Die Nullerjahre sind vorbei...was bleibt?

akeem13

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ruckzuck wars vorbei, dieses jahrzehnt mit dem komischen namen. ...zeit für einen kleinen rückblick.

jedes jahrzehnt hat ja irgendwie ein "gesicht", einen character, der sich oft erst in nachhinein richtig fassen lässt. wie werden wohl künftige generationen die nullerjahre wahrnehmen? oder ist ein einheitliches bild heutzutage garnicht mehr möglich weil sich jugendkulturen so stark emanzipiert und aufgetrennt haben?

also für mich als alten sack und kind der 90er war das letzte jahrzehnt popkulturmässig irgendwie ziemlich fürn arsch. :cool:

das soll nicht heißen, das die 90er mit eurodance und boygroups von peinlichkeiten frei waren, aber mit techno, crossover (ja, auch das war mal neu und gut ), deutschem hiphop, grunge etc. gabs doch einiges mehr oder weniger neues zu entdecken, daß auch seinen weg in die popkultur gefunden hat. die nuller scheinen mir vergleichsweise unspektakulär gewesen zu sein.

castingshows und gangsterrap und jede menge retrotrends...war das alles?

wie denkt ihr darüber? was wird von den nullern hängenbleiben? wie wird sichs weiterentwickeln?

nur daß kein falscher eindruck entsteht: das soll kein gemotze nach dem motte "früher war alles besser" sein, für mich persönlich gabs die letzten 10 jahre sehr viel gute und spannende musik zu entdecken. müsste ich auf ne einsame insel und dürfte entweder nur 90er oder nur 0er platten mitnehmen würd ich mich sofort und eindeutig für die 0er platten entscheiden. allerdings ist das meiste davon populärkulturell eher irrelevant.



hier mein kleiner rückblick auf die nullerjahre:

das internet is richtig groß geworden und wenn es überhaupt eine gab, dann IST das internet wohl die neue jugendbewegung der nullerjahre.
statt hippemädchen mit blume im haar oder raver mit neongrünen fellhosen auf der loveparade is das bild der 0er jahre als ein dicker junge beim counterstrikezocken mit bushidoposter im hintergrund.
wahlweise auch ein dickes mädchen beim WOW zocken mit tokio hotel poster im hintergrund.

mobile telefone sind plötzlich nicht mehr 20 kilo schwer und auch in der warteschlange beim sozialamt tippen alle fröhlich auf ihrem handy rum. zumindest müssen sich eltern nicht mehr das peinliche aufklärungsgespräch geben, weil im kindergarten auf handy schon alle nützlichen praktiken wie fisting und sodomie gelernt wurden. die kopfhörerindustrie geht fast pleite weil niemand mehr mit kopfhörern musik hören muss wo doch die handy so tolle lautsprecher haben, daß man das ganze ubahn abteil an türkischer volksmusik oder dem neuesten track von bushido teilhaben lassen kann. zum glück gibts den i-pod der die leute dazu bringt, musik wieder ohne zwangspublikum zu hören.

die gelangweilte jugend vertreibt sich ihre zeit mit komasaufen und ertränkt wirtschaftkriesenzukunftsängste mit alkopops und hochprozentigem, schon 12 jährige mädels wachen jetzt morgens mit vollgepissten hosen und leberschaden hinter der sporthalle auf. naja, solange sie keine drogen nehmen is ja alles in bester ordnung.

wer zum amoklaufen zu faul und fürs real-life zu hässlich ist, ballert eben online rum. oder trifft sich 2.0-mäßig mit freunden bei facebook. was ja auch schön ist, wer konnte in den 90ern schon von sich behaupten, 2.386 freunde zu haben? das wird zwar bissl eng bei der geburtstagsfeier, aber meistens ham eh nich alle gleichzeitig zeit.

emo und hiphop ham das jahrzehnt mainstreamstyletechnisch geprägt:
"emostyle" als krude mischung aus punk, gothic und ganz viel h+m...uniformität als ausdruck des individualismus. aber das war ja früher im prinzip auch nich anders.
und hiphop hat nach jahren des mittelständischen gegenentwurfs zu brennenden mülltonnen nun doch ein paar mülltonnen bei e-bay ersteigert und is endlich voll krass real geworden.

der US-mainstreampop entdeckt gegen ende des jahrzehnts plötzlich techno und seit justin timberlakes "sexy back" klang wie westbam 94 auf der loveparade, is der gute alte umz-umz-beat auch in amerikanischer black music angekommen.

nach der insolvenz der kommunisten is nach 10 jahren friedefreudeeierkuchen mit dem islam endlich ein neues feindbild gefunden worden. und der gibt sich mit originellen aktionen sichtlich mühe der rolle auch gerecht zu werden.

die deutschen sind endlich wieder deutsch. und zwar nicht nur im underground wie in den 90ern, wo sich nur einige aufrechte kameraden zu ihrer nationalität bekannt haben, nein, "deutsch" ist wieder mainstream. wir sind ja nich umsonst papst geworden und seit der WM darf man endlich wieder stolz auf sein land sein, juhu. "die welt zu gast bei freunden"...und dieses mal sind sie zum glück auch wieder alle heimgefahren und nich dageblieben, wie das letzte mal als die halbe welt hier war ....nachdem wir sie besucht hatten...

und die comedians. der deutsche is jetzt nich nur deutsch, er is sogar plötzlich lustig. allen voran bully, der es geschafft hat vollkommen auf pointen zu verzichten und ausschließlich mit dem nachmachen von lustigen dialekten zu arbeiten. haha, der redet sächsisch/bayerisch/polnisch/schwul, ich hau mich weg.
und natürlich mario barth, der so eine art best-of-medley der ausgelutschtesten mann/frau witze vorträgt. "meine frau kauft gerne schuhe"..haha, und da heissts immer wir deutschen hätten keinen humor.

dafür gibts auch im radio soviel deutsch zu hören wie lange nicht mehr, ob androgyne kinder mit lustiger 80er frisur, belangloser studentenpop oder einfach nur sinnfreier dadaismus mit jesustexten, da is doch für jeden was dabei.

im fernsehn sterben die 90er jahre talkshows aus und werden duch koch- und castingshows ersetzt.
die zeigen auf allen sendern wie wenig eine technisch gute stimme mit musikalischem talent oder gar einer musikalischen vision zu tun haben, werden aber trotzdem von vielen als die große chanche mißverstanden groß rauszukommen...und wenns nur als depp der woche auf youtube is.

prekariatsrapper mit geleastem benz zeigen der jugend, daß man auch ohne ohne schulabschluss und talent mit fuffies im stripclub rumwerfen kann und beleben die konservative deutsche stammtischkultur neu...mit cordonjacke statt filzhut. materialismus, sexismus, nationalismus, homophobie...selten war eine jugendkultur so konservativ prollspießig wie diese.

in diesem sinne: ein dreifach helau auf die nullerjahre und herzlich willkommen ihr lieben zehnerjahre. :thumbsup:

jetzt müssen wir nur noch 10 jahre warten bis wir wieder ein jahrzehnt haben, dessen name sich nich total bescheuert anhört :D
 
achja die nuller...

generell kann man sagen dass die 80ies babies und 90er kids die erste bewährungsprobe hatten und chapeau, besser kann mans nicht meistern... Wir haben in spektakulärerweise gezeigt, dass die spaßgesellschaft der 90er nicht tot ist, nein wir haben dem ganzen einen drauf gesetzt in dem wir mit einer beharrlichkeit auf alles schissen, dass sich unsere eltern sorgen machten ob wir nicht konservativer wären als sie selbst...

wir machten abi/mittlere reife/quali/gar nix und egal was es am ende wurde: wir feierten. egal wann, egal wie. zwei flieger rasen ins WTC? Lassma feiern gehn. Irakkrieg? Logo besaufen wir uns auf der demo, danach kömma direkt in ne bar und dann feiern. Studiengebühren? Scheisse iss schon aber kommste heute mit, iss 2for1 party. Gegen ende der nuller dann irgendwie sowas wie revolte, aber die war scheisse, ich hatte keine zeit, musste feiern.

Ja finanz und wirtschaftskrise war auch irgendwie, aber das betrifft nur die anderen und überhaupt, island ist ganz woanders.

mei insgesamt lässt sich sagen, dass die nuller jahre für die oben angesprochene "generation" genauso verlaufen mussten... denn seien wir ehrlich: was kann man von menschen erwarten die in der pubertät eine wüste mischung aus K2, rednex und dynamite deluxe gehört haben, sich nie um irgendwas kümmern mussten weils von allem genug gab und wenn sie was gelernt haben, dann eins: egal was, intressiert mich nicht, wird scho ois, schaumamal dann sehma schon...

also ich fands lustig so grundsätzlich...
 
wunderbarer text, hab ich mit freuden gelesen :thumbsup:

jaja, wie spiessig wir alle wurden... ich hoffe auf ein revival der 68er :cool:
 
haha geil zusammengefasst. hat mich gut unterhalten :D
allen voran bully, der es geschafft hat vollkommen auf pointen zu verzichten
:D :thumbsup:

allerdings würd ich das ganze nicht ganz so kritisch beurteilen. mainstream war noch nie wirklich geil. und doch würd ich mich, wenn ich nur noch ein jahrzehnt mainstream bis zum lebensende hören dürfte mich ganz klar auf die "nuller" festlegen. jetzma abgesehen von den 70ern oder so, wo s sicher auch geile lieder gibt. aber das war einfach nicht meine zeit.
und auch deutsche commedy fand ich immer mies. halt als 8 jähriger hab ich mich schon von der wochenshow unterhalten gefühlt, aber damals fand ich auch die backstreetboys "cool".. also hey..
und wenn man ein paar perlen rauskramt, wird man auch da fündig.. serdar somuncu z.b., is ja der überkiller. oder international gesehen family guy... dieser tabulose humor der auf ethische und moralische wertvorstellungen scheisst, bzw. damit spielt. :thumbsup: das gabs noch nie.

jetzt global gesehen hätteste vielleicht noch die wirtschaftskrise und vorallem auch das ignorieren der drohenden klimakrise erwähnen können.


edit: top, das hat smokehuan noch reingebracht. drauf scheissen, weil wir mit feiern beschäftigt sind. :D haha. geil aufn punkt gebracht. und der grund, weil wir immer alles hatten und für nichts kämpfen mussten, find ich auch plausibel. da steckt schon was dahinter :thumbsup: ;)
 
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in den 2010er-jahren gibt es sogar NOCH MEHR koch-shows.

dabbisches reality unterschichten tv net zu vergessen

unser tv programm wird echt so langsam zur gesundheitsgefährdung, weil diese ganzen shows nur die absicht haben dass die leute sich vorm fernseher aufregen müssen über die dummheit von andern
 
was mich definitiv nervt an den letzten nuller jahren, is dieses mitteilungsbedürfnis vieler menschen, was ihre freizeit angeht. mich interessiert es nen scheißdreck, wenn jemand über twitter seinen liebeskummer in die welt hinausschreit oder c-prominente mit lauter großbuchstaben und schreibfehlern erzählen, dass sie gerade aufm klo mit einer spritze voller klebstoff im arm sitzen und einen assymatrischen haufen gelegt haben.

was ich geil finde, is, dass heute in der technik vieles von dem möglich is, was man vor einigen jahren in filmen gesehen hat, die in der zukunft spielen. zwar können autos immer noch nich fliegen, aber is doch geil, was es heute alles so gibt.
 
also was technik angeht so ist ganz klar folgendes:dsl, web 2.0, smartphones. Und halt der apple wahnsinn...

zur klimakrise/dritteweltkrise/revoluzzerkrise geb ich meine liebste geschichte zum besten:


es war einmal in heiligendamm... die ganz mächtigen trafen sich im malerischen wetspolen, verschanzten sich hinter zäunen und polizei und die nicht ganz so wichtigen haben vor den zäunen und der polizei ihre moralisch und teils auch in der sache richtigen proteste vorgebracht.
Nun begab es sich, dass eine demonstrantin in einem hühnchenkostüm von einem fernsehteam von arte (ich glaub es war arte oder 3sat) befragt wurde gegen was sie nun demonstriert. Sie sagte "ich bin das huhn aus kamerun. durch billige eu hühner und die ganzen subventionen und so geht die hühnerzucht in kamerun vor die hunde. das ist schlecht für die nachhaltigkeit dass es nur noch zuchthühner gibt, schlecht für das hühnerbusiness in kamerun und generell, diese ganze nahrungsindustrie, böseböseböse"... naja vielleicht ein leicht exotisches anliegen aber nun denn... kaum hat sie ihrem protest in die kamera luft gemacht, zog sie weiter. keine 200 meter zog die karawane an einem mäcci vorbei, das huhn aus kamerun ging rein und kam mit einem chicken burger raus.
 
Da ich bei der Jahrtausendwende erst 12 Jahre alt war, und in die 90er aus Sicht eines Kindes wahrgenommen habe, kann ich keine großen Vergleiche ziehen.
ich habe Nullern meine Pubertät erlebt und bin zum jungen Erwachsenen(22 Jahre) geworden und habe die Zeit überwiegend als schön wahrgenommen.
In Erinnerung bleibt der schnelle technische Fortschritt, also Mobiltelefone für jedermann, die immer mehr Funktionen hatten, immer besser werdene Computer die immer mehr für die Unterhaltungsindustrie únd weniger fürs Berufsleben entwickelt wurden. (Bloßes Schreiben kann man ja auch auf alten Rechnern) und die Allgegenwärtigkeit von Digitalkameras, auch in Handys. Sehr wichtig war natürlich auch das Internet, welches das Mitteilungsbedürfnis der orientierungslosen Heranwachsenden befriedigt hat. Jeder konnte sich mit Spaß auf Studi oder Youtube prostituieren und auch so mal schnell seinen Seelenmüll abladen, wenn niemand zu sprechen war.
Im Vordergund stand natürlich seichte Unterhaltung, die immer härtere Züge angenommen hat. Bsp. PC-Games und Filme wie SAW etc. erwecken bei uns allenfalls noch ein müdes Lächeln. Ansonsten war die Freizeit und Unterhaltung sehr auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Egal ob jede Woche eine neue Serie anläuft, Eintagsfliegen aus Castingshows für die Charts regelrecht verheizt wurden und natürlich sehr kurze Trends die alle wieder in der versenkung verschwanden. Hobbys und subkulturelle Zugehörigeiten wurden wie Unterhosen gewechselt und im Zweifelsfalle holte man sich ein bisschen kurzweiliges Glück durch Einkaufsorgien. Solange man das Geld hatte, machte das auch Spaß und gab uns Profilierungsmöglichkeiten in dem langweiligen Zeitalter. Egal ob mit hunderttausend Pokemonkarten, 3 Handys oder mit der halben Ed hardy Kollektion im Schrank, irgendwie hatte man das Bedürfnis mit Belanglosigkeiten zu glänzen.
Partytechnisch hat sich ein generelles Alkoholproblem der Jungend herrausgebildet, was immernoch anhält. Als wir uns 2002 als Vorläufer der Generation-Suff mit 13-14 Jahren in der Pause einen mit Mixgetränken reingefahren habewn, habe viele ältere den Kopf geschüttelt. Heute ist es üblich, dass Leute in dem Alter saufen. Insgesamt war Saufen stets ein Synonym für Freiheit und gehörte in nahezu jede Wochenendsplanung als fester Bestandteil. Ebenfalls erschreckend war der Anteil an freizeitlichen Gesprächen unter der Woche, den man mit der Nacherzählung von Sauferlebnissen ausfüllte.
Ebenfalls nachteilig war das allgewärtige "Auf-alles-Scheißen" der junge Leute. Werte sind rar geworden, alles sollte nur Spaß machen, die Versager schissen auf andere Menschen und sich selbst und die, die es zu etwas bringen wollen("etwas" natürlich materialistisch ausgelegt) haben zwar auf sich geachtet, aber dennoch auf andere geschissen. Insgesamt kann man das allesjedoch als SELBSTVERWIRKLICHUNG zusammenfassen, welche manchen gut getan hat, andere jedoch sehr zugerichtet hat.
Selbstverwirklichung ist wahrscheinlich das große Schlagwort des Jahrzehnts.
Zu den einzellnen Subkulturen kann ich nicht viel sagen, weil ich mit allen möglichen kurz zutun hatte. Ebenso mit Trends, weil ich nahezu jeden mitgemacht habe. Ich war HipHopper, Raver, Atzenverschnitt habe von Buffalos und gelber HellyHansenjacke über Taucherjacken, Fububaggys, Alphajacken, Ed Hardy und Burberry alles durchgetragen und habe mich immer in meinem jeweiligen Umfeld gut eingelebt und wohlgefühlt.
Jedoch hatte ich 2008 eine ziemlich Bruch in meinem erscheinungsbild und Umfeld erlebt, da ich mein Studium angefangen habe und irgendwie das Konservative für mich entdeckt habe. Dadurch hab ich auf einmal Leute kennen und schätzen gelernt, die ich vorher nie so wirklich auf dem Radar hatte. Früher hab ich mit na Pulle Vodden auf dem Edekaparkplatz gestanden und hab die Anlage meines damiligen schelcht-getunten Polos mit Frauenarzt bombadiert und jetzt bin ich mit der JU, RCDS und Verbindungsstudenten unterwegs. Da liegen teilweise Welten zwischen den Leuten und den jeweiligen Biografien, trotzdem sind wir dort angekommen, wo wir jetzt sind.
Insgesamt war das letzte Jahrzehnt sinnfrei und materialistisch aber dabei verdammt unterhaltsam -großes Kino eben.
 
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Da ich bei der Jahrtausendwende erst 12 Jahre alt war, und in die 90er aus Sicht eines Kindes wahrgenommen habe, kann ich keine großen Vergleiche ziehen.
ich habe Nullern meine Pubertät erlebt und bin zum jungen Erwachsenen(22 Jahre) geworden und habe die Zeit überwiegend als schön wahrgenommen.
In Erinnerung bleibt der schnelle technische Fortschritt, also Mobiltelefone für jedermann, die immer mehr Funktionen hatten, immer besser werdene Computer die immer mehr für die Unterhaltungsindustrie únd weniger fürs Berufsleben entwickelt wurden. (Bloßes Schreiben kann man ja auch auf alten Rechnern) und die Allgegenwärtigkeit von Digitalkameras, auch in Handys. Sehr wichtig war natürlich auch das Internet, welches das Mitteilungsbedürfnis der orientierungslosen Heranwachsenden befriedigt hat. Jeder konnte sich mit Spaß auf Studi oder Youtube prostituieren und auch so mal schnell seinen Seelenmüll abladen, wenn niemand zu sprechen war.
Im Vordergund stand natürlich seichte Unterhaltung, die immer härtere Züge angenommen hat. Bsp. PC-Games und Filme wie SAW etc. erwecken bei uns allenfalls noch ein müdes Lächeln. Ansonsten war die Freizeit und Unterhaltung sehr auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Egal ob jede Woche eine neue Serie anläuft, Eintagsfliegen aus Castingshows für die Charts regelrecht verheizt wurden und natürlich sehr kurze Trends die alle wieder in der versenkung verschwanden. Hobbys und subkulturelle Zugehörigeiten wurden wie Unterhosen gewechselt und im Zweifelsfalle holte man sich ein bisschen kurzweiliges Glück durch Einkaufsorgien. Solange man das Geld hatte, machte das auch Spaß und gab uns Profilierungsmöglichkeiten in dem langweiligen Zeitalter. Egal ob mit hunderttausend Pokemonkarten, 3 Handys oder mit der halben Ed hardy Kollektion im Schrank, irgendwie hatte man das Bedürfnis mit Belanglosigkeiten zu glänzen.
Partytechnisch hat sich ein generelles Alkoholproblem der Jungend herrausgebildet, was immernoch anhält. Als wir uns 2002 als Vorläufer der Generation-Suff mit 13-14 Jahren in der Pause einen mit Mixgetränken reingefahren habewn, habe viele ältere den Kopf geschüttelt. Heute ist es üblich, dass Leute in dem Alter saufen. Insgesamt war Saufen stets ein Synonym für Freiheit und gehörte in nahezu jede Wochenendsplanung als fester Bestandteil. Ebenfalls erschreckend war der Anteil an freizeitlichen Gesprächen unter der Woche, den man mit der Nacherzählung von Sauferlebnissen ausfüllte.
Ebenfalls nachteilig war das allgewärtige "Auf-alles-Scheißen" der junge Leute. Werte sind rar geworden, alles sollte nur Spaß machen, die Versager schissen auf andere Menschen und sich selbst und die, die es zu etwas bringen wollen("etwas" natürlich materialistisch ausgelegt) haben zwar auf sich geachtet, aber dennoch auf andere geschissen. Insgesamt kann man das allesjedoch als SELBSTVERWIRKLICHUNG zusammenfassen, welche manchen gut getan hat, andere jedoch sehr zugerichtet hat.
Selbstverwirklichung ist wahrscheinlich das große Schlagwort des Jahrzehnts.
Zu den einzellnen Subkulturen kann ich nicht viel sagen, weil ich mit allen möglichen kurz zutun hatte. Ebenso mit Trends, weil ich nahezu jeden mitgemacht habe. Ich war HipHopper, Raver, Atzenverschnitt habe von Buffalos und gelber HellyHansenjacke über Taucherjacken, Fububaggys, Alphajacken, Ed Hardy und Burberry alles durchgetragen und habe mich immer in meinem jeweiligen Umfeld gut eingelebt und wohlgefühlt.
Jedoch hatte ich 2008 eine ziemlich Bruch in meinem erscheinungsbild und Umfeld erlebt, da ich mein Studium angefangen habe und irgendwie das Konservative für mich entdeckt habe. Dadurch hab ich auf einmal Leute kennen und schätzen gelernt, die ich vorher nie so wirklich auf dem Radar hatte. Früher hab ich mit na Pulle Vodden auf dem Edekaparkplatz gestanden und hab die Anlage meines damiligen schelcht-getunten Polos mit Frauenarzt bombadiert und jetzt bin ich mit der JU, RCDS und Verbindungsstudenten unterwegs. Da liegen teilweise Welten zwischen den Leuten und den jeweiligen Biografien, trotzdem sind wir dort angekommen, wo wir jetzt sind.
Insgesamt war das letzte Jahrzehnt sinnfrei und materialistisch aber dabei verdammt unterhaltsam -großes Kino eben.

Irgendwie Killer... ;):thumbsup:
 
@ puffbeleuchtung:
wow, sehr interessanter beitrag. :thumbsup:


..und die Allgegenwärtigkeit von Digitalkameras, auch in Handys. .

eigentlich n relativ unwichtiger punkt, aber bringt mich grad trotzdem zum nachdenken. ich glaub, von mir gibts ausm alter zwischen 13 und 20 vielleicht 10 fotos, wenn überhaupt. von leuten mit denen ich jahre meines lebens verbracht hab, hab ich kein einziges foto. aber es war früher einfach verdammt uncool, irgendwo mit ner kamera aufzukreuzen und kostete natürlich auch gleich relativ viel geld für die filme und die entwicklung, deswegen wurden quasi nie fotos gemacht. eigentlich schade. oder besser, jenachdem...eigentlich sah ich ganzschön scheisse aus in der pubertät, auch wenn ich noch mehr haare hatte als jetzt :p :D
 
der digitalkameraboom ist auch mitunter schuld warum ich die datenschutz, keine überwachungskamera debatte (auch ein markenzeichen der nuller) nicht nachvollziehen kann... mittlerweile dürfte jeder quadratmeter dieses landes abgelichtet sein und das meiste davon seinen weg ins netz gefunden haben ohne dass schäuble und konsorten da nachhelfen müssen...
 
Ich finde diese "Wir treffen uns, um Fotos zu schießen"-Partys eh total abgrundtief gay...
 
a propos handys...eine sache aus den 00-er jahren, die ich auch verfluche:

HANDYLAUTSPRECHER!!!!
 
a propos handys...eine sache aus den 00-er jahren, die ich auch verfluche:

HANDYLAUTSPRECHER!!!!


ja, ne echte seuche. wir ham uns früher bemüht, die kopfhörer so unmensch laut zu drehn, daß wir auch das ganze abteil mit trash-metal oder der neuen thunderdome nerven konnten, aber durch die kopfhörer hatte es zumindest noch ne "**** you, ihr interessiert mich nicht"-haltung. :D mitm aufgedrehten kassettendeck mit punkrock durchn supermarkt latschen, das brachte die leute zumindest zum blöd kucken. aber jetzt mal ehrlich, mit bushido aufm handy in der u-bahn, das is noch nichmal pubertäre provokation, da halten einen die leute zurecht einfach nur fürn deppen. :cool:
 
ich krieg immer das kotzen, wenn ich so blagen in gruppen da rumlaufen sehe und einer hat die mucke laut. alle die kappe so behindert aufm kopf, die hose in den socken und so nen behinderten gesichtsausdruck mit halb offenem mund...so kucke ich vllt., wenn ich nachts um 3 beim zocken gegen die müdigkeit ankämpfe :D
die hören die mucke auch überall, auf der straße, im bus, im supermarkt...am liebsten würd ich denen die dinger aus der hand reißen und fest aufn boden schmeißen.
 
ich bin froh das dieses scheiß jahrzent endlich vorbei ist und sehe voller hoffung in die zukunft!

und nur mal so nebenbei, das beste jahrzent waren die 80er :cool:
 
a propos handys...eine sache aus den 00-er jahren, die ich auch verfluche:

HANDYLAUTSPRECHER!!!!

Die Dinger führten zum Endgültigen Tod des geliebten Ghettoblasters. Linkerhand den Fussball und auf der rechten Schulter der Ghettoblaster mit Dre, Biggie und Tupac (90er halt) - und dann ab zum Sportplatz.:)
 
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