Gestern Mittag auf dem Weg zur Arbeit fiel mir ein, dass ich ein Feuerzeug auf dem Tisch gelassen habe und darüber lagen Papierunterlagen und hab die die Gardinen offen gelassen, was bei Sonne bedeuten würde, direkte Sonneneinstrahlung auf den Tisch. Da ich nach der Arbeit direkt zu Frau fahren wollte (1 Stunde Fahrt), hatte ich schon alles mitgenommen (Klamotten und Geschenke). Klar, so stark ist die Sonne eh nicht, dass sie durch die Scheibe so ne Hitze produzieren würde, um das Feuerzeug in Brand zu setzen. Aber Paranoia hat gekickt und doch habe ich es auf Arbeit vergessen. Nach der Schicht kurz nach 21:30 Uhr fiel es mir wieder ein und ich bin doch noch extra nach Hause gefahren, um das Feuerzeug umzuplatzieren. Steige vorm Block aus und höre schon Rauchmelder im Einsatz (wohne im 5.Stock, draußen schon zu hören). Konnt es mir bei mir nicht vorstellen, was das auch für ein Zufall wäre und außerdem habe ich den Rauchmelder im Wohnzimmer eh nicht dran. Alle 5 Stockwerke mit dem Fahrstuhl hoch und es wird immer lauter. Rein in die Wohnung, bei mir natürlich nichts. Feuerzeug umplatziert, wieder raus aus der Wohnung und gehorcht, woher es kommen könnte. Ein Stockwerk die Treppen runter und es war ziemlich laut. Weiss auch, dass da jemand wohnt, zu dem Pflegedienst kommt. Ich klingel, Schlüssel wird schnell zwei mal umgedreht und dann passiert es mal gefühlt ne Minute nichts.
Dann geht endlich die Tür auf, so ein alter, gebrechlicher und nur in Erwachsenenwindeln angezogener Mann mit Rollator steht da in dem Nebel und Gestank. Er wisse nicht woher das kommt. Ich rein, so ne Greifstange aus seinem Rollator gegriffen, Rauchmelder im Flur und Wohnzimmer ausgemacht und Fenster aufgerissen. Konnt auch nichts ausmachen woher das kam. Ihn erstmal angezogen und als er sich dann zwischen Küche und Zimmer hingesetzt hat, sehe ich, dass da ein Topf auf dem Herd steht. Hat er sein Essen vergessen und das Wasser war verkocht. Porree schön verkokelt. Dann noch ne Stunde bei ihm verbracht, mir seine Lebensgeschichte angehört, ihn getröstet und ihm gesagt, ich schaue nach Weihnachten bei ihm vorbei.
Jetzt zum Ärgernis: natürlich habe ich nachts von ihm geträumt. Dieses Bild, als er die Tür aufgemacht hat, dieses dünnhäutige Skelett an Mensch in diesem Rauch, voll surreal. Wie so ein Resident Evil Moment. Dann das er mit 85 so einsam ist und von seinem Sohn und Nichte (laut seiner Aussage) finanziell ausgenommen wurde und er lieber in dieser Wohnung sterben will als ins Heim zu kommen. Puh, ich will nicht so alt werden und das polnische Sprichwort "die größten Schweine hat man in der eigenen Familie" bewahrheitet sich sehr oft. Belastend.
