Ich beschäftige mich tagtäglich damit, jetzt gerade bei der Vorbereitung meiner Masterarbeit und eines weiteren Working Papers. Ich bin auch gar nicht so sehr abgeneigt von deiner Position, aber das was du geschrieben hast, ist einfach falsch.
Wir haben da schon einmal in irgendeinem Thread drüber geschrieben. Die Neoklassik ist längst nicht mehr so verbreitet. Es gibt noch ein paar Standardmodelle, die auf die Annahmen aufbauen, aber neukeynesianische Modelle werden mindestens genauso intensiv behandelt in fortgeschrittenen Makro-Kursen. Den Annahmen dieser Modelle stehe ich auch kritisch gegenüber, aber ich sehe das längst nicht so ideologisch wie du. Denn diese Modelle wurden im Grunde genommen so modelliert, dass sie tatsächlich beobachtbare Zeitreihen darstellen können (nennt sich Kalibrierung), nicht um irgendwelche politischen Schritte zu rechtfertigen.
Mal abgesehen davon ist die Diskrepanz zwischen aktueller Forschung und der Praxis, also der Anwendung in der Politik, extrem hoch. Die Modelle, die die EZB oder auch die Bundesbank verwenden, sind uralt und sehr vereinfacht. Wie das bei der Fed aussieht, weiß ich jetzt nicht, wobei Bernanke früher mal ein paar ganz gute Paper geschrieben hat.
Im übrigen war es Milton Friedman, also ein Monetarist, der gesagt hat, dass es völlig egal ist, auf welchen Annahmen ein Modell aufbaut, solange es die nötigen Ergebnisse ausspuckt