hallo aceman,
vielen dank für deine konstruktive kritik!
meiner meinung nach hat sich die carluccio notation aus mehreren gründen nicht durchsetzen können. sie ist zu kompliziert zu lesen, so dass eine universelle kommunikation mit andersartigen musikern von vornherein unmöglich wird - dies denke ich sollte eine grundvorraussetzung einer musiknotation ausmachen - egal um welches instrument es sich hierbei handelt.
2. zwar können scratch techniken mit TTM aufgezeichnet werden- jedoch ist die art und weise einfach unpraktisch und bestimmte instrumentelle umgangsformen sperren sich von vornherein einer schriftlichen aufzeichnung - bspw. beatjuggling, sondertechniken,.....
wenn man eine notation für das turntablism erfinden müsste, so würde die variante von carluccio wohl jedem logisch denkenden menschen zuerst einfallen - also sprich ein raster für tonträgerbewegungen und schnittpunkte bezüglich der crossfaderbewegung.
jedoch fehlt hierbei eine genaue analyse des bewegungsapparat welcher die ganze sache noch viel viel feiner differenziert
- genau deshalb gibt es auch vier grundlagenbücher zur s-notation. generell stellen sie gewissermaßen eine musikwssenschaftliche analyse der gesamtthematik dar und sind deshalb so umfangreich - jedoch wirklich einfach zu verstehen.
Die s-notation baut vom graphischen eindruck her auf der symbolistik der traditionellen notation auf, sie ist zwar etwas anders zu lesen jedoch genauso einfach und effektiv wie die traditionelle. es geht bei ihr nicht um chromatische tonleiter oder quintenzirkel - nein das vorhandene wissen jedes turntablisten, selbst eines vollkommenden laien reicht aus um den sinn dahinter zu verstehen. über die s-notation habe ich bereits mit andersartigen musikern zusammengearbeitet und das verständnis, die kommunikationsgrundlage war immer gewährleistet - ein riesen vorteil wie ich finde.
eine scratch technik zu erlesen wird sich über kurz oder lang als viel einfacher gestalten - als sie sich im gegensatz dazu immer wieder anzuschauen oder rauszuhören - ein blick genügt um die korrespondenz zwischen tonträger-, und crossfaderbewegung bis ins kleinste detail zu analysieren.
jeder klassische musikunterricht bedient sich seit hunderten von jahren (in gewisser weise
dieser verfahrenstechnik - warum sollen wir hierbei eine ausnahme machen. turntablist = "echter" musiker.
zu gunkhole: verwechsel bitte nicht den begriff komponiert und durcharrangiert mit der annahme, dass nun jede einzelne note bis ins detail reproduziert werden soll. es ist genau wie im jazz: es gibt grundlegende motive, beats, breaks, melodien die "umspielt" werden. alles was ich bis jetzt von gunkhole gesehen hab unterliegt diesem prinzip. -- jedoch sprichst du aus eigener erfahrung und darum stellt dies nur meine persönliche meinung dar.
ein schönes beispiel diesbezüglich ist der zweite teil des gunkhole auftritt bei der dmc in kanada (also toadstyle, excess und d-styles) und ich meine hierbei speziell das stück "razorblade alcohol slide". die unverkennbare flötenmelodie welche von d-styles als eine art refrain eingespielt wird ist ein geniales "motiv" - ein wiedererkennungseffekt der für dieses stück mehr als charakteristisch ist. das stück lebt buchstäblich davon, wie man an der reaktion des publikums unschwer erkennen kann. selbst der break dieses stückes, der beat (zwar von band) wird reproduziert und somit ist dieser titel ein exemplarisches beispiel für strukturisierten musikaufbau, der darüber hinaus noch eine menge spielraum für improvisation läßt..
beste grüße und bis bald