Viele von uns RBB-Journalisten wurden unverschuldet in Kollektivhaftung genommen: für das Gefälligkeitssystem einer der zeitweilig mächtigsten Medienmanagerin des Landes, Patricia Schlesinger. Für ihre offenkundige Maßlosigkeit in Zeiten hoher gesellschaftlicher Belastungen. Für ihren selbstherrlichen Umgang mit der Affäre, ihre mangelnde Kritikfähigkeit und ihre Suche nach den Schuldigen bei jenen, die ihre Geldverschwendung – dankenswerterweise – öffentlich gemacht haben. Dieses Verhalten war unanständig, unabhängig von der juristischen Bewertung, die noch aussteht. Dazu gehört das System fünfstelliger Boni für Mitglieder der RBB-Führungscrew in außertariflichen Beschäftigungsverhältnissen, das die Geschäftsleitung jetzt erst auf Druck der Belegschaft hin offenlegte (es geht um 28 Menschen mit sechsstelligen Jahresgehältern). Für mich ist es nicht nachvollziehbar, und damit nicht vermittelbar, warum und wofür meine Vorgesetzten trotz sinkender Publikumsresonanz und schlechter wirtschaftlicher Zahlen außerordentlich belohnt werden sollten. Für journalistische Leistungen sind im ausgeklügelten ÖRR-System jedenfalls keine Boni vorgesehen. Ich erinnere mich einzig an einen Verzehrgutschein über 100 Euro. Den bekam ich einmal als Anerkennung für eine ARD-Doku zu angegriffenen Flüchtlingsunterkünften auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Der Film hatte dem RBB eine Rekordquote und eine Nominierung für den Grimme-Preis eingebracht.
Meine Arbeit als Reporter funktioniert nicht wegen, sondern trotz der Zustände, die sich sieben Etagen über meinem Schreibtisch etabliert haben. Ich werde von der Gemeinschaft der Beitragszahler entlohnt, während private Medien ihr
Geld selbst verdienen müssen. Darin liegt eine besondere Verantwortung, die nach Demut verlang