Ranking aller Prinz Pi (Prinz Porno) Alben

ZEITLOS

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Es ist 2007 und in jüngster Zeit ist Pi mit seiner Mucke in eine Richtung eingeschlagen, die sich von seinen Battlerapanfängen entfernt hat. Ob dies gut oder schlecht ist, ist zu umstreiten und darf jeder für sich selbst entscheiden - wichtig ist es für Pi jetzt, nicht diejenigen zu verlieren, die ihn noch aus der Beatfabrik-Zeit kennen und seinen Battlerap schätzen. Also ist es jetzt Zeit für ein Battlerapalbum: Das Album Zeitlos ist gemacht, um Fans, die nach dieser Art von Musik hungern, zu saturieren.

Schmackhaft macht Friedrich seinen Fans diese CD, indem er sie als Sammlung von Remixen unveröffentlichter Songs vermarktet - was aber mehr oder weniger erlogen ist. Bis auf paar Exclusives gab’s alles schon mal irgendwo zu hören, circa die Hälfte aller Songs stammen ursprünglich vom Mixtape Guess Who’s Back On The Streets, was zwar nie im Einzelhandel verkauft wurde, dafür aber auf Tour erhältlich war. Gleiches gilt für die Songs aus Alben und EPs wie Porno Privat und Radium - sind zwar keine Releases vom Einzelhandel, aber jeder konnte sie schon immer irgendwo runterladen.

Nun ist das Album aber zum Glück keine einfach Compilation von alten Songs, als wäre es ein Best-Of, sondern es handelt sich hierbei um Songs, die komplett neu arrangiert wurden. Neue Beats, neu eingerappte Lyrics, sogar die Strophen und Hooks wurden teilweise komplett umgeschrieben.

Die ausgewählten Songs sind dabei im Großen und Ganzen das, was man von Prinz Pi erwarten konnte, bevor er auf seinen Donnerwetter-Psychosentrip gekommen ist (sind ja auch alles neu arrangierte Tracks aus der Prinz-Porno-Zeit. Heißt also, dass endlich wieder gebattlet und der Weihrauch nicht angezündet wird.

Diese Remixe alter Songs sind so umfassend und von Grund auf erneuert, dass jeder einzelne als komplett eigenständiger Song durchgehen kann, der völlig losgelöst vom Originalsong für sich selbst steht. Chartbreaker (von An der Front) klingt im Verlgeich zum Original so stark anders, dass sie kaum vergleichbar sind - der Beat erzeugt eine lockere statt düstere Stimmung und sowohl von Kobra als auch Pi gibt es komplett neue Strophen. Ein weiterer Song, bei dem der Unterschied zum Original riesig ist, ist Homiehymne (Original von Radium), auf dem Pi légère über den Beat fließt und einen schönen, flexiblen Stimmeinsatz zeigt. Insgesamt ist es jedem Song anzumerken, dass er sehr sorgfältig neu zusammengestellt wurde. Es ist erkennbar, dass Pi auf diesem Album aus Liebe und Respekt gegenüber seiner eigenen Diskographie rappt und er seine alten Schätze in einem so schönen Licht wie möglich stellen möchte. Daher klingt das Album auch nicht einfach wie eine Sammlung von Remixen, sondern wie ein eigenständiges Album mit eigener Identität.

Durch und durch ist die Qualität sehr hoch gehalten und auch Songs, deren Original ich entweder nicht so gut oder einfach durchschnittlich fand, erhalten hier endlich ihren Glanz. Als Beispiel lässt sich hier das Liebeslied ("Prinzessin" von GWBOTS) nennen, das richtig schmalzig, aber dennoch nicht unangenehm ist oder 16bit vs. PS3 (auch GWBOTS) das nerdy ist, aber trotz dem auch irgendwie nach Untergrund klingt.

Die Songs, die original schon cool waren, haben hier nicht an Qualität verloren! Songs wie Außer Kontrolle oder Battleking (beide von Porno Privat) gefallen mir jetzt sogar besser, da der Beat in einem besseren Einklang mit den Lyrics steht - Lyrics, die ansich auch deutlich verbessert wurden. Hin und wieder finden sich auf dem Album Hommagen an Westberlin Maskulin - Friedrich Kautz repräsentiert hier eindeutig die richtigen Deutschrapwerte.

Ralle ist übrigens die MZEE-Hymne schlechthin ;) Spaß, der Song ist immer noch so scheiße wie die Originalversion. Ist auch der einzige Song, der immer noch kacke ist.

Exklusivsongs wie Wolken vor dem Mund, Ausgang oder Willkommen in Berlin runden das Hörerlebnis ab und ergänzen das Album um gute Featureparts von Boba Fettt und Jonarama.

Gibt es Schwächen? Zumindest keine starken. Zeichen der Weisen und Totentanz passen nicht zum Gesamtbild des Albums und auch wenn ich das Soundbild dieses Album lobe, muss ich einsehen, dass diese Art von Beats im Angesicht des heutigen Zeitgeistes eingestaubt wirkt. Kann da nicht so ganz unterscheiden, ob ich bei den Beats nostalgisch gebiast bin oder ob die Beats aus heutiger Sicht tatsächlich etwas lame sind. Äußert euch doch gerne mal dazu! Mich interessiert es, wie ihr das seht.

Die Hörempfehlungen sind wieder nur eine kleine Auswahl meiner Lieblingssongs. Zeichen der Weisen und Totentanz sind nicht so gut wie der Rest, aber kein Skipmaterial.

TL;DR: Nach den letzten paar komischen Einträgen in seiner Diskographie gibt es hier endlich mal ein rundes, gelungenes Album, das mir Spaß gemacht hat es zu hören.

hören: Wie auf dem Arm tätowiert, Außer Kontrolle, Mein Leben, Battleking, Chartbreaker
skippen: Ralle

Wertung: 4/5

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Fun Fact 1: Laut Booklet gab es mal ein Album namens Porno Privat 2. Edition

Fun Fact 2: Außerdem rappt Prinz Pi auf dem Album über ein unveröffentlichtes ProMolle-MCs-Album namens 11-90er Sandsturm, auf das ich Prinz Pi mal auf Insta angesprochen hab - er hat es selbst nicht mehr und kennt auch keinen, der es noch haben könnte
 
Zuletzt bearbeitet:
dazu hab ich in der mittelstufe gebounced

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boah leute ich hab diese review 2x fast zu ende geschrieben und jedes ist der text verloren gegangen. hab auch echt viel gearbeitet und in der zwischenzeit ist pokemon legends rausgekommen, was bei mir priorität 100 hat. daher also erst jetzt die review. hab den text da unten nicht korrekturgelesen, unvollständige sätze dürft ihr gerne selbst vervollständigen :p

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NEOPUNK

Schon immer ist Pi dem Untergrund treu geblieben, wir wissen ja, Untergrund bis zum Tod und so. Das ändert sich mit diesem Album, denn NeoPunk ist die erste Major-Zusammenarbeit von Ich-kooperiere-nicht-mit-Majors Friedrich Kautz. Sehr zum Entsetzen alteingesessener Fans - Skepsis und Unmut waren von allen Seiten zu hören. Änderte sich auch nicht mit der ersten Singleauskopplung.

Wer an NeoPunk denkt, denkt mit großer Sicherheit fast als erstes an Gib dem Affen Zucker, der schon fast Titeltrack des Albums sein könnte. Er steht für das veränderte Soundbild des Albums gegenüber allem, was dieser Kerl vorher schon veröffentlich hat, hat aber nicht den Anspruch inhaltlich eine andere Richtung einzuschlagen: der komplexe Inhalt bleibt weiterhin, irgendwie hat Friedrich es hier aber auch etwas zu weit getrieben. In dem Song geht es oberflächlich betrachtet um Affen, die Zucker fressen und dadurch hysterisch aufgedreht werden, aber was soll uns das genau sagen? Pi erklärte dieses Affenbild als eine "Metapher für eine Metapher". Was soll das heißen? Ich habe keine Ahnung, will aber mutmaßen - viele Rapper wollen Inhalte in ihren Raps transportieren, nur mit dem bloßen Ziel, überhaupt einen Inhalt zu bieten. Da diese Inhalte eher nur für den Zweck existieren, überhaupt ein Inhalt zu sein, kommt da schon mal der ein oder andere wirre Müll raus (siehe Eule) womit ein kryptischer, nicht greifbarer oder für das echte Leben anwendbarer Stuss rauskommt, so wie ja auch die überdrehten Affen richtiger Stuss sind. Es ist für den Track egal, welches Abbild er benutzt, um zwanghafte Consciousinhalte zu repräsentieren. Hier sind es halt Affen, aber es hätte auch alles andere sein können. Die Affen ansich sich also für gar nichts bestimmtes eine Metapher, außer dafür, dass sie Metaphern sind. Kommt das verständlich rüber? Ist vielleicht auch viel zu viel reingedacht und der Song hat in Wirklichkeit selber null Bedeutung und dieses "Metapher für eine Metapher" ist eine Ausrede für den wacken Inhalt.

Wirklich gut ist der Track wirklich nicht, nicht nur weil diese Affen-Metapher wack umgesetzt ist (klingt halt wirklich wie wirres Gelaber), auch der Sound passt mir nicht. Biztram ist ein guter Producer, hier hat er aber richtig trockene Fisherprice-Synthesizer eingebaut, die einfach billig wirken. Als wäre das die erste Demo zum neuen Album mit Elektrosound. Leider scheint dieser Song für viele Fans und Ex-Fans stellvertretend für den Sound und Inhalt des gesamten Albums zu stehen, was meinem eigenen Eindruck von NeoPunk nicht gerecht wird.

Wenn wir ehrlich sind, ist der Sound von NeoPunk nicht wirklich viel elektronischer als der von den früheren Alben. Es gibt hier und da paar Tracks die Elektroeinflüsse haben - vor allem Super Seiajin und 8-Bit Untergrund, dort ist der Sound aber auch nicht so trocken umgesetzt und wichtiger ist es hier, dass der Sound bei diesen Songs auch besser mit den Lyrics zusammenpassen. Die beiden grade erwähnten Songs sind Representer, die zu Beginn des Albums für einen lockeren Einstieg sorgen und beim vierten Track Kann es sein? geht es mit traditionellem Biztram-Sound weiter. Hin und wieder gibt es Songs die mehr oder weniger Synthies oder irgendwelche Soundeffekte beinhalten, aber richtig auf ne Elektroschiene geht bis auf Affenzucker fast kein Song, ist eher so’n Gespiele zwischen Hip-Hor und elektrischem Zeug, damit die Beats eine härtere Note bekommen. Viele Songs, z. B. Schläferstündchen, 2030, Aschenbecher, Bevor ich aufschlage, 1 Leben lang, könnten ohne Probleme auf jedem der letzten Releases gewesen sein. Vom Sound her gibt es bis auf Affenzucker, Mein Blut und Nerdhymne keine Totalausfälle, ist alles recht solide, Bizzy Biztram macht seinen Job gut.

Inhaltlich versucht Pi sich hier daran, dem Hörer große Abwechslung in seiner Thematik zu geben. Neben den obligatorischen zwei-drei Representern gibt es Themen, die mal mehr und mal weniger Tiefe haben. Kann es sein ist die Pi-typische Gesellschaftskritik (natürlich mit Bill-Gates-Namedropping – keine Gesellschaftskritik ohne Bill Gates bro, wie in den alten Tagen von Soziale Kontakte), in die Richtung geht auch 2030 und präsentiert uns ein Sci-Fi-Szenario, in der Oskar seinen Papa fragt, was Papier ist (werdet ihr das in acht Jahren euren Kindern auch beibringen?). Beides nett gemacht. 2030 darf nicht als Zukunftsvorhersage verstehen, sondern geht mit unseren zukunftigen Erklärungen für unser heutiges Leben um, das zu dem Leben führen wird, das unsere Nachkommen leben werden. Der Track sagt, dass ihr mit allem, das ihr heute tut, später vor Gericht stehen werdet, selbst dann, wenn wir selber nicht Schuld an der Gestaltung unserer Zukunft als Menschheit verantwortlich sind. Es geht um die Konfrontation mit (un)vermeidbaren unangenehmen Veränderungen und was ihr euren Kindern für eine Rechtfertigung abliefert, wenn sie euch fragen, warum zum F*** sie Werbung von Meta geträumt haben, ob es früher wirklich normal war, zum Einkaufen oder Arbeiten die Wohnung zu verlassen oder wieso es im Sommer schon wieder 47 °C ist.

Der krasseste Song, der sich inhaltlich stark mit irgendeiner Gesellschaftskritik beschäftigt, ist Affen an die Macht. Da haben wir auch wieder eine Affenanalogie, die in diesem Track aber deutlich einfacher abstrahierbar ist. Thematisch ist das echt nicht anders als die anderen beiden oben erwähnten Tracks. Der Beat und die Hook sind aber einfach erste Sahne und ich habe häufig ’nen Ohrwurm von den wummwumm-Geräuschen, absolute Hörempfehlung, wenn ich den Track allein zu Hause höre mach ich da immer so komische Geräusche mit dem Mund haha

Inhaltlich eher zurückhaltend sind Tracks wie Schlag die Faust (feat. Casper), Schlädelficken, Wir werden nie erwachsen, Wir bleiben immer Anti, Spring! oder Angsthasentwist (333SDK). Dass der 333SDK-Track krass ist, ist keine Überraschung. Der Track mit Casper klingt rebellisch und laut und cool ist, dass Casper hier keinen Part rappt, sondern nur die Hookschlampe ist, sein Geschrei passt gut in die Hook. Wir bleiben immer Anti glänzt durch seinen krassen Beat, während die restlichen Tracks aus der Auflistung eher Standard sind. Würden die auf dem Album fehlen, würd ich sie nicht vermissen.

Diesen ganzem Zeug stehen super persönliche Tracks wie Aschenbecher, 1 Leben lang oder vor allem (!) Bevor ich aufschlage gegenüber. Der letzte Song sticht für mich ganz besonders aus dem Album heraus, weil er eine beengende Stimmung erzeugt. Inhaltlich düster gestalt, es geht um Depressionen, Kindheit, das Leben als Simulation und die Sinnhaftigkeit des Materialismus. Stimmeinsatz und -editing par excellence, sehr rau und erzeugt eine enge Atmosphäre. Wenn ich mir den Track richtig intensiv anhöre kann ich mich da voll gut reindenken, weil der Track einen sofort an die Hand nimmt. Immersion des Todes allein durch die Art wie der Inhalt präsentiert wird.

Will noch extra auf Sieben Sünden eingehen. Die Idee ist nicht die neueste, aber die Umsetzung ist krass. Zusammen mit MC Basstard gibt es abwechselnde Parts, in der jeder über eine der sieben Sünden aus der Egoperspektive des Sündigers rappt. Für jede Strophe gibt es einen eigenen Beat. Sehr wild gemacht und hier haben sich beide Interpreten + Produzent viel Mühe gegeben.

Absolute Totalausfälle gibt es aber selbstverständlich auch! Ist ja Major-Pi. Ich zähle hierzu den Affenzucker-Track, aber auch meinen absoluten Hasstrack Mein Blut feat. Bina. Ist so’n Trennungstrack in dem sich beide gegenseitig die Kehle durchschneiden will, was zwar richtig cool klingt, aber Bina klingt einfach Scheiße und der Beat ist sowas von Beschissen, ich kann’s kaum in Worte fassen. Ebenfalls Fremdscham des Todes ist Nerdhymne, wo er von C64 und Amiga rappt auf eine unfassbar cringige Weise mit richtigem Müllbeat.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass NeoPunk in sich ein vom Sound und den Lyrics her abwechslungsreiches Album ist, das durch drei richtig beschissene Tracks schwächelt und auch paar Songs hat, die sich zu ähnlich klingen. Die Tracklist der Premiumversion ist 21 Titel lang, man hätte da vielleicht 5 oder 6 Tracks ersatzlos löschen und nur eine Version anbieten sollen. Der Sinn von einer normalen und einer Premiumversion ist hier eh kaum vorhanden. Auf Streamingdiensten existiert die Standardversion nicht und auf CD kauft sich sowieso keiner die kleinere Version, auf der auch noch paar der besten Songs fehlen (Angsthasentwist oder Sieben Sünden).

Mit dem Album haben damals viele Fans aufgehört Fans zu sein, was ich mir nicht mit der Musik erklären kann, die es hier zu hören gibt. Die haben es ihm super übelgenommen, einen Majordeal unterzeichnet zu haben oder vielleicht waren sie auch eine der ersten Leute, die seine Psychose haben kommen sehen. In diesem Fall – gut für euch!

Hören: 8-Bit Untergrund, Schlag die Faust, Bevor ich aufschlage, 1 Leben Lang, Angsthasentwist, Sieben Sünden
Skippen: Gib dem Affen Zucker, Nerdhymne, Mein Blut

Wertung: 4/5

Leider ist das Album nicht auf Spotify verfügbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
boah leute ich hab diese review 2x fast zu ende geschrieben und jedes ist der text verloren gegangen. hab auch echt viel gearbeitet und in der zwischenzeit ist pokemon legends rausgekommen, was bei mir priorität 100 hat. daher also erst jetzt die review. hab den text da unten nicht korrekturgelesen, unvollständige sätze dürft ihr gerne selbst vervollständigen :p

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NEOPUNK

Schon immer ist Pi dem Untergrund treu geblieben, wir wissen ja, Untergrund bis zum Tod und so. Das ändert sich mit diesem Album, denn NeoPunk ist die erste Major-Zusammenarbeit von Ich-kooperiere-nicht-mit-Majors Friedrich Kautz. Sehr zum Entsetzen alteingesessener Fans - Skepsis und Unmut waren von allen Seiten zu hören. Änderte sich auch nicht mit der ersten Singleauskopplung.

Wer an NeoPunk denkt, denkt mit großer Sicherheit fast als erstes an Gib dem Affen Zucker, der schon fast Titeltrack des Albums sein könnte. Er steht für das veränderte Soundbild des Albums gegenüber allem, was dieser Kerl vorher schon veröffentlich hat, hat aber nicht den Anspruch inhaltlich eine andere Richtung einzuschlagen: der komplexe Inhalt bleibt weiterhin, irgendwie hat Friedrich es hier aber auch etwas zu weit getrieben. In dem Song geht es oberflächlich betrachtet um Affen, die Zucker fressen und dadurch hysterisch aufgedreht werden, aber was soll uns das genau sagen? Pi erklärte dieses Affenbild als eine "Metapher für eine Metapher". Was soll das heißen? Ich habe keine Ahnung, will aber mutmaßen - viele Rapper wollen Inhalte in ihren Raps transportieren, nur mit dem bloßen Ziel, überhaupt einen Inhalt zu bieten. Da diese Inhalte eher nur für den Zweck existieren, überhaupt ein Inhalt zu sein, kommt da schon mal der ein oder andere wirre Müll raus (siehe Eule) womit ein kryptischer, nicht greifbarer oder für das echte Leben anwendbarer Stuss rauskommt, so wie ja auch die überdrehten Affen richtiger Stuss sind. Es ist für den Track egal, welches Abbild er benutzt, um zwanghafte Consciousinhalte zu repräsentieren. Hier sind es halt Affen, aber es hätte auch alles andere sein können. Die Affen ansich sich also für gar nichts bestimmtes eine Metapher, außer dafür, dass sie Metaphern sind. Kommt das verständlich rüber? Ist vielleicht auch viel zu viel reingedacht und der Song hat in Wirklichkeit selber null Bedeutung und dieses "Metapher für eine Metapher" ist eine Ausrede für den wacken Inhalt.

Wirklich gut ist der Track wirklich nicht, nicht nur weil diese Affen-Metapher wack umgesetzt ist (klingt halt wirklich wie wirres Gelaber), auch der Sound passt mir nicht. Biztram ist ein guter Producer, hier hat er aber richtig trockene Fisherprice-Synthesizer eingebaut, die einfach billig wirken. Als wäre das die erste Demo zum neuen Album mit Elektrosound. Leider scheint dieser Song für viele Fans und Ex-Fans stellvertretend für den Sound und Inhalt des gesamten Albums zu stehen, was meinem eigenen Eindruck von NeoPunk nicht gerecht wird.

Wenn wir ehrlich sind, ist der Sound von NeoPunk nicht wirklich viel elektronischer als der von den früheren Alben. Es gibt hier und da paar Tracks die Elektroeinflüsse haben - vor allem Super Seiajin und 8-Bit Untergrund, dort ist der Sound aber auch nicht so trocken umgesetzt und wichtiger ist es hier, dass der Sound bei diesen Songs auch besser mit den Lyrics zusammenpassen. Die beiden grade erwähnten Songs sind Representer, die zu Beginn des Albums für einen lockeren Einstieg sorgen und beim vierten Track Kann es sein? geht es mit traditionellem Biztram-Sound weiter. Hin und wieder gibt es Songs die mehr oder weniger Synthies oder irgendwelche Soundeffekte beinhalten, aber richtig auf ne Elektroschiene geht bis auf Affenzucker fast kein Song, ist eher so’n Gespiele zwischen Hip-Hor und elektrischem Zeug, damit die Beats eine härtere Note bekommen. Viele Songs, z. B. Schläferstündchen, 2030, Aschenbecher, Bevor ich aufschlage, 1 Leben lang, könnten ohne Probleme auf jedem der letzten Releases gewesen sein. Vom Sound her gibt es bis auf Affenzucker, Mein Blut und Nerdhymne keine Totalausfälle, ist alles recht solide, Bizzy Biztram macht seinen Job gut.

Inhaltlich versucht Pi sich hier daran, dem Hörer große Abwechslung in seiner Thematik zu geben. Neben den obligatorischen zwei-drei Representern gibt es Themen, die mal mehr und mal weniger Tiefe haben. Kann es sein ist die Pi-typische Gesellschaftskritik (natürlich mit Bill-Gates-Namedropping – keine Gesellschaftskritik ohne Bill Gates bro, wie in den alten Tagen von Soziale Kontakte), in die Richtung geht auch 2030 und präsentiert uns ein Sci-Fi-Szenario, in der Oskar seinen Papa fragt, was Papier ist (werdet ihr das in acht Jahren euren Kindern auch beibringen?). Beides nett gemacht. 2030 darf nicht als Zukunftsvorhersage verstehen, sondern geht mit unseren zukunftigen Erklärungen für unser heutiges Leben um, das zu dem Leben führen wird, das unsere Nachkommen leben werden. Der Track sagt, dass ihr mit allem, das ihr heute tut, später vor Gericht stehen werdet, selbst dann, wenn wir selber nicht Schuld an der Gestaltung unserer Zukunft als Menschheit verantwortlich sind. Es geht um die Konfrontation mit (un)vermeidbaren unangenehmen Veränderungen und was ihr euren Kindern für eine Rechtfertigung abliefert, wenn sie euch fragen, warum zum F*** sie Werbung von Meta geträumt haben, ob es früher wirklich normal war, zum Einkaufen oder Arbeiten die Wohnung zu verlassen oder wieso es im Sommer schon wieder 47 °C ist.

Der krasseste Song, der sich inhaltlich stark mit irgendeiner Gesellschaftskritik beschäftigt, ist Affen an die Macht. Da haben wir auch wieder eine Affenanalogie, die in diesem Track aber deutlich einfacher abstrahierbar ist. Thematisch ist das echt nicht anders als die anderen beiden oben erwähnten Tracks. Der Beat und die Hook sind aber einfach erste Sahne und ich habe häufig ’nen Ohrwurm von den wummwumm-Geräuschen, absolute Hörempfehlung, wenn ich den Track allein zu Hause höre mach ich da immer so komische Geräusche mit dem Mund haha

Inhaltlich eher zurückhaltend sind Tracks wie Schlag die Faust (feat. Casper), Schlädelficken, Wir werden nie erwachsen, Wir bleiben immer Anti, Spring! oder Angsthasentwist (333SDK). Dass der 333SDK-Track krass ist, ist keine Überraschung. Der Track mit Casper klingt rebellisch und laut und cool ist, dass Casper hier keinen Part rappt, sondern nur die Hookschlampe ist, sein Geschrei passt gut in die Hook. Wir bleiben immer Anti glänzt durch seinen krassen Beat, während die restlichen Tracks aus der Auflistung eher Standard sind. Würden die auf dem Album fehlen, würd ich sie nicht vermissen.

Diesen ganzem Zeug stehen super persönliche Tracks wie Aschenbecher, 1 Leben lang oder vor allem (!) Bevor ich aufschlage gegenüber. Der letzte Song sticht für mich ganz besonders aus dem Album heraus, weil er eine beengende Stimmung erzeugt. Inhaltlich düster gestalt, es geht um Depressionen, Kindheit, das Leben als Simulation und die Sinnhaftigkeit des Materialismus. Stimmeinsatz und -editing par excellence, sehr rau und erzeugt eine enge Atmosphäre. Wenn ich mir den Track richtig intensiv anhöre kann ich mich da voll gut reindenken, weil der Track einen sofort an die Hand nimmt. Immersion des Todes allein durch die Art wie der Inhalt präsentiert wird.

Will noch extra auf Sieben Sünden eingehen. Die Idee ist nicht die neueste, aber die Umsetzung ist krass. Zusammen mit MC Basstard gibt es abwechselnde Parts, in der jeder über eine der sieben Sünden aus der Egoperspektive des Sündigers rappt. Für jede Strophe gibt es einen eigenen Beat. Sehr wild gemacht und hier haben sich beide Interpreten + Produzent viel Mühe gegeben.

Absolute Totalausfälle gibt es aber selbstverständlich auch! Ist ja Major-Pi. Ich zähle hierzu den Affenzucker-Track, aber auch meinen absoluten Hasstrack Mein Blut feat. Bina. Ist so’n Trennungstrack in dem sich beide gegenseitig die Kehle durchschneiden will, was zwar richtig cool klingt, aber Bina klingt einfach Scheiße und der Beat ist sowas von Beschissen, ich kann’s kaum in Worte fassen. Ebenfalls Fremdscham des Todes ist Nerdhymne, wo er von C64 und Amiga rappt auf eine unfassbar cringige Weise mit richtigem Müllbeat.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass NeoPunk in sich ein vom Sound und den Lyrics her abwechslungsreiches Album ist, das durch drei richtig beschissene Tracks schwächelt und auch paar Songs hat, die sich zu ähnlich klingen. Die Tracklist der Premiumversion ist 21 Titel lang, man hätte da vielleicht 5 oder 6 Tracks ersatzlos löschen und nur eine Version anbieten sollen. Der Sinn von einer normalen und einer Premiumversion ist hier eh kaum vorhanden. Auf Streamingdiensten existiert die Standardversion nicht und auf CD kauft sich sowieso keiner die kleinere Version, auf der auch noch paar der besten Songs fehlen (Angsthasentwist oder Sieben Sünden).

Mit dem Album haben damals viele Fans aufgehört Fans zu sein, was ich mir nicht mit der Musik erklären kann, die es hier zu hören gibt. Die haben es ihm super übelgenommen, einen Majordeal unterzeichnet zu haben oder vielleicht waren sie auch eine der ersten Leute, die seine Psychose haben kommen sehen. In diesem Fall – gut für euch!

Hören: 8-Bit Untergrund, Schlag die Faust, Bevor ich aufschlage, 1 Leben Lang, Angsthasentwist, Sieben Sünden
Skippen: Gib dem Affen Zucker, Nerdhymne, Mein Blut

Wertung: 4/5

Leider ist das Album nicht auf Spotify verfügbar.
Schädelficken hab ich geliebt damals

Ist im Nachhinein vllt sein bestes Album
 
Aschenbecher einer der besten Pi Tracks überhaupt.

Schädelficken, 7 Sünden, Wir werden nie erwachsen auch super

Für mich eher 3 von 5 aber auf keinen Fall so schlecht wie es damals gemacht wurde. Hab Pi damals in Nürnberg zur Tour „besuchen“ können weil ich mit Gerard guten Kontakt hatte, und er war so gefrustet davon dass Neopunk nicht gut ankommt, er hat mich richtig ausgequetscht warum die Leute das nicht gut finden.
 
Viel besser gealtert, als man jemals hätte erwarten können. Das Soundbild, obwohl eigentlich nicht konsequent elektronisch, ist ziemlich kohärent, sowas lässt Alben einfach gut altern. Ich hörs, nicht zuletzt, weil es wie auch schon erwähnt nicht bei Spotify ist, nicht mehr so oft, aber wenn ich mal auf die Idee komm, hab ich immer noch Spaß dran.
 
Was mich an Neopunk gestört hat:

Das wollte so unbedingt und auf Krampf artsy sein und war schon ein Vorbote auf die spätere Entwicklung von Prinz Pi hin zur Emo Teenie Sellout Schlampe.

Was mich an Neopunk gefreut hat:

In unserem damaligen Studenten Club wo sonst NIE auch nur ansatzweise Black Music / Hip Hop / usw. lief, sondern nur Alternative / Electro / Rock, lief plötzlich Gib dem Affen Zucker.
 
Könnte schwören, dass es das da mal gegeben hat. Ansonsten ja, ich habe schon öfter gesagt, dass ich das Album heute für eins seiner besten halte und es deutlich besser gealtert ist als Donnerwetter
 
Komischerweise ist der erste Track "Super Seiajin" ja auf Spotify verfügbar. Allerdings aus irgendeinem Grund mit gelbem "Nichts war umsonst"-Cover, wenn man ihn abspielt:

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