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Tipp: Checkt die Biografie auf Sierra Kidds facebook-Seite!
Sierra Kidd
Mit 16 Jahren ist Sierra Kidd schon ein annähernd kompletter Rapper. Und: der erste seiner
Generation. Die Industrie sagt ihm eine goldene Zukunft voraus, die Deutschrap-Szene feiert ihn
als riesiges Talent.
Hinter dem Hype steckt jedoch weit mehr als bloß hohe Klickzahlen des nächsten mystifizierten
Internet-Rappers. Sierra Kidds noch junges Leben ist von Rückschlägen und Enttäuschungen
geprägt. Seine Musik ist ein Spiegel dessen.
1996 wird Sierra in Emden, inmitten ländlicher Kleinstadt-Idylle ostfriesischen Charmes,
geboren. Otto Walkes kommt hier her, sonst gibt es wenig Erwähnenswertes zu berichten,
über die Kleinstadt an der Nordseeküste, unweit der holländischen Grenze. »Die Leute, die
hier aufwachsen, reden von der Großstadt und träumen von New York. Am Ende machen alle
ihr Abitur, studieren, werden Anwalt und sesshaft. Ich war immer anders als alle. Und hatte
deswegen nicht so viele Freunde. Eigentlich gar keine«.
In der Schule hänseln ihn die Mitschüler. Die breiten Hosen macht ihn zum Außenseiter. Seine
ersten Rap-Texte werden belächelt. Zu Hause, als Ältester unter sieben Geschwistern, übernimmt
er die Vaterrolle und unterstützt seine alleinerziehende Mutter. Zwischen diesen zwei Welten,
erstreckt sich der innere Konflikt in Sierras »Kopfvilla«.
Nachdem die erste große Liebe in die Brüche geht, verschanzt er sich zunehmend. Über
seinen Vater, der die Familie später verlässt, kommt er erstmals mit Rap in Berührung. Er
studiert die Textstrukturen von Kool Savas und Drake, analysiert den Flow von MoTrip und
entwickelt daraus seine ersten eigenen Reimpatterns. In einer weiteren schlaflosen Nacht schreibt
er »Kopfvilla«. Ein Schlüsselmoment und Neuanfang, kreativ, wie auch menschlich.
Er lädt den Song auf Youtube hoch, und über einen gemeinsamen Freund, teilen, erst Hadi ElDor, später RAF 3.0, Chakuza, Vega, und weitere seiner erklärten Vorbilder den Link. Der
lyrische Befreiungsschlag, der auf einem The-XX-Sample basiert, wird binnen kürzester Zeit
hunderttausende Male angeklickt. Wie der Junge aussieht, weiß keiner. Im Internet existiert
neben einigen Songs lediglich ein Foto, auf dem Kidd sein Gesicht verdeckt. Eine bewusste
Entscheidung von Sierra, der den Fokus damit auf seine Musik und nicht auf Oberflächlichkeiten
und Images legen will. Hadi nimmt sich seiner an, wird sein Manager und Förderer. Sierra
verbringt daraufhin einige Zeit in Frankfurt für Studioaufnahmen mit dem gesamten Camp der
Freunde Von Niemand.
Im Internet wird er, aufgrund seiner komplexen und eindringlichen Reimstruktur, als
neues Wunderkind gehandelt. Die großen Plattenfirmen begeben sich auf die Suche und
überbieten sich im Werben um den Frühreifen. Seine persönlichen Betrachtungen sind beinahe
tiefenpsychologisch. Das Innere – die »Kopfvilla« – kehrt nach außen und kollidiert mit der
Wirklichkeit über flächigen, atmosphärischen Beats.
Kein Schlaf mehr seit ich 13 bin
Allein und das, seit Mum und ich alleine mit dem Kleinen sind
Schon damals nur gehasst, zur Schule gehen die meisten hin
Die mich damals gemobbt haben
denn auch ich war mal ein kleines Kind
Und Mama weint, wenn ich am Boden lieg
und schrei, denn ich war fünf Stunden ohne sie
Fünf Stunden ohne Herz, Fünf Stunden nichts gelernt,
denn sie schlugen die fünf Stunden auf mich ein
solange Schmerz
(»Rosa Lila Pink«)
RAF 3.0 produziert seinen trippigen, zweiten Internet-Hit »Rosa Lila Pink« und stellt ihn auf
seinem Nummer-1-Album »Hoch2« als Gast auf »Einmal Star Und Zurück« erstmals einer
größeren Öffentlichkeit vor. In ihm findet Sierra einen musikalischen Mentor, Freund und kurz
darauf seinen Labelboss. Trotz lukrativerer Angebote unterschreibt Sierra bei Indipendenza, wo
er mit RAF einen Executive Producer im Rücken hat, der die künstlerische Vision am besten
versteht und umzusetzen weiß.
»Meine Musik ist, so wie ich«, sagt Sierra, »sehr leidend und abgefuckt. Man hört dabei Stimmen
im Kopf und fühlt sich unwohl. Wir haben das versucht auf die Beats zu übertragen. Es wird auf
jeden Fall sehr unkonventionell«. Charakteristisch für seinen Sound sind die verhallten GitarrenRiffs, die sich wie ein roter Faden durch die Produktion ziehen. Die Sierra-Gitarren, wie RAF sie
nennt, haben sich zu Sierras typischem Merkmal entwickelt und machen sein Klangbild einzig-
und neuartig.
Seit das unkonventionelle Ding bei Sierra Kidd läuft, sind die Mitschüler plötzlich nett zu ihm.
Das Außenseitertum war einmal. Jetzt will jeder will ein Stück vom aufsteigenden Stern am RapHimmel. Die Arbeiten an der ersten EP mit RAF, auf die im Frühjahr 2014 ein Album folgen
soll, sind fast beendet. Sie wird »Kopfvilla« heißen. Ein paar Konflikte sind immer noch nicht ausgefochten.
Können die das nicht normal und ohne leere Zeilen aufschreiben?
es ist rein statistisch gesehen unmöglich:
jeder heutige rapper war in seiner schulzeit der außenseiter, weil er rap hörte.
was haben die mitschüler denn gehört? die flippers und die amigos?
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