumindest seinen Humor verliert er auch dabei nicht. Außerdem wird er immer passend von seinen 12 Drunkies-Saufkumpanen unterstützt. Adlib Swayze und Meidi Moe, aber auch Featuregast Diggy Mac Dirt zaubern feinsten, jedoch keineswegs altbackenen Boom bap. Damit animieren sie auf der einen Seite zum Kopfnicken bei den Party-Tracks; auf der anderen lassen sie den Hörer mitfiebern, wenn der Protagonist sich im Kampf gegen "Jacky" wehren muss. Und selbst die kurzen, Skit-artigen Einspieler fügen sich gekonnt in das Gesamtbild ein und stören auch nach mehrmaligem Hören kaum.
Was der Berliner MC bereits mit seinem ersten Tape begonnen hat, führt er auch auf "Datteln mit Speck" gekonnt weiter. Mit markanter Stimme und konsequentem Alkoholiker-Image bedient Dennis Real nicht nur sich selbst an der Bar, sondern auch eine ganz eigene Nische. Erfrischend anders und empfehlenswert – vorausgesetzt, der Hörer hat eine starke Leber.
(Lukas Päckert)