Fiend - Street Life (1999)
Nachdem 1999 bisher eher bescheiden als großartig für No Limit ausfällt, ist jetzt jemand an der Reihe, auf den zum Glück Verlass ist. Fiend hat auf No Limit bisher immer mindestens gut, meist sogar bravourös abgeliefert. Optisch ist "Street Life" mit dem eher öden Pen & Pixel Cover, wo das aufregendste wohl das Schwert in Fiends Logo ist, weniger ein Meisterwerk gelungen, musikalisch hat Fiend aber wieder einige musikalische Leckerbissen vorbereitet. Bei den Produzenten haben hier KLC und Craig B das Album alleine gestemmt, was überhaupt keine Schande ist, gehören die zwei schließlich zu NLs fähigsten Produzenten. Bei den Features ist NL für die üblichen Verhältnisse eher auf Sparflamme unterwegs, kann man sie doch tatsächlich an zwei Händen abzählen. Bedeutet aber so, das wir mehr von Fiend haben!
Nachdem bei diversen Kollegen von Fiend im Jahre 1999 die Alben schlechter als der Vorgänger wurden, muss sich Fiend leider auch zu diesen Namen gesellen. ABER: Einen Absturz wie Silkk oder Serv-On hat die gute Reibeisenstimme nicht zu verzeichnen, denn "Street Life" wurde zwar anders als "There's One In Every Family", aber verzichtet dankenswert auf Ausfälle und unnötige softe Songs, sondern bietet nochmal guten NL BBTP Sound. Nachdem 2 Minuten unnötiges Intro absolviert wurden, feuert Fiend mit "The Rock Show" mit einer aggressiven Rap Performance und Bläsern aus dem Hause KLC die ersten Geschütze ab. Nach einiger Zeit kann der Song etwas repetitiv werden, durch seine knackige Länge geht er aber schon gut durch, zählt für mich auf dem Album aber trotzdem eher zu den schwächeren Nummern. Der einzige Skip vom Album wurde für mich "They Don't Hear Me", auf dem einfach nichts spannendes passiert. Fällt nicht wirklich negativ auf, ist aber von allen Songs auf dem Album der mit Abstand langweiligste.
Alles andere als langweilig wird es nämlich, wenn Fiend aus seinem Alias einen Song bastelt, und so wurde "Mr. Whomp Whomp" ein super No Limit Banger, mit den typischen geilen KLC Bässen und Fiend, der hier wieder steil abgeht, einfach super! Ähnlich vom Sound wurde "Get In 2 It" mit Mia X, das dank Mias Feature etwas anderen Flair bekommt und auch sehr gut nach vorne geht. Sein Soldier Bekenntnis befestigt Fiend nochmals mit "War 4 Reason" und "Ak'n Bad", wo auch Skull Duggery und Mystikal am Bord sind, beide wurden wie man es bei den Titeln schon erahnen kann härtere Nummern, wobei sie weniger dynamisch und mehr schwerfällig und grimey ausfallen. Auf jeden Fall auch sehr empfehlenswert!
Womit sich Fiend bisher immer von den anderen Soldiers abgegrenzt hat war seine Flexibilität. So kann er auch super ruhig und langsam rappen und sogar singen. Auf "The Truth Is" versucht er seine Stile und verschiedenen Stimmlagen miteinandet zu kombinieren, was ganz gut klingt. Absolutes Highlight des Albums wurde für mich "Heart Of A Ghetto Boy", ein super chilliger Smash mit einem traumhaften Craig B Beat, der mit sanften Tönen und einem Saxophone unterlegt wurde, was einfach mega geil klingt. Dazu Fiends entspannte Delivery über seinen Street Realtalk, bombe! Die eineinhalb Minuten Outro nur mit dem schönen Instrumental auch sehr angenehm. Aber neben den chilligen Nummern hat Fiend auch Songs mit Atmosphäre dabei; "Trip To London" wird mit düsteren Beat und leichten Chören unterstützt, klingt sehr gut, dazu Fiends bissige Raps bassen super. Nur die Feats wirken etwas fehl am Platz, kann den Hit aber nicht verhindern. "I'm Losing My Mind" wurde relativ simpel gestrickt, aber auch hier umgibt den Beat etwas atmosphärisches, was ich leider schlecht beschreiben kann, ich aber die Nummer gern auf Repeat höre. Auf "If They Don't Know" wird in 49 kurzen Sekunden auf einem bissigen Piano kurz der Dicke markiert, dann geht’s ab zu 'Walk In Line" und einem unkonventionellen Bläser Beat, der nicht jedermanns Sache sein wird (mir gefällt) und man das Album mit besinnlichen Worten, entspannten Raps und melodischen Klavierklängen auf "Waiting On God" beendet.
Dank meiner Pause habe ich leider verplant gehabt, dass hier noch jemand mitmischen wollte, daher bitte nun All Eyez On my homie
@Young Germany, der uns mit einem Gast Review beglückt!
Young Germany: Warum ich dieses Album für ne Review gewählt habe, ist eine gute Frage. Das erste Werk über No Limit war ein bombastischer Erfolg und hat einige Granaten in petto.
@Score_ hat das schon super beschrieben. Nun also ein Jahr später hohe Erwartungen an einen der Goldesel des Panzerlabels: Den omnipräsenten Mr. Whomp Whomp Fiend. Kommerziell erfolgreich, aber hat ja nix zu sagen. Beim Blick auf die Tracklist fällt auf: 17 Anspielstationen und nur 5 Feature-Songs. Gut oder schlecht? Mir persönlich gefällt die brachiale Präsenz, die Fiend auf den Songs versprüht, von daher: Daumen hoch. Produziert, wie soll es anders sein, komplett von Beats by the Pound
(kleine Anekdote: Zu No Limit bin ich über Snoop Dogg gekommen und als ich vor dem Kauf bei den Produzentencredits von Beats by the Pound gelesen hab, dachte ich, die Beats stammen aus dem Hause DPG. Wie man sich vorstellen kann, war ich schwer enttäuscht, mittlerweile weiß ich hier aber auch einige der simplen Produktionen zu schätzen). Auch auffällig ist die Länge der Tracks, oder besser gesagt: die Kürze. 11 Songs dauern nicht einmal 3 Minuten, komme mir fast vor wie in ner Deutschrap Modus Mio Playlist.
Mit Intros beschäftige ich mich normal nicht so ausführlich, aber vom Instrumental hinter dem Talk von Fiend bin ich echt begeistert. Sagt mir komplett zu. Mit „The Rock Show“ dann der erste richtige Song des Albums. Ich feiers. South-Trompeten, Xylophon und ein gut aufgelegter Fiend, der angriffslustig nach vorne geht. Als Single wurde der folgende Song gewählt: „Talk it how I bring it“. Hier wird deutlich, was ich an Fiend so feier. Auf ruhigeren Songs scheint er genauso (wenn nicht sogar noch besser) wie auf Tank-typischen Hooligan Songs. Gute Single aber kein Highlight. „War 4 Reason“ ist dann wohl Geschmackssache. Erstens ist mir der Song zu lang. Zweitens stört mich die Platzierung der Snares extrem, klingen auch beschissen. Hup-Sounds in Hooks sind bestimmt auch nicht jedermanns Sache, aber gut. Den ersten Feature-Beitrag liefert Lady No Limit Mia X auf „Get in 2 it“. Den Bass feier ich extrem, den Part von Mia nicht so, kann sie besser. Direkt danach ein super-bedrohlicher Banger „Ak’n bad“ mit Skull Duggery und Mystikal. Gut gewählt zum Song. Wer übrigens Fler mangelnde Innovation in Hooks vorwirft, kann sich diese gerne mal anhören. Stört mich hier überhaupt nicht. Das Spotlight gehört Mystikal, der hier perfekt mit seinem Stimmeinsatz spielt, was klasse zum Beat passt. Nun zu einem weiteren Highlight des Albums und gleichzeitig auch der längste Song des Albums: „Heart of a Ghetto Boy“. Das Saxophon ist so unglaublich smooth, ein Curren$y hätte dem Song auch gutgetan und man sieht hier schon, dass Fiend nicht immer nur grölen muss, sondern auch elegant über soulige Beats spazieren kann. Willkommen bei Jet Life…
„Trip to London“ sicher wieder Geschmackssache. Diesmal trifft’s meinen. Die Chöre sind klasse und wirken im Zusammenspiel mit den Drums so deplaziert, dass es einfach feierbar ist. Das Rezept: 2 Parts hintereinander, gesungener Part am Schluss, den ich unter der Dusche öfter mal live perform, fertig. So einfach kanns gehen. Und seit dem Song weiß ich: Wenn sich die Gelegenheit zu nem Kurztrip nach London bietet, ist es gesünder, diese wahrzunehmen. Die hard No Limit Fans werden auch ihre Freude am Feature mit Magic „Been Thru it all“ haben. Magics Stimmfarbe feier ich ebenfalls extrem (Rip), die Collabo funktioniert. Nach dem Song weiß man: Die zwei haben bis zu diesem Zeitpunkt alles schon erlebt und vor allem überlebt. Highlight: Wie die Drums die Hook einleiten. Mit ner billigen Synthie E-Gitarre unterlegt, wandeln die beiden auf den Spuren von Black Sabbath… Als nächstes die Single „Mr. Whomp Whomp“. Ich kann mit dem Song überhaupt nix anfangen. Mich stört hier alles. Dünne Drums und Hits, nerviger Loop, dumme Hook. Sorry falls das hier gefeiert wird, ich skippe den Song regelmäßig. Das als Single durchzuwinken bei der Konkurrenz auf dem Langspieler: Puh, ich weiß nicht. „I was placed here“ und „I’m losing my mind“ spielen in der Liga: ok, zum durchlaufen lassen, aber keine Highlights, weder positiv noch negativ. „They don’t hear me“ versprüht Oldschool Vibes, wie sie über No Limit im Jahr 1999 nicht besser transportiert werden könnten. An alle meine NL B-Boys: Tank-Chain zur Seite und Headspins breaken.
„If they don’t know“ dauert ca. 50 Sekunden und hat auch genau die richtige Länge. Mit „Walk that line“ haben wir wieder einen Song der Marke Geschmackssache. Fiend singt hier halb oder versucht es zumindest. Rappen hätte dem Song besser getan. Über 5 Minuten sind mir dann zu lange für das missglückte Experiment. Die Tuba nervt mich auch. Abgeschlossen wird die abwechslungsreiche Reise mit „Waiting on God“, für mich einer der stärksten Fiend Songs überhaupt. „At the sun let the moon take over, and every winter get colder/ From a struggling tell you, soldier gon speak soldier/ But I can't kill the beef, between that side and that coast/ And I can't say what's so white, just like black folk“ ist schon großes Kino für einen No Limit Artist, denen ja oft mangelnde lyrische Tiefe vorgeworfen wurde. Das Instrumental ist einfach schön, tolles Klavier, angenehme Boom Bap-Drums, klasse Finish.
Fazit: Fiends zweites Album über No Limit hat wenige Features, wenig Spieldauer (ca. 55 Minuten) aber einige Überraschungen und Abwechslung innerhalb des Albums zu bieten. Das kann natürlich keine volle Punktzahl geben, da mit Abwechslung auch oft Skip-Tracks verbunden sind, die bei jedem wahrscheinlich anders ausfallen. Ich muss gestehen: Ich hatte das Album stärker in Erinnerung, höre es aber immer noch gerne. Wie gut Fiend zum späteren Jet Life Imprint passen sollte, wird hier schon in den ersten Zügen deutlich. Ein paar Snares weniger hätten den meisten Beats gutgetan, aber es bleibt für mich ein gutes NL-Release.
Score: Insgesamt sind wir beide hier vielmehr einer Meinung als noch bei "Black Mafia", als NL Fanboy muss ich das Album aber einfach noch etwas besser bewerten. Bei den Highlights sind wir uns überwiegend einig, nur kommt mir "Mr. Whom Whomp" bei dir zu schlecht weg, YG, Fiend einfach nur ausrasten zu hören über einen stupide brechenden Beat ist doch beschte. Die Beziehungen und Referenzen zu Fiends Arbeit mit Curren$y und Jet Life habe ich ganz vergessen zu erwähnen und zu würdigen, danke fürs schlagen der Brücke Bro.
Fiends zweites und letztes No Limit Album wurde nicht so geil wie der Erstling, aber bisher ist er der erste, der keinen krassen Downfall in seiner Qualität zum Vorjahr verzeichnet. Abwechslung und motivierte Raps kann man hier nach wie vor von Fiend erwarten, für die Bewertung vom Vorgänger fehlen aber noch ein paar Banger und das Soundbild war doch auch runder. Insgesamt handelt es sich bei "Street Life" aber um mit das beste, was NL im Jahre 1999 zu Stande gebracht hat.
Rating Young Germany: 6,5/10
Anspieltipps (Young Germany): The Rock Show, Ak’n bad, Heart of a Ghetto boy, Trip to London, Waiting on God
Skippen: War 4 Reason, Mr. Whomp Whomp
Rating Score: 7.5/10
Anspieltipps (Score): "Heart Of A Ghetto Boy", "Mr. Whom Whomp", "Trip To London", "Ak'n Bad", "Waiting On God"