Definition von Rassismus:
auch die zweite definition von rassismus wird von dieser deutschenfeindlichkeit doch abgedeckt: dieser rassismus gegen deutsche wirkt im entsprechenden umfeld durchaus von oben nach unten. wenn in der schule die migranten die kings und die deutschen die loser sind zum beispiel. wieso muss man da unbedingt die gesamtgesellschaft betrachten?
Personen aus welcher Gruppe sitzen aber in den Positionen, in denen sie wirklich gesellschaftlichen Einfluss nehmen können? (Rathaus, Regierungsmank, Ämter, Schulleitung, Kulturausschüsse, etc.) Klar - auf den Straßen eines Viertels können die alltäglichen Machtverhältnisse andere sein. Aber wenn weiße Christen Scheiße bauen, müssen wir weiße Deutsche 'ohne Migrationshintergrund' nicht darum bangen, dass gegen uns Gesetze erlassen werden und uns das Leben schwer gemacht wird. Andersherum sieht das ganze schon anders aus...
Und um diese Herrschaftsstrukturen geht es bei dieser Unterscheidung. Ich finde, dass das schon ein qualitativer Unterschied ist.
wenn wir konsequent sind und rassismus nicht nur auf diskriminierung von rassen anwenden, dann sind jedoch auch eine menge Posts in diesem Board rassistisch gegenüber Muslimen.
Stimme ich dir absolut zu! Da es aus biologischer Sicht gar keine Rassen gibt, wurde die Beschreibung oder der Begriff 'Rassismus ohne Rassen' formuliert. Wie Superhater schon schrieb: Es kommt weniger darauf an, ob es nun wirklich eine völkische/"rassische" Gruppe tatsächlich gibt oder wie sie sich eine Gruppe selber sieht, sondern viel mehr wie sie gesehen wird und welches Bild einer (wie auch immer abgesteckten) Gruppe bei den Menschen insgesammt vorherrscht.
[...]
Ich finde diese Definition von Rassismus recht treffend:
"Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden." (Johannes Zerger)
Und die Art und Weise, wie auch hier oft über die "Muslime" gesprochen wird, halte ich schon für rassistisch.
Die Definition, die du genannt hast, berücksichtigt aber ebenfalls nicht das gesellschaftliche Machtgefüge.
Sie Beschreibt eigentlich nichts weiter als Stereotype und Vorurteile, die sich an einer Herkunfts- oder Abstammungsfrage festmachen lassen. Ich finde, dass da die gesellschaftliche Dimension komplett aus den Augen verloren wird. Damit wirt man mMn dem Phänomen Rassismus nicht gerecht.
Rassismus in Diskussionen und Argumentationen:
Ist Sarazinns Buch mit seinen Thesen für dich rassistisch?
Das Buch habe ich immer noch nicht gelesen. Aber das, was er vorher veröffentlichen ließ und vor allen Dingen frühere Statements (Lettre-Interview z.B.), sind für mich ganz klar rassistisch. Gar keine Frage...
Das bedeutet aber nicht, dass er ein bekennender Rassist ist, der seine Ansichten bewusst aus einer rassistischen Ideoloige heraus entwickelt. Diesen Unterschied muss man schon machen!
ist halt jetzt die frage, wie man "rassistisch" definiert. mir geht nur einfach diese argumentation mit "das ist rassistisch" auf den zeiger, wenn etwas wirklich rassistisch ist, ist es sowieso falsch und somit auch anders argumentativ zu widerlegen.
Das kann ich extrem gut nachvollziehen! Das ist auch keine gute Diskussionsform. Meiner Meinung nach ist unter anderem wegen sollchen Diskussionsstrategien dieser Hass auf pc entstanden.
Wie du schon sagst: Etwas ist nicht falsch, weil es rassistisch ist. Etwas ist rassistisch, weil es auf eine bestimmte Art und Weise falsch ist.
problem ist doch, dass solche aussagen wahrscheinlich von der mehrheit der bürger geteilt werden. entweder ist diese mehrheit einfach rassistisch oder du machst ne mücke zum elefanten.
Ja, deswegen ist jetzt sogar schon in den 'Mainstream-Diskursen' in der Wissenschaft seit längerer Zeit die Rede von dem Rassismus in der Mitte der Gesellschaft und wird nicht immer NUR dem rechten Rand zugeschrieben. Einige haben jetzt begriffen, dass wir nicht nur am rechten Rand arbeiten müssen, sondern gesamtgesellschaftlich gegen dieses Phänomen vorgehen müssen.
Schließlich sind wir alle rassistisch aufgewachsen und sozialisisert worden (Pippi Langstrumpf, Tim Stuppi, James Bond, Dokus, etc.). Das heißt ja nicht, dass wir alle von Grund auf böse sind und alle "Anderen" unterdrücken wollen. Das wäre eine ganz falsche Sicht auf Rassismus.
Generell finde ich:
Niemand kann sich hinstellen und sagen: Ich bin nicht rassistisch. Auch die Leute, die hier anti-rassistische Meinungen vertreten. Wir alle können nur immer wieder unser Denken hinterfragen und versuchen nicht in rassistischen Denkstrukturen hängenzubleiben oder zu diskriminieren.
Deswegen muss man mit dem Rassismusvorwurf vorsichtig sein, weil man sich selber damit schon irgendwie in eine 'moralisch' bessere Position rückt. Das kann aber dann auch sehr gut nach hinten losgehen, weil einem dann überhaupt nicht mehr zugehört wird.
(Edit: ...und weil diese moralisch bessere Position wie gesagt natürlich fraglich ist.)
Bei Multiplikatoren, wie z.B. Sarrazin mit seinem Buch oder Politikern, Schulbüchern oder Beamten, wäre ich dann wieder weniger zimperlich.