Grundsätzlich stimme ich dir zu. Man muss bei der Betrachtung der Situation zuerst beachten, das sowohl Polizei als auch Demonstranten eine Fraktion in einem Konflikt sind, argumentativ hat keine Seite die Lufthoheit bei Gewaltfällen. Diese Staatshörigkeit zu brechen ist das einzige, was man sich von dieser Diskussion auch erhoffen kann.
Ja, wobei die Staatshörigkeit hier nur die eine Seite ist. Genauso gibt bei manchen Menschen eine "Anti-Staatshörigkeit", dass nämlich grundsätzlich alles staatliche schlecht ist. Sowas ist genauso wenig hilfreich.
Problematisch an deiner Betrachtung ist, das du die Polizeiausbildung vergisst, wenn du beide Seiten gleichsetzt. Die Demonstranten nehmen Ihr Grundrecht wahr, die Polizei wird auf solche Situationen grundsätzlich vorbereitet (Wie man auf einen Ziegelstein im Face vorbereitet sein will, andere Frage) Dieses Argument ist in so fern wichtig, weil alle Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsgericht in Hunderten Urteilen festgestellt haben, das, ganz egal wie die Situation im Einzelfall eskaliert, durch die Drohkulisse der Polizei der gemeine Bürger der zur Demo gehen will, nicht abgeschreckt werden darf.
Die vergesse ich nicht, die muss natürlich berücksichtigt werden. Von einem Polizisten sollte man erwarten, dass er in gewissen Situationen besonnener reagiert, als der "Normalbürger". Aber auch so eine Ausbildung macht die Leute nicht zu Robotern, sie bleiben Menschen. Ein Problem sehe ich darin, wenn Polizisten für Fehlverhalten nicht angemessen (was natürlich wieder subjektiv ist) zur Rechenschaft gezogen werden. Das kommt mir leider auch oft so vor, da bedarf es meiner Ansicht nach starker Verbesserung.
Bei dem konkreten Beispiel
Agents Provocateurs kann man das Verhalten der Polizei auf jedenfall kritisch betrachten. Ich vermute mal der Hintergrund für die mögliche Legitimation bei deren Einsatz ist, in Situationen in denen Gewaltbereitschaft und -potential in einer Demo offensichtlich und Eskalationen vorherzusehen sind, diese gezielt zu einem bestimmten Zeitpunkt/an einem bestimmten Ort zu entladen, um eine möglichst gute Vorbereitung zur Kontrolle der Situation zu ermöglichen. Wann so etwas zutrifft ist natürlich Sache völlig subjektiver Einschätzungen und bietet auch starkes Mißbrauchspotential, da gehe ich vollkommen d'accord. Ich bin mir sicher, dass es da stark kritikwürdige Beispiele gibt. Und ich halte persönlich auch generell das Konzept des
Agent Provocateur für durchaus diskussionswürdig. Nichtsdestotrotz bleibt der Punkt, dass letzten Endes immer noch der die Verantwortung trägt, der den Stein wirft, nicht der, der ihn dazu anstachelt. Den der ihn anstachelt mag eine Mitschuld treffen. Das nimmt für mich aber nicht die Schuld für die eigentliche Tat vom Täter.
Alles ist voller Scheiße. Alles ist beschissener als vor 10 oder 20 Jahren. Und ganz egal wie man das schönrechnet, schönredet und schönbeweist, am Ende merken die Leute, das sie beschissen wurden. Und weil sie nichtmal genau wissen, von wem genau, kommt eben diese diffuse Wut auf den Staat, die Zecken, die Türken, die Juden, die Moslems. Darum verroht unsere Gesellschaft, und wird dies auf allen Ebenen auch immer mehr tun.
Das ist wiederum Ansichtssache. Vor 10 oder 20 Jahren war das Internet auch noch viel weniger vebreitet und man hat generell viel weniger mitgekriegt. Und Menschen waren für Neuigkeiten aus der Welt noch abhängiger von den Medien als heute, wo Einzelpersonen über das Internet eine enorme Reichweite aufbauen können.
Und wie hilfreich so eine negative Sichtweise der Welt ist finde ich persönlich auch fraglich. Wer tut mehr Gutes für die Welt? Der, der eine -möglicherweise naive - positive Weltanschauung hat, fröhlich durchs Leben zieht, und damit vllt. die ein oder andere Person der er begegnet ansteckt, oder der mit negativen Weltanschauung, der negativ eingestellt und miesepetrig durchs Leben zieht, und damit vllt. die ein oder andere Person der er begegnet ansteckt?