Original geschrieben von so siehts aus
In Osnabrück geht schon was - nur mein ich damit net Zweifelsohne oder Mr. Tomkat und seine 490 Clizzics, die sind bullshit! In den lokalen Plattenläden gibt´s demos von ein paar Osnabrücker Crews.
Natürlich ...
...und weil die Penner so gut sind und so ein grosses Selbstvertrauen in ihre Musik haben verticken sie auch hausbackene Demo-Tapes bei Schock Records umme Ecke oder an irgendwelche ahnungslosen opfer auf den berühmt-berüchtigten osnabrücker Jämms
*gähn*
Nee, aber jetzt mal für alle diejenigen die sich wirklich für die Osnabrücker Szene interessieren (was mich übrigens gefreut hat zu lesen
):
Hiphop hat sich in Osnabrück sehr viel anders entwickelt als in den meisten "Rollenmodell-Städten" á la Stuttgart oder Hamburg.
1989/1990 brachte Jeff Beat und seine Crew (BDC = Beat-Down Celebration) die erste EP auf Vinyl raus, welche, wie alles was noch bis 1998 erscheinen sollte, englischsprachig war. Damit war der Grundstein für die Entwicklung unserer Hiphop-Kultur gelegt. Die EP machte ihren Weg bis nach England, glaube ich, und wurde auch einige male dort gespielt, natürlich auch in lokalen Radiosendern Deutschlands.
Aber leider, und DAS hat sich nie geändert, ergab sich kein Sponsor oder Label das die Jungs vernünftig unter die Arme greifen wollte/konnte und so vegetierte die Szene lauwarm vor sich hin. Writer, Breaker, DJs und MCees entwickelten sich stetig weiter, erreichten aber kaum überregionalen Erfolg.
In dieser Zeit, so zwischen 1991 - 1993 kam ich, mr. Tomkat auf den Geschmack und fing an Texte zu schreiben und zu freestylen. Allerdings wurde ich dabei nicht sonderlich unterstützt, im Gegenteil: obwohl ich die BDC-Jungs sehr gut kannte (Nachbarn) wollte sich keine Gemeinsamkeit entwickeln. Eine typische Osnabrücker Seuche: keiner gönnt keinem einen Haufen Scheisse.
Also entwickelte ich mich völlig autodidaktisch (und das war das beste was mir passieren konnte). Da meine Vorbilder nie KRS-Dicknase-One oder RUN DMC gewesen sind, sondern bekanntlich ICE T (immer noch mein Idol) und SPICE 1 war es nur verständlich das ich mich an diesen beiden Vorzeige-Playern orientierte als ich meine ersten Lyrics schrieb. 1993 hatte ich dann meinen ersten Freestyle-Gig im HDJ (Haus der Jugend, Osnabrück), wo ich meinen Namen wegbekommen hab. An dem Tag hatte ich so eine Cap aus dem Army-Shop auf, so ein blaues Unding wo vorne "Tomcat F-14" draufstand und wo hinten so ein Apfelsinen-Netz eingenäht worden ist. Jedenfalls hat der DJ des Abends meinen Namen nicht richtig auf die Reihe bekommen, daher hat er auf meine Cap geglotzt und mich als "MC Tomcat" angesagt. nachdem ich dann einen dicken englischen Freestyle weggeballter habe, haben die Leute "Go Tomcat! Go Tomcat!" gebrüllt....daher hab ich den namen gleich behalten. Soviel dazu.
Einige Wochen später traten BDC zusammen mit Eric "IQ" Gray (Engländer) auf. Da hab ich wieder gefreestyled, diesmal ging es so fett ab das ich ´ne Zugabe hinlegen musste. Aber der eigentliche Grund für meine Rap-Passion ergab sich als mich eine Horde Mädchen nach dem Gig befummelt haben und mit mir ****en wollten die ich vorher nie gesehen habe und das ohne zu baggern...da beschloß ich mich voll reinzuhängen und ein Rapper zu werden. Der Hiphop-Gedanke hatte anfangs keinen Wert für mich.
Ich mietete 1994 ein Studio in der Stadt (das Studio der "Angefahrenen Schulkinder"...für Kenner deutschen Rocks) und nahm zwei Songs auf. Der eine war "Blood", auf welchem Mr. 40Fo mich gefeatured hat und der andere "Higha Speeritz", den ich in Gedenken an meinen Freund "Shorty" Ghee geschrieben hab, der 1993 an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Dieser Song basiert auf einem Zapp&Roger-Loop und ist sehr funky. "Blood" hingegen war ziemlich düster und gangster. Ich veröffentlichte Ende ´94 ein Demo-Tape mit den Songs, welches sehr gut ankam und mir weitere Gigs einbrachte. Ich konnte sogar einige meiner Jungs aus der alten Gang (DEF UNITY) dazu begeistern mitzumischen, und so entstanden die MIDNITE SONZ Inc. , welche aus Big Mango, Lil Hazzard, L.K.Pone, mr. Down 4 (Mr. 40Fo) und mir bestanden. Zusammen mit meinen Jungs produzierte ich 1996 in einem anderen Studio die EP "Böses Erwachen", welche im selben Jahr auf CD erschien. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch garkeinen Independent-Markt für Rap in Deutschland und wir sind ein grosses Risiko eingegangen, wenn man bedenkt das jeder vertrieb und jeder Plattenladen ausschliesslich von rennomierten Labels beliefert wurde. Aber es hat geklappt und wir waren in kurzer Zeit das heisseste Ding der Stadt, etliche Leute konnten unsere Raps, besondern die deutschen "Mittanacht" und "Tritt 1 N den Tempel" auswendig mitrappen und wir haben uns übelst gefeiert. Das schrie nach einem Plattendeal, aber wie es nunmal so ist...Osnabrück ist mit einem Fluch belastet. daher lehnten alle Plattenfirmen, selbst die einzige Osnabrücker Tochter-Firma Ariolas (Goldrush, die Pisser!) das Teil ab und überliessen uns unseren eigenen Schicksal. Meistens war die Begründung, Rap wäre eine Sache die nur in grossen Städten und AUS grossen Städten ernstgenommen würde, daher könnten sie einen "Risikofaktor" wie uns nicht tragen
...soviel zur Hiphop-Szene in Groß- und Kleinstädten...manchmal fehlt es einfach nur am SUPPORT !
Trotzdem arbeiteten wir stetig weiter und machten zahlreiche gute Gigs. Viele wurden von unseren Shit inspiriert und kamen mit fetten G-Funk-Beats und Playaraps auf die Bühne oder freestylten zu Snoop-Dogg-Instrumentals. Die Mailorder-Versände importierten eigens für Osnabrück Westcoast- und Southern-Shit aus den Staaten, und ob ihr´s glaubt oder nicht, fast keine andere Stadt nahm diese Rapmusik-Richtung ab ausser unserer eigenen. Daher ist es auch verständlich das Osnabrück eine lange, lange G-Funk/Westcoast/Southern-Tradition hat die bereits 1990 mit dem Album der GETO BOYS und 2 LIVE CREW begann. Leider beäugten uns viele sogenannte "Heads" und Moralaposten bzw. Hiphop-Nazis deswegen argwöhnisch und meinten wir faken den Hiphop, weil wir nicht die eastcoast supporten. Was total schwachsinnig ist, weil wir eh in Deutschland leben und uns Süd-Ost-West-Konflikte der Amis total am Arsch vorbeigehen sollten, aber naja...viele meinten halt ich hätte Osnabrücker Hiphop verkauft und hätte keine Ahnung was ich angerichtet habe. Natürlich kamen solche intellgenten Statments immer von Personen die selbst erst 1 Jahr aktiv gewesen sind und sich dadurch für berufen hielten mir und meinen Jungs die Meinung zu geigen. Fakt ist aber, das ich nur durch meine Existenz im Hiphop Jahre später eine Generation von MCs inspiriert habe die sich fast ausschliesslich in diese Sparte entwickelt haben und die lange Zeit VOR Massive Töne & Tefla/Jaleel deutschen G-Funk der feinsten Art fabriziert haben.
Jetzt ist diese Musik in Deutschland ja Gang und Gäbe und keiner denkt mehr an die "Hexenjagd"-Zeiten wo man giftig angeschaut wurde wenn man nur den namen Dr. Dre in den Mund genommen hat.
MC Rano machte sich zwischen 1996-2000 einen wohlbekannten Namen als Freesytler im ganzen Land und war einige Male im Fernsehen.
So um 2000 herum enstand die 490-Clizzic (Midnite Sonz, Jayson, Sicc, Das Biest, Schlafwandla, B-Joe, O.G.P, Playa Smoove, Mr. 40Fo und ich) von wlecher auch die 4.9.0-Freidhofchiller ein Teil sind (Jayson, Schlafwandla & Sicc) und welche ihr von MC Basstards CD kennt. Seit dem boom der Berliner Crews haben wir zahlreiche Kollabos mit denen gemacht und sind sehr eng mit den Jungs befreundet, nicht zuletzt das Jayo (ein Osnabrücker!) der Kopf von DISTRIBUTIONZ.com ist, der Vertrieb der euch mit allen guten Independent-Produktionen versorgt da er der RENNOMIERTESTE Untergrund-Vertrieb ist.
So, das war jetzt ein kleiner Exkurs zum Thema "Osnabrücker Hiphop"...wenn ihr noch spezifische Fragen habt bin ich gerne bereit euch diese nach gutdünken zu beantworten
P.S. ich feiere dieses Jahr mit meinem Label 10-jähriges Jubiläum...womit ich der älteste, lebende, aktive MC der Stadt bin und mein Stern ist seit 3 Jahren rasant am steigen (und das wo ich doch so ein mieser Westcoast-Faker und Ice-T-Clone bin der permanetnt den deutschen Hiphop versaut