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[/float]Am 2.November veröffentlicht der "King of Rap" Kool Savas nach fünf Jahren sein lange erwartetes zweites Album "Tot oder lebendig". Vom Album gibt es eine exklusive, limitierte MZEE.com Edition. Darauf sind neben den 11 regulären Tracks, dem Intro und einer DVD, zusätzlich das Accapella zum Track "Mona Lisa", das Instrumental zum Titeltrack und der exklusive Remix zum Track "Krank" zu finden. Auf diesem hat sich "Mindens Finest" Curse für die MZEE.com Edition die Ehre gegeben um zusammen mit Savas die Booth zu rocken. Die DVD enthält das Video zum Track "Der Beweis", das Making of und einiges mehr an visuellen Bonusmaterial. Überraschend ist das Feature von Senna, die auf dem Track "Melodie" zusammen mit Optik Sänger Moe Mitchell die Hook singt. Neben den bereits genannten Features ist auf dem Track "On Top" One Partner Azad mit von der Partie. Wir trafen wir uns mit dem Savas und Caput direkt in Berlin im Optik Records Büro. Gastfreundlich und zuvorkommend wie immer stellte sich Savas den Fragen über sein Soloalbum, den Beef mit Snaga und Pillath, Southpark, der Zukunft von Optik und vielen weiteren Themen.
MZEE.com: Am 2.November erscheint dein zweites Soloalbum „Tot oder Lebendig“. Was können deine Fans von dem langersehnten Album erwarten?
Kool Savas: Also ich hab mich natürlich auch ein bisschen informiert und gemerkt, dass die Erwartungen an mein Album schon gewaltig höher sind, als bei manch anderen. Ich hab mir mit diesem Album ja auch viel Zeit gelassen. Die Frage ist eher, welche Erwartungen ich mir selber für das Album setze. Von der musikalischen Seite kann ich sagen, es sind sehr langlebige Musikstücke. Ich hab auf Vielseitigkeit geachtet… wobei man in der Entstehungsphase nicht sagen konnte „dieser Bereich wird durch diesen Song abgedeckt“ etc. Abschließend kann ich sagen, dass meine Fans ein solides, gutes Hip Hop Album erwartet, das man sich auch noch in paar Jahren anhören kann. Mir war es wichtig, dass sich die Leute nicht nach ein paar mal durchhören gelangweilt von dem Album fühlen.
MZEE.com: Welche Ziele setzt du dir selber mit dem Album?
Kool Savas: Im kommerziellen Bereich hab ich keine Ziele, sondern nur Hoffnung. Ich würde mich freuen wenn das Teil abgeht und natürlich würde ich gerne mal Gold knacken. Azad und ich waren mit „One“ so kurz davor, dass es schon fast ärgerlich war. Ich würde jetzt nie ein Album aufgrund der Verkaufszahlen bewerten, aber es wäre schon ein schönes Ereignis in meiner Karriere. Das ist wie einmal im Leben einen Award gewinnen. Ich glaub diesen Punkt im Leben will jeder Künstler einmal erreichen. Aus musikalischer Sicht ist das Ziel ein Album zu releasen, das mir selber gefällt, hinter dem ich 100% stehe und das ich mir als HipHop Fan auch von einem anderen Rapper anhören würde. Ich will den Leuten natürlich auch zeigen wie ich mich weiterentwickelt habe. Ich will zeigen, was Stand der Dinge ist.
MZEE.com: Dein letztes Soloalbum „Der beste Tag meines Lebens“ stammt aus dem Jahr 2002. Trotzdem warst du in der Zeit alles andere als untätig. Das Remixalbum wurde veröffentlicht, diverse Mixtapes, das Kollabo-Album mit Azad, sowie Illmatic und zwei Labelsampler sind ebenfalls erschienen. Wie kam es zum Entschluss, ein zweites Solo Album erst etwas später in deiner Karriere zu produzieren?
Kool Savas: Das war kein bewusster Entschluss. Ich denke es war klug das Ganze abzuwarten und nicht überhastet zu agieren. Man muss bedenken, ich komme auch aus einer ganz anderen Zeit mit N.W.A., Too Short oder den Beasty Boys. Da war es auch nicht normal, dass man jedes Jahr ein neues Album rausgebracht hat, sondern sich die Zeit nimmt, um dann deutliche Entwicklungen und Unterschiede zum Vorgängerwerk zu präsentieren. Hätte ich in der „FDS“ Zeit ein Album veröffentlicht, wäre es wohl sehr oberflächlich geworden, weil ich da noch einen anderen Film geschoben habe. Um die Zeit dann auszuleben, hab ich das Remixalbum gemacht oder ein Mixtape. Bei einem Album bin ich schon ein bisschen verkrampfter und fokussierter. Bei Mixtapes ist die Atmosphäre viel lockerer. Jetzt bin ich einfach an einem Punkt gelandet, wo ich mich bereit fühle, am Stück Savas Sachen zu machen und einen gewissen Qualitätsstandard zu halten.
MZEE.com: Als ich dich exakt vor einem Jahr zur Optik Takeover Tour interviewt habe, waren gerade mal 2 mögliche Tracks für das Album fertig. Du hast damals den Eindruck erweckt, dass dein Album frühestens 2008 nach den Ercandize und Caput Alben veröffentlicht werden soll. Wie kam es zum Entschluss dein Album vor dem Caput Album zu releasen? Wann kam bei dir der Entschluss sich voll in die Soloalbumproduktion zu stürzen?
Kool Savas: Im Endeffekt ist es so gekommen weil das Mischen und Mastering von Caputs Album erst letzte Woche fertig geworden sind. Optik-intern messen wir auch unsere Alben nicht aneinander. Es gibt keine wirkliche Reihenfolge. Caput hat keinen Zeitdruck, dass er sein Album jetzt unbedingt rausbringen muss. Wir warten einfach bis wir den richtigen Zeitpunkt erwischen. Wenn das Artwork perfekt ist, das Video steht und und und… dann wird das Album erscheinen [Anm. d. Red.: „Caputalismus“ erscheint nun am 7.Dezember]. Caput ist jetzt momentan hier, damit wir die letzten Züge besprechen. Wenn man ein Majoralbum hat, kann man viel im Fahrtwasser dessen regeln. Kontakte sind frisch, Geld das reinflattert kann sinnvoll für weitere Projekte genutzt werden etc. Nach dem „Takeover“ war es z.B. leichter für uns das Ercandize Album „Verbrannte Erde“ zu promoten. Gerade war er noch auf dem „Takeover“, jetzt steht sein Album an. Man wird sehen, wann was passiert.
MZEE.com: Durch die lange Wartezeit auf dein zweites Soloalbum sind die Erwartungen in der Szene ernorm gestiegen. Es wird von einem Klassiker á la „das deutsche Chronic“ gesprochen. Wie hoch war der Druck während der Produktionszeit? Hattest du noch den Anspruch dir oder jemand anderem etwas zu beweisen?
Kool Savas: Meine erste Single heißt „der Beweis“. Ich glaub das sagt schon alles. Natürlich hatte ich auch riesigen Druck. Ich bin nicht wie Jay-Z, dass ich an einem Wochenende neun Tracks fertig mache und so selbstbewusst bin und alles total locker sehe (lacht). Ich brauche bei einer Albumproduktion den Kampf mit mir selber. Ich brauche den Stress, den Abf*ck, die ganzen Emotionen und alles was dazu gehört, um das Maximale aus mir und dem letztendlichen Produkt zu holen. Ich will mir natürlich selber etwas beweisen. Ich sag ehrlich, das Rap-Level in Deutschland ist auf so einem Stand, dass ich flowmäßig nicht ultra an meine Grenzen gehen müsste. Ich musste da nicht irgendetwas machen um die Leute zu überraschen, sondern hab versucht Songs zu machen, die mir selber gefallen und mich überzeugen.
MZEE.com: Dein kommendes Soloalbum wird den Titel „Tot oder Lebendig“ tragen. Im Vergleich zu „Der beste Tag meines Lebens“ klingt der Titel sehr düster und aggressiv. Wie kam es zu diesem Titel?
Kool Savas: Der Track „Tot oder Lebendig“ hat den eigentlichen Titel zum Album geliefert. Am Anfang wusste ich noch gar nicht ob ich den Track überhaupt für das Album nehme. Die Hook hat aber im Nachhinein meine Gesamtsituation am besten beschrieben. „Tot oder Lebendig“ kann man auch auf viele Gefühlsebenen beziehen. Einmal weil es mein letztes Album bei der BMG ist und quasi ein neues Leben beginnt. Genauso bezieht es sich auf meine Fans, die sich fragen, ob ich noch am Start bin oder halt nicht. Entweder er macht es oder nicht. Ich fand die Dramatik des Titels geil. So Phrasen wie „Der King is back“ sind ausgelutscht und passen einfach nicht zu der Wichtigkeit des kommenden Albums. Wenn man die Songs hört, erklärt sich der Albumtitel von selbst. Wenn ich wirklich denken würde, dass ist mein letztes Album und ich wäre danach weg, würde ich es sicherlich anders nennen. Ich weiß schon wo ich mich selber sehe.
Weiter auf Seite 2.
MZEE.com: Das kürzlich erschiene Cover zu „Tot oder Lebendig“ vermittelt eine recht düstere Stimmung. Man sieht dich mit einer schlichten Basecap, einem nach unten gesenkten Blick und einer angespannten Haltung. Du befindest dich in einem Raum, der mit Songtexten tapeziert ist. Die ganze Atmosphäre erinnert an das „Stan“ Video von Eminem. Wie kam es, dass das Bild letztendlich zum Cover gewählt wurde? Inwiefern gibt das Bild den Vibe des Albums wieder?
Kool Savas: Was ich unbedingt wollte ist dieser „Text schreiben“ Aspekt. Ich schreibe meine Lyrics, alles ist schon voll mit Texten vom Fußboden bis zur Decke. Mein Grafiker hat dann die echten Textzettel von mir eingescannt und mir das Konzept gezeigt. Ein Caput Text hat sich leider auch eingeschlichen.
Caput: Den sieht man aber doch nicht.
Kool Savas: Doch, ich sehe den und mich irritiert das voll (lacht). Das mit den schlichten Ketten und der Basecap ist auch eine natürliche Entwicklung. Vorher war ich halt auf diesem Ice Film. Das ist jetzt anders. Es muss nicht unbedingt Bling Bling sein. Ich definiere mich nicht über das, was ich nach außen zeige sondern über Inhalte. Ich finde so etwas einfaches deeper und stylischer, als irgendwelche Effekthascherei und so weiter. Deswegen sollte das Cover auch eher schlicht wirken. Ich hab da gar nicht so krass viel reininterpretiert wie du es jetzt gemacht hast. Find ich aber gut (lacht). Ziel erreicht.
MZEE.com: Erzähl uns was zu den Features, z.B. den Track mit Azad.
Kool Savas: Ich hatte schon einen Vers und die Hook. Der Inhalt hat perfekt zu Azad gepasst und er hat dem Track dann das Besondere gegeben, was mir vorher an dem Track gefehlt hatte. Außerdem ist es ein Statement. Obwohl ich Azad nicht so oft sehe, verbindet uns eine langjährige Freundschaft und wir können weiterhin miteinander Musik machen. Senna ist auch auf meinem Album. Mel kennt sie und ich hab seit längerem eine gute Sängerin gesucht. Sie war im Studio und hat den Part perfekt eingesungen. Moe als Feature ist ja klar, weil ich diese melodiöse Sachen mag. Ich musste mich aber auch bremsen, weil er eigentlich für mehrere Tracks geplant war. Ich wollte aber einfach wieder mehr Savas Tracks machen. Ich hab in letzter Zeit so viele Features und Kollabos gemacht, dass ich mich jetzt für ein klassisches Soloalbum mit wenigen Features entschieden habe.
MZEE.com: Bei der Produktion hast du dich ausschließlich auf die musikalische Unterstützung von Melbeatz verlassen. Viele Künstler verpflichten eher verschiedene Produzenten, um so eine mögliche Eintönigkeit zu vermeiden. Wie kam es zu der Entscheidung, die ganze musikalische Produktion Melbeatz zu überlassen? Reizt es dich nicht, auf die Beats von anderen Produzenten zu rappen?
Kool Savas: Also Face Error hat bei einem und Amar hat bei zwei Instrumentals mitgewirkt. Ich kann was ganz genaues zu dieser Thematik Produzenten sagen. Diese ganzen Rapper da draußen fahren alle die gleiche Strategie und holen sich die Topproduzenten auf ihr Album, um nicht eintönig zu klingen. Genau das passiert aber wenn sich alle bei den gleichen Produzenten einkaufen. Ich kann mir auch nicht vorstellen 30 Beziehungen mit Produzentenzu führen. Vor allem verbindet mich mit denen keine Freundschaft und dann weiß ich auch, dass die sich nie zu 100% reinhängen würden, wie es bei einem Freund der Fall ist. Mel hat dem Album einen ganz bestimmten Flavour gegeben. Diesen Vibe hat kein anderer in Deutschland, weil kaum ein anderer auf ihre Beats rappt. Deswegen ist es schon ein exklusives Privileg. Wir zwei sind Tag Team 4 Life, Best Friends und ich vertraue ihr 100%. Ich finde diese Kombos Missy & Timbaland, Premier & Guru, Dre & Snoop am besten und das daraus resultierende Album immer am coolsten. Es spricht nichts dagegen Beats von anderen Leuten zu picken, gerade auf Mixtapes mache ich das auch gerne. Ein Album ist für mich aber etwas persönliches und da kommen nur die Beats von Mel in Frage. Ich finde, die ganzen Rapper sollten auf ihre professionell produzierten Beats kacken und sich einen Homie schnappen, der das Ding dann mit Seele produziert. Das ist mein Tipp für die ganzen MCs, die sich aus der Mittelmäßigkeit mit ihren Punches und OK Reimen hervorheben wollen.
MZEE.com: In deinem Blog konnte man lesen, dass du dein Album selber als überraschend HipHop lastig beschrieben hast, obwohl du privat lieber RnB hörst. Beschreib uns bitte mal das Konzept zu dem Album und Aspekte auf die du bei der Produktion besonderen Wert gelegt hast…
Kool Savas: Zum Konzept muss ich sagen, war meine erste Beatwahl extrem melodiös geprägt. Das war schon fast ein Fundament für ein RnB Album. Letztendlich ist davon nur ein Beat übrig geblieben. So eine Albumproduktion besteht ja aus vielen Phasen und mit der Zeit merkt man dann einfach, dass einen etwas mehr beschäftig oder gar nicht. So etwas wie „der Beweis“, da brauchte ich einfach einen aggressiven Beat, weil ich die Lines die ganze Zeit im Kopf hatte. Ich hatte echt fast jeden Tag einen neuen Vibe für das Album. Mel hat sich in dieser Produktionsphase so krass gesteigert, dass sie mir täglich einen neuen Bombenbeat geschickt hat. Also ein festes Konzept hatte ich nicht. Ich denke, bei so einer Produktion ist es am wichtigsten sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen.
MZEE.com: Du hast auf jedem deiner Platten neue Flows kreiert, die Rapper aus dem Inland bis heute noch gerne kopieren. Ein Beispiel wäre ein Wort auf das gleiche Wort reimen. Hast du bei diesem Album den Schwerpunkt eher auf Stimme und Technik gelegt oder auf persönliche Themensongs?
Kool Savas: Also wenn ich etwas sehr themenorientiertes schreibe, passe ich den Flow automatisch an. Der Song mit Azad z.B. ist gar nicht flow-orientiert, sondern sehr auf Inhalt fokusiert. Da packe ich jetzt keine übertriebenen Flowpassagen aus. Es gibt aber natürlich so Spittersachen, bei denen sich der Reim dem Flow anpasst. Rap ist für mich immer noch eine Kunstform, daher ist mir der Flow sehr wichtig. Ich will einfach der Beste sein, indem was ich mache. Ich glaube, dass ist einfach in mir drinne, so wie du Jay-Z oder Eminem nicht sagen kannst, mach doch mal ein lockeres Ding fertig. Das Flowding ist auch eine Art Handschrift von mir.
MZEE.com: Die alten Savas Fans erwarten natürlich wieder eine Bandbreite an Skills und Punchlines in diversen Batteltracks. Spätestens seit „Bester Tag“ begeisterst du ebenfalls mit Themensongs und persönlichen Statements. Ist es nicht schwierig die perfekte Balance zwischen Battle und Thementracks zu finden?
Kool Savas: Die Balance zu finden, war mir sehr wichtig. Der Dina Rae Track z.B. hat mich nach einer Zeit abgef*ckt, weil ich einfach nur auf Skills gesetzt habe und nur reimfokusiert agiert habe. Das passt aber nicht zu dem Album. Deswegen hab ich den Track dann von der Trackliste genommen.
MZEE.com: Welche waren die maßgeblichen Themen die du auf deinem neuen Album verarbeitest und welche Sorte von Track hast du mit Absicht gemieden. Ich denke eine Antwort auf einige Disses gegen dich hast du dir erspart?
Kool Savas: Ich finde, es ist auf eine Art ein positives Album, auch wenn einige Ansagen zu finden sind. Irgendwelche Beef Geschichten gibt es nicht. Sowas gehört nicht auf ein Album, weil mir die Musik viel zu wichtig ist für so was. Ich war eigentlich bereit alles zu schreiben, sogar ein Liebesding wie „Er ist nicht gut für dich“ auf dem Takeover. Ich denke, das Album ist schon facettenreich, aber es gibt nicht nur Themensongs. Die Leute sollen sich einfach das Ding anhören, bevor ich dich jetzt stundenlang volltexte (lacht).
MZEE.com: Seit den legendären Tracks „LMS/Schwule Rapper“ hast du den Battle-Gedanken im deutschen Hip Hop maßgeblich geprägt. Viele Rapper sind eher darum verlegen dich aufgrund deiner Rapfähigkeiten zu dissen, stattdessen wirst du oft auf menschlicher Ebene angegriffen. Wie gehst du mit solch persönlichen Anschuldigungen um?
Kool Savas: Also ich gehe auf solche Sachen nur ein, wenn es wirklich was persönliches ist und auf etwas Wahren basiert. Wenn derjenige etwas erfindet, um sich darüber Fame zu verschaffen, lässt mich das kalt. Ich wurde so oft in Interviews und auf Tracks angegriffen, dass ich gelernt habe drüber zu stehen. Mich interessiert so was nicht. Würde ich mich jedes Mal darüber aufregen, wäre mein Leben echt stressig. Solange ich selber in den Spiegel gucken kann, ist alles ok. Ich versuche Leuten auch zu helfen, was die Karriere angeht. Ich will Leute nicht absichtlich schaden oder abf*cken. Es ist aber auch so, dass ich ein Mensch von Prinzipien bin. Wenn ich merke, dass Leute verlogen sind und nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, f*ckt mich das ab. Das hasse ich auch am Rap-Game. Jeder ist mit jedem down nur um schnell nach oben zu kommen. Lieber bin ich mit keinem down und habe Leute um mich herum, denen ich vertrauen kann, als andersrum. Klar möchte ich, dass die Leute ein gutes Bild von mir haben. Es ist aber auch so, dass ich nicht von jedem Rapper da draußen gemocht werden muss. Es gibt so viele die dringend was schaffen wollen, dass sie jede Chance nutzen und emotional über Leichen gehen. Von solchen Leuten kapsele ich mich sehr schnell ab und hab keine Lust die zu pushen. Ich denke, dass ist auch ein Grund warum ich mit vielen Leuten ungewollt Stress habe.
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MZEE.com: Nach der langen Zeit im Rap-Geschäft… welche Sorte von Track gibt dir am Ende des Tages ein besseres Gefühl. Schreibst du lieber einen Track wie z.B. „Das Urteil“, also einen Battletrack, der durch Flows und Punlines heraussticht, oder einen Thementrack wie „Bester Tag“, mit dem du deinen Fans etwas auf den Weg gibst?
Kool Savas: Ich trenne das nicht so. Selbst ein Battle-Track wie „das Urteil“ hat ja einen thematischen Hintergrund. Ich sehe mich auch nicht so krass als Battle-Rapper, nur weil ich Vergleiche finde oder sage „du bist whack“. Ich rappe über Dinge die mich grad beschäftigen. Mal ist es das Rap-Game, mal andere, tiefgründigere Sachen. Ich setze mich jetzt aber nicht hin und überleg stundenlang über ein Thema. Das ist nichts für mich, gezielt zu sagen, so was muss ich jetzt schreiben. Ich denke, jeder Track hat indirekt mit meinem Leben oder meiner Einstellung zu tun. Daher kann ich das so nicht differenzieren.
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[/float]MZEE.com: Dein Album wird von der Länge kürzer sein als ursprünglich geplant. Welche Faktoren musste ein Track beinhalten, um für dein Album ausgewählt zu werden? Spielt die Meinung von anderen Leuten wie z.B. Melbeatz für dich auch eine wichtige Rolle?
Kool Savas: Die Tracks müssen mir in erster Linie über einen längeren Zeitraum gefallen. Es gab Tracks, die hab ich schon nach dem zweiten Mal nicht mehr so gefühlt. Die kamen dann runter. Für mich war es nicht entscheidend, dass sich vielleicht einige Fans denken: „ach scheiß drauf Hauptsache mehr Solotracks von Savas“. Für mich war es wichtig, ob es das ist was ich will. Ist es ein Bild von mir? Wenn ja, dann kommt der Track auf das Album. Also Langlebigkeit war ein wichtiger Faktor.
Eigentlich will mich nicht von anderen Leuten beeinflussen lassen. Manchmal zieht es mich dann extrem runter wenn Leute wie Mel sagen: „das hast du aber schlecht gemacht“, vor allem wenn ich den Track vorher gefeiert habe. Ich bin aber schon glücklich darüber, dass die Leute mir ihre Meinung sagen und mir helfen, wenn ich nicht sicher bin. Das sind ja alle gestandene Musiker mit krassen Kenntnissen. Das sind aber die Emotionen, die ich für ein Album brauche. Im Endeffekt entscheidet aber mein Bauchgefühl, gerade wenn ich länger über etwas nachdenke.
MZEE.com: Deine erste Single wird „Der Beweis“ sein. Vom Titel erinnert das Ganze ein wenig an „Das Urteil“. Erzähl bitte etwas über den Track und warum grad dieser Track als erste Single ausgekoppelt wird.
Kool Savas: Das war der erste Track den ich in Berlin im neuem Studio aufgenommen habe. Gleichzeitig ist es auch der härteste Track auf dem Album. Vom Vibe her erinnert es auch einwenig an „Das Urteil“, weil wir wieder diese Chöre verwendet haben, auf denen ich so durchdrehe. Kurz nach dem Urteil habe ich in einem „Making of“ gesagt: „Ich weiß, dass jetzt alle diesen Style klauen werden“. Es kam auch exakt so. Selbst bekannte Rapper, ohne jetzt Namen zu nennen, haben das übernommen und dann sogar die Tracks als Single veröffentlicht. Ich hab es auch satt, dass ich neue Sachen, die ich mir überlege oder die zu meinem Style passen, aus der Hand geben muss. Ich klaue keine Styles von anderen Rappern und gebe sie als die meinen aus. Mel macht auch keine Beatz wie Dre oder Timbaland, sondern entwickelt ihren eigenen Sound. Deswegen habe ich „der Beweis“ gepickt, damit die Leute wissen woher dieser Style kommt. „Der Beweis“ ist einfach Hardcore Rap Shit. Der Track ist mehr als eine Ansage und ich hoffe, dass ich viele Rapper damit frustriere.
MZEE.com: Wird es zu dem Album auch eine Tour geben?
Kool Savas: Auf jeden Fall, Alter! Die Tour wird es frühestens im Januar geben. Es wird wohl dann „Tour oder Lebendig“ heißen. Man braucht für solche Shows ja immer so ein bescheuertes Wortspiel (lacht). Es wird eine Solotour. Das ist für mich auch etwas besonderes nach zwei Jahren Optik Takeover, nach gefühlten 2 Jahren Klassenfahrt (lacht). Natürlich werde ich das so regeln, dass hier und da einige Jungs mitkommen oder man sich abwechselt.
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[/float]MZEE.com: Du bist vor geraumer Zeit durch Anschuldigungen von Snaga & Pillath leider unfreiwillig in das Medieninteresse gerückt. Mit einem SeventySeven Exklusive hast du auf sarkastische Art und Weise indirekt Stellung zu den Vorwürfen genommen. Inwiefern beschäftigt dich das Thema noch? Wie sieht dein Verhältnis zu Illmatic und Samy Deluxe aus?
Kool Savas: Also wenn etwas wahres an der Geschichte dran wäre, würde es mich schon beschäftigen. Ich weiß du musst diese Frage stellen, aber ich kläre solche Sachen nicht in Interviews. Ich bin da einfach ein anderer Mensch. Wie gesagt die Sache beschäftigt mich nicht und ich kann nachts immer noch super schlafen. Mein Verhältnis zu Illmatic ist nach wie vor super. Zu Samy muss ich sagen, er ist der Labelchef. Es sind seine Freunde oder Künstler, je nachdem wie deren Verhältnis ist. Ich finde es schade, dass Samy da nicht geschlichtet hat oder dazwischen gegangen ist. Ich war cool mit Samy und hätte nie zugelassen, dass einer meiner Acts so was mit Samy abzieht. Heute ist es mir scheißegal. Wenn einer auf Samy einen Abturn schiebt, ihn beleidigen oder einen Track gegen ihn machen will, werde ich mich da nicht einmischen.
MZEE.com: Sowohl Eko als auch S&P haben dir unabhängig von einander vorgeworfen, auf dem HipHop Film hängen geblieben zu sein. Auf dem SeventySeven Track „Nie mehr“ gibt es eine Zeile von dir „Häng nicht auf dem Rap Film sondern dreh ihn, das ist mein Leben“. Welchen Einfluss nimmt HipHop auf dein Leben? Welche Rolle spielt Loyalität im Bezug auf Freundschaften für dich?
Kool Savas: Also HipHop hat die letzten 15 Jahre meines Lebens absolut maßgeblich beeinflusst. Alles was ich besitze, materiell gesehen, aber auch freundschaftlich, ist durch HipHop entstanden. Bis auf meine Familie natürlich, sind alle tieferen emotionalen Bindungen über die Musik entstanden, weil ich außerhalb des Musikumfeldes keine Leute kennenlerne. HipHop ist mein Leben. Ich sag so, wenn du als Rapper kein Bock auf den Rap Film hast, dann läuft was falsch. Ganz ehrlich wenn du nur wegen dem Cash rappst und der Musik nichts geben willst, dann geh aus meinem Game. Dann bist du ein potenzieller Feind für mich. Such dir lieber einen anderen Job. Ich habe Respekt vor der Musik und reiße mir dafür den Arsch auf. Wenn einer zu mir sagt: „du bist auf dem Rap Film hängen geblieben“, kann ich nur sagen: „Dankeschön Alter, vielen Dank dafür“. Wenn du sagst, ich bin hängen geblieben im Kopf und dumm, dann ist das was ganz anderes. Um auf die Loyalität zu kommen sage ich: „Rules to the game“. Es gibt immer Leute, die nach den Regeln spielen und was gutes schaffen wollen. Dann gibt es aber auch Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen und über Leichen gehen. Diese Leute büßen ihre Menschlichkeit, Persönlichkeit oder Freiheit ein. Es gibt Rapper, die nicht mal mehr alltägliche Dinge machen können, ohne irgendwelche Freunde oder Aufpasser dabei zu haben. Die haben sich für einen Film entschieden und müssen dafür Dinge opfern. Loyalität ist für mich eine Regel im Game. Ich habe großen Respekt vor dem Game und deswegen ist das für mich einfach Ehrensache. Wenn ich für meine Werte noch 5-10 Jahre brauche, um Gold zu kriegen oder mir ein Ein-Familien-Haus kaufen kann, ist das ok. Ich werde den Teufel tun und irgendwelche Businessmoves machen, nur um schneller an das Cash zu kommen und meine Prinzipien zu verwerfen.
MZEE.com: Die nächste Frage wird entspannter. Du hast vor ein paar Monaten in der Zeichentrickserie Southpark die deutsche Synchronstimme für The Notorious B.I.G. übernommen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Kool Savas: Die haben bei mir angefragt ob ich Interesse hätte und ich fand die ganze Idee sehr interessant. Es war für mich auch das erste Mal das ich so was gemacht habe. Mir wurde das Ganze dann erklärt und ich hab gehofft, dass man nicht sofort meine Stimme raushört. Ich hab am Anfang auch bisschen versucht, wie Biggie zu lispeln aber das war zu gekünstelt. Meine Stimme wurde dann auch einwenig runtergepitcht, damit sie besser zu The Notorious B.I.G. passt.
MZEE.com: Bekanntlicherweise bist du nicht mehr in das Projekt „Feuer über Deutschland“ eingebunden. In der Szene kursieren Gerüchte, dass du ein eigenes neues Konzept entwickelt hast und eine eigene DVD präsentieren möchtest. Kannst du deinen Fans schon ein paar Informationen geben?
Kool Savas: Also das Projekt wird definitiv „Battlekingz“ heißen. Wir haben dafür ein engagiertes Produzententeam aus Hamburg verpflichtet, das schon viel Erfahrung im Bereich HipHop Produktion gesammelt hat. Zum Konzept möchte ich jetzt nicht soviel sagen. Ich kann aber schon mal vorweg nehmen, dass wir eine sehr krasse Liste an teilnehmenden MCs haben.
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MZEE.com: Mit diesem Album auch dein Vertrag mit der BMG aus. Wirst du danach definitiv independent weiter machen oder gibt es die Alternative Major? Wie würde dein Resümee ausfallen, bezüglich der Zusammenarbeit mit der BMG?
Kool Savas: Es kommt noch ein „Best Of“ Album und danach werde ich definitiv ein Album independent machen. Klar ist ein Major lukrativer, weil es gute Vorschüsse gibt. Independent ist alles risikoreicher, aber ich finde, ich bin es dem Label schuldig. Klar wird es stressiger, aber die Jungs bei Optik haben sich jahrelang den Arsch aufgerissen. Ich denke, wir sollten es einfach probieren.
MZEE.com: Ohne Major im Rücken ist der finanzielle Erfolg umso wichtiger. Du übernimmst die Verantwortung für mehrere Künstler. Wie hoch ist der Druck? Schließlich lebt ihr von Rap...
Kool Savas: Ich meine, das wäre doch auch ein krasser Motivationsschub, wenn wir es schaffen würden ein Album so 60.000 bis 70.000 mal über Optik zu verkaufen. Klar ist der Druck hoch, aber wir von Optik wissen, worauf wir uns da einlassen. Außerdem sieht man independent einfach eher den Wert der eigenen Arbeit. Wer hier den schnellen Euro machen will, ist eh an der falschen Adresse.
MZEE.com: Wie geht es in Zukunft mit Optik weiter? Was darf man als Fan an Releases erwarten. Was ist dein langfristiges Ziel mit Optik?
Kool Savas: Also definitive Releases sind Caput „Caputalismus“, Kaas „Amok-Zahltag“, Franky Kubrick „Dramaking: Tagebuch eines Träumers“ und Amar „Cho-Hier habt ihr euer Mixtape“. Gerade bei diesen Releases wird man sehen, was Storytelling ausmachen kann. Ich meine die Kids werden älter und haben keine Lust immer nur Mucke für einem 85er IQ zu hören. Caput macht Tracks aus der Sicht von intellektuellen Ausländern, die keine Lust auf Knast haben, sondern konstruktive Wege suchen. Kaas beschreibt sich in seinen Tracks als eine Art Außenseiter und Dauerverlierer, der einfach den täglichen Struggle durchmacht. Franky hat sogar einen Track geschrieben, indem sich türkische Mädchen wiederfinden können. Ich finde diese Sachen wichtig für Rap. Das sind Sachen die deinen Kopf weiterbringen, wo mehr geleistet wird, als Takt treffen und geile Vergleiche. Langfristig hoffe ich natürlich, dass wir mal einen Song haben, der es über die Rap Grenzen schafft und mehr Leute erreicht. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass wir mit die besten Rapper Deutschlands auf einem Label vereinigt haben. Ich meine damit nicht die Rapper mit der meisten Aufmerksamkeit oder dem krassesten Image, sondern die Technik und Inhalt am besten miteinander kombinieren.
MZEE.com: Was denkst du nimmt ein Fan mit, wenn er „Tot oder Lebendig“ gehört hat?
Kool Savas: Ich denke die Leute kriegen wieder ein Feeling, wie sie es früher bei Rap-Alben hatten. Ich hoffe, die Fans können sich das Album sehr, sehr lange anhören, weil mir diese Langlebigkeit am wichtigsten ist. Ich würde mich freuen, wenn ich so eine Art Fußabdruck da lasse und die Leute dieses Album mit einer speziellen Zeit in ihrem Leben verbinden.
MZEE.com: Hast du irgendwelche Shootouts oder letzten Worte an die MZEE User?
Kool Savas: Bleibt gesund und nehmt keine Drogen. Ansonsten ich will niemand überreden aber ich glaube, wenn man sich das Album kauft, schmeißt man kein Geld aus dem Fenster. Das ist kein Album, das man ein bis zweimal hört und dann zum nächsten Geburtstag verschenkt weil man kein Bock mehr drauf hat. Keiner muss sich das Album direkt in der ersten Woche holen. Ladet es runter oder hört es euch bei Freunden an. Am Ende des Tages würde ich mich freuen, wenn die Leute mein Album holen. Das ist mein Brot und Butter Bizz. Ich nehme den Shit sehr ernst und tue viel für gute Musik in Deutschland.
Interview & Text: Mathias „MäC“ Spiewakowsky
Album out: 02.11.07
JETZT BESTELLEN (MZEE.com Edition)
JETZT BESTELLEN
Tracklist "Tot oder lebendig":
Basic Edition
1. T.O.L. Intro
2. Orakel
3. Der Beweis
4. On Top
5. Essah feat. Moe Mitchell
6. Mona Lisa
7. Alle schieben Optik
8. Nur ein Spiel
9. Tot oder lebendig
10. Dede Skit
11. Krank
12. Melodie feat. Moe Mitchell & Senna
MZEE.com Edition (Basic + Premium Limited +)
13. Krank Remix feat. Curse
14. Tot oder Lebendig Instrumental
15. Mona Lisa Acapella
Premium Limited Edition (Basic +)
1. Der Beweis (Video)
2. Making Of Der Beweis
3. Tot oder Lebendig Interview
4. Slideshow (Uh Ah Sie will den + Welle - Bonustracks)
5. Savas @ Splash! 2007
MP3:
Kool Savas – „Der Beweis“
Links:
www.optikrecords.de
www.totoderlebendig.com
MZEE.com: Am 2.November erscheint dein zweites Soloalbum „Tot oder Lebendig“. Was können deine Fans von dem langersehnten Album erwarten?
Kool Savas: Also ich hab mich natürlich auch ein bisschen informiert und gemerkt, dass die Erwartungen an mein Album schon gewaltig höher sind, als bei manch anderen. Ich hab mir mit diesem Album ja auch viel Zeit gelassen. Die Frage ist eher, welche Erwartungen ich mir selber für das Album setze. Von der musikalischen Seite kann ich sagen, es sind sehr langlebige Musikstücke. Ich hab auf Vielseitigkeit geachtet… wobei man in der Entstehungsphase nicht sagen konnte „dieser Bereich wird durch diesen Song abgedeckt“ etc. Abschließend kann ich sagen, dass meine Fans ein solides, gutes Hip Hop Album erwartet, das man sich auch noch in paar Jahren anhören kann. Mir war es wichtig, dass sich die Leute nicht nach ein paar mal durchhören gelangweilt von dem Album fühlen.
MZEE.com: Welche Ziele setzt du dir selber mit dem Album?
Kool Savas: Im kommerziellen Bereich hab ich keine Ziele, sondern nur Hoffnung. Ich würde mich freuen wenn das Teil abgeht und natürlich würde ich gerne mal Gold knacken. Azad und ich waren mit „One“ so kurz davor, dass es schon fast ärgerlich war. Ich würde jetzt nie ein Album aufgrund der Verkaufszahlen bewerten, aber es wäre schon ein schönes Ereignis in meiner Karriere. Das ist wie einmal im Leben einen Award gewinnen. Ich glaub diesen Punkt im Leben will jeder Künstler einmal erreichen. Aus musikalischer Sicht ist das Ziel ein Album zu releasen, das mir selber gefällt, hinter dem ich 100% stehe und das ich mir als HipHop Fan auch von einem anderen Rapper anhören würde. Ich will den Leuten natürlich auch zeigen wie ich mich weiterentwickelt habe. Ich will zeigen, was Stand der Dinge ist.
MZEE.com: Dein letztes Soloalbum „Der beste Tag meines Lebens“ stammt aus dem Jahr 2002. Trotzdem warst du in der Zeit alles andere als untätig. Das Remixalbum wurde veröffentlicht, diverse Mixtapes, das Kollabo-Album mit Azad, sowie Illmatic und zwei Labelsampler sind ebenfalls erschienen. Wie kam es zum Entschluss, ein zweites Solo Album erst etwas später in deiner Karriere zu produzieren?
Kool Savas: Das war kein bewusster Entschluss. Ich denke es war klug das Ganze abzuwarten und nicht überhastet zu agieren. Man muss bedenken, ich komme auch aus einer ganz anderen Zeit mit N.W.A., Too Short oder den Beasty Boys. Da war es auch nicht normal, dass man jedes Jahr ein neues Album rausgebracht hat, sondern sich die Zeit nimmt, um dann deutliche Entwicklungen und Unterschiede zum Vorgängerwerk zu präsentieren. Hätte ich in der „FDS“ Zeit ein Album veröffentlicht, wäre es wohl sehr oberflächlich geworden, weil ich da noch einen anderen Film geschoben habe. Um die Zeit dann auszuleben, hab ich das Remixalbum gemacht oder ein Mixtape. Bei einem Album bin ich schon ein bisschen verkrampfter und fokussierter. Bei Mixtapes ist die Atmosphäre viel lockerer. Jetzt bin ich einfach an einem Punkt gelandet, wo ich mich bereit fühle, am Stück Savas Sachen zu machen und einen gewissen Qualitätsstandard zu halten.
MZEE.com: Als ich dich exakt vor einem Jahr zur Optik Takeover Tour interviewt habe, waren gerade mal 2 mögliche Tracks für das Album fertig. Du hast damals den Eindruck erweckt, dass dein Album frühestens 2008 nach den Ercandize und Caput Alben veröffentlicht werden soll. Wie kam es zum Entschluss dein Album vor dem Caput Album zu releasen? Wann kam bei dir der Entschluss sich voll in die Soloalbumproduktion zu stürzen?
Kool Savas: Im Endeffekt ist es so gekommen weil das Mischen und Mastering von Caputs Album erst letzte Woche fertig geworden sind. Optik-intern messen wir auch unsere Alben nicht aneinander. Es gibt keine wirkliche Reihenfolge. Caput hat keinen Zeitdruck, dass er sein Album jetzt unbedingt rausbringen muss. Wir warten einfach bis wir den richtigen Zeitpunkt erwischen. Wenn das Artwork perfekt ist, das Video steht und und und… dann wird das Album erscheinen [Anm. d. Red.: „Caputalismus“ erscheint nun am 7.Dezember]. Caput ist jetzt momentan hier, damit wir die letzten Züge besprechen. Wenn man ein Majoralbum hat, kann man viel im Fahrtwasser dessen regeln. Kontakte sind frisch, Geld das reinflattert kann sinnvoll für weitere Projekte genutzt werden etc. Nach dem „Takeover“ war es z.B. leichter für uns das Ercandize Album „Verbrannte Erde“ zu promoten. Gerade war er noch auf dem „Takeover“, jetzt steht sein Album an. Man wird sehen, wann was passiert.
MZEE.com: Durch die lange Wartezeit auf dein zweites Soloalbum sind die Erwartungen in der Szene ernorm gestiegen. Es wird von einem Klassiker á la „das deutsche Chronic“ gesprochen. Wie hoch war der Druck während der Produktionszeit? Hattest du noch den Anspruch dir oder jemand anderem etwas zu beweisen?
Kool Savas: Meine erste Single heißt „der Beweis“. Ich glaub das sagt schon alles. Natürlich hatte ich auch riesigen Druck. Ich bin nicht wie Jay-Z, dass ich an einem Wochenende neun Tracks fertig mache und so selbstbewusst bin und alles total locker sehe (lacht). Ich brauche bei einer Albumproduktion den Kampf mit mir selber. Ich brauche den Stress, den Abf*ck, die ganzen Emotionen und alles was dazu gehört, um das Maximale aus mir und dem letztendlichen Produkt zu holen. Ich will mir natürlich selber etwas beweisen. Ich sag ehrlich, das Rap-Level in Deutschland ist auf so einem Stand, dass ich flowmäßig nicht ultra an meine Grenzen gehen müsste. Ich musste da nicht irgendetwas machen um die Leute zu überraschen, sondern hab versucht Songs zu machen, die mir selber gefallen und mich überzeugen.
MZEE.com: Dein kommendes Soloalbum wird den Titel „Tot oder Lebendig“ tragen. Im Vergleich zu „Der beste Tag meines Lebens“ klingt der Titel sehr düster und aggressiv. Wie kam es zu diesem Titel?
Kool Savas: Der Track „Tot oder Lebendig“ hat den eigentlichen Titel zum Album geliefert. Am Anfang wusste ich noch gar nicht ob ich den Track überhaupt für das Album nehme. Die Hook hat aber im Nachhinein meine Gesamtsituation am besten beschrieben. „Tot oder Lebendig“ kann man auch auf viele Gefühlsebenen beziehen. Einmal weil es mein letztes Album bei der BMG ist und quasi ein neues Leben beginnt. Genauso bezieht es sich auf meine Fans, die sich fragen, ob ich noch am Start bin oder halt nicht. Entweder er macht es oder nicht. Ich fand die Dramatik des Titels geil. So Phrasen wie „Der King is back“ sind ausgelutscht und passen einfach nicht zu der Wichtigkeit des kommenden Albums. Wenn man die Songs hört, erklärt sich der Albumtitel von selbst. Wenn ich wirklich denken würde, dass ist mein letztes Album und ich wäre danach weg, würde ich es sicherlich anders nennen. Ich weiß schon wo ich mich selber sehe.
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MZEE.com: Das kürzlich erschiene Cover zu „Tot oder Lebendig“ vermittelt eine recht düstere Stimmung. Man sieht dich mit einer schlichten Basecap, einem nach unten gesenkten Blick und einer angespannten Haltung. Du befindest dich in einem Raum, der mit Songtexten tapeziert ist. Die ganze Atmosphäre erinnert an das „Stan“ Video von Eminem. Wie kam es, dass das Bild letztendlich zum Cover gewählt wurde? Inwiefern gibt das Bild den Vibe des Albums wieder?
Kool Savas: Was ich unbedingt wollte ist dieser „Text schreiben“ Aspekt. Ich schreibe meine Lyrics, alles ist schon voll mit Texten vom Fußboden bis zur Decke. Mein Grafiker hat dann die echten Textzettel von mir eingescannt und mir das Konzept gezeigt. Ein Caput Text hat sich leider auch eingeschlichen.
Caput: Den sieht man aber doch nicht.
Kool Savas: Doch, ich sehe den und mich irritiert das voll (lacht). Das mit den schlichten Ketten und der Basecap ist auch eine natürliche Entwicklung. Vorher war ich halt auf diesem Ice Film. Das ist jetzt anders. Es muss nicht unbedingt Bling Bling sein. Ich definiere mich nicht über das, was ich nach außen zeige sondern über Inhalte. Ich finde so etwas einfaches deeper und stylischer, als irgendwelche Effekthascherei und so weiter. Deswegen sollte das Cover auch eher schlicht wirken. Ich hab da gar nicht so krass viel reininterpretiert wie du es jetzt gemacht hast. Find ich aber gut (lacht). Ziel erreicht.
MZEE.com: Erzähl uns was zu den Features, z.B. den Track mit Azad.
Kool Savas: Ich hatte schon einen Vers und die Hook. Der Inhalt hat perfekt zu Azad gepasst und er hat dem Track dann das Besondere gegeben, was mir vorher an dem Track gefehlt hatte. Außerdem ist es ein Statement. Obwohl ich Azad nicht so oft sehe, verbindet uns eine langjährige Freundschaft und wir können weiterhin miteinander Musik machen. Senna ist auch auf meinem Album. Mel kennt sie und ich hab seit längerem eine gute Sängerin gesucht. Sie war im Studio und hat den Part perfekt eingesungen. Moe als Feature ist ja klar, weil ich diese melodiöse Sachen mag. Ich musste mich aber auch bremsen, weil er eigentlich für mehrere Tracks geplant war. Ich wollte aber einfach wieder mehr Savas Tracks machen. Ich hab in letzter Zeit so viele Features und Kollabos gemacht, dass ich mich jetzt für ein klassisches Soloalbum mit wenigen Features entschieden habe.
MZEE.com: Bei der Produktion hast du dich ausschließlich auf die musikalische Unterstützung von Melbeatz verlassen. Viele Künstler verpflichten eher verschiedene Produzenten, um so eine mögliche Eintönigkeit zu vermeiden. Wie kam es zu der Entscheidung, die ganze musikalische Produktion Melbeatz zu überlassen? Reizt es dich nicht, auf die Beats von anderen Produzenten zu rappen?
Kool Savas: Also Face Error hat bei einem und Amar hat bei zwei Instrumentals mitgewirkt. Ich kann was ganz genaues zu dieser Thematik Produzenten sagen. Diese ganzen Rapper da draußen fahren alle die gleiche Strategie und holen sich die Topproduzenten auf ihr Album, um nicht eintönig zu klingen. Genau das passiert aber wenn sich alle bei den gleichen Produzenten einkaufen. Ich kann mir auch nicht vorstellen 30 Beziehungen mit Produzentenzu führen. Vor allem verbindet mich mit denen keine Freundschaft und dann weiß ich auch, dass die sich nie zu 100% reinhängen würden, wie es bei einem Freund der Fall ist. Mel hat dem Album einen ganz bestimmten Flavour gegeben. Diesen Vibe hat kein anderer in Deutschland, weil kaum ein anderer auf ihre Beats rappt. Deswegen ist es schon ein exklusives Privileg. Wir zwei sind Tag Team 4 Life, Best Friends und ich vertraue ihr 100%. Ich finde diese Kombos Missy & Timbaland, Premier & Guru, Dre & Snoop am besten und das daraus resultierende Album immer am coolsten. Es spricht nichts dagegen Beats von anderen Leuten zu picken, gerade auf Mixtapes mache ich das auch gerne. Ein Album ist für mich aber etwas persönliches und da kommen nur die Beats von Mel in Frage. Ich finde, die ganzen Rapper sollten auf ihre professionell produzierten Beats kacken und sich einen Homie schnappen, der das Ding dann mit Seele produziert. Das ist mein Tipp für die ganzen MCs, die sich aus der Mittelmäßigkeit mit ihren Punches und OK Reimen hervorheben wollen.
MZEE.com: In deinem Blog konnte man lesen, dass du dein Album selber als überraschend HipHop lastig beschrieben hast, obwohl du privat lieber RnB hörst. Beschreib uns bitte mal das Konzept zu dem Album und Aspekte auf die du bei der Produktion besonderen Wert gelegt hast…
Kool Savas: Zum Konzept muss ich sagen, war meine erste Beatwahl extrem melodiös geprägt. Das war schon fast ein Fundament für ein RnB Album. Letztendlich ist davon nur ein Beat übrig geblieben. So eine Albumproduktion besteht ja aus vielen Phasen und mit der Zeit merkt man dann einfach, dass einen etwas mehr beschäftig oder gar nicht. So etwas wie „der Beweis“, da brauchte ich einfach einen aggressiven Beat, weil ich die Lines die ganze Zeit im Kopf hatte. Ich hatte echt fast jeden Tag einen neuen Vibe für das Album. Mel hat sich in dieser Produktionsphase so krass gesteigert, dass sie mir täglich einen neuen Bombenbeat geschickt hat. Also ein festes Konzept hatte ich nicht. Ich denke, bei so einer Produktion ist es am wichtigsten sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen.
MZEE.com: Du hast auf jedem deiner Platten neue Flows kreiert, die Rapper aus dem Inland bis heute noch gerne kopieren. Ein Beispiel wäre ein Wort auf das gleiche Wort reimen. Hast du bei diesem Album den Schwerpunkt eher auf Stimme und Technik gelegt oder auf persönliche Themensongs?
Kool Savas: Also wenn ich etwas sehr themenorientiertes schreibe, passe ich den Flow automatisch an. Der Song mit Azad z.B. ist gar nicht flow-orientiert, sondern sehr auf Inhalt fokusiert. Da packe ich jetzt keine übertriebenen Flowpassagen aus. Es gibt aber natürlich so Spittersachen, bei denen sich der Reim dem Flow anpasst. Rap ist für mich immer noch eine Kunstform, daher ist mir der Flow sehr wichtig. Ich will einfach der Beste sein, indem was ich mache. Ich glaube, dass ist einfach in mir drinne, so wie du Jay-Z oder Eminem nicht sagen kannst, mach doch mal ein lockeres Ding fertig. Das Flowding ist auch eine Art Handschrift von mir.
MZEE.com: Die alten Savas Fans erwarten natürlich wieder eine Bandbreite an Skills und Punchlines in diversen Batteltracks. Spätestens seit „Bester Tag“ begeisterst du ebenfalls mit Themensongs und persönlichen Statements. Ist es nicht schwierig die perfekte Balance zwischen Battle und Thementracks zu finden?
Kool Savas: Die Balance zu finden, war mir sehr wichtig. Der Dina Rae Track z.B. hat mich nach einer Zeit abgef*ckt, weil ich einfach nur auf Skills gesetzt habe und nur reimfokusiert agiert habe. Das passt aber nicht zu dem Album. Deswegen hab ich den Track dann von der Trackliste genommen.
MZEE.com: Welche waren die maßgeblichen Themen die du auf deinem neuen Album verarbeitest und welche Sorte von Track hast du mit Absicht gemieden. Ich denke eine Antwort auf einige Disses gegen dich hast du dir erspart?
Kool Savas: Ich finde, es ist auf eine Art ein positives Album, auch wenn einige Ansagen zu finden sind. Irgendwelche Beef Geschichten gibt es nicht. Sowas gehört nicht auf ein Album, weil mir die Musik viel zu wichtig ist für so was. Ich war eigentlich bereit alles zu schreiben, sogar ein Liebesding wie „Er ist nicht gut für dich“ auf dem Takeover. Ich denke, das Album ist schon facettenreich, aber es gibt nicht nur Themensongs. Die Leute sollen sich einfach das Ding anhören, bevor ich dich jetzt stundenlang volltexte (lacht).
MZEE.com: Seit den legendären Tracks „LMS/Schwule Rapper“ hast du den Battle-Gedanken im deutschen Hip Hop maßgeblich geprägt. Viele Rapper sind eher darum verlegen dich aufgrund deiner Rapfähigkeiten zu dissen, stattdessen wirst du oft auf menschlicher Ebene angegriffen. Wie gehst du mit solch persönlichen Anschuldigungen um?
Kool Savas: Also ich gehe auf solche Sachen nur ein, wenn es wirklich was persönliches ist und auf etwas Wahren basiert. Wenn derjenige etwas erfindet, um sich darüber Fame zu verschaffen, lässt mich das kalt. Ich wurde so oft in Interviews und auf Tracks angegriffen, dass ich gelernt habe drüber zu stehen. Mich interessiert so was nicht. Würde ich mich jedes Mal darüber aufregen, wäre mein Leben echt stressig. Solange ich selber in den Spiegel gucken kann, ist alles ok. Ich versuche Leuten auch zu helfen, was die Karriere angeht. Ich will Leute nicht absichtlich schaden oder abf*cken. Es ist aber auch so, dass ich ein Mensch von Prinzipien bin. Wenn ich merke, dass Leute verlogen sind und nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, f*ckt mich das ab. Das hasse ich auch am Rap-Game. Jeder ist mit jedem down nur um schnell nach oben zu kommen. Lieber bin ich mit keinem down und habe Leute um mich herum, denen ich vertrauen kann, als andersrum. Klar möchte ich, dass die Leute ein gutes Bild von mir haben. Es ist aber auch so, dass ich nicht von jedem Rapper da draußen gemocht werden muss. Es gibt so viele die dringend was schaffen wollen, dass sie jede Chance nutzen und emotional über Leichen gehen. Von solchen Leuten kapsele ich mich sehr schnell ab und hab keine Lust die zu pushen. Ich denke, dass ist auch ein Grund warum ich mit vielen Leuten ungewollt Stress habe.
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MZEE.com: Nach der langen Zeit im Rap-Geschäft… welche Sorte von Track gibt dir am Ende des Tages ein besseres Gefühl. Schreibst du lieber einen Track wie z.B. „Das Urteil“, also einen Battletrack, der durch Flows und Punlines heraussticht, oder einen Thementrack wie „Bester Tag“, mit dem du deinen Fans etwas auf den Weg gibst?
Kool Savas: Ich trenne das nicht so. Selbst ein Battle-Track wie „das Urteil“ hat ja einen thematischen Hintergrund. Ich sehe mich auch nicht so krass als Battle-Rapper, nur weil ich Vergleiche finde oder sage „du bist whack“. Ich rappe über Dinge die mich grad beschäftigen. Mal ist es das Rap-Game, mal andere, tiefgründigere Sachen. Ich setze mich jetzt aber nicht hin und überleg stundenlang über ein Thema. Das ist nichts für mich, gezielt zu sagen, so was muss ich jetzt schreiben. Ich denke, jeder Track hat indirekt mit meinem Leben oder meiner Einstellung zu tun. Daher kann ich das so nicht differenzieren.
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Kool Savas: Die Tracks müssen mir in erster Linie über einen längeren Zeitraum gefallen. Es gab Tracks, die hab ich schon nach dem zweiten Mal nicht mehr so gefühlt. Die kamen dann runter. Für mich war es nicht entscheidend, dass sich vielleicht einige Fans denken: „ach scheiß drauf Hauptsache mehr Solotracks von Savas“. Für mich war es wichtig, ob es das ist was ich will. Ist es ein Bild von mir? Wenn ja, dann kommt der Track auf das Album. Also Langlebigkeit war ein wichtiger Faktor.
Eigentlich will mich nicht von anderen Leuten beeinflussen lassen. Manchmal zieht es mich dann extrem runter wenn Leute wie Mel sagen: „das hast du aber schlecht gemacht“, vor allem wenn ich den Track vorher gefeiert habe. Ich bin aber schon glücklich darüber, dass die Leute mir ihre Meinung sagen und mir helfen, wenn ich nicht sicher bin. Das sind ja alle gestandene Musiker mit krassen Kenntnissen. Das sind aber die Emotionen, die ich für ein Album brauche. Im Endeffekt entscheidet aber mein Bauchgefühl, gerade wenn ich länger über etwas nachdenke.
MZEE.com: Deine erste Single wird „Der Beweis“ sein. Vom Titel erinnert das Ganze ein wenig an „Das Urteil“. Erzähl bitte etwas über den Track und warum grad dieser Track als erste Single ausgekoppelt wird.
Kool Savas: Das war der erste Track den ich in Berlin im neuem Studio aufgenommen habe. Gleichzeitig ist es auch der härteste Track auf dem Album. Vom Vibe her erinnert es auch einwenig an „Das Urteil“, weil wir wieder diese Chöre verwendet haben, auf denen ich so durchdrehe. Kurz nach dem Urteil habe ich in einem „Making of“ gesagt: „Ich weiß, dass jetzt alle diesen Style klauen werden“. Es kam auch exakt so. Selbst bekannte Rapper, ohne jetzt Namen zu nennen, haben das übernommen und dann sogar die Tracks als Single veröffentlicht. Ich hab es auch satt, dass ich neue Sachen, die ich mir überlege oder die zu meinem Style passen, aus der Hand geben muss. Ich klaue keine Styles von anderen Rappern und gebe sie als die meinen aus. Mel macht auch keine Beatz wie Dre oder Timbaland, sondern entwickelt ihren eigenen Sound. Deswegen habe ich „der Beweis“ gepickt, damit die Leute wissen woher dieser Style kommt. „Der Beweis“ ist einfach Hardcore Rap Shit. Der Track ist mehr als eine Ansage und ich hoffe, dass ich viele Rapper damit frustriere.
MZEE.com: Wird es zu dem Album auch eine Tour geben?
Kool Savas: Auf jeden Fall, Alter! Die Tour wird es frühestens im Januar geben. Es wird wohl dann „Tour oder Lebendig“ heißen. Man braucht für solche Shows ja immer so ein bescheuertes Wortspiel (lacht). Es wird eine Solotour. Das ist für mich auch etwas besonderes nach zwei Jahren Optik Takeover, nach gefühlten 2 Jahren Klassenfahrt (lacht). Natürlich werde ich das so regeln, dass hier und da einige Jungs mitkommen oder man sich abwechselt.
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Kool Savas: Also wenn etwas wahres an der Geschichte dran wäre, würde es mich schon beschäftigen. Ich weiß du musst diese Frage stellen, aber ich kläre solche Sachen nicht in Interviews. Ich bin da einfach ein anderer Mensch. Wie gesagt die Sache beschäftigt mich nicht und ich kann nachts immer noch super schlafen. Mein Verhältnis zu Illmatic ist nach wie vor super. Zu Samy muss ich sagen, er ist der Labelchef. Es sind seine Freunde oder Künstler, je nachdem wie deren Verhältnis ist. Ich finde es schade, dass Samy da nicht geschlichtet hat oder dazwischen gegangen ist. Ich war cool mit Samy und hätte nie zugelassen, dass einer meiner Acts so was mit Samy abzieht. Heute ist es mir scheißegal. Wenn einer auf Samy einen Abturn schiebt, ihn beleidigen oder einen Track gegen ihn machen will, werde ich mich da nicht einmischen.
MZEE.com: Sowohl Eko als auch S&P haben dir unabhängig von einander vorgeworfen, auf dem HipHop Film hängen geblieben zu sein. Auf dem SeventySeven Track „Nie mehr“ gibt es eine Zeile von dir „Häng nicht auf dem Rap Film sondern dreh ihn, das ist mein Leben“. Welchen Einfluss nimmt HipHop auf dein Leben? Welche Rolle spielt Loyalität im Bezug auf Freundschaften für dich?
Kool Savas: Also HipHop hat die letzten 15 Jahre meines Lebens absolut maßgeblich beeinflusst. Alles was ich besitze, materiell gesehen, aber auch freundschaftlich, ist durch HipHop entstanden. Bis auf meine Familie natürlich, sind alle tieferen emotionalen Bindungen über die Musik entstanden, weil ich außerhalb des Musikumfeldes keine Leute kennenlerne. HipHop ist mein Leben. Ich sag so, wenn du als Rapper kein Bock auf den Rap Film hast, dann läuft was falsch. Ganz ehrlich wenn du nur wegen dem Cash rappst und der Musik nichts geben willst, dann geh aus meinem Game. Dann bist du ein potenzieller Feind für mich. Such dir lieber einen anderen Job. Ich habe Respekt vor der Musik und reiße mir dafür den Arsch auf. Wenn einer zu mir sagt: „du bist auf dem Rap Film hängen geblieben“, kann ich nur sagen: „Dankeschön Alter, vielen Dank dafür“. Wenn du sagst, ich bin hängen geblieben im Kopf und dumm, dann ist das was ganz anderes. Um auf die Loyalität zu kommen sage ich: „Rules to the game“. Es gibt immer Leute, die nach den Regeln spielen und was gutes schaffen wollen. Dann gibt es aber auch Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen und über Leichen gehen. Diese Leute büßen ihre Menschlichkeit, Persönlichkeit oder Freiheit ein. Es gibt Rapper, die nicht mal mehr alltägliche Dinge machen können, ohne irgendwelche Freunde oder Aufpasser dabei zu haben. Die haben sich für einen Film entschieden und müssen dafür Dinge opfern. Loyalität ist für mich eine Regel im Game. Ich habe großen Respekt vor dem Game und deswegen ist das für mich einfach Ehrensache. Wenn ich für meine Werte noch 5-10 Jahre brauche, um Gold zu kriegen oder mir ein Ein-Familien-Haus kaufen kann, ist das ok. Ich werde den Teufel tun und irgendwelche Businessmoves machen, nur um schneller an das Cash zu kommen und meine Prinzipien zu verwerfen.
MZEE.com: Die nächste Frage wird entspannter. Du hast vor ein paar Monaten in der Zeichentrickserie Southpark die deutsche Synchronstimme für The Notorious B.I.G. übernommen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Kool Savas: Die haben bei mir angefragt ob ich Interesse hätte und ich fand die ganze Idee sehr interessant. Es war für mich auch das erste Mal das ich so was gemacht habe. Mir wurde das Ganze dann erklärt und ich hab gehofft, dass man nicht sofort meine Stimme raushört. Ich hab am Anfang auch bisschen versucht, wie Biggie zu lispeln aber das war zu gekünstelt. Meine Stimme wurde dann auch einwenig runtergepitcht, damit sie besser zu The Notorious B.I.G. passt.
MZEE.com: Bekanntlicherweise bist du nicht mehr in das Projekt „Feuer über Deutschland“ eingebunden. In der Szene kursieren Gerüchte, dass du ein eigenes neues Konzept entwickelt hast und eine eigene DVD präsentieren möchtest. Kannst du deinen Fans schon ein paar Informationen geben?
Kool Savas: Also das Projekt wird definitiv „Battlekingz“ heißen. Wir haben dafür ein engagiertes Produzententeam aus Hamburg verpflichtet, das schon viel Erfahrung im Bereich HipHop Produktion gesammelt hat. Zum Konzept möchte ich jetzt nicht soviel sagen. Ich kann aber schon mal vorweg nehmen, dass wir eine sehr krasse Liste an teilnehmenden MCs haben.
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MZEE.com: Mit diesem Album auch dein Vertrag mit der BMG aus. Wirst du danach definitiv independent weiter machen oder gibt es die Alternative Major? Wie würde dein Resümee ausfallen, bezüglich der Zusammenarbeit mit der BMG?
Kool Savas: Es kommt noch ein „Best Of“ Album und danach werde ich definitiv ein Album independent machen. Klar ist ein Major lukrativer, weil es gute Vorschüsse gibt. Independent ist alles risikoreicher, aber ich finde, ich bin es dem Label schuldig. Klar wird es stressiger, aber die Jungs bei Optik haben sich jahrelang den Arsch aufgerissen. Ich denke, wir sollten es einfach probieren.
MZEE.com: Ohne Major im Rücken ist der finanzielle Erfolg umso wichtiger. Du übernimmst die Verantwortung für mehrere Künstler. Wie hoch ist der Druck? Schließlich lebt ihr von Rap...
Kool Savas: Ich meine, das wäre doch auch ein krasser Motivationsschub, wenn wir es schaffen würden ein Album so 60.000 bis 70.000 mal über Optik zu verkaufen. Klar ist der Druck hoch, aber wir von Optik wissen, worauf wir uns da einlassen. Außerdem sieht man independent einfach eher den Wert der eigenen Arbeit. Wer hier den schnellen Euro machen will, ist eh an der falschen Adresse.
MZEE.com: Wie geht es in Zukunft mit Optik weiter? Was darf man als Fan an Releases erwarten. Was ist dein langfristiges Ziel mit Optik?
Kool Savas: Also definitive Releases sind Caput „Caputalismus“, Kaas „Amok-Zahltag“, Franky Kubrick „Dramaking: Tagebuch eines Träumers“ und Amar „Cho-Hier habt ihr euer Mixtape“. Gerade bei diesen Releases wird man sehen, was Storytelling ausmachen kann. Ich meine die Kids werden älter und haben keine Lust immer nur Mucke für einem 85er IQ zu hören. Caput macht Tracks aus der Sicht von intellektuellen Ausländern, die keine Lust auf Knast haben, sondern konstruktive Wege suchen. Kaas beschreibt sich in seinen Tracks als eine Art Außenseiter und Dauerverlierer, der einfach den täglichen Struggle durchmacht. Franky hat sogar einen Track geschrieben, indem sich türkische Mädchen wiederfinden können. Ich finde diese Sachen wichtig für Rap. Das sind Sachen die deinen Kopf weiterbringen, wo mehr geleistet wird, als Takt treffen und geile Vergleiche. Langfristig hoffe ich natürlich, dass wir mal einen Song haben, der es über die Rap Grenzen schafft und mehr Leute erreicht. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass wir mit die besten Rapper Deutschlands auf einem Label vereinigt haben. Ich meine damit nicht die Rapper mit der meisten Aufmerksamkeit oder dem krassesten Image, sondern die Technik und Inhalt am besten miteinander kombinieren.
MZEE.com: Was denkst du nimmt ein Fan mit, wenn er „Tot oder Lebendig“ gehört hat?
Kool Savas: Ich denke die Leute kriegen wieder ein Feeling, wie sie es früher bei Rap-Alben hatten. Ich hoffe, die Fans können sich das Album sehr, sehr lange anhören, weil mir diese Langlebigkeit am wichtigsten ist. Ich würde mich freuen, wenn ich so eine Art Fußabdruck da lasse und die Leute dieses Album mit einer speziellen Zeit in ihrem Leben verbinden.
MZEE.com: Hast du irgendwelche Shootouts oder letzten Worte an die MZEE User?
Kool Savas: Bleibt gesund und nehmt keine Drogen. Ansonsten ich will niemand überreden aber ich glaube, wenn man sich das Album kauft, schmeißt man kein Geld aus dem Fenster. Das ist kein Album, das man ein bis zweimal hört und dann zum nächsten Geburtstag verschenkt weil man kein Bock mehr drauf hat. Keiner muss sich das Album direkt in der ersten Woche holen. Ladet es runter oder hört es euch bei Freunden an. Am Ende des Tages würde ich mich freuen, wenn die Leute mein Album holen. Das ist mein Brot und Butter Bizz. Ich nehme den Shit sehr ernst und tue viel für gute Musik in Deutschland.
Interview & Text: Mathias „MäC“ Spiewakowsky
Album out: 02.11.07
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Tracklist "Tot oder lebendig":
Basic Edition
1. T.O.L. Intro
2. Orakel
3. Der Beweis
4. On Top
5. Essah feat. Moe Mitchell
6. Mona Lisa
7. Alle schieben Optik
8. Nur ein Spiel
9. Tot oder lebendig
10. Dede Skit
11. Krank
12. Melodie feat. Moe Mitchell & Senna
MZEE.com Edition (Basic + Premium Limited +)
13. Krank Remix feat. Curse
14. Tot oder Lebendig Instrumental
15. Mona Lisa Acapella
Premium Limited Edition (Basic +)
1. Der Beweis (Video)
2. Making Of Der Beweis
3. Tot oder Lebendig Interview
4. Slideshow (Uh Ah Sie will den + Welle - Bonustracks)
5. Savas @ Splash! 2007
MP3:
Kool Savas – „Der Beweis“
Links:
www.optikrecords.de
www.totoderlebendig.com
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