akeem13
Altgedient
- Registriert
- 2. Mai 2006
- Beiträge
- 4.769
ruckzuck wars vorbei, dieses jahrzehnt mit dem komischen namen. ...zeit für einen kleinen rückblick.
jedes jahrzehnt hat ja irgendwie ein "gesicht", einen character, der sich oft erst in nachhinein richtig fassen lässt. wie werden wohl künftige generationen die nullerjahre wahrnehmen? oder ist ein einheitliches bild heutzutage garnicht mehr möglich weil sich jugendkulturen so stark emanzipiert und aufgetrennt haben?
also für mich als alten sack und kind der 90er war das letzte jahrzehnt popkulturmässig irgendwie ziemlich fürn arsch.
das soll nicht heißen, das die 90er mit eurodance und boygroups von peinlichkeiten frei waren, aber mit techno, crossover (ja, auch das war mal neu und gut ), deutschem hiphop, grunge etc. gabs doch einiges mehr oder weniger neues zu entdecken, daß auch seinen weg in die popkultur gefunden hat. die nuller scheinen mir vergleichsweise unspektakulär gewesen zu sein.
castingshows und gangsterrap und jede menge retrotrends...war das alles?
wie denkt ihr darüber? was wird von den nullern hängenbleiben? wie wird sichs weiterentwickeln?
nur daß kein falscher eindruck entsteht: das soll kein gemotze nach dem motte "früher war alles besser" sein, für mich persönlich gabs die letzten 10 jahre sehr viel gute und spannende musik zu entdecken. müsste ich auf ne einsame insel und dürfte entweder nur 90er oder nur 0er platten mitnehmen würd ich mich sofort und eindeutig für die 0er platten entscheiden. allerdings ist das meiste davon populärkulturell eher irrelevant.
hier mein kleiner rückblick auf die nullerjahre:
das internet is richtig groß geworden und wenn es überhaupt eine gab, dann IST das internet wohl die neue jugendbewegung der nullerjahre.
statt hippemädchen mit blume im haar oder raver mit neongrünen fellhosen auf der loveparade is das bild der 0er jahre als ein dicker junge beim counterstrikezocken mit bushidoposter im hintergrund.
wahlweise auch ein dickes mädchen beim WOW zocken mit tokio hotel poster im hintergrund.
mobile telefone sind plötzlich nicht mehr 20 kilo schwer und auch in der warteschlange beim sozialamt tippen alle fröhlich auf ihrem handy rum. zumindest müssen sich eltern nicht mehr das peinliche aufklärungsgespräch geben, weil im kindergarten auf handy schon alle nützlichen praktiken wie fisting und sodomie gelernt wurden. die kopfhörerindustrie geht fast pleite weil niemand mehr mit kopfhörern musik hören muss wo doch die handy so tolle lautsprecher haben, daß man das ganze ubahn abteil an türkischer volksmusik oder dem neuesten track von bushido teilhaben lassen kann. zum glück gibts den i-pod der die leute dazu bringt, musik wieder ohne zwangspublikum zu hören.
die gelangweilte jugend vertreibt sich ihre zeit mit komasaufen und ertränkt wirtschaftkriesenzukunftsängste mit alkopops und hochprozentigem, schon 12 jährige mädels wachen jetzt morgens mit vollgepissten hosen und leberschaden hinter der sporthalle auf. naja, solange sie keine drogen nehmen is ja alles in bester ordnung.
wer zum amoklaufen zu faul und fürs real-life zu hässlich ist, ballert eben online rum. oder trifft sich 2.0-mäßig mit freunden bei facebook. was ja auch schön ist, wer konnte in den 90ern schon von sich behaupten, 2.386 freunde zu haben? das wird zwar bissl eng bei der geburtstagsfeier, aber meistens ham eh nich alle gleichzeitig zeit.
emo und hiphop ham das jahrzehnt mainstreamstyletechnisch geprägt:
"emostyle" als krude mischung aus punk, gothic und ganz viel h+m...uniformität als ausdruck des individualismus. aber das war ja früher im prinzip auch nich anders.
und hiphop hat nach jahren des mittelständischen gegenentwurfs zu brennenden mülltonnen nun doch ein paar mülltonnen bei e-bay ersteigert und is endlich voll krass real geworden.
der US-mainstreampop entdeckt gegen ende des jahrzehnts plötzlich techno und seit justin timberlakes "sexy back" klang wie westbam 94 auf der loveparade, is der gute alte umz-umz-beat auch in amerikanischer black music angekommen.
nach der insolvenz der kommunisten is nach 10 jahren friedefreudeeierkuchen mit dem islam endlich ein neues feindbild gefunden worden. und der gibt sich mit originellen aktionen sichtlich mühe der rolle auch gerecht zu werden.
die deutschen sind endlich wieder deutsch. und zwar nicht nur im underground wie in den 90ern, wo sich nur einige aufrechte kameraden zu ihrer nationalität bekannt haben, nein, "deutsch" ist wieder mainstream. wir sind ja nich umsonst papst geworden und seit der WM darf man endlich wieder stolz auf sein land sein, juhu. "die welt zu gast bei freunden"...und dieses mal sind sie zum glück auch wieder alle heimgefahren und nich dageblieben, wie das letzte mal als die halbe welt hier war ....nachdem wir sie besucht hatten...
und die comedians. der deutsche is jetzt nich nur deutsch, er is sogar plötzlich lustig. allen voran bully, der es geschafft hat vollkommen auf pointen zu verzichten und ausschließlich mit dem nachmachen von lustigen dialekten zu arbeiten. haha, der redet sächsisch/bayerisch/polnisch/schwul, ich hau mich weg.
und natürlich mario barth, der so eine art best-of-medley der ausgelutschtesten mann/frau witze vorträgt. "meine frau kauft gerne schuhe"..haha, und da heissts immer wir deutschen hätten keinen humor.
dafür gibts auch im radio soviel deutsch zu hören wie lange nicht mehr, ob androgyne kinder mit lustiger 80er frisur, belangloser studentenpop oder einfach nur sinnfreier dadaismus mit jesustexten, da is doch für jeden was dabei.
im fernsehn sterben die 90er jahre talkshows aus und werden duch koch- und castingshows ersetzt.
die zeigen auf allen sendern wie wenig eine technisch gute stimme mit musikalischem talent oder gar einer musikalischen vision zu tun haben, werden aber trotzdem von vielen als die große chanche mißverstanden groß rauszukommen...und wenns nur als depp der woche auf youtube is.
prekariatsrapper mit geleastem benz zeigen der jugend, daß man auch ohne ohne schulabschluss und talent mit fuffies im stripclub rumwerfen kann und beleben die konservative deutsche stammtischkultur neu...mit cordonjacke statt filzhut. materialismus, sexismus, nationalismus, homophobie...selten war eine jugendkultur so konservativ prollspießig wie diese.
in diesem sinne: ein dreifach helau auf die nullerjahre und herzlich willkommen ihr lieben zehnerjahre.
jetzt müssen wir nur noch 10 jahre warten bis wir wieder ein jahrzehnt haben, dessen name sich nich total bescheuert anhört
jedes jahrzehnt hat ja irgendwie ein "gesicht", einen character, der sich oft erst in nachhinein richtig fassen lässt. wie werden wohl künftige generationen die nullerjahre wahrnehmen? oder ist ein einheitliches bild heutzutage garnicht mehr möglich weil sich jugendkulturen so stark emanzipiert und aufgetrennt haben?
also für mich als alten sack und kind der 90er war das letzte jahrzehnt popkulturmässig irgendwie ziemlich fürn arsch.
das soll nicht heißen, das die 90er mit eurodance und boygroups von peinlichkeiten frei waren, aber mit techno, crossover (ja, auch das war mal neu und gut ), deutschem hiphop, grunge etc. gabs doch einiges mehr oder weniger neues zu entdecken, daß auch seinen weg in die popkultur gefunden hat. die nuller scheinen mir vergleichsweise unspektakulär gewesen zu sein.
castingshows und gangsterrap und jede menge retrotrends...war das alles?
wie denkt ihr darüber? was wird von den nullern hängenbleiben? wie wird sichs weiterentwickeln?
nur daß kein falscher eindruck entsteht: das soll kein gemotze nach dem motte "früher war alles besser" sein, für mich persönlich gabs die letzten 10 jahre sehr viel gute und spannende musik zu entdecken. müsste ich auf ne einsame insel und dürfte entweder nur 90er oder nur 0er platten mitnehmen würd ich mich sofort und eindeutig für die 0er platten entscheiden. allerdings ist das meiste davon populärkulturell eher irrelevant.
hier mein kleiner rückblick auf die nullerjahre:
das internet is richtig groß geworden und wenn es überhaupt eine gab, dann IST das internet wohl die neue jugendbewegung der nullerjahre.
statt hippemädchen mit blume im haar oder raver mit neongrünen fellhosen auf der loveparade is das bild der 0er jahre als ein dicker junge beim counterstrikezocken mit bushidoposter im hintergrund.
wahlweise auch ein dickes mädchen beim WOW zocken mit tokio hotel poster im hintergrund.
mobile telefone sind plötzlich nicht mehr 20 kilo schwer und auch in der warteschlange beim sozialamt tippen alle fröhlich auf ihrem handy rum. zumindest müssen sich eltern nicht mehr das peinliche aufklärungsgespräch geben, weil im kindergarten auf handy schon alle nützlichen praktiken wie fisting und sodomie gelernt wurden. die kopfhörerindustrie geht fast pleite weil niemand mehr mit kopfhörern musik hören muss wo doch die handy so tolle lautsprecher haben, daß man das ganze ubahn abteil an türkischer volksmusik oder dem neuesten track von bushido teilhaben lassen kann. zum glück gibts den i-pod der die leute dazu bringt, musik wieder ohne zwangspublikum zu hören.
die gelangweilte jugend vertreibt sich ihre zeit mit komasaufen und ertränkt wirtschaftkriesenzukunftsängste mit alkopops und hochprozentigem, schon 12 jährige mädels wachen jetzt morgens mit vollgepissten hosen und leberschaden hinter der sporthalle auf. naja, solange sie keine drogen nehmen is ja alles in bester ordnung.
wer zum amoklaufen zu faul und fürs real-life zu hässlich ist, ballert eben online rum. oder trifft sich 2.0-mäßig mit freunden bei facebook. was ja auch schön ist, wer konnte in den 90ern schon von sich behaupten, 2.386 freunde zu haben? das wird zwar bissl eng bei der geburtstagsfeier, aber meistens ham eh nich alle gleichzeitig zeit.
emo und hiphop ham das jahrzehnt mainstreamstyletechnisch geprägt:
"emostyle" als krude mischung aus punk, gothic und ganz viel h+m...uniformität als ausdruck des individualismus. aber das war ja früher im prinzip auch nich anders.
und hiphop hat nach jahren des mittelständischen gegenentwurfs zu brennenden mülltonnen nun doch ein paar mülltonnen bei e-bay ersteigert und is endlich voll krass real geworden.
der US-mainstreampop entdeckt gegen ende des jahrzehnts plötzlich techno und seit justin timberlakes "sexy back" klang wie westbam 94 auf der loveparade, is der gute alte umz-umz-beat auch in amerikanischer black music angekommen.
nach der insolvenz der kommunisten is nach 10 jahren friedefreudeeierkuchen mit dem islam endlich ein neues feindbild gefunden worden. und der gibt sich mit originellen aktionen sichtlich mühe der rolle auch gerecht zu werden.
die deutschen sind endlich wieder deutsch. und zwar nicht nur im underground wie in den 90ern, wo sich nur einige aufrechte kameraden zu ihrer nationalität bekannt haben, nein, "deutsch" ist wieder mainstream. wir sind ja nich umsonst papst geworden und seit der WM darf man endlich wieder stolz auf sein land sein, juhu. "die welt zu gast bei freunden"...und dieses mal sind sie zum glück auch wieder alle heimgefahren und nich dageblieben, wie das letzte mal als die halbe welt hier war ....nachdem wir sie besucht hatten...
und die comedians. der deutsche is jetzt nich nur deutsch, er is sogar plötzlich lustig. allen voran bully, der es geschafft hat vollkommen auf pointen zu verzichten und ausschließlich mit dem nachmachen von lustigen dialekten zu arbeiten. haha, der redet sächsisch/bayerisch/polnisch/schwul, ich hau mich weg.
und natürlich mario barth, der so eine art best-of-medley der ausgelutschtesten mann/frau witze vorträgt. "meine frau kauft gerne schuhe"..haha, und da heissts immer wir deutschen hätten keinen humor.
dafür gibts auch im radio soviel deutsch zu hören wie lange nicht mehr, ob androgyne kinder mit lustiger 80er frisur, belangloser studentenpop oder einfach nur sinnfreier dadaismus mit jesustexten, da is doch für jeden was dabei.
im fernsehn sterben die 90er jahre talkshows aus und werden duch koch- und castingshows ersetzt.
die zeigen auf allen sendern wie wenig eine technisch gute stimme mit musikalischem talent oder gar einer musikalischen vision zu tun haben, werden aber trotzdem von vielen als die große chanche mißverstanden groß rauszukommen...und wenns nur als depp der woche auf youtube is.
prekariatsrapper mit geleastem benz zeigen der jugend, daß man auch ohne ohne schulabschluss und talent mit fuffies im stripclub rumwerfen kann und beleben die konservative deutsche stammtischkultur neu...mit cordonjacke statt filzhut. materialismus, sexismus, nationalismus, homophobie...selten war eine jugendkultur so konservativ prollspießig wie diese.
in diesem sinne: ein dreifach helau auf die nullerjahre und herzlich willkommen ihr lieben zehnerjahre.
jetzt müssen wir nur noch 10 jahre warten bis wir wieder ein jahrzehnt haben, dessen name sich nich total bescheuert anhört