Ranking aller Böhse-Onkelz-Alben

Mit „E.I.N.S.“ wurde in kommerzieller Hinsicht noch eine Schippe draufgelegt und es gilt bei vielen Fans als das beste Album und besitzt Klassikerstatus. Ob es seinem Ruf gerecht wird, wird sich in der Review zeigen. Manche Leute, denen auf der Platte ein Track gewidmet ist, glauben, dass der Titel für „Eigentlich immer noch Skins“ stünde, was völlig an den Haaren herbeigezogen ist. Vielmehr steht er für den Zusammenhalt innerhalb der Band, was auch durch das Cover symbolisiert wird, und die Gemeinschaft zwischen Band und Fans.

„Danket dem Herrn“ ist ein Pathos-Opener, der eine düstere Stimmung transportiert. Es geht nicht mehr nur darum, die Band auf ein Podest zu stellen, sondern es wird eine Underdog-Gemeinde beschworen. Musikalisch passt alles und es kickt gut rein.

Mit „Nichts ist so hart wie das Leben“ geht es kraftvoll weiter. Es handelt von den Strapazen des Lebens, um Ideale und darum, dass Selbstmord keinen Ausweg darstellt. Der Track knüpft gut an den Vorgänger an.

„Wie tief willst du noch sinken“ ist leicht balladesk. Inhaltlich könnte man das Ganze auf Kevins Vergangenheit beziehen. Auffällig ist, dass Stephans Gesang mehr Raum einnimmt als zuvor. Insgesamt handelt es sich um eine gute Nummer mit einem schönen Gitarrensolo.

„Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist ein Disstrack gegen Die Toten Hosen und Die Ärzte. Bei solchen Songs besteht immer die Gefahr, dass sie peinlich werden, aber ich finde, dass die Onkelz das gut hinbekommen haben. Musikalisch geht es aggressiv nach vorne. Wenn man das damals gehört hat, als „Zehn kleine Jägermeister“ am Ballermann lief, muss es eine Genugtuung gewesen sein.

„Zu nah an der Wahrheit“ beschwört die Beziehung der Fans zur Band und ist die erste echte Ballade auf dem Album. Ich finde das Lied etwas fragwürdig, weil alles idealisiert wird und die Onkelz immer für eigenständiges Handeln und Reflexion standen. Dennoch ist es in handwerklicher Hinsicht nicht verkehrt. Besonders sticht die lange Solo-Partie von Gonzo hervor.

Mit „Meister der Lügen“ geht es wieder rockig zur Sache und es folgt die obligatorische Presseschelte. Das Stück ist das bisher beste dieser Art und auffällig ist, dass Weidner den Refrain allein singt.

„Kirche“ richtet sich gegen die katholische Kirche. Wie bei „Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist das ein Thema, das schnell peinlich werden kann, aber auch hier hat man gerade noch die Kurve gekriegt. Musikalisch ist es kraftvoll umgesetzt und passenderweise gibt es eine Orgel zu hören.

„Flammen“ behandelt wieder einmal die eigene Vergangenheit, aber ohne sie zu kritisieren, sodass davon auszugehen ist, dass Stephan das Lied eher für sich selbst als für Kevin geschrieben hat. Insgesamt ist daran nichts auszusetzen.

„Koma – Eine Nacht, die niemals endet“ ist eine Ballade aus der Sicht eines Komapatienten. Vorweggenommen wurde, dass Kevin später selbst im Koma lag. In musikalischer Hinsicht ist das stimmig und das Solo ist gut eingebettet. Erwähnenswert ist, dass Moses Pelham die Melodie gesampelt hat und seinen Part live am Hockenheimring in das Stück integrieren durfte.

„Auf gute Freunde“ ist für mich ein schwieriges Lied. Das ist der Song, den jeder Bauernjockel besoffen grölt und der einfach ausgelutscht ist. Objektiv betrachtet ist es aber ein gut gemachter Partysong, der gleichzeitig die eigene Vergangenheit behandelt. Erwähnenswert ist, dass Weidner die Zeilen „To absent friends, lost loves, old gods, and the season of mists“ aus einem Comic aufgegriffen und ins Deutsche übertragen hat.

„Regen“ ist dahingehend ein Novum, dass Stephan erstmals den gesamten Gesang übernimmt. Mit seinen knapp neun Minuten ist es etwas langatmig, aber dennoch stimmig umgesetzt.

„Zeit zu gehn“ handelt vom Ende einer Freundschaft. Ich finde es textlich zu radikal, aber in der Gesamtbetrachtung nicht verkehrt.

„Enie Tfahcstob rüf Ediona-rap“ bedeutet rückwärts gelesen „Eine Botschaft für Paranoide“, wobei zusätzlich auf das Rap-Genre angespielt wird, was wiederum zum gesprochenen Text passt. Es handelt sich um eine Rückwärtsbotschaft an Hörer, die hinter den Songs konspirative Botschaften vermuten. Die Grundidee ist ganz nett, aber das Lied ist unnötig. Wenn überhaupt, hätte man es als Hidden-Track umsetzen müssen, aber als reguläres Stück ist es fehlplatziert.

„E.I.N.S.“ ist das erste Album, das mit dem künftigen Haus- und Hofproduzenten, Michael Mainx, in einem neuen Studio entstanden ist. Mainx‘ charakteristischer harter und trockener Sound kommt gut zum Vorschein. Die Punk-Anleihen des Vorgängers sind verschwunden und einem Sound gewichen, der gänzlich vom Hardrock geprägt ist. Man kann sagen, dass diese LP den Signature-Sound der Onkelz darstellt.

Russell klingt hart, fit und präsent. Weidner schreibt weiterhin auf hohem Niveau, hat mehr Gesangsanteil und sein Bassspiel wirkt nuancierter. Gonzo ist gewohnt stabil, wobei seine Solos mehr Raum als beim Vorgänger einnehmen. Pe konnte sein abwechslungsreicheres Spiel beibehalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei „E.I.N.S.“, abgesehen vom letzten Stück, um ein sehr gutes und rundes Album handelt. Es ist die Platte, die ich bisher wohl am öftesten gehört habe. Ursprünglich wollte ich sie etwas schlechter bewerten, aber eigentlich hat sie das nicht verdient und auch der Klassikerstatus ist berechtigt.

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Anspieltipps: Danket dem Herrn, Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben, Meister der Lügen
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Viva los Tioz (1998)

Tracklist:
01 Matapalo – Parte Uno
02 Viva los Tioz
03 Leere Worte
04 Weit weg
05 Das Geheimnis meiner Kraft
06 Scheiße passiert
07 Terpentin
08 Ohne mich
09 Der Platz neben mir – Part I + II
10 Der Preis des Lebens
11 Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt
12 Wenn du wirklich willst
13 Matapalo – Parte Dos

Cover:
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Bandfoto 1998:
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Gesamtwertung:
7 :emoji_syringe:
 
Viva los Tioz

Nach einer erfolgreichen Tour 1997 in den großen Hallen der Nation folgt 1998 die zwölfte LP namens „Viva los Tioz“. Der Titel verdeutlicht die Bewunderung für Mittel- und Südamerika, die seit Anfang der 90er bestehen. Stephan hat dorthin mehrere Reisen unternommen und sein Bewusstsein mit psychedelischen Drogen erweitert und Gonzo hat meines Wissens nach sogar einen Wohnsitz in Uruguay. Da die Bandbiographie mit „E.I.N.S.“ endet, sind jetzt weitere Informationen Mutmaßungen/Interpretationen aus Interviews, Dokumentationen und Songs ab 1998. Die Onkelz müssten nach dem Vorgänger auf dem Höhepunkt sein und auch „Viva los Tioz“ bietet mehrere Konzerthits. Doch wie sieht es in Wirklichkeit aus? Erfinden sich die Onkelz neu oder reiten sie nun ihren bewährten Goldesel?

Das Album startet mit einem Intro namens „Matapalo (Parte Uno)“. Es ist ein Instrumental (was auf Konzerten echt cool kommt) und folgend zitiere ich wikipedia: „Der Sprechtext am Ende des Instrumentals entstammt der spanischen Version von Tim Burtons Film „Mars Attacks“ (1996) und stellt einen Ausschnitt der Rede des amerikanischen Präsidenten dar, die dieser kurz nach der Entdeckung der fliegenden Untertassen auf allen US-Sendern ausstrahlen lässt. Gesprochen wird sie von der spanischen Synchronstimme Jack Nicholsons, auch das Rascheln im Hintergrund entstammt dem Film.“

Naja, voll künstlerisch und so aber ich will einfach nur Musik.
Die bekomme ich dann mit dem Albumtiteltrack „Viva los Tioz“. Kevin solo nur auf einer Gitarrenseite, bevor es krachend onkelztypisch wird. Der gute Laune dicke Eier Openertrack. Funktioniert.
Mit „Leere Worte“ folgt in meinen Augen der exemplarische Song für die Ausrichtung des Albums. Es ist melancholisch bis auf das Knochenmark. Es war DER Onkelzsong, der mich die letzten Jahre begleitet hat und mir regelmäßig die Tränen in die Augen jagt, wie auch jetzt beim Tippen dieser Zeilen. Als ich vor 3 Jahren angefangen habe mein ganzes Leben aufzuarbeiten, ist so vieles aufgebrochen, was so viel Schmerz, Leid und Wut zu Tage gebracht hat aber auch eine Linderung geschaffen hat. So vieles haben Alkohol und Drogen kaputt gemacht könnte ich sagen, die jedoch immer nur ein Mittel waren, um den wahren Gefühlen und Gedanken einen Weg zu ebnen, die die Ratio im nüchternen Zustand immer blockiert hat, aus Angst vor Konsequenzen, da man schon früh gelernt hat, dass Auflehnung und Widerspruch auch mit körperlicher Gewalt gebrochen wird.
Dieses Lied erinnert mich so krass an diese „toten Tage“, an denen man irgendwann wach wurde, nicht wusste, wie man ins Bett kam und sich geschämt hat, wenn die Gedankenfetzen durch´s Hirn jagten, was für ein Scheiß man wieder gesagt und gebaut hat. Dabei war man innerlich nur zutiefst verletzt/traurig und hat den Dämonen im Rausch freien Lauf gelassen. Dennoch sind meine Tränen oft voller Stolz, dass ich mich trotz all der Niederschläge im Leben nie aufgegeben habe und das was ich heute alles habe, zum Großteil meiner eigenen Kraft entspringt.
In „Weit Weg“ wird ein Beziehungsende besungen, da man einfach nicht auf einen Nenner kam. Irgendwie kommt hier bei mir das Gefühl auf, es geht wieder um Kevin, der hier so klingt, als wäre er nicht ganz bei der Sache. Der Refrain passt in das Schema von „Weidner schreibt einen Text an Kevin“. An sich ist der Song nicht schlecht, doch bis auf die Traurigkeit plätschert er so vor sich hin.
Kräftiger geht es mit „Das Geheimnis meiner Kraft“ weiter. Ich denke, diese Songs liegen dem Kevin auf Droge eher, wenn er voller Überzeugung von „ich will keine Gnade und ich gebe keine...“ singen kann und es um Wut und Hass geht anstatt Gefühle. Leider finde ich seit jeher den Refrain nicht gut gelungen, da er die Härte der Strophen verliert und etwas klamaukig wirkt.
„Scheiße passiert“ erweckt das Gefühl, man geht auf Reise mit Kevin Russell durch sein Leben. Der Refrain ist ziemlich schwach gehalten und der Titel ist so eine Floskelausrede für jeden Blödsinn, den man tut. Einerseits kritisieren die Onkelz die Kirche mit ihrer Floskel „Gottes Wille geschehe“ und propagieren, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, andererseits machen sie es sich mit „Scheiße passiert“ einfach. Das zieht bei mir nicht.
Nun folgt der Gassenhauer „Terpentin“. Kevin dreht völlig durch und ist einfach geil. Das ist definitiv seine beste Performance. Das Lied ist recht poppig aber das harte und schnelle Instrumental und dieser Wechselgesang im Outro ist mega. Für mich das Highlight des Albums.
Die Enttäuschung des Albums folgt aber auch prompt. In „Ohne mich“ gibt es Ansagen an links und rechts und dass so windelweich, dass ich als angesprochener wirklich eine Windel gebraucht hätte, weil ich mir vor lachen in die Hosen gepisst hätte. Das ist lyrisch so unfassbar schwach und schlecht, dass mir die Worte fehlen. Gehört für mich zu den schlechtesten Songs der ganzen Onkelzdiskographie. Und dann zieht man die Nummer auch noch mit fast 6 Minuten unnötig in die Länge. Das hätte man sich wirklich sparen können.
Kurios geht es weiter mit „Der Platz neben mir Part I und II“. Es ist der längste Song ihrer Geschichte mit 10:40 Minuten Spielzeit. Er ist wieder Trimmi gewidmet, ihrem verstorbenen Freund 1990. Ja Onkelz, ihr wollt sicherlich als Künstler wahrgenommen werden und solche Songs haben bestimmt auch schon zig andere Bands/Künstler gemacht. Part I und Part II sind für sich genommen wunderschöne Songs, doch ärgert es mich, dass sie nicht einzeln für sich stehen, sondern an einem Stück hängen. Ich bevorzuge Part I und habe es nach dem Tod meines Vaters ständig gehört, da war es ja noch einfach, zurückzuskippen, aber als Liebhaber von Part II würde ich ständig die Krise kriegen, vorspulen zu müssen. Ich möchte trotz der gewaltigen Kritik nochmals hervorheben, wie wunderbar die Parts an sich sind.
In „Der Preis des Lebens“ spricht der Tod zum Hörer. Die Strophen finde ich eher lahm, die Bridge und der Refrain gehen klar aber dennoch plätschert auch dieser Song so vor sich und für über 7 Minuten Spiellänge ist es lyrisch und musikalisch viel zu mau.
Sicherlich hat man sich schon gefragt, wo die Ballade bleibt. Die kommt nun mit „Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt“. Es ist einer der 2 Songs, die mich mit dem Onkelzvirus infiziert haben. Das muss so Weihnachten 2005 gewesen, als ich am Arbeitscomputer meiner Tante in Polen saß und der PC zu schwach für EA Fußball Manager 2006 mit Volleinstellung war. Ich meine mich erinnern zu können, es auf youtube gehört zu haben und es mich in den folgenden Monaten vom Hip Hop weggebracht hat (stylemäßig hat es noch paar Jahre gedauert). Ein schönes Lied, das Kevin recht gut singt, ich ihm aber die Emotionen irgendwie nicht abkaufe. Er wirkt leider irgendwie kalt. Geil sind aber von Weidner die Sätze am Ende jeder Strophe mit dieser tiefen Stimme.
Als letzter echter Song folgt „Wenn du wirklich willst“. Stephans „wenn du wirklich willst“ in den Strophen ist hochwertiger als Kevins Floskeldauerfeuer, die Bridge und der Refrain sind lyrisch aber stark. Wie in so vielen Songs dieses Albums plätschert das Instrumental vor sich hin und das Einzige, was diesen Song rettet, ist der Umstand, dass man sich hineinversetzt, wie Stephan es Kevin an den Kopf knallt, damit er aus seinem Drogenwahn erwacht.

Mit „Matapalo (Parte Dos)“ folgt das Outro. Hier zitiere ich ebenfalls wikipedia:

Im zweiten Teil von Matapalo wird die Rede vom Opener zu Ende geführt und geht wieder über ins Instrumentale. Die Stimme, die am Ende spricht gehört Pozo, einem lateinamerikanischen Künstler, der auch das Cover des 2004 erschienenen letzten Studioalbums Adios gestaltete.

Nichts was man braucht.

Fazit:

„Viva los Tioz“ schafft es leider nicht, an die 2 starken Vorgängeralben anzuknüpfen. Der rote Faden hier ist eine tiefe Melancholie, die wahrscheinlich aus Kevins Rückfällen besteht. Gonzo kommt hier nur selten zur Geltung, den fehlenden Spaß am Zusammenspiel fühlt man richtig. Bis auf die Hits bleibt dieses Album in ihrer Melancholie gefangen und man schafft es nicht, diese in ein Gesamtbild einzufügen. Ich vergebe schwache 6 von 10 Nadeln. :emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe:

Anspieltipps:

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Ganz oben auf der Erfolgsleiter angekommen, können die Böhsen Onkelz mit „Viva los Tioz“ zum ersten Mal die Spitzenposition der deutschen Albumcharts erklimmen und bereits am Erscheinungstag die für den Goldstatus benötigten 250 000 Einheiten absetzen. Die Platte besitzt viele Hits und wirkt sehr poppig.

Mit „Matapalo – Parte Uno“ wird zum ersten Mal ein Album von einem instrumentalen Intro eröffnet, das wiederum mit einem Filmsample endet. Auch wenn es nicht schlecht klingt, hätte man sich das sparen können.

Der titelgebende Song stellt nun den wirklichen Opener dar. Textlich ist das gewohnte Kost mit einer Prise Selbstironie. Musikalisch ist es sehr eingängig und verleitet zum Mitgrölen und das sonst übliche Gitarrensolo entfällt.

„Leere Worte“ ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Es wird ein von Drogen und Suff geprägter Lifestyle reflektiert. Weidner wertet das Lied durch seinen Gesangsanteil deutlich auf. Es ist melodisch gehalten, ohne dass es plump wirkt. Das kurze Solo von Gonzo fügt sich perfekt ein.

„Weit weg“ handelt von einer zerrütteten Beziehung. Textlich ist es gut, aber musikalisch langatmig und die Synthesizer nerven.

„Das Geheimnis meiner Kraft“ ist das aggressivste Lied auf der Platte und handelt von Wut. Es geht gut nach vorne und macht Spaß, aber irgendwie wirkt es auch wie von einem bockigen Kind.

„Scheiße passiert“ behandelt die eigene Vergangenheit und die Strapazen des Lebens. Textlich ist mir das teilweise zu trivial und das Piano stört.

„Terpentin“ ähnelt „Viva los Tioz“. Es ist allerdings noch eingängiger und ein Klassiker, der bei keinem Konzert fehlen darf. „Terpentin“ lernte ich als eines der ersten Onkelz-Stücke kennen. Damals hieß es oftmals, die seien ja eigentlich immer noch rechts und so habe ich statt „Der Tanz beginnt […]“ „Der Kampf beginnt, von Flensburg bis nach Kärnten“ verstanden und das naheliegenderweise als rechtsextreme Botschaft gedeutet. Wenn man das Lied in dieser Lesart betrachtet, gibt es noch weitere Zeilen, die man dahingehend interpretieren könnte.

„Ohne mich“ ist ein Song, der sich sowohl gegen die Antifa als auch gegen Rechtsextremisten richtet. Ich kann den Zorn auf die Antifa nachvollziehen, da die Onkelz sich seit den 90ern gegen Rechts engagieren, sich stärker im antifaschistischen Kampf einbinden wollten, aber oftmals wegen ihrer Vergangenheit abgelehnt wurden. Andererseits finde ich es problematisch, Rechts und Links gleichzusetzen. Musikalisch ist das in Ordnung, wobei die Synthesizer nerven.

Mit „Der Platz neben mir – Part I + II“ bekommt Trimmi abschließend den Song, den er verdient hat. Es handelt sich um zwei wunderschöne ineinander verwobene Lieder, die ein Highlight der Platte darstellen.

„Der Preis des Lebens“ ist aus der Perspektive des Todes verfasst. Handwerklich passt eigentlich alles, aber die Band steht für Texte aus dem Leben und weniger für Storytelling. Auch zieht es sich durch die Länge etwas hin.

„Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt“ ist eine herzergreifende Liebesballade, die zu den Klassikern zählt. Kevin singt gefühlvoll und musikalisch ist es ungewohnt, aber passend.

„Wenn du wirklich willst“ ist ein positiver und lebensbejahender Song. Die Synthesizer sind gut eingesetzt und auch sonst ist alles rund und Gonzo legt ein spektakuläres Solo hin.

„Matapalo – Parte Dos“ ist das Outro und hätte es, wie auch das Intro, eigentlich nicht gebraucht.

„Viva los Tioz“ ist sehr poppig. Alles ist auf Eingängigkeit getrimmt und viele Stücke laden zum Mitgrölen ein, was aber zulasten der Verspieltheit geht. Das Album ist zwar laut und professionell abgemischt, aber dem Soundbild fehlt es an Tiefe, wodurch es sehr dünn klingt. Während sich die Band auf dem Vorgänger soundtechnisch gefunden zu haben schien, wirkt die LP in dieser Hinsicht wie ein Rückschritt. Weiterhin wurde mit Synthesizern experimentiert, die aber nur bei einem Lied gut zur Geltung kommen.

Kevin funktioniert zwar noch, aber bei genauerem Hinhören erkennt man, dass seine Stimme erneut vom Heroin gezeichnet ist und nicht mehr so kraftvoll klingt. Stephan schreibt weiterhin auf hohem Niveau, aber die Tiefgründigkeit lässt zu wünschen übrig. Mit seinem Gesang wertet er die Songs auf. Zu seinem Bassspiel lässt sich kaum etwas sagen, da es aufgrund des dünnen Sounds untergeht. Pe verfällt ein wenig in die Monotonie früherer Tage. Hinzu kommt, dass sein Drumkit unglücklich gewählt ist und blechern klingt. Gonzos Gitarrenspiel bewegt sich wie immer auf hohem Niveau. Der Anteil der Solos hat allerdings abgenommen und sie sind nicht immer gut eingebettet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei „Viva los Tioz“ um ein gutes Album mit vielen Hits handelt. Negativ fallen allerdings das Soundbild und die Synthesizer auf und die Tiefgründigkeit hat abgenommen.

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Anspieltipps: Leere Worte, Der Platz neben mir – Part I + II, Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt
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Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten (2000)

Tracklist:
01 Onkelz 2000
02 Dunkler Ort
03 Exitus
04 Schutzgeist der Scheiße
05 Lüge
06 Knast
07 C'est la vie
08 Danke
09 Es ist wie es ist
10 Zuviel
11 Gesichter des Todes
12 Panamericana

Cover:
BOAPP_Releases_2000-EinBoesesMaerchen.jpg
Bohse_Onkelz_-_Ein_Boeses_Maerchen_b.jpg

Bandfoto 2000:
1020783000424.jpg

Gesamtwertung:
7 :emoji_syringe:
 
Ein böses Märchen...aus tausend finsteren Nächten

Das Jahr 2000 leitet nicht nur ein neues Jahrtausend ein, auch die Onkelz machen sich selbstständig und veröffentlichen ihr 13. Album auf dem eigenen Label „Rule 23 Recordings“. Wie @SandmanndaMC schon geschrieben hat, zeichnet sich auch hier Michael Mainx als Produzent aus und verleiht diesem Album ein hartes aber sauberes Gewandt. In nur 2 Tagen erreichte die Platte Platinstatus für über 300.000 verkaufte Einheiten. Die Band ist größer als jemals zuvor, doch intern zerbricht die Band immer mehr, da Kevin wieder auf Drogen ist und Livekonzerte oftmals ein totales Chaos sind, da er Texte und Einsätze verhaut. Auch auf der „20 Jahre – live in Frankfurt“ DVD wirkt er steif und benebelt, da er kurz vorher einen schweren Verkehrsunfall hatte und dieses Konzert nur auf starken Schmerzmitteln beschreiten konnte. Die Onkelz veröffentlichen auch erstmalig ein richtiges Video zu einer Single („Dunkler Ort“). Doch wie klingen die Onkelz eigentlich mit Ende 30?

Der Opener „Onkelz2000“ beginnt mit dem Albumtitel als erste Zeile. Der Sound klingt sehr modern und elektronisch, hart aber etwas glattgebügelt. Die Feinheiten erläutert sicherlich @Sandmann da MC . „Onkelz2000“ live in Frankfurt war der zweite Song, der mich damals onkelfiziert hat, da mich die Energie der Band und der Fanatismus der Fans gecatcht hat. Der Song an sich ist eine neue Stufe der Selbstbeweihräucherung, die mit höherer Dichte an Fremdwörtern daherkommt.
Die Videosingle „Dunkler Ort“ ist musikalisch wie Gulasch im Gehörgang. Man kann sich dieses Lied anhören aber die Strophen sind vom Sound her völlig überfrachtet. Hinzu kommt ein mittelmäßiger Refrain, den Kevin mit seiner kaputten hohen Stimme verwurstet.
Anknüpfend an den Vorgänger ist auch auf diesem Album eine gewisse Melancholie zu spüren. „Exitus“ als Kritik an Menschen ohne Rückgrat ist im Grunde ein Anti Kirche Song. In den ersten 2 Strophen hält man es allgemein doppeldeutig („Ein Leben für den Tod“, „Lämmer für die Schlachtbank“, „die Moral zu untergraben“), um in der Bridge zwischen 2. und 3. Strophe mit „...heuchlerische Christen...“ die Doppeldeutigkeit zu torpedieren. Dennoch finde ich diesen düsteren, hoffnungslosen Refrain geil.
Aus all dem Lärm ertönen die Noten von „Schutzgeist der Scheiße“. Kevins kaputte Heroinstimme in den sanften Strophen und dann die harte Bridge und der harte Refrain. Wer hat bei diesem Song noch nie die Augen geschlossen und an der Luftgitarre gezupft? Wer hat jemals so ehrlich über sein Leben abgekotzt wie Kevin in der zweiten Bridge oder was er von der Vision des Lebens in der dritten hält? Selbst die „...es war Dienstag...“ Zeile lässt sich so umdeuten, dass es viele Diensttage gibt und es jeder Tag sein kann, an dem man seinen „Dienst“ aufgibt und neu anfängt. Aufgabe und Neuanfang meisterhaft in einem Song umgesetzt.
Mit „Lüge“ folgt der eigentliche kritische Kirchensong. Aus philosophischer Sicht sehe ich dieses Lied jedoch aus dem Blinkwinkel, wie man zu seinem eigenen Wort steht. Wenn man aufhört an seine Dogmen zu glauben, wird der Weg „tränenschwer“, da man plötzlich „ohne Herr“ dasteht. Ich würde dieses Lied nicht nur auf Religion beziehen, sondern auf jede mögliche Glaubenssache, wie im Onkelzfall auch links/rechts. Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel hinein aber das macht diesen Song so besonders.
Für eine weitere Zielgruppe kommt als nächstes „Knast“. Auf Grund vieler Einsendungen von Gefangenen und auch aus der Erfahrung einiger Menschen aus dem Umfeld der Onkelz soll mit diesem Lied eine Stütze gegeben werden. Wie uns die Geschichte gelehrt hat, singt Kevin schon damals für sich selbst. Für mich persönlich oft ein Skipsong, auch wenn der Refrain cool ist.
Der nächste Song unter der Floskel „c´est la vie“ spricht all die hoffnungslosen Straßenkids an. Dieses Lied bietet jedoch keine positive Stütze an, sondern würde mich als angesprochenen noch mehr in die Depression stürzen. Vielleicht auch als Metapher für Kevins Elend gedacht aber kann mir nicht vorstellen, dass Kevin mit Pädophilen eine Nummer geschoben hat.
Für die Fanz gibt es „Danke“. Ein seichter Track, dessen Refrain nur 5 Jahre später zerstört wurde. So gesehen der einzige gut gelaunte Song auf diesem Album.
Simpel geht es weiter vonstatten. Mit „Es ist wie es ist“ folgt der Deprisuffsong. Ich liebe diesen Song, denn bis heute passiert es mehr als in dem Alter üblich, dass die Nächte zu Tagen gemacht werden. Und sei es auch nur mit Frau irgendwelche Livekonzerte zu schauen, zu trinken und über Gott und die Welt zu quatschen. Zum Glück sind die depressiven Antreiber aus den Lyrics nicht mehr so präsent.
Aus dem Rahmen fallend kommt mit „Zuviel“ ein Lied über das Ende einer Beziehung. Wie „Schutzgeist der Scheiße“ ist es lyrisch und musikalisch qualitativ deutlich besser als die restlichen Songs (höchstens „Onkelz 2000“ kommt an das Niveau ran). Es ist ein geiles Lied, da es vom Instrumental her viele harte Passagen hat und die Strophen vom Bass getragen werden. Die Wörter sind einfach perfekt gewählt und tun wirklich weh, wenn man schon mal eine echte Liebe aufgegeben hat.
In „Gesichter des Todes“ wird das Verhalten der Medien kritisiert. Anders als sonst richtet sich die Kritik nicht explizit an die Onkelzkritiker, sondern gegen das aufkommende Trash TV.
Zum Abschluss folgt mit „Panamericana“ ein Instrumental. Kommt auf Konzerten als Outro immer ganz cool.

Fazit:

Ein düsteres Album, so wie es der Titel verspricht. Kevin merkt man seinen Zustand an und er hat nur wenige gute Phasen. Auch musikalisch schaffen es die Onkelz selten zu überzeugen. Es ist alles solides Handwerk, doch die qualitativen Unterschiede zwischen "Onkelz 2000", "Schutzgeist der Scheiße" und "Zuviel" und dem Rest sind enorm. Das Album lebt vom düsteren roten Faden und den durchgehend guten Texten. Die vorhandenen Spannungen in der Band machen sich jedoch in der Trostlosigkeit breit.
Da ich die Melancholie an diesem Werk mag, vergebe ich 8 von 10 Nadeln. :emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe::emoji_syringe:

Anspieltipps:

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Mit „Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten“ ist man im neuen Jahrtausend angelangt und die Böhsen Onkelz zelebrieren ihr 20-jähriges Jubiläum mit einer harten, düsteren Platte.

„Onkelz 2000“ ist ein düster und endzeitlich klingender Opener, an dem nichts auszusetzen ist.

In „Dunkler Ort“ geht es um Vergänglichkeit und die menschliche Existenz und man fühlt sich an das Vanitas-Motiv erinnert. Die Kernaussage ist, dass die Hölle kein realer Ort ist, sondern etwas, das man in sich selbst erschafft. Die Synthesizer und Pes hektisches Schlagzeug stören etwas, wohingegen das Gitarrensolo positiv auffällt.

„Exitus“ kritisiert die menschliche Gesellschaft, aber so ganz überzeugt es nicht.

„Schutzgeist der Scheiße“ handelt undifferenziert von Schicksal und Neubeginn. Wie der Vorgänger kann es nicht ganz überzeugen und dieses „Wohohoho“ nervt.

Worum sich „Lüge“ dreht, lässt sich bereits am Titel erahnen. Das Stück wirkt runder, kurzweiliger und unbeschwerter, ist aber kein Meisterwerk.

In „Knast“ geht es um einen Gefängnisaufenthalt. Damals war Gonzo das einzige Bandmitglied mit Knasterfahrung, weil er während seines Wehrdienstes eingekerkert und schlussendlich unehrenhaft entlassen wurde. Laut eigener Aussage standen aber mehrere Mitglieder kurz davor, inhaftiert zu werden. Traurige Realität wurde der Song, als Kevin eine mehrjährige Haftstrafe zu verbüßen hatte. Textlich auffällig ist, dass Weidner eine Zeile aus „Falls Apart“ von Sugar Ray als „Leere ist nichts, was man teilen kann“ ins Deutsche übertragen hat. Musikalisch geht es klar.

„C’est la vie“ ist ein sozialkritisches Stück, das von Armut, Gewalt und Drogenmissbrauch handelt. Man kann daran kaum etwas aussetzen, aber es zündet nicht.

„Danke“ ist eine Danksagung an die Fans für ihre Treue. Nach all dem Schwermut transportiert es eine gewisse Leichtigkeit und erinnert an frühere Songs.

„Es ist wie es ist“ ist mein Favorit auf dem Album und behandelt Alkohol mit all seinen Schattenseiten. Es erinnert ebenfalls an ältere Lieder, ist kein anspruchsvolles Stück, aber macht Spaß.

„Zuviel“ ist ein Trennungslied und ein Höhepunkt der Platte. Es handelt davon, dass eine Beziehung nicht mehr so passt, das Feuer erloschen ist und man sich schweren Herzens trennt.

In „Gesichter des Todes“, das nach einem kontroversen Film benannt ist, geht es um Medienkritik. Aus heutiger Sicht sind Begriffe wie „Meinungsterror“ fragwürdig, aber man muss berücksichtigen, dass das Stück in einer anderen Zeit entstanden ist. Dennoch ist es eher langweilig, wobei das Solo hervorzuheben ist.

„Panamericana“ ist ein Instrumental, das nachts auf dem Highway respektive der Autobahn wohl ziemlich geil kommt. Als regulärer Track ist es aber unnötig und langatmig.

Während „Viva los Tioz“ dünn gemischt ist, wird bei „Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten“ diese Schwachstelle überkompensiert und es klingt bretthart. Durch die Härte fehlt irgendwo die Leichtigkeit. Das Album ist sehr düster und erinnert an „Es ist soweit“, ohne jedoch dessen Format zu besitzen.

Kevin ist stärker als beim Vorgänger vom Heroin gezeichnet. Manchmal wirkt er hart, oftmals aber kraftlos, was durch das Soundbild kaschiert werden soll. Stephans Bass ist wieder deutlicher herauszuhören und gut gespielt. Sein Gesang ist nicht mehr so gestaltet, dass er Russell auf charmante Art unterstützt, sondern er ist meist Teil eines Chorgesangs. Lyrisch hat Weidner nachgelassen. Bei Gonzo fällt auf, dass seine Gitarre tiefer als zuvor klingt und die Solo-Anteile rarer geworden sind. Pes Schlagzeugspiel bekommt der härtere Sound gut, weil es dadurch kraftvoller wirkt.

„Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten“ ist ein mittelmäßiges Album, das nicht an die Vorgänger anknüpfen kann. Es bewegt sich zwar alles auf einem soliden Niveau, aber die Qualität hat in fast allen Bereichen nachgelassen.

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Anspieltipps: Onkelz 2000, Es ist wie es ist, Zuviel
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Das war das erste onkelz Album was ich original hatte, vorher lief Eins gebrannt auf dauerschleife. Mag das Album weil ich es damals viel gehört habe und es mich als 12 jähriger komplett überrascht hat wie unterschiedlich diese beiden Alben klangen. Mama musste mir damals erklären was Sachen wie Exitus bedeuten. Danach wurde dann langsam Stück für Stück jedes Album über bearshare und kazaa geladen
 
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