boah leute ich hab diese review 2x fast zu ende geschrieben und jedes ist der text verloren gegangen. hab auch echt viel gearbeitet und in der zwischenzeit ist pokemon legends rausgekommen, was bei mir priorität 100 hat. daher also erst jetzt die review. hab den text da unten nicht korrekturgelesen, unvollständige sätze dürft ihr gerne selbst vervollständigen
NEOPUNK
Schon
immer ist Pi dem Untergrund treu geblieben, wir wissen ja, Untergrund bis zum Tod und so. Das ändert sich mit diesem Album, denn NeoPunk ist die erste Major-Zusammenarbeit von Ich-kooperiere-nicht-mit-Majors Friedrich Kautz. Sehr zum Entsetzen alteingesessener Fans - Skepsis und Unmut waren von allen Seiten zu hören. Änderte sich auch nicht mit der ersten Singleauskopplung.
Wer an NeoPunk denkt, denkt mit großer Sicherheit fast als erstes an
Gib dem Affen Zucker, der schon fast Titeltrack des Albums sein könnte. Er steht für das veränderte Soundbild des Albums gegenüber allem, was dieser Kerl vorher schon veröffentlich hat, hat aber nicht den Anspruch inhaltlich eine andere Richtung einzuschlagen: der komplexe Inhalt bleibt weiterhin, irgendwie hat Friedrich es hier aber auch etwas zu weit getrieben. In dem Song geht es oberflächlich betrachtet um Affen, die Zucker fressen und dadurch hysterisch aufgedreht werden, aber was soll uns das genau sagen? Pi erklärte dieses Affenbild als eine "Metapher für eine Metapher". Was soll das heißen? Ich habe keine Ahnung, will aber mutmaßen - viele Rapper wollen Inhalte in ihren Raps transportieren, nur mit dem bloßen Ziel, überhaupt einen Inhalt zu bieten. Da diese Inhalte eher nur für den Zweck existieren, überhaupt ein Inhalt zu sein, kommt da schon mal der ein oder andere wirre Müll raus (siehe Eule) womit ein kryptischer, nicht greifbarer oder für das echte Leben anwendbarer Stuss rauskommt, so wie ja auch die überdrehten Affen richtiger Stuss sind. Es ist für den Track egal, welches Abbild er benutzt, um zwanghafte Consciousinhalte zu repräsentieren. Hier sind es halt Affen, aber es hätte auch alles andere sein können. Die Affen ansich sich also für gar nichts bestimmtes eine Metapher, außer dafür, dass sie Metaphern sind. Kommt das verständlich rüber? Ist vielleicht auch viel zu viel reingedacht und der Song hat in Wirklichkeit selber null Bedeutung und dieses "Metapher für eine Metapher" ist eine Ausrede für den wacken Inhalt.
Wirklich gut ist der Track wirklich nicht, nicht nur weil diese Affen-Metapher wack umgesetzt ist (klingt halt wirklich wie wirres Gelaber), auch der Sound passt mir nicht. Biztram ist ein guter Producer, hier hat er aber richtig trockene Fisherprice-Synthesizer eingebaut, die einfach billig wirken. Als wäre das die erste Demo zum neuen Album mit Elektrosound. Leider scheint dieser Song für viele Fans und Ex-Fans stellvertretend für den Sound und Inhalt des gesamten Albums zu stehen, was meinem eigenen Eindruck von NeoPunk nicht gerecht wird.
Wenn wir ehrlich sind, ist der Sound von NeoPunk nicht wirklich viel elektronischer als der von den früheren Alben. Es gibt hier und da paar Tracks die Elektroeinflüsse haben - vor allem
Super Seiajin und
8-Bit Untergrund, dort ist der Sound aber auch nicht so trocken umgesetzt und wichtiger ist es hier, dass der Sound bei diesen Songs auch besser mit den Lyrics zusammenpassen. Die beiden grade erwähnten Songs sind Representer, die zu Beginn des Albums für einen lockeren Einstieg sorgen und beim vierten Track
Kann es sein? geht es mit traditionellem Biztram-Sound weiter. Hin und wieder gibt es Songs die mehr oder weniger Synthies oder irgendwelche Soundeffekte beinhalten, aber richtig auf ne Elektroschiene geht bis auf Affenzucker fast kein Song, ist eher so’n Gespiele zwischen Hip-Hor und elektrischem Zeug, damit die Beats eine härtere Note bekommen. Viele Songs, z. B.
Schläferstündchen,
2030,
Aschenbecher,
Bevor ich aufschlage,
1 Leben lang, könnten ohne Probleme auf jedem der letzten Releases gewesen sein. Vom Sound her gibt es bis auf
Affenzucker,
Mein Blut und
Nerdhymne keine Totalausfälle, ist alles recht solide, Bizzy Biztram macht seinen Job gut.
Inhaltlich versucht Pi sich hier daran, dem Hörer große Abwechslung in seiner Thematik zu geben. Neben den obligatorischen zwei-drei Representern gibt es Themen, die mal mehr und mal weniger Tiefe haben.
Kann es sein ist die Pi-typische Gesellschaftskritik (natürlich mit Bill-Gates-Namedropping – keine Gesellschaftskritik ohne Bill Gates bro, wie in den alten Tagen von Soziale Kontakte), in die Richtung geht auch
2030 und präsentiert uns ein Sci-Fi-Szenario, in der Oskar seinen Papa fragt, was Papier ist (werdet ihr das in acht Jahren euren Kindern auch beibringen?). Beides nett gemacht. 2030 darf nicht als Zukunftsvorhersage verstehen, sondern geht mit unseren zukunftigen Erklärungen für unser heutiges Leben um, das zu dem Leben führen wird, das unsere Nachkommen leben werden. Der Track sagt, dass ihr mit allem, das ihr heute tut, später vor Gericht stehen werdet, selbst dann, wenn wir selber nicht Schuld an der Gestaltung unserer Zukunft als Menschheit verantwortlich sind. Es geht um die Konfrontation mit (un)vermeidbaren unangenehmen Veränderungen und was ihr euren Kindern für eine Rechtfertigung abliefert, wenn sie euch fragen, warum zum F*** sie Werbung von Meta geträumt haben, ob es früher wirklich normal war, zum Einkaufen oder Arbeiten die Wohnung zu verlassen oder wieso es im Sommer schon wieder 47 °C ist.
Der krasseste Song, der sich inhaltlich stark mit irgendeiner Gesellschaftskritik beschäftigt, ist Affen an die Macht. Da haben wir auch wieder eine Affenanalogie, die in diesem Track aber deutlich einfacher abstrahierbar ist. Thematisch ist das echt nicht anders als die anderen beiden oben erwähnten Tracks. Der Beat und die Hook sind aber einfach erste Sahne und ich habe häufig ’nen Ohrwurm von den wummwumm-Geräuschen, absolute Hörempfehlung, wenn ich den Track allein zu Hause höre mach ich da immer so komische Geräusche mit dem Mund haha
Inhaltlich eher zurückhaltend sind Tracks wie
Schlag die Faust (feat. Casper), Schlädelficken,
Wir werden nie erwachsen,
Wir bleiben immer Anti,
Spring! oder
Angsthasentwist (333SDK). Dass der 333SDK-Track krass ist, ist keine Überraschung. Der Track mit Casper klingt rebellisch und laut und cool ist, dass Casper hier keinen Part rappt, sondern nur die Hookschlampe ist, sein Geschrei passt gut in die Hook. Wir bleiben immer Anti glänzt durch seinen krassen Beat, während die restlichen Tracks aus der Auflistung eher Standard sind. Würden die auf dem Album fehlen, würd ich sie nicht vermissen.
Diesen ganzem Zeug stehen super persönliche Tracks wie
Aschenbecher,
1 Leben lang oder vor allem (!)
Bevor ich aufschlage gegenüber. Der letzte Song sticht für mich ganz besonders aus dem Album heraus, weil er eine beengende Stimmung erzeugt. Inhaltlich düster gestalt, es geht um Depressionen, Kindheit, das Leben als Simulation und die Sinnhaftigkeit des Materialismus. Stimmeinsatz und -editing par excellence, sehr rau und erzeugt eine enge Atmosphäre. Wenn ich mir den Track richtig intensiv anhöre kann ich mich da voll gut reindenken, weil der Track einen sofort an die Hand nimmt. Immersion des Todes allein durch die Art wie der Inhalt präsentiert wird.
Will noch extra auf
Sieben Sünden eingehen. Die Idee ist nicht die neueste, aber die Umsetzung ist krass. Zusammen mit MC Basstard gibt es abwechselnde Parts, in der jeder über eine der sieben Sünden aus der Egoperspektive des Sündigers rappt. Für jede Strophe gibt es einen eigenen Beat. Sehr wild gemacht und hier haben sich beide Interpreten + Produzent viel Mühe gegeben.
Absolute Totalausfälle gibt es aber selbstverständlich auch! Ist ja Major-Pi. Ich zähle hierzu den Affenzucker-Track, aber auch meinen absoluten Hasstrack
Mein Blut feat. Bina. Ist so’n Trennungstrack in dem sich beide gegenseitig die Kehle durchschneiden will, was zwar richtig cool klingt, aber Bina klingt einfach Scheiße und der Beat ist sowas von Beschissen, ich kann’s kaum in Worte fassen. Ebenfalls Fremdscham des Todes ist Nerdhymne, wo er von C64 und Amiga rappt auf eine unfassbar cringige Weise mit richtigem Müllbeat.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass NeoPunk in sich ein vom Sound und den Lyrics her abwechslungsreiches Album ist, das durch drei richtig beschissene Tracks schwächelt und auch paar Songs hat, die sich zu ähnlich klingen. Die Tracklist der Premiumversion ist 21 Titel lang, man hätte da vielleicht 5 oder 6 Tracks ersatzlos löschen und nur eine Version anbieten sollen. Der Sinn von einer normalen und einer Premiumversion ist hier eh kaum vorhanden. Auf Streamingdiensten existiert die Standardversion nicht und auf CD kauft sich sowieso keiner die kleinere Version, auf der auch noch paar der besten Songs fehlen (Angsthasentwist oder Sieben Sünden).
Mit dem Album haben damals viele Fans aufgehört Fans zu sein, was ich mir nicht mit der Musik erklären kann, die es hier zu hören gibt. Die haben es ihm super übelgenommen, einen Majordeal unterzeichnet zu haben oder vielleicht waren sie auch eine der ersten Leute, die seine Psychose haben kommen sehen. In diesem Fall – gut für euch!
Hören: 8-Bit Untergrund, Schlag die Faust, Bevor ich aufschlage, 1 Leben Lang, Angsthasentwist, Sieben Sünden
Skippen: Gib dem Affen Zucker, Nerdhymne, Mein Blut
Wertung: 4/5
Leider ist das Album nicht auf Spotify verfügbar.