Das Änderungspotenzial von Sars-Cov-2 ist grundsätzlich begrenzt. Das Virus kann nicht das Spike-Protein strukturell so stark verändern, dass es gar nicht mehr wiederzuerkennen ist. Also es gibt einen gewissen, begrenzten Mutationsraum, den das Virus benutzen kann. Aber das ist keine Halle, sondern eher ein Haus mit vielen Zimmern und manchmal kann eine Mutation eine Tür zu einem neuen Raum öffnen, in dem das Virus dann neu experimentieren kann. So kommt es zu gewissen Mutationssprüngen. Bei Influenza passiert das alle fünf bis acht Jahre mal, und man muss dann die Impfstoffe anpassen. Und so ein Sprung ist jetzt mit Omikron passiert. Das wird in Zukunft weiter passieren, alle paar Jahre oder jetzt, zu Beginn der Pandemie, vielleicht auch öfter.[...]
Für die weitere Zukunft erwarte ich, dass das zur Ruhe kommen wird - weil es bei allen vier zirkulierenden Erkältungs-Coronaviren auch passiert ist. Aber das ist eine evolutionsbiologische Antwort. Die relevante Frage, die alle interessiert, lautet ja: Wie lange geht diese Quälerei noch weiter mit der Pandemie? Und darauf kann ich viel besser antworten.[...]
Denn anders als der schwer abschätzbare Mutationsraum, entwickelt sich die Bevölkerungsimmunität bei Erwachsenen in eine klare Richtung: Die Bevölkerung baut Immunität auf und behält die auch. Und in diesem Prozess sind wir drin. Es gibt ein paar Länder, die sind schon am Ende damit, etwa Südafrika oder Indien, wo es sehr viel Virus-Zirkulation gab, allerdings auch zum Preis sehr vieler Todesfälle.