Quik Is the Name (1991)
Das Album:
Hintergrund: Durch seine Mixtapes mit dem The Red Tape als Aushängeschild erlangte er die Aufmerksamkeit einiger Labels und unterschrieb letztlich für eine sechsstellige Summe bei Profile Records, die ihn offensichtlich unbedingt haben wollten, weil sie ihren Geldbeutel für ihn wie nie zuvor öffneten. Profile hatte mit Run DMC schon ein Rap-Schwergewicht unter Vertrag, also war auch DJ Quik nicht nur aufgrund des Geldes vom Label überzeugt. Später wollte Eazy-E ihn mit einer riesigen Summe zu Ruthless holen, was aber an der Zustimmung von Profile Records scheiterte. Quik Is The Name war zum Zeitpunkt der Vertragsunterschrift bei Profile bereits aufgenommen und sollte als Mixtape wieder auf der Straße verkauft werden. Das Label wollte jedoch ein richtiges Album daraus machen und lies DJ Quik unter professionellen Bedingungen das Material aufpolieren, was dieser so schnell tat, dass er knapp die Hälfte des Budgets für die Studiozeit in der eigenen Tasche behalten konnte. Auch bezüglich der Ausgaben für andere Künstler auf dem Album ließ er Sparsamkeit walten. Er machte so gut wie alles selber (Beats, Raps & Scratches) und lies nur seine Freunde AMG, Hi-C und 2nd II None im Studio mit ans Mikrofon.
Meine Wertung:
8/10 – DJ Quik gelingt es mit seinem Debütalbum zu zeigen, dass er weit mehr ist als nur der nächste Rapper und Produzent mit Ganghintergrund aus dem Großraum L.A., der im von N.W.A. ausgelösten Hype um Gangsterrap einen Plattenvertrag abstauben konnte. Warum das Album heraus sticht? Zum Einen wäre da DJ Quiks feines Näschen für wunderbare Funk- und Soul-Samples zu nennen – In einer Ära wo einfach noch alles ohne Freigabe gesamplet wurde, was dem Produzenten gefiel. Dementsprechend ist die Liste an tollen Samples lang (Siehe Bonus-Post). Born And Raised In Compton hatte ich bezüglich des Samples schon bei der vorangegangenen Review angepriesen. Er selbst sagte dazu einst im Interview bei Complex, dass seine Mutter gerne Isaac Hayes Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic hörte, er sich in den Song verliebte und dann wie ein Gott fühlte als er den Beat berappte. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Titeltrack, wo mit Movin' von Brass Construction und I Just Want to Be von Cameo zwei Funkgranaten gesamplet wurden. Auch bei seiner zweiten Single und seinem kommerziell größten Hit Tonite lieferte er diesbezüglich unglaublich ab. Tonight von Kleeer gilt bei Kennern als einer der besten Funksongs aller Zeiten und stellt sich als eine hervorragende Grundlage für einen großartigen Rapbeat heraus. Dazu in der Hook ein Vocalsample von Betty Wright aus Tonight Is The Night (ein wunderschöner Soultrack) mit ein paar Scratches. Dieses Paket reicht bereits aus, um mich für seine Musik zu begeistern.
Dazu hat DJ Quik noch viel Charisma und eine Coolness, die auch wegen der Stimme ihm Vergleiche mit Eazy-E einbrachten. Der Coolness-Faktor eskaliert bereits beim guten Opener Sweet Black Pussy wenn er rappt:
But some of these bitches try to act unfair (why?), Maybe its becuase my hair is longer than theirs, But I don't give a fuck, no I don't care, Because I'm like Noah's Ark - my bitches come in pairs
Das ist so schön selbstverherrlichend und ignorant wie guter Rap eben manchmal sein muss.
Thematisch versucht er zwar nach eigener Aussage eher die positiven Dinge des Lebens heraus zu heben, aber das Aufwachsen in Compton hinterlässt einfach Spuren und nimmt stellenweise schon Einfluss auf die Texte. Als Mitglied der Westside Tree Top Piru verkaufte er Drogen, um sich Musik-Equipment leisten zu können, was ihm - wie in Born And Raised In Compton zu hören - teilweise wieder gestohlen wurde (Der Täter war übrigens bekannt und bekam seine Quittung dafür. Zitat DJ Quik: „But as the streets would have it, everybody hates a thief, and everybody hates a snitch. I got news that he got shot and ran over by a car. And I was very happy to hear that.“) Ein Song wie Loked Out Hood, in welchem er Details zu seinen Verbindungen nennt, bleibt aber dennoch die Ausnahme. Frauen, Partys und berauschende Mittel sind für ihn offensichtlich interessanter als Straßengeschichten.
Mir gefällt an dem Album auch besonders seine Melodiösität und die Hooks, welche häufig aus Vocalsamples und Scratches bestehen. Er gibt der Musik den nötigen Raum, damit der Funk und Soul auch richtig zur Geltung kommt. Als Beispiele dafür können die unendlich funkige Schlusssequenz von 8 Ball oder das tolle Quik’s Groove genannt werden. Den Ausflug in Reggae-Gefilde bei The Bombudd mögen nicht alle Rapheads feiern, für mich zeigt er aber eher, dass Quik ein so breites musikalisches Spektrum beherrschte, wie es Anfang der 90er wahrscheinlich kaum jemand in der Rapszene tat.
Nicht verheimlichen möchte ich, dass manchen Songs wie Deep, Tear It Off (klingt für mich sehr nach späten 80er-Rap) oder besonders Skanless der Zahn der Zeit doch etwas Schaden angerichtet hat und diese Songs heute nicht mehr so frisch klingen wie sie das möglicherweise noch 1991 taten.
Das Album gehört für mich jedenfalls in eine Reihe mit anderen Westcoast-Klassikern aus dieser Zeit wie The D.O.C. - No One Can Do It Better sowie Above the Law - Livin' Like Hustlers und erhält am Ende die gleiche Wertung von mir wie diese Meilensteile auch wenn ich das Album im Paket geringfügig besser finde.
Beste Tracks: Sweet Black Pussy, Tonite, Born And Raised in Compton, 8 Ball, Quik’s Groove