Weiß nicht was ich noch glauben soll, wenn Drosten jetzt auch noch Streeck-Style Studie ohne Peer-Review raushaut.
1. Es war schon sehr unglücklich, dass Drosten erst die Heinsberg Studie bzw. die Form der Veröffentlichung auf einer Pressekonferenz kritisiert, dann aber selber seiner (eher hektisch zusammengezimmerten Studie) Studie über seinen Podcast promotet. Mit seinen Kommentaren hat er sich grundsätzlich angreifbar gemacht. Selbst wenn das von seiner Seite aus nur ein wissenschaftlicher Diskurs sein sollte, blieb da schon ein bisschen das Bild hängen "Der kann nicht gönnen".
2. Tatsächlich hat Drosten im Gegensatz zu Streck immerhin ein Preprint veröffentlicht. Bei Streeck wurde als erstes quasi nur die Conclusion veröffentlicht. Es ist sicher mittlerweile üblich Preprints öffentlich verfügbar zu machen und so eine Peer-Review durchzuführen. Wenn man aber so exponiert wie Drosten in der Öffentlichkeit steht, ist ein Preprint von der Wirkung her von einer geprüften Studie nicht mehr zu unterscheiden. Er hätte das Preprint daher vorab schon mal unabhängig prüfen lassen sollen. Bei dem Thema ging es ja nicht um ein paar Tage.
2. Bei seiner öffentlichen Position wäre er auch gut beraten gewesen, darin keine Formulierungen zu verpacken, die als Empfehlung an die Politik gedeutet werden können. Die Empfehlung war zwar im Konjunktiv formuliert, es müsste ihm aber klar gewesen sein wie so etwas in seiner Position aufgenommen wird.
3. Die Studie selber ist statistisch schon kritikwürdig. Es entsteht tatsächlich der Eindruck, dass genau so eine statistische Methode gewählt wurde, die den Forscherbias (ist jetzt meine Unterstellung) "Kinder sind ähnlich infektiös wie Erwachsene" über den Proxy "die Viruslast ist die Gleiche" bestätigt. Die Zahlen scheinen dass aber nicht herzugeben. Mag sein, dass sich das in der finalen Studie wieder ändert. Er hat damit aber seinen öffentlichen Gegnern endgültig die Munition gegeben, um ihn zu attackieren.
Das Drosten eine Studie ohne Peer-Review raushaut ist grundsätzlich nicht so das Problem, schwierig ist eher dass er sich teilweise so verhält als wäre es noch Herbst 2019 und er ein der Öffentlichkeit unbekannter Wissenschaftler.
Ändert natürlich alles nichts daran, dass das eigentliche Problem die widerliche Bild-Zeitung bzw. der verkommene öffentliche Diskurs ist.