Sandmann da MC
Platin Status
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Mit „E.I.N.S.“ wurde in kommerzieller Hinsicht noch eine Schippe draufgelegt und es gilt bei vielen Fans als das beste Album und besitzt Klassikerstatus. Ob es seinem Ruf gerecht wird, wird sich in der Review zeigen. Manche Leute, denen auf der Platte ein Track gewidmet ist, glauben, dass der Titel für „Eigentlich immer noch Skins“ stünde, was völlig an den Haaren herbeigezogen ist. Vielmehr steht er für den Zusammenhalt innerhalb der Band, was auch durch das Cover symbolisiert wird, und die Gemeinschaft zwischen Band und Fans.
„Danket dem Herrn“ ist ein Pathos-Opener, der eine düstere Stimmung transportiert. Es geht nicht mehr nur darum, die Band auf ein Podest zu stellen, sondern es wird eine Underdog-Gemeinde beschworen. Musikalisch passt alles und es kickt gut rein.
Mit „Nichts ist so hart wie das Leben“ geht es kraftvoll weiter. Es handelt von den Strapazen des Lebens, um Ideale und darum, dass Selbstmord keinen Ausweg darstellt. Der Track knüpft gut an den Vorgänger an.
„Wie tief willst du noch sinken“ ist leicht balladesk. Inhaltlich könnte man das Ganze auf Kevins Vergangenheit beziehen. Auffällig ist, dass Stephans Gesang mehr Raum einnimmt als zuvor. Insgesamt handelt es sich um eine gute Nummer mit einem schönen Gitarrensolo.
„Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist ein Disstrack gegen Die Toten Hosen und Die Ärzte. Bei solchen Songs besteht immer die Gefahr, dass sie peinlich werden, aber ich finde, dass die Onkelz das gut hinbekommen haben. Musikalisch geht es aggressiv nach vorne. Wenn man das damals gehört hat, als „Zehn kleine Jägermeister“ am Ballermann lief, muss es eine Genugtuung gewesen sein.
„Zu nah an der Wahrheit“ beschwört die Beziehung der Fans zur Band und ist die erste echte Ballade auf dem Album. Ich finde das Lied etwas fragwürdig, weil alles idealisiert wird und die Onkelz immer für eigenständiges Handeln und Reflexion standen. Dennoch ist es in handwerklicher Hinsicht nicht verkehrt. Besonders sticht die lange Solo-Partie von Gonzo hervor.
Mit „Meister der Lügen“ geht es wieder rockig zur Sache und es folgt die obligatorische Presseschelte. Das Stück ist das bisher beste dieser Art und auffällig ist, dass Weidner den Refrain allein singt.
„Kirche“ richtet sich gegen die katholische Kirche. Wie bei „Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist das ein Thema, das schnell peinlich werden kann, aber auch hier hat man gerade noch die Kurve gekriegt. Musikalisch ist es kraftvoll umgesetzt und passenderweise gibt es eine Orgel zu hören.
„Flammen“ behandelt wieder einmal die eigene Vergangenheit, aber ohne sie zu kritisieren, sodass davon auszugehen ist, dass Stephan das Lied eher für sich selbst als für Kevin geschrieben hat. Insgesamt ist daran nichts auszusetzen.
„Koma – Eine Nacht, die niemals endet“ ist eine Ballade aus der Sicht eines Komapatienten. Vorweggenommen wurde, dass Kevin später selbst im Koma lag. In musikalischer Hinsicht ist das stimmig und das Solo ist gut eingebettet. Erwähnenswert ist, dass Moses Pelham die Melodie gesampelt hat und seinen Part live am Hockenheimring in das Stück integrieren durfte.
„Auf gute Freunde“ ist für mich ein schwieriges Lied. Das ist der Song, den jeder Bauernjockel besoffen grölt und der einfach ausgelutscht ist. Objektiv betrachtet ist es aber ein gut gemachter Partysong, der gleichzeitig die eigene Vergangenheit behandelt. Erwähnenswert ist, dass Weidner die Zeilen „To absent friends, lost loves, old gods, and the season of mists“ aus einem Comic aufgegriffen und ins Deutsche übertragen hat.
„Regen“ ist dahingehend ein Novum, dass Stephan erstmals den gesamten Gesang übernimmt. Mit seinen knapp neun Minuten ist es etwas langatmig, aber dennoch stimmig umgesetzt.
„Zeit zu gehn“ handelt vom Ende einer Freundschaft. Ich finde es textlich zu radikal, aber in der Gesamtbetrachtung nicht verkehrt.
„Enie Tfahcstob rüf Ediona-rap“ bedeutet rückwärts gelesen „Eine Botschaft für Paranoide“, wobei zusätzlich auf das Rap-Genre angespielt wird, was wiederum zum gesprochenen Text passt. Es handelt sich um eine Rückwärtsbotschaft an Hörer, die hinter den Songs konspirative Botschaften vermuten. Die Grundidee ist ganz nett, aber das Lied ist unnötig. Wenn überhaupt, hätte man es als Hidden-Track umsetzen müssen, aber als reguläres Stück ist es fehlplatziert.
„E.I.N.S.“ ist das erste Album, das mit dem künftigen Haus- und Hofproduzenten, Michael Mainx, in einem neuen Studio entstanden ist. Mainx‘ charakteristischer harter und trockener Sound kommt gut zum Vorschein. Die Punk-Anleihen des Vorgängers sind verschwunden und einem Sound gewichen, der gänzlich vom Hardrock geprägt ist. Man kann sagen, dass diese LP den Signature-Sound der Onkelz darstellt.
Russell klingt hart, fit und präsent. Weidner schreibt weiterhin auf hohem Niveau, hat mehr Gesangsanteil und sein Bassspiel wirkt nuancierter. Gonzo ist gewohnt stabil, wobei seine Solos mehr Raum als beim Vorgänger einnehmen. Pe konnte sein abwechslungsreicheres Spiel beibehalten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei „E.I.N.S.“, abgesehen vom letzten Stück, um ein sehr gutes und rundes Album handelt. Es ist die Platte, die ich bisher wohl am öftesten gehört habe. Ursprünglich wollte ich sie etwas schlechter bewerten, aber eigentlich hat sie das nicht verdient und auch der Klassikerstatus ist berechtigt.
von 10
Anspieltipps: Danket dem Herrn, Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben, Meister der Lügen
„Danket dem Herrn“ ist ein Pathos-Opener, der eine düstere Stimmung transportiert. Es geht nicht mehr nur darum, die Band auf ein Podest zu stellen, sondern es wird eine Underdog-Gemeinde beschworen. Musikalisch passt alles und es kickt gut rein.
Mit „Nichts ist so hart wie das Leben“ geht es kraftvoll weiter. Es handelt von den Strapazen des Lebens, um Ideale und darum, dass Selbstmord keinen Ausweg darstellt. Der Track knüpft gut an den Vorgänger an.
„Wie tief willst du noch sinken“ ist leicht balladesk. Inhaltlich könnte man das Ganze auf Kevins Vergangenheit beziehen. Auffällig ist, dass Stephans Gesang mehr Raum einnimmt als zuvor. Insgesamt handelt es sich um eine gute Nummer mit einem schönen Gitarrensolo.
„Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist ein Disstrack gegen Die Toten Hosen und Die Ärzte. Bei solchen Songs besteht immer die Gefahr, dass sie peinlich werden, aber ich finde, dass die Onkelz das gut hinbekommen haben. Musikalisch geht es aggressiv nach vorne. Wenn man das damals gehört hat, als „Zehn kleine Jägermeister“ am Ballermann lief, muss es eine Genugtuung gewesen sein.
„Zu nah an der Wahrheit“ beschwört die Beziehung der Fans zur Band und ist die erste echte Ballade auf dem Album. Ich finde das Lied etwas fragwürdig, weil alles idealisiert wird und die Onkelz immer für eigenständiges Handeln und Reflexion standen. Dennoch ist es in handwerklicher Hinsicht nicht verkehrt. Besonders sticht die lange Solo-Partie von Gonzo hervor.
Mit „Meister der Lügen“ geht es wieder rockig zur Sache und es folgt die obligatorische Presseschelte. Das Stück ist das bisher beste dieser Art und auffällig ist, dass Weidner den Refrain allein singt.
„Kirche“ richtet sich gegen die katholische Kirche. Wie bei „Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben“ ist das ein Thema, das schnell peinlich werden kann, aber auch hier hat man gerade noch die Kurve gekriegt. Musikalisch ist es kraftvoll umgesetzt und passenderweise gibt es eine Orgel zu hören.
„Flammen“ behandelt wieder einmal die eigene Vergangenheit, aber ohne sie zu kritisieren, sodass davon auszugehen ist, dass Stephan das Lied eher für sich selbst als für Kevin geschrieben hat. Insgesamt ist daran nichts auszusetzen.
„Koma – Eine Nacht, die niemals endet“ ist eine Ballade aus der Sicht eines Komapatienten. Vorweggenommen wurde, dass Kevin später selbst im Koma lag. In musikalischer Hinsicht ist das stimmig und das Solo ist gut eingebettet. Erwähnenswert ist, dass Moses Pelham die Melodie gesampelt hat und seinen Part live am Hockenheimring in das Stück integrieren durfte.
„Auf gute Freunde“ ist für mich ein schwieriges Lied. Das ist der Song, den jeder Bauernjockel besoffen grölt und der einfach ausgelutscht ist. Objektiv betrachtet ist es aber ein gut gemachter Partysong, der gleichzeitig die eigene Vergangenheit behandelt. Erwähnenswert ist, dass Weidner die Zeilen „To absent friends, lost loves, old gods, and the season of mists“ aus einem Comic aufgegriffen und ins Deutsche übertragen hat.
„Regen“ ist dahingehend ein Novum, dass Stephan erstmals den gesamten Gesang übernimmt. Mit seinen knapp neun Minuten ist es etwas langatmig, aber dennoch stimmig umgesetzt.
„Zeit zu gehn“ handelt vom Ende einer Freundschaft. Ich finde es textlich zu radikal, aber in der Gesamtbetrachtung nicht verkehrt.
„Enie Tfahcstob rüf Ediona-rap“ bedeutet rückwärts gelesen „Eine Botschaft für Paranoide“, wobei zusätzlich auf das Rap-Genre angespielt wird, was wiederum zum gesprochenen Text passt. Es handelt sich um eine Rückwärtsbotschaft an Hörer, die hinter den Songs konspirative Botschaften vermuten. Die Grundidee ist ganz nett, aber das Lied ist unnötig. Wenn überhaupt, hätte man es als Hidden-Track umsetzen müssen, aber als reguläres Stück ist es fehlplatziert.
„E.I.N.S.“ ist das erste Album, das mit dem künftigen Haus- und Hofproduzenten, Michael Mainx, in einem neuen Studio entstanden ist. Mainx‘ charakteristischer harter und trockener Sound kommt gut zum Vorschein. Die Punk-Anleihen des Vorgängers sind verschwunden und einem Sound gewichen, der gänzlich vom Hardrock geprägt ist. Man kann sagen, dass diese LP den Signature-Sound der Onkelz darstellt.
Russell klingt hart, fit und präsent. Weidner schreibt weiterhin auf hohem Niveau, hat mehr Gesangsanteil und sein Bassspiel wirkt nuancierter. Gonzo ist gewohnt stabil, wobei seine Solos mehr Raum als beim Vorgänger einnehmen. Pe konnte sein abwechslungsreicheres Spiel beibehalten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei „E.I.N.S.“, abgesehen vom letzten Stück, um ein sehr gutes und rundes Album handelt. Es ist die Platte, die ich bisher wohl am öftesten gehört habe. Ursprünglich wollte ich sie etwas schlechter bewerten, aber eigentlich hat sie das nicht verdient und auch der Klassikerstatus ist berechtigt.
von 10
Anspieltipps: Danket dem Herrn, Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben, Meister der Lügen