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Kritik

Ahzumjot – 16QT02 Tag drei

"Erfolg und Ruhm war auch mal mei­ne Bibel. Was ich heu­te brauch', sind mei­ne Bruhs, die Frau und die Fami­lie." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Ahzum­jot, "16QT02 Tag drei", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Erfolg und Ruhm war auch mal mei­ne Bibel.
Was ich heu­te brauch', sind mei­ne Bruhs, die Frau und die Familie.

Es gab mal eine Zeit, da galt Ahzum­jot als das nächs­te gro­ße Ding. Mas­sig Vor­schuss­lor­bee­ren aus der Fach­pres­se zum Trotz, blieb der Mainstream-​Erfolg jedoch auch nach dem gro­ßen Major-​Debüt "Nix mehr egal" aus. In Zei­ten, in denen gefühlt jedes zwei­te Album zumin­dest in die Top 20 ein­steigt, war Platz 32 eine her­be Ent­täu­schung für das jun­ge Talent. Die­ser Miss­erfolg stell­te sich jedoch als künst­le­ri­scher Segen her­aus, wie die neue musi­ka­li­sche Aus­rich­tung Ahzum­jots beweist.

"16QT02 Tag drei" besteht zur einen Hälf­te aus den Tracks der star­ken "Minus"-EP aus dem ver­gan­gen Jahr und zur ande­ren aus brand­neu­en Anspiel­punk­ten, die sich naht­los in die ursprüng­li­che Track­se­quenz ein­fü­gen. Im Sin­ne einer Kanye'schen Wei­ter­ent­wick­lung eines bereits ver­öf­fent­lich­ten Werks kann man das vor­lie­gen­de Release gewis­ser­ma­ßen als "Minus 2.0" betrach­ten. Dem Sub­tra­hie­ren zu hoher Erwar­tun­gen, wel­ches auf "Minus" von­stat­ten­ging, folgt nun das Addie­ren wei­te­rer musi­ka­li­scher Glanz­punk­te. Die Des­il­lu­si­on, die mit der Erkennt­nis ein­her­ging, dass Talent allein noch lan­ge nicht zum Ruhm führt, lös­te in dem Rap­per und Pro­du­zen­ten einen Rei­fe­pro­zess aus. Die­ser ist auf allen Ebe­nen spür­bar. Die Stim­mun­gen, die von den ange­nehm eigen­stän­di­gen Beats trans­por­tiert wer­den, rei­chen von sphä­risch ver­träumt über düs­ter und melan­cho­lisch bis hin zu bra­chi­al und aggres­siv. Auch inhalt­lich ist Ahzum­jot mitt­ler­wei­le sei­nen Kin­der­schu­hen ent­wach­sen. Wo er sich frü­her naiv-​optimistisch gab, ist nun ein Läu­te­rungs­pro­zess spür­bar, der sich in knall­har­ter Ehr­lich­keit, rea­lis­ti­schen Ein­schät­zun­gen und einer Reduk­ti­on auf das Wesent­li­che mani­fes­tiert. Shou­touts gehen nur noch an die aller­engs­ten Freun­de und Fami­li­en­mit­glie­der sowie sich selbst. Der Rest kann Ahzum­jot gestoh­len bleiben.

Das unge­wöhn­li­che Kon­zept funk­tio­niert. Die neu­en Tracks gehen mit den bereits bekann­ten eine stim­mi­ge Sym­bio­se ein. Hier tref­fen groß­ar­ti­ge Pro­duk­tio­nen der Mar­ke Eigen­bau auf einen hung­ri­gen Ahzum­jot, der sei­nen Frust in gute Raps vol­ler zitier­ba­rer Zei­len ummünzt. Auch die bei­den ein­zi­gen Fea­tures des Pro­jekts, Mäd­ness und Dis­sy­the­kid, fügen sich orga­nisch ins Gesamt­bild ein. Bei "16QT02 Tag drei" stimmt ein­fach alles.

(Stef­fen Bauer)