Das Spiel wurde "allein" von Matthias Linda entwickelt. Als Rücken dient die Film- und Medienstiftung NRW. Vorab kann ich sagen, dass es ziemlich beeindruckend ist, was der Typ kreiert hat. Natürlich hatte er Hilfe, aber der Umfang des Spiels lässt sich echt sehen.
Grafik
Pixelbasierte Grafik in diesem Spiel ist echt schön. Wir sehen detailreiche Umgebungen und liebevoll gestaltete Charaktere. Einzigartige Animationen und beeindruckende Effekte runden das visuelle Erlebnis ab. Ja, kurzrum, es sieht super gut aus. So sollte ein modernes pixelbasiertes 16-bit RPG aussehen.
Sound
Musik ist sehr wichtig in JRPG. Themes für Kämpfe, Ambiente, Dungeons, es muss gut klingen. Das ist natürlich immer subjektiv. Aber ich hab ja objektiv gesehen einen richtig guten Geschmack für Musik. Und die ist hier ein Highlight. Die Kompositionen sind vielfältig und passen perfekt zu den jeweiligen Szenen. Die Soundeffekte sind ebenfalls gut abgemischt und tragen zur Immersion bei. Es gibt einige Themes, die ich auch abseits des Spiels nochmal auf YouTube gehört habe.
Gameplay
So, das wird hier ein wenig kontrovers. Zunächst ein mal: Chained Echoes bietet ein rundenbasiertes Kampfsystem. Joa, JRPG halt. Neben Kämpfen gibt es zahlreiche Rätsel und Geheimnisse zu entdecken, die einen stundenlang fesseln werden. So weit, so gut. Das besondere ist aber die sogenannte Overdrive-Mechanik.
Ich erklärs mal wie folgt: In jedem Kampf taucht oben links im Bildschirm eine Leiste. Diese Leiste ist unterteilt in drei Bereiche: Gelb, Grün, Rot. Auf der gelben Leiste ist ein Pfeil eingebunden. Jede Aktion, sei es ein Angriff, ein Talent (also sowas wie Magie- oder Technikattacken) oder Itemnutzung, verschiebt den Pfeil weiter nach rechts in der Leiste. In der grünen Leiste angekommen, seid ihr bereits im Overdrive. Im Overdrive seid ihr stärker und könnt mehr einstecken. Kommt ihr allerdings in den roten Bereich, hat das den gegenteiligen, negativen Effekt. Euer Ziel ist es also, im grünen Bereich zu bleiben. Bestimmte Aktionen lassen den Pfeil auch nach links verschieben, sodass ihr so in diesem Bereich bleiben könnt. Aber wann und welche Aktionen verursachen sowas? Und das ist das Problem: Es ist irgendwie random. Ein Beispiel: Unser Kämpfer Glenn (bester Mann) hat das Talent namens Abwehrbrecher. In dem einem Zug im Kampf ist dieses Talent farbig hervorgehoben, was bedeutet, dass der Pfeil sich nach links verschiebt. Im nächsten Zug dann nicht mehr. Die Overdrive-Mechanik wird gerne als strategisches Konzept mit Spannung beschrieben. Ich finde das nicht. Ich habe das Gefühl, es schränkt mich zu sehr ein. Ich hatte oft die Situation, dass ich gerne die eine Aktion machen möchte, aber argh dann mit dem Risiko, dass ich in den roten Bereich falle. Ok, denk strategischer. Gehe ich ins Risiko oder nehme ich doch was anderes? DABEI GING ES NUR UM HEILEN DIGGAAAA. Und da es in jedem Kampf auftaucht, empfang ich es später auch als störend. Am Anfang des Spiels fand ich es tatsächlich neu, cool und eine interessante Idee. Später war ich halt ernüchtert davon. Ich spielte für die Overdrive-Liste und nicht gegen den Gegner. Versteht ihr?
Daneben hat man eine andere, sehr angenehme Mechanik hinzugefügt: Nach dem Kampf werden eure Lebens- als auch Talentleiste vollständig aufgefüllt. Auch gefallene Kameraden werden einfach wiederbelebt, wenn sie im Kampf gefallen sind. Das ist sehr cool. Aber wenn ich es mir hätte aussuchen können, kein Overdrive und dafür keine Wiederherstellung von HP/TP, dann hätte ich auch das gewählt.
Es ist natürlich kein Gamebreaker, kein nerviges Gameplayprinzip. Andere werden das als Herausforderung für strategisches Denken und gutes Timing ansehen. Aber bei jedem Kampf?? Naja, ok.
Das Aufleveln und Freischalten von Talenten hätte man auch besser lösen können. Das Aufwerten von Waffen und Rüstungen mithilfe von Kristallen empfang ich als undurchsichtig.
JRPG können ja sehr grindlastig. Chained Echoes erfordert auch mal hier und da grinding. Aber das hauptsächlich bei optionalen, einzigartigen Bossen. Ich finde man kommt gut durch, insbesondere da man mMn durch das Ausnutzen der Schwächen der Gegner einen enormen Vorteil gewinnen kann. Die Schwächen der Gegner werden im Übrigen immer angezeigt. Es gibt also kein ala Final Fantasy Skill für Analyse. Ihr seht alles.
Außerdem kann man im Kampf jederzeit die Kämpfer tauschen, sofern ihr zuvor die Figuren entsprechend aufgestellt habt. Auch cool.
Na gut, reicht auch mit dem Gameplay. Ist genug gesagt. Bestimmt hab ich was vergessen.
HAALT DOCH. Ab der Hälfte des Spiels hat man eine eigene Basis und kann bestimmte Rekruten auf der Welt suchen. Sie bieten ihre Hilfe an und siedeln sich in eurer Basis an. Suikoden lässt grüßen. Wir grüßen zurück.
Story
Ganz schön scheiße das Kämpfen, was?? Warum spielst du es dann?? Heeehhh?? Ein JRPG
muss eine epische Story mit einzigartigen, tiefgründigen Charakten mit emotionalen Szenen und unerwartete Wendungen bieten. Das ist ein Weltgesetz. Und das kann ich euch sagen: Das ist das beste, was man im JRPG Segment finden kann. Die Geschichte von Chained Echoes ist das stärkste Element im Spiel. Die Entwicklung der Charaktere ist gut durchdacht, und ihre Interaktionen sind glaubwürdig und fesselnd. Gerade wenn man denkt, man weiß jetzt so grob, wie das Abenteuer weitergehen und enden wird, kommen auf einmal neue Perspektiven, Fraktionen oder Personen dazu. Das ist nicht plump, sondern dramaturgisch perfekt in Szene gesetzt.
Die Nebenquests in Chained Echoes sind erfrischend und abwechslungsreich gestaltet, im Gegensatz zu vielen anderen JRPGs, bei denen Nebenquests oft als einfache "Sammel"- oder "Töte X Anzahl von Gegnern"-Aufgaben erscheinen. Hier bieten die Nebenquests spannende Handlungsstränge, interessante Charakterbegegnungen und tiefere Einblicke in die Spielwelt.
Ich feier das. Lutsch dran Tales of Arise.
Fazit
Chained Echoes ist ein herausragendes Rollenspiel, das Fans des Genres begeistern wird. Die wunderschöne Grafik, der fesselnde Soundtrack, die tiefgründige Geschichte machen es zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das Gameplay bzw. das Kämpfen ist okay. Okay?
Mit einer Wertung von 56/62 ist Chained Echoes ein Pflichttitel für alle, die epische Geschichten und eine nostalgische Reise in die Welt der klassischen JRPGs zu schätzen wissen.
Oder wie der größte deutsche Philosoph unserer Zeit sagen würde: