Italien

Stelle schon mal Popcorn bereit, damit ich versorgt bin, wenn ich die ganzen Schlagzeilen der deutschen Medien lese, die hysterisch die Rückkehr von Mussolini verkünden.
 
Selbst im schlechtesten Fall der Prognosen hat das rechte Lager eine absolute Mehrheit.
Nach Frankreich und Schweden der nächste Mosaikstein.
 
Nach Frankreich und Schweden der nächste Mosaikstein.

? Le Pen hat die Wahl bekanntlich verloren und bei der Parlamentswahl ist ihre Partei nur drittstärkste Kraft geworden.

Zur Lage in Italien kann ich nichts sagen, da hab ich keine Ahnung zu. Unbegreiflich ist mir nur, wie ein Berlusconi da ernsthaft noch auf 6-8% kommen kann und einer wie Salvini auch noch auf 8-12%.

Wahlbeteiligung soll ja wohl desolat gewesen sein.
 
? Le Pen hat die Wahl bekanntlich verloren und bei der Parlamentswahl ist ihre Partei nur drittstärkste Kraft geworden.

Zur Lage in Italien kann ich nichts sagen, da hab ich keine Ahnung zu. Unbegreiflich ist mir nur, wie ein Berlusconi da ernsthaft noch auf 6-8% kommen kann und einer wie Salvini auch noch auf 8-12%.

Wahlbeteiligung soll ja wohl desolat gewesen sein.
Der RN hat am meisten dazugewonnen und aus 8 Sitzen 89 gemacht…
 
Die meisten Menschen wählen rechte Parteien nicht, weil sie Lust auf Mussolini haben, sondern weil die anderen Probleme nicht lösen oder ignorieren.
 
~ 24 % für eine Rechtsaußenpartei, ~ 10 % für eine rechtspopulistische Partei, ~ 15 % für eine eklektizistische Links-Rechts-Partei und ~ 7 % für Berlusconi. Dazu etliche Stimmen für zig Kleinparteien (von denen dann wohl einige an der 2,5-Prozent-Hürde scheitern, was den Sitzanteil der o. g. im Parlament noch weiter erhöht).
Das ist schon ein sehr neuartiges Bild, das sich da aufzeigt.

Die Frage ist nur, ob das eine nachhaltige Änderung des politischen Bildes Italiens ist oder eine Momentaufnahme, die sich aus Protest aufgrund der aktuellen Probleme wie der Energiekrise und wirtschaftlichen Sorgen speist. Das politische System Italiens ist ja extrem wechselhaft, Ministerpräsidenten haben im Schnitt eine Amtszeit von deutlich weniger als zwei Jahren.

Interessant wäre auch mal zu sehen, wie unterschiedlich das Wählerverhalten zwischen dem Norden und dem Süden ist.
 
~ 24 % für eine Rechtsaußenpartei, ~ 10 % für eine rechtspopulistische Partei, ~ 15 % für eine eklektizistische Links-Rechts-Partei und ~ 7 % für Berlusconi. Dazu etliche Stimmen für zig Kleinparteien (von denen dann wohl einige an der 2,5-Prozent-Hürde scheitern, was den Sitzanteil der o. g. im Parlament noch weiter erhöht).
Das ist schon ein sehr neuartiges Bild, das sich da aufzeigt.

Die Frage ist nur, ob das eine nachhaltige Änderung des politischen Bildes Italiens ist oder eine Momentaufnahme, die sich aus Protest aufgrund der aktuellen Probleme wie der Energiekrise und wirtschaftlichen Sorgen speist. Das politische System Italiens ist ja extrem wechselhaft, Ministerpräsidenten haben im Schnitt eine Amtszeit von deutlich weniger als zwei Jahren.

Interessant wäre auch mal zu sehen, wie unterschiedlich das Wählerverhalten zwischen dem Norden und dem Süden ist.
Im Süden Richtung 30% und im Norden Richtung 60%. Süden wählt auch eher 5* usw., das sieht man jetzt am Ergebnis.
 
Wahlbeteiligung im Süden und auf den Inseln aber auch noch geringer als der Durchschnitt.

Ich würde eigentlich gerne einen italienischen Freund anschreiben und zu seiner Meinung befragen, aber ist mir irgendwie zu peinlich mich wegen sowas seit Ewigkeiten mal wieder zu melden. Er hat das nach der Wahl in Deutschland ja auch nicht gemacht.

Aber mit dieser Meloni frage ich mich schon, wofür die überhaupt steht?! Also dass sie aus der faschistischen Ecke kommt, liest man überall, aber auch, dass sie versucht sich davon zu distanzieren. Aber wofür sie jetzt steht, das sucht man vergeblich. Putin findet sie offensichtlich auch Scheiße - ok. Sie ist Nationalistin - ok. Aber was, außer dass sie neu ist, ist der Grund dass die Italiener sie wählen?!

Bisher macht es auf mich tatsächlich den Eindruck, dass sie einfach für nichts steht und das der Grund für ihren Erfolg ist, dass die Italiener irgendwie alles in sie projizieren können und sie keine der etablierten Kräfte ist?
 
Wahlbeteiligung im Süden und auf den Inseln aber auch noch geringer als der Durchschnitt.

Ich würde eigentlich gerne einen italienischen Freund anschreiben und zu seiner Meinung befragen, aber ist mir irgendwie zu peinlich mich wegen sowas seit Ewigkeiten mal wieder zu melden. Er hat das nach der Wahl in Deutschland ja auch nicht gemacht.

Aber mit dieser Meloni frage ich mich schon, wofür die überhaupt steht?! Also dass sie aus der faschistischen Ecke kommt, liest man überall, aber auch, dass sie versucht sich davon zu distanzieren. Aber wofür sie jetzt steht, das sucht man vergeblich. Putin findet sie offensichtlich auch Scheiße - ok. Sie ist Nationalistin - ok. Aber was, außer dass sie neu ist, ist der Grund dass die Italiener sie wählen?!

Bisher macht es auf mich tatsächlich den Eindruck, dass sie einfach für nichts steht und das der Grund für ihren Erfolg ist, dass die Italiener irgendwie alles in sie projizieren können und sie keine der etablierten Kräfte ist?
Hier ist ein Interview mit ihr in der NZZ:
https://www.nzz.ch/international/gi...ew-so-will-sie-in-italien-regieren-ld.1703285
 
Dange hat geklappt, schlauer bin ich aber nur bedingt. :D
Nun ja, auf mich macht sie den Eindruck einer - mittlerweile - Rechtskonservativen, die versucht, einige alte extremistische Positionen über Bord zu werfen und dadurch salonfähig zu werden. Inwiefern das nur Fassade ist, um an die Macht zu kommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Sie möchte ja etwa keinen EU-Austritt sondern die striktere Anwendung des Subsidiaritätsprinzips oder einen gegenüber Russland und China geeint stehenden Westen. Insofern unterscheidet sie sich wenig von anderen solcher neueren Phänomene. Eine Rolle ist wohl wirklich, dass sie einfach "neu" ist und die Halbwertszeit von Politikern (abgesehen vielleicht von Berlusconi lach) in Italien sehr gering ist, weshalb wohl einige alte Fünf-Sterne- und Lega-Wähler angezogen wurden, ihre Partei zu wählen. Ein weiterer Grund ist sicher auch die weltpolitische und wirtschaftliche Lage, die in praktisch allen Ländern zu großer Unsicherheit und Unzufriedenheit führt und im politisch aufgeheizten Italien dann natürlich noch einmal mehr, was dann eben zu 50 % Stimmen für FdI, MS5 und Lega führt.

Auffällig ist jedoch, dass sie - zumindest im Interview - auf mich nicht den Eindruck einer parolenschwingenden Populistin wie Salvini macht, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge gibt wie etwa die Umwandlung des italienischen politischen Systems in ein präsidiales um eine stabilere Ordnung zu erzeugen. Möglicherweise waren einige rechte Wähler von Typen wie Salvini im Laufe der Zeit ermüdet und haben dann lieber jemanden wie sie gewählt, die anscheinend das Wechselspiel zwischen Anti-Establishment-Politikerin (s. etwa die Aussagen über die nach ihrer Meinung überwiegend linken Medien und Institutionen) auf der einen und seriöser Staatsfrau auf der anderen recht geschickt beherrscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Would Smash, aber schon mies, dass in so weit entwickelten westlichen Ländern es teilweise noch keine Frau an der Spitze gab, anders als in der Steinzeit Türkei bspw.
 
Auffällig ist jedoch, dass sie - zumindest im Interview - auf mich nicht den Eindruck einer parolenschwingenden Populistin wie Salvini macht, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge gibt wie etwa die Umwandlung des italienischen politischen Systems in ein präsidiales um eine stabilere Ordnung zu erzeugen.
ja diese stabilen präsidialsysteme...
 
Das wiederum klingt erbaulich:

Im siegreichen Wahlbündnis zeichneten sich erste Konflikte mit Blick auf das künftige Kabinett ab. Nach Medienberichten will die designierte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni von der rechtskonservativen Partei Brüder Italiens dem früheren Innenminister und Parteichef der rechtsnationalen Lega, Matteo Salvini, keinen Posten im Kabinett anbieten, schon gar nicht das von diesem abermals angestrebte Innenressort.
 
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